
Stiege, 04. Dezember 2025 – In der klaren Winterluft liegt der Duft von Holz, Harz und warmem Gebäck. Rund um die hölzerne Silhouette der Stabkirche Stiege flackern Lichter, während sich leises Stimmengewirr und erwartungsvolle Stille abwechseln. Der kleine Weihnachtsmarkt, der an diesem historischen Ort stattfindet, verbindet Tradition und Atmosphäre auf eine Weise, die weit über das Übliche hinausgeht. Am 6. Dezember kehrt dieser besondere Adventstreffpunkt zurück – mit Andacht, Liedern und dem Besuch des Weihnachtsmanns.
Der Weihnachtsmarkt an der Stabkirche Stiege hat sich in den vergangenen Jahren zu einem festen Bestandteil der regionalen Adventszeit entwickelt. Der Förderverein, der das denkmalgeschützte Holzbauwerk betreut, lädt auch 2025 wieder zu einem Nachmittag ein, der bewusst klein gehalten, aber reich an Gemeinschaftsgefühl ist. Zwischen Tannenzweigen und winterlichen Farben entsteht eine Kulisse, die an alte Harzer Traditionen erinnert und gleichzeitig ein Begegnungsort für Einheimische und Gäste bleibt.
Ein kulturhistorisches Bauwerk als Mittelpunkt des Advents
Die Stabkirche Stiege ist nicht nur ein architektonisches Unikat, sondern ein Stück lebendige Regionalkultur. Ursprünglich 1905 als Kapelle der Lungenheilanstalt im Albrechtshaus errichtet, diente sie fast neun Jahrzehnte lang Patientinnen und Patienten als Ort der Andacht. Die Holzbauweise, die an nordische Kirchenformen erinnert, die markanten bleiverglasten Fenster sowie die 23 Meter lange, elf Meter breite Struktur geben ihr bis heute einen unverwechselbaren Charakter.
Der Niedergang begann, als das Albrechtshaus 1993 aufgegeben wurde. Die Kirche blieb zurück, über Jahre verwahrlost und zunehmend beschädigt. Viele der kunstvollen Bleiglasfenster wurden zerstört, das Gebäude war Witterung und Vandalismus schutzlos ausgeliefert. Dass es heute wieder erstrahlt, ist das Ergebnis eines außergewöhnlichen zivilgesellschaftlichen Engagements: Der 2014 gegründete Verein Stabkirche Stiege e.V. setzte sich konsequent für Rettung und Versetzung der Kirche ein. Die vollständig dokumentierte Demontage, der Transport nach Stiege und der Wiederaufbau am heutigen Standort mündeten 2022 in eine feierliche Neueröffnung.
Seither ist die Stabkirche kein Gotteshaus im traditionellen Sinne mehr, sondern ein vielseitiger Kulturort. Konzerte, Lesungen, kleine Ausstellungen und eben der Weihnachtsmarkt zeigen, wie ein Denkmal zu einem lebendigen Treffpunkt werden kann.
Weihnachtsmarkt 2025 – ein stimmungsvoller Nachmittag
Der Weihnachtsmarkt, der am 6. Dezember 2025 stattfindet, ist bewusst überschaubar gehalten – doch gerade diese Größe ermöglicht eine besondere Nähe zwischen Besucherinnen und Besuchern, Ehrenamtlichen und dem historischen Ambiente. Ab 14:30 Uhr öffnet das Gelände an der Lange Straße 43 im Ortsteil Stiege. Dann fügen sich Lichter, winterliches Grün und der schlichte Holzbau zu einem Bild, das die Adventszeit in ihrer ruhigsten Form sichtbar macht.
Programm und besondere Momente
Die Veranstaltung beginnt mit einer Andacht in der Stabkirche. Das Zusammenspiel aus Holz, Kerzenschein und bleiverglasten Fenstern schafft eine Akustik und Atmosphäre, die selten geworden ist. Im Anschluss folgt gemeinsames Weihnachtsliedersingen, begleitet vom Harmonium, das den Innenraum mit warmen Klängen erfüllt. Viele Gäste kommen genau deshalb – weil hier der Advent nicht überladen wirkt, sondern bewusst reduziert und feierlich.
