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Wetterumschwung im Herbst Wintereinbruch im Harz: Der Brocken zeigt sich erstmals wieder in Weiß

Brocken/Harz. Der erste Schnee ist da – zumindest oben auf dem Brocken. Während in den Tälern des Harzes der Herbst noch in vollen Farben glüht, hat sich die höchste Erhebung Norddeutschlands über Nacht in ein dünnes Weiß gehüllt. Doch was für viele das ersehnte Zeichen des nahenden Winters ist, zeigt sich in Wirklichkeit als fragiler Vorbote einer sich wandelnden Schneesaison.

Ein erster Gruß des Winters im Harz

Die ersten Schneeflocken im Harz sind jedes Jahr ein Ereignis. Am Wochenende meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) für den Brocken Temperaturen um minus zwei Grad und leichten Schneefall. Schon am frühen Morgen zeigte sich der Gipfel leicht überzuckert – ein seltener Anblick nach den milden Wochen zuvor. Die Harzer Schmalspurbahn stellte ihren Betrieb zwischen Schierke und dem Brocken vorsorglich ein, denn stürmische Orkanböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 119 Kilometern pro Stunde fegten über den Gipfel.

In den tieferen Lagen rund um Wernigerode, Braunlage und Schierke blieb es bei Nieselregen und Graupelschauern. Der Boden war zu warm, um den Schnee länger als ein paar Minuten zu halten. Dennoch war die Stimmung in der Region spürbar winterlich: Besucher posteten Schneevideos in sozialen Medien, Wanderer berichteten von „Eiswind und Schneestaub auf den Wiesen“ – das erste winterliche Gefühl im Harz war spürbar.

Wie viel Schnee liegt aktuell auf dem Brocken?

Diese Frage stellten sich am Sonntagmorgen viele Nutzer in sozialen Medien – und sie ist berechtigt. Laut den Messwerten verschiedener Schneeportale beträgt die Schneehöhe auf dem Brocken aktuell 0 cm. Auch in Schierke, Torfhaus und Braunlage zeigen die Messstationen keine nennenