Ab dem 7. Juli 2025 wird die Harzhochstraße (B 242) zwischen Sonnenberg und der Bundesstraße 4 vollständig gesperrt. Die Maßnahme betrifft eine der zentralen Verkehrsadern in den Oberharz und wird voraussichtlich bis September andauern. Die großflächige Sanierung auf einer Länge von rund drei Kilometern betrifft nicht nur den Tourismusverkehr, sondern hat auch Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft, den Naturschutz und die regionale Infrastruktur.
Hintergrund der Sperrung
Die B 242 gilt als wichtige Ost-West-Verbindung durch den Harz und ist insbesondere in der Ferienzeit stark frequentiert. Sie verbindet Clausthal-Zellerfeld, Altenau und den Nationalpark Harz mit dem Südharz. Aufgrund ihres Zustands – geprägt von Rissen, offenen Fugen und teils gefährlichen Kurven – ist die Straße bereits seit Jahren sanierungsbedürftig. Vor allem Motorradfahrer und Pendler haben die Strecke in der Vergangenheit als riskant bezeichnet.
Die Sanierung wird durch die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Goslar gemeinsam mit der Harzwasserwerke GmbH durchgeführt. Die Finanzierung in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro erfolgt durch den Bund. Geplant sind zwei aufeinanderfolgende Bauabschnitte:
- Bauabschnitt 2A: Sonnenberg bis Oderteich – ca. 8 Wochen Bauzeit
- Bauabschnitt 2B: Oderteich bis B 4 – ca. 7 Wochen Bauzeit
Umleitungen und Verkehrsführung
Während der Sperrung wird eine großräumige Umleitung eingerichtet. Diese führt von Clausthal-Zellerfeld über das Dammhaus auf die B 498 nach Altenau, von dort weiter über die L 504 nach Torfhaus und dann über die B 4 in Richtung Braunlage oder Bad Harzburg. In Sonnenberg wird zusätzlich eine Ampelanlage eingerichtet, um die Zufahrt Richtung St. Andreasberg zu regeln.
Diese Umleitung bedeutet nicht nur zusätzliche Fahrzeit für Anwohnerinnen und Anwohner, sondern auch für Touristen, die den Harz besuchen wollen. Besonders in den Sommerferien könnte es zu spürbaren Verzögerungen kommen.
Einfluss auf Tourismus und Wirtschaft
Der Zeitpunkt der Sperrung – mitten in der Hauptferienzeit – wirft Fragen auf. Die Region lebt in hohem Maße vom Tourismus. Unterkünfte, Gastronomiebetriebe und Ausflugsziele entlang der Strecke sind auf gute Erreichbarkeit angewiesen. Besonders Orte wie der Oderteich, die Harzer Wasserregale oder das UNESCO-Weltkulturerbe rund um Clausthal-Zellerfeld zählen zu beliebten Ausflugszielen.
„Wenn die Umleitung über Torfhaus nicht winterfest geräumt wird, drohen für Pendler erhebliche Ausfälle“, warnt ein Bürger aus einem lokalen Forum mit Blick auf ähnliche Sperrungen in der Vergangenheit.
Die örtliche Wirtschaftskammer verweist darauf, dass eine frühzeitige und transparente Kommunikation sowie eine gut beschilderte Umleitung entscheidend sind, um größere wirtschaftliche Einbußen zu vermeiden.
Sicherheitsaspekte und bauliche Maßnahmen
Die Sanierung beinhaltet eine vollständige Erneuerung der Fahrbahn, inklusive der Sanierung von drei Brückenbauwerken sowie der Installation neuer Fahrzeugrückhaltesysteme. Die Maßnahme soll nicht nur den Komfort, sondern auch die Verkehrssicherheit deutlich verbessern.
Für Motorradfahrer birgt die bisherige Strecke ein erhöhtes Unfallrisiko. Risse, unebene Stellen und fehlende Leitplanken wurden immer wieder kritisiert. Mit der neuen Infrastruktur soll die Strecke insbesondere für Zweiradfahrer sicherer werden.
Naturschutz und Denkmalpflege
Ein bislang wenig beachteter Aspekt betrifft den Natur- und Denkmalschutz entlang der Strecke. Teile der B 242 verlaufen in unmittelbarer Nähe historischer Wasserläufe, die zum Oberharzer Wasserregal gehören – ein weltweit einmaliges, inzwischen UNESCO-geschütztes System von Gräben und Teichen zur historischen Energiegewinnung. In diesem Kontext erfolgt eine archäologische Begleitung der Baumaßnahme durch das Landesamt für Denkmalpflege.
Darüber hinaus sind entlang der Strecke mehrere seltene Pflanzenarten nachgewiesen worden, darunter der Braunstielige Streifenfarn und das Große Windröschen. Die Sanierungsarbeiten müssen daher besondere Rücksicht auf diese schützenswerten Lebensräume nehmen.
Begleitmaßnahmen im Detail
Maßnahme | Ziel | Verantwortlich |
---|---|---|
Randbefestigung an Gräben | Schutz der Wasserläufe | Harzwasserwerke GmbH |
Archäologische Dokumentation | Bewahrung des UNESCO-Erbes | Landesamt für Denkmalpflege |
Heidepflege & Entkusselung | Erhalt naturnaher Flächen | Harzforst & Umweltbehörden |
Waldbrandprävention und Forstmanagement
Die Baustelle fällt in eine Zeit erhöhter Waldbrandgefahr. Im Zuge der Nationalparkstrategie wurden bereits ab 2020 Konzepte zur Besucherlenkung und Waldbrandvorsorge entwickelt. Die aktuelle Sperrung bietet eine Gelegenheit, bestehende Systeme zur Brandüberwachung und Feuerlöschzugänge in diesem Abschnitt zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren.
In diesem Kontext stehen auch die aktuellen Diskussionen um den Umgang mit Totholzbeständen im Harz: Während Umweltverbände wie der NABU für deren Erhalt plädieren, betonen Forstbetriebe den präventiven Brandschutz durch gezielte Räumung. Baustellen können hier eine koordinierende Rolle einnehmen – etwa als Ausgangspunkt für Pflegeeingriffe oder für den Aufbau temporärer Löschwasserentnahmestellen.
Umweltauflagen verlängern Bauzeiten
Ein oft unterschätzter Aspekt bei solchen Großprojekten sind die zeitlichen Auflagen, die aus Artenschutzgründen entstehen. In der Vergangenheit verlängerten sich Bauzeiten durch Rücksicht auf Brutzeiten geschützter Vogelarten oder durch die Notwendigkeit, Amphibien-Wanderungen zu berücksichtigen. Auch bei der B 242 könnte dies zu Verschiebungen führen, falls entsprechende Funde oder Lebensräume entdeckt werden.
Lehren aus früheren Sperrungen
Die Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten wie der Sanierung der B 498 zwischen Altenau und Goslar oder der Bramkebrücke bei Bad Harzburg zeigen: Frühzeitige Kommunikation, proaktive Beschilderung und flexible Umleitungsführung sind zentrale Faktoren für das Gelingen solcher Maßnahmen. Nur so lassen sich Frust bei Autofahrern, Umsatzeinbußen im Tourismus und logistische Probleme bei Rettungsdiensten vermeiden.
Notwendige Maßnahme mit breiter Wirkung
Die Sanierung der B 242 ist ein notwendiger Schritt zur Erhaltung der Infrastruktur und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Harz. Sie betrifft jedoch nicht nur den Verkehrssektor, sondern hat Auswirkungen auf Tourismus, Natur, Denkmalpflege, Waldbrandschutz und regionale Wirtschaft.
Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie gut sich Planer, Behörden, Anwohner und Gäste auf die Sperrung einstellen. Klar ist: Wer in den Harz will, sollte sich frühzeitig über Umleitungen informieren und mehr Fahrzeit einplanen. Die Maßnahme bietet gleichzeitig die Chance, nicht nur eine Straße zu erneuern, sondern auch wichtige Impulse für Sicherheit, Naturschutz und nachhaltige Besucherlenkung zu setzen.