
Wernigerode – In der Nacht zum Montag wurde ein Döner-Imbiss in der Breiten Straße von Wernigerode im Harz ein Raub der Flammen. Feuerwehr und Polizei waren stundenlang im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen und ein Übergreifen auf angrenzende Gebäude zu verhindern. Jetzt laufen die Ermittlungen zur Brandursache – vieles deutet auf eine technische Ursache hin.
Feuerwehreinsatz im historischen Stadtkern von Wernigerode
Gegen kurz nach ein Uhr in der Nacht zum 27. Oktober 2025 ertönte der Alarm für die Freiwillige Feuerwehr Wernigerode. Unter dem Einsatzstichwort „B2 – Feuer/Rauchentwicklung“ rückten 24 Einsatzkräfte zur Breiten Straße aus. Beim Eintreffen am Einsatzort loderten offene Flammen aus dem Bereich der Lüftungsanlage eines kleinen Döner-Imbisses. Durch das schnelle Eingreifen konnte ein Übergreifen auf angrenzende Fachwerkhäuser verhindert werden – ein Umstand, der in der dicht bebauten Altstadt des Harzortes von besonderer Bedeutung ist.
„Beim Eintreffen stand die Abluftanlage in Flammen“, erklärte Stadtwehrleiter Marco Söchting gegenüber der Volksstimme. „Wir haben das Feuer unter schwerem Atemschutz schnell unter Kontrolle gebracht.“ Der Einsatz dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Nachlöscharbeiten und Kontrollen der Brandstelle zogen sich bis zum Vormittag hin.
Polizei ermittelt zur Brandursache
Die Polizei im Harz hat die Ermittlungen aufgenommen. Noch ist unklar, was genau das Feuer auslöste. Derzeit gehen die Beamten ersten Hinweisen nach, dass die Ursache im technischen Bereich liegen könnte. Brandermittler der Kriminalpolizei werden in den kommenden Tagen Spuren sichern und Proben aus der Lüftungsanlage untersuchen. Ein Polizeisprecher bestätigte: „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf Brandstiftung oder Fremdeinwirkung.“
Wie konnte es zu dem Brand kommen?
Die naheliegendste Erklärung ist eine Überhitzung oder ein Kurzschluss in der Lüftungsanlage. Laut Feuerwehr trat das Feuer genau dort aus, wo Fette und Dämpfe von Grillgeräten in die Abluft geleitet werden. Diese Systeme zählen zu den häufigsten Brandursachen in der Gastronomie, vor allem wenn sie nicht regelmäßig gereinigt oder gewartet werden.
Keine Verletzten, aber erheblicher Schaden
Verletzt wurde bei dem Brand glücklicherweise niemand. Der betroffene Betreiber des Döner-Imbisses konnte rechtzeitig alarmiert werden. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Sachschaden auf einen mittleren fünfstelligen Betrag. Experten verweisen auf frühere Brandereignisse in Wernigerode: Beim Großbrand im Mai 2024 in der Ilsenburger Straße betrug der Schaden über zwei Millionen Euro. Das verdeutlicht, wie gravierend Brände in Gewerbeimmobilien ausfallen können – insbesondere in älteren Gebäuden im Harz.
Hintergrund: Brandrisiken in der Gastronomie
Eine Studie der Technischen Universität Magdeburg unter Leitung von Maiworm (2024) untersuchte 900 Brandfälle in Deutschland und kam zu dem Ergebnis, dass gerade Gewerbebetriebe mit Koch- oder Frittiergeräten zu den Risikogruppen zählen. In vielen Fällen treten Brände nachts auf, wenn keine Mitarbeiter vor Ort sind. Ursache sind häufig Defekte an elektrischen Anlagen, Fettablagerungen oder unsachgemäße Wartung.
Gastronomie im Wandel – steigender Druck, sinkende Sicherheit?
Die ifo-Studie 2023 zeigte, dass die Gastronomiebranche nach den Krisenjahren wieder wächst, gleichzeitig aber unter Kostendruck steht. Viele Betreiber müssen mit gestiegenen Energiepreisen und Löhnen umgehen. In diesem Umfeld wird Wartung von Geräten manchmal aufgeschoben, um Kosten zu sparen – ein Risiko, das sich in Fällen wie dem aktuellen Brand im Harz zeigen kann.
Wie häufig kommt es im Harz zu Gewerbebränden?
Ein Blick auf die Statistik der Brandereignisse in Sachsen-Anhalt zeigt: Rund 15 % aller gemeldeten Brände betreffen Gewerbeobjekte, darunter viele in der Gastronomie. Im Harz wurden allein 2024 laut Feuerwehrstatistik 28 Einsätze dieser Art verzeichnet. Häufige Ursachen: Defekte Elektroinstallationen, unsachgemäßer Umgang mit Fett oder offene Flammen in Küchen.
| Brandursache | Prozentualer Anteil (Gewerbebetriebe im Harz) |
|---|---|
| Elektrische Defekte | 38 % |
| Fettbrände / Lüftungsanlagen | 31 % |
| Offene Flammen / unsachgemäße Handhabung | 19 % |
| Sonstige Ursachen | 12 % |
Reaktionen in sozialen Medien
In lokalen Facebook-Gruppen aus Wernigerode wurde der nächtliche Brand schnell zum Gesprächsthema. Viele Nutzer zeigten Anteilnahme, einige äußerten aber auch Kritik an der Sicherheitslage in den engen Straßen der Altstadt. Auf der Facebook-Seite der Freiwilligen Feuerwehr Wernigerode wurde der Einsatzbericht bereits am frühen Morgen veröffentlicht. Zahlreiche Kommentare lobten das schnelle Handeln der Einsatzkräfte.
Auch die Facebook-Seite des betroffenen Betriebs wurde von Kunden kommentiert. Viele Stammgäste drückten ihre Unterstützung aus und fragten, wann der Imbiss wieder öffne. Das zeigt, wie eng kleine Betriebe im Harz mit ihrer Kundschaft verbunden sind – und welche wirtschaftlichen Folgen ein Brand über die Zerstörung hinaus haben kann.
Wie lange dauern Löscharbeiten bei Gewerbebränden im Harz?
Im aktuellen Fall war das Feuer nach etwa zwei Stunden unter Kontrolle. Doch bei vergleichbaren Bränden in der Region, etwa dem Großbrand von 2024, dauerten die Löscharbeiten über sechs Stunden. Je nach Bauweise des Gebäudes, Zugangsmöglichkeiten und Materialmix kann sich ein Brand in historischen Altstädten besonders schwierig gestalten.
Was passiert nach einem Brand mit dem Gebäude?
In der Regel sperrt die Polizei die Brandstelle ab, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Danach entscheidet die Stadt Wernigerode gemeinsam mit Versicherern und Eigentümern über Sanierung oder Abriss. Beim Brand 2024 wurde das betroffene Gebäude komplett neu errichtet – ein Szenario, das auch jetzt denkbar ist, wenn die Statik der Brandstelle beeinträchtigt wurde.
Brandprävention: Was Betreiber und Anwohner lernen können
Regelmäßige Wartung rettet Existenzen
Brandexperten betonen, dass regelmäßige Wartung und Reinigung von Dunstabzugshauben und Lüftungssystemen entscheidend sind. Gerade in kleinen Imbissbetrieben im Harz, wo Platz und Budget knapp sind, wird dieses Thema oft unterschätzt. Dabei sind regelmäßige Überprüfungen durch zertifizierte Fachbetriebe gesetzlich vorgeschrieben – Verstöße können im Schadensfall sogar zu Problemen mit der Versicherung führen.
Brandschutz im Altbau
Die besondere Architektur der Harz-Städte wie Wernigerode oder Quedlinburg macht Brandschutz zu einer Herausforderung. Enge Straßen, Fachwerkbauten und oft fehlende Brandschutztüren erschweren den Einsatz. Deshalb appelliert die Feuerwehr regelmäßig an Eigentümer, elektrische Leitungen und Installationen in Altbauten prüfen zu lassen. Besonders riskant sind nachträglich eingebaute Küchen oder Abluftschächte, die nicht fachgerecht isoliert wurden.
Fragen der Bürger und Antworten der Fachleute
- Wie kann man sich als Anwohner schützen? – Rauchmelder in jedem Raum, klare Fluchtwege und regelmäßige Wartung elektrischer Geräte sind die wichtigsten Maßnahmen.
- Was sollten Gewerbetreibende im Harz beachten? – Neben der regelmäßigen Wartung von Anlagen sollten sie Fettabscheider, Feuerlöscher und Notfallpläne bereithalten.
- Welche Rolle spielt die Feuerwehrprävention? – Feuerwehr und Stadtverwaltung im Harz bieten Schulungen und Brandschutztage an, um Gewerbetreibende zu sensibilisieren.
Wirtschaftliche Folgen und Wiederaufbau
Der aktuelle Brand trifft nicht nur den Betreiber, sondern auch die Innenstadt von Wernigerode. Kleine Gastronomiebetriebe beleben das Stadtbild – ihr Verlust bedeutet weniger Vielfalt und Besucherfrequenz. Auch für die Versicherung könnte der Schaden kostspielig werden. Nach Angaben der Stadt sind Gutachter bereits eingeschaltet, um das Ausmaß der Schäden zu bewerten.
Die Erfahrungen aus 2024 zeigen, dass Wiederaufbau und Versicherungssummen oft Monate, teils Jahre beanspruchen. Beim TEDi-Markt an der Ilsenburger Straße wurde der Neubau erst im Oktober 2025 fertiggestellt – über ein Jahr nach dem Brand. Solche Verzögerungen sind typisch, da Bauunternehmen im Harz stark ausgelastet sind und Denkmalschutzauflagen berücksichtigt werden müssen.
Langfristige Lehren aus wiederkehrenden Bränden
Die Häufung von Bränden in Gewerbebetrieben in Wernigerode und Umgebung zeigt, dass Brandschutz im Harz ein zentrales Thema bleiben wird. Von der historischen Altstadt bis zu modernen Gewerbegebieten müssen Sicherheitskonzepte regelmäßig überprüft werden. Der aktuelle Vorfall ist ein weiterer Weckruf – sowohl für Betreiber als auch für Kommunen.
Fazit: Was der Brand in Wernigerode für den Harz bedeutet
Der nächtliche Brand in einem Döner-Imbiss in Wernigerode reiht sich ein in eine Serie von Vorfällen, die zeigen, wie verletzlich die Infrastruktur im Harz ist. Feuerwehr, Polizei und Stadtverwaltung agierten schnell und verhinderten Schlimmeres – doch die Ursache liegt tiefer: im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Druck, technischem Verschleiß und unzureichender Prävention. Während die Ermittlungen laufen, bleibt die Hoffnung, dass der Fall als Anlass dient, Brandschutz und Wartungsroutinen in der gesamten Region zu verbessern. Der Harz, mit seiner Mischung aus historischen Bauwerken und modernen Betrieben, braucht konsequente Sicherheitsstrategien – damit sich die Flammen der Nacht von Wernigerode nicht wiederholen.







