Wernigerode

Nachhaltigkeit im Alltag Wintereinbruch im Harz? Am Wochenende könnte Schnee fallen

Wernigerode, 12. November 2025 – Ein kalter Wind fegt über die Höhen des Harzes, feine Nebelschwaden hängen zwischen den Bäumen, und in den Ortschaften rund um Braunlage und Schierke bereiten sich viele auf das vor, was Meteorologen seit Tagen ankündigen: Der Winter steht vor der Tür. Schon am Wochenende soll die weiße Pracht zurückkehren – früher als in den vergangenen Jahren.

Polar­luft sorgt für ersten Schnee im Mittelgebirge

Ein massiver Kaltlufteinbruch aus dem Norden wird am Wochenende voraussichtlich das Wetter im gesamten Mittelgebirgsraum verändern. Nach Angaben des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF) fällt die Temperatur in der mittleren Atmosphäre um bis zu 20 Grad Celsius. Diese sogenannte Polarfront trifft besonders den Norden Deutschlands – und damit auch den Harz. Der Übergang von mild zu winterlich soll dabei abrupt erfolgen, „selbst für Meteorologen selten“, heißt es in einer aktuellen Analyse.

Schon jetzt zeigen Schneehöhenkarten erste weiße Flächen in der Region. Besonders betroffen sind die Hochlagen oberhalb von 500 bis 600 Metern. In Orten wie Torfhaus, Sankt Andreasberg und auf dem Brocken rechnen Experten mit den ersten nennenswerten Schneefällen der Saison. In tieferen Lagen, etwa rund um Bad Harzburg oder Wernigerode, wird der Schnee voraussichtlich nur kurz liegen bleiben – die Böden sind noch zu warm.

Wie realistisch ist ein nachhaltiger Wintereinbruch?

Viele Menschen im Harz fragen sich, ob der bevorstehende Schneefall den Beginn eines echten Winters markiert. Meteorologen dämpfen jedoch die Erwartungen: Ein nachhaltiger Wintereinbruch mit geschlossener Schneedecke ist derzeit unwahrscheinlich. Zwar könne es zu kurzfristigen Schneefällen kommen, doch stabile Hochdrucklagen, die länger anhaltende Kälte garantieren, fehlen bislang. In den Prognosen heißt es daher, dass sich das Wetter nach dem Wochenende wieder milder gestalten könnte.

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Erste Schneeflocken bereits gefallen

Einige Höhenlagen des Harzes haben den Winter bereits kurz gespürt: In den vergangenen Tagen fiel vereinzelt Schnee, der teilweise liegen blieb. Die Goslarsche Zeitung berichtete von „einem eindrucksvollen Kontrast zwischen goldgelbem Laub und weißen Wiesen“ – ein typisches Bild für den frühen Winterbeginn in der Region. Auch Autofahrer im Oberharz mussten bereits vorsichtig unterwegs sein: Polizei und Feuerwehr warnten vor rutschigen Straßen.

„Schnee und Glätte sorgen für schwierige Straßenverhältnisse“, so ein Sprecher der Polizei Goslar. Besonders in höheren Gebirgslagen werde dringend empfohlen, Winterreifen zu nutzen und das Fahrverhalten anzupassen. Schon jetzt sind einige Nebenstrecken nur eingeschränkt befahrbar.

Klimadaten zeigen langfristigen Trend

Während sich der Harz auf das Wochenende vorbereitet, verweisen Klimaforscher auf eine langfristige Entwicklung: Die Zahl der Schnee- und Eistage im Harz ist seit Jahrzehnten rückläufig. Laut einem regionalen Klima-Factsheet hat die jährliche Zahl an Schneetagen mit mehr als 10 Zentimetern Schneehöhe deutlich abgenommen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte sich dieser Trend fortsetzen. Ursache sind steigende Durchschnittstemperaturen und häufigere Wechsel von Kälte- zu Wärmephasen.

Schneesicherheit sinkt – Wintersport in Gefahr

Auch für den Wintertourismus im Harz haben diese Veränderungen Folgen. Eine Auswertung des Deutschen Wetterdienstes für Wernigerode-Schierke zeigt, dass die Schneefalltage im Vergleich zu den 1980er-Jahren deutlich zurückgegangen sind. Betreiber von Skiliften und Rodelbahnen kämpfen zunehmend mit kurzen Wintersaisons. „Skisport ohne Zukunft“ – so titelte ein Bericht bereits im vergangenen Jahr. Der Mangel an Naturschnee zwingt viele Anlagen dazu, auf künstliche Beschneiung zu setzen, was kostspielig und energieintensiv ist.

Beobachtungen und Stimmen aus der Region

In den sozialen Medien häufen sich bereits erste Schneevideos. Ein Nutzer aus Sankt Andreasberg schreibt: „Gestern kam der erste Schnee, heute ist er schon wieder weggetaut.“ Das zeigt, wie kurzlebig die Schneefälle in den mittleren Lagen derzeit sind. In einer Facebook-Gruppe berichten Anwohner zudem von liegengebliebenen Fahrzeugen und Glätte im Oberharz – ein Vorgeschmack auf die kommenden Tage.

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In Foren zum Thema Wintersport wird unterdessen diskutiert, ob die Hoffnung auf eine weiße Saison noch realistisch ist. Viele Touristiker setzen auf spontane Wochenenden mit Schneegarantie, doch ohne stabile Temperaturen bleibt die Planung unsicher. Besucher erwarten „weiße Pisten“, doch die Natur spielt nicht immer mit.

Wie sich der Winter im Harz entwickeln könnte

Ob der kommende Winter streng, mild oder wechselhaft wird, bleibt offen. Experten betonen, dass kurzfristige Kaltluftphasen keine verlässlichen Rückschlüsse auf den gesamten Winter zulassen. Dennoch zeigt die aktuelle Wetterlage, dass der Harz trotz Klimaveränderungen nach wie vor zu den ersten Regionen Norddeutschlands gehört, in denen Schnee fällt. Für viele Bewohner und Besucher ist das ein Moment der Hoffnung – und ein Vorgeschmack auf den Winter, wie er früher war.

In den nächsten Tagen entscheidet sich, ob die weiße Schicht bleibt oder wieder verschwindet. Sicher ist nur eines: Der Harz steht erneut im Spannungsfeld zwischen Klimawandel, Wetterextremen und der Sehnsucht nach dem ersten Schnee des Jahres.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.