
Wernigerode. Im Harz hat ein aufziehender Orkan den Bahnverkehr zum höchsten Gipfel Norddeutschlands lahmgelegt. Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben den Zugverkehr auf den Brocken vorsorglich gestoppt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldet orkanartige Böen von bis zu 150 Kilometern pro Stunde – und mahnt zur Vorsicht für Wanderer, Anwohner und Touristen.
Orkan über dem Harz: Wenn der Brocken zur Gefahrenzone wird
Der Brocken im Harz ist nicht nur das Wahrzeichen der Region, sondern auch ein Ort, an dem Wetterextreme keine Seltenheit sind. Mit einer Höhe von 1.141 Metern ist der Gipfel regelmäßig den stärksten Winden Deutschlands ausgesetzt. Aktuell fegt ein massiver Sturm über das Mittelgebirge, weshalb die Harzer Schmalspurbahnen ihren Zugverkehr zwischen Schierke und dem Brocken eingestellt haben. Die Entscheidung fiel aus Sicherheitsgründen, da auf dem Gipfel orkanartige Böen gemessen wurden.
„Der Orkan tobt zurzeit mit 150 km/h über das Brockenplateau. Versucht auf keinen Fall, heute auf den Brocken zu kommen“, heißt es in einem aktuellen Facebook-Post der Seite Brockenhaus. Auch die Wetterstationen bestätigen die außergewöhnliche Stärke des Windes. Der Deutsche Wetterdienst meldet Sturmböen im gesamten Harzgebiet, wobei sich die Windgeschwindigkeit auf dem Brocken nochmals deutlich verstärkt.
Warum die Brockenbahn aktuell nicht fährt
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben den Betrieb auf der Brockenstrecke am Freitagmorgen vorsorglich eingestellt. Betroffen ist ausschließlich der Streckenabschnitt zwischen Schierke und dem Brockenbahnhof. Alle anderen Linien der HSB verkehren planmäßig. Laut Unternehmenssprecher sei der Schritt notwendig gewesen, um Schäden an den Zügen und Gefahren für Fahrgäste zu vermeiden.
Die Frage vieler Besucher lautet derzeit: „Ab wann gilt die Einstellung des Zugbetriebs zum Brocken und wie lange wird sie dauern?“ — Offiziell heißt es, die Maßnahme bleibe „bis auf Weiteres“ bestehen. Der Betrieb könne erst wieder aufgenommen werden, wenn die Windgeschwindigkeiten unter die Sicherheitsgrenze von 80 km/h fallen.
Ein Sturm, der kein Einzelfall ist
Dass die Brockenbahn wetterbedingt pausieren muss, ist längst kein Ausnahmefall mehr. In den letzten Jahren kam es immer häufiger zu solchen Unterbrechungen. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten häufen sich starke Stürme, die den Betrieb unmöglich machen. Nach Angaben des HarzKurier nehmen die wetterbedingten Stillstände stetig zu. Das liegt nicht nur an den Naturgewalten, sondern auch an der Alterung der Infrastruktur: Die HSB sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, Gleise und Fahrzeuge an zunehmend extreme Wetterlagen anzupassen.
Ein Nutzer im Bahnforum „Bimmelbahn“ kommentiert kritisch: „Die Harzer Schmalspurbahnen müssen dringend Teile der Strecke zum Brocken sanieren, andernfalls steht die Existenz des Unternehmens infrage.“ Solche Stimmen verdeutlichen, dass die Brockenbahn im Spannungsfeld zwischen Tourismus, Tradition und Sicherheit steht.
Wetterlage und Warnungen: Was der DWD meldet
Nach aktuellen Daten des Deutschen Wetterdienstes erreichten die Windgeschwindigkeiten auf dem Brocken am frühen Morgen Werte zwischen 70 und 80 km/h. In Böen wurden Spitzen bis zu 150 km/h gemessen. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 100 %, die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Für den gesamten Harz besteht eine amtliche Unwetterwarnung: Sturmböen, Schneeregen und starke Temperaturabfälle können in höheren Lagen auftreten. Der DWD rät dringend davon ab, exponierte Bereiche zu betreten.
Wandern bei Sturm – ein gefährliches Unterfangen
Viele Wanderer unterschätzen die Gefahren, die der Harz bei Sturm birgt. Umgestürzte Bäume, herabfallende Äste und unvorhersehbare Windböen können schnell lebensgefährlich werden. Der Alpenverein Harz warnt in seiner aktuellen Mitteilung: „Meidet Gipfel und Kämme. Der Wind kann euch buchstäblich von den Füßen reißen.“ Für Wanderfreunde bedeutet das: Geduld haben und den nächsten Tag abwarten, bis sich das Wetter stabilisiert.
Was bedeutet das für Touristen?
Der Harz ist zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Reiseziel. Besonders der Brocken zieht täglich Hunderte Besucher an, die mit der historischen Dampflok aufsteigen. Doch das aktuelle Unwetter hat viele Pläne durchkreuzt. Hotels berichten von kurzfristigen Stornierungen, und Wanderparkplätze rund um Schierke sind deutlich leerer als sonst. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass sich das Wetter rasch beruhigt. Die Betreiber der HSB betonen: „Sobald es die Bedingungen erlauben, werden wir den Verkehr wieder aufnehmen.“
Langfristige Folgen und zunehmende Wetterextreme im Harz
Der Harz erlebt seit Jahren einen Wandel des Klimas, der sich auch in der Häufigkeit von Stürmen zeigt. Daten des Deutschen Wetterdienstes belegen, dass die Windgeschwindigkeit auf dem Brocken überdurchschnittlich oft die Marke von 100 km/h überschreitet. Zwischen 2015 und 2024 gab es über 60 Tage mit Orkanwarnungen. Das wirkt sich auf Natur, Tourismus und Infrastruktur gleichermaßen aus.
Sturmwarnungen in Zahlen
| Jahr | Anzahl der Sturmwarnungen im Harz | Maximale Böengeschwindigkeit (Brocken) |
|---|---|---|
| 2021 | 14 | 134 km/h |
| 2022 | 17 | 142 km/h |
| 2023 | 21 | 147 km/h |
| 2024 | 25 | 153 km/h |
Diese Zahlen belegen, dass sich die Stürme im Harz verschärfen. Experten sehen den Klimawandel als einen zentralen Faktor: Mildere Winter, aber stärkere Windereignisse führen zu häufigeren Unterbrechungen der touristischen Infrastruktur.
Wie reagiert die Region?
Die Gemeinden im Harz arbeiten eng mit den Wetterdiensten zusammen, um frühzeitig vor gefährlichen Lagen zu warnen. Informationssysteme wie digitale Anzeigetafeln an Wanderparkplätzen oder Echtzeitdaten über die HSB-App sollen Besucher künftig besser schützen. Auch die Feuerwehr und Bergwacht Harz sind in erhöhter Alarmbereitschaft, um bei Windbruch und blockierten Wegen schnell reagieren zu können.
Wie gefährlich ist der Harz bei Sturm wirklich?
Der Harz ist eines der windreichsten Mittelgebirge Europas. Der Brocken liegt im Zentrum dieser Zone, wodurch sich dort regelmäßig Stürme bündeln. Während Sturmböen im Flachland bei 70 km/h liegen, werden auf dem Brocken häufig 140 km/h und mehr erreicht. Damit herrschen dort Bedingungen, die einer alpinen Umgebung gleichkommen. Wer also im Harz wandert, sollte sich nicht vom Begriff „Mittelgebirge“ täuschen lassen – die Witterung kann binnen Minuten umschlagen.
Welche Regeln gelten für den Bahnbetrieb bei Sturm?
Die HSB unterliegt strengen Sicherheitsvorschriften. Sobald die Windstärke bestimmte Grenzwerte überschreitet, ist eine Weiterfahrt untersagt. Besonders der ungeschützte Abschnitt oberhalb von Schierke gilt als riskant. Hier kann der Wind ungehindert angreifen und selbst schwere Dampflokomotiven destabilisieren. Deshalb gilt: Sicherheit hat Vorrang, auch wenn viele Touristen den Ausfall bedauern.
Checkliste: Sicher unterwegs im Harz bei Sturm
- Wanderungen nur unterhalb von 800 Metern Höhe durchführen
- Wetterberichte regelmäßig prüfen (DWD, Alpenverein Harz)
- Baumbestände und Kämme meiden
- Bei orkanartigen Böen im Auto oder in Gebäuden Schutz suchen
- Keine Fahrten mit der Brockenbahn planen, solange der Betrieb eingestellt ist
Stimmen aus der Region
Ein Sprecher der Harzer Schmalspurbahnen sagt: „Unsere oberste Priorität ist die Sicherheit der Fahrgäste. Der Brocken ist ein wunderschönes Ziel, aber bei Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h ist keine sichere Fahrt möglich.“ Auch Touristiker aus Wernigerode äußern Verständnis: „Die Menschen sollen den Harz als sicheres Reiseziel erleben. Lieber fällt eine Fahrt aus, als dass etwas passiert.“
Tourismus zwischen Faszination und Risiko
Der Sturm zeigt, wie sensibel das Gleichgewicht zwischen Tourismus und Natur im Harz ist. Der Brocken ist ein Sehnsuchtsort, Symbol deutscher Romantik und Mythologie. Doch die Natur behält immer die Oberhand. Stürme, Schnee und Nebel gehören zur Identität dieser Region. Auch wenn sie Einschränkungen bringen, sind sie Teil dessen, was den Harz so besonders macht.
Fazit: Der Harz bleibt ein Naturerlebnis – auch in stürmischen Zeiten
Der aktuelle Orkan erinnert daran, dass der Harz ein Naturraum ist, der Respekt verdient. Die Einstellung der Brockenbahn mag enttäuschen, doch sie zeigt Verantwortungsbewusstsein und Vorsorge. In den kommenden Tagen werden die Züge voraussichtlich wieder fahren, sobald der Wind nachlässt. Bis dahin bleibt der Brocken ein imposantes Schauspiel der Naturkräfte – ein Sinnbild für die raue Schönheit des Harzes, die ihn zu einem der faszinierendsten Orte Deutschlands macht.
Wer im Harz unterwegs ist, sollte sich stets bewusst sein: Sicherheit steht an erster Stelle. Und gerade wenn der Sturm über die Gipfel fegt, offenbart sich die wahre Magie dieses Mittelgebirges – kraftvoll, ursprünglich und unverwechselbar.