Auf dem Außengelände erwarten die Besucher verschiedene Stände mit winterlichen Speisen und heißen Getränken. Das Angebot ist traditionell und bodenständig: einfache Gerichte, regionale Spezialitäten, Süßes für Kinder, Herzhaftes für Erwachsene. Die Ehrenamtlichen des Vereins bereiten vieles selbst zu, weshalb der Duft von Gebäck, Punsch und rustikalen Speisen über dem Platz liegt.
Ein Höhepunkt für Familien ist der Besuch des Weihnachtsmanns. Er erscheint – je nach Wetter – mit Wagen oder Schlitten und bringt kleine Geschenke für die jüngsten Gäste mit. Eltern können zuvor Überraschungen beim Veranstalter abgeben. Dieser persönliche Moment, der bewusst ohne großen Showeffekt inszeniert wird, ist einer der Gründe, warum viele Familien jedes Jahr wiederkommen.
Rahmenbedingungen und Hinweise für Besucher
Der Eintritt zum Weihnachtsmarkt ist frei. Da die Veranstaltung draußen stattfindet, empfiehlt sich warme Kleidung. Die Lage im Oberharz sorgt in dieser Jahreszeit mitunter für Schneefall oder Frost, was die Kulisse zwar stimmungsvoll macht, aber zusätzliche Vorbereitung sinnvoll erscheinen lässt. Parkmöglichkeiten stehen im Ort zur Verfügung, der Fußweg zur Kirche ist gut ausgeschildert.
Warum dieser Weihnachtsmarkt so besonders ist
Während viele Adventsmärkte in den vergangenen Jahren größer und kommerzieller geworden sind, steht in Stiege etwas anderes im Mittelpunkt: die Verbindung aus regionalem Erbe, ehrenamtlicher Arbeit und kulturellem Anspruch. Die Stabkirche – als Denkmal selbst ein Symbol für Bewahrung und Zusammenhalt – bietet den idealen Rahmen dafür. Sie zeigt, wie historische Orte auch im 21. Jahrhundert neue Bedeutung gewinnen können, wenn Menschen bereit sind, sie zu tragen und mit Leben zu füllen.
Das spürt man auch auf dem Weihnachtsmarkt: Der Austausch an den Ständen, das gemeinsame Singen, die kleinen Gespräche zwischen Ortsbewohnern und Harz-Besuchern. Alles wirkt entschleunigt, ohne museal zu sein. Viele Gäste berichten, dass sie genau dieses Gleichgewicht schätzen – ein Adventserlebnis, das weder überladen wirkt noch den Charakter eines reinen Verkaufsmarktes hat.
Auch touristisch spielt die Stabkirche eine wachsende Rolle. Sie fügt sich in das kulturelle Angebot des Oberharzes, der für seine Geschichte, Landschaft und traditionsreichen Orte bekannt ist. Der Weihnachtsmarkt wirkt dabei wie eine Verdichtung dessen, was viele Besucher am Harz suchen: Authentizität, Nähe zur Natur, regionale Besonderheiten und ein spürbarer Sinn für Gemeinschaft.
Ein stiller Ort, der viel erzählt
Der Weihnachtsmarkt an der Stabkirche Stiege ist mehr als eine Veranstaltung – er ist ein Zeichen dafür, wie Kultur und Tradition in einer kleinen Gemeinde weitergetragen werden können. Wer am 6. Dezember kommt, erlebt ein Stück Harzer Advent in seiner ursprünglichsten Form: leise, warmherzig und getragen vom Engagement vieler Ehrenamtlicher. Inmitten des historischen Holzbaus und der winterlichen Landschaft entsteht ein Moment, der an die Bedeutung von Zusammenhalt erinnert – und an die Kraft kleiner Orte, große Gefühle zu erzeugen.







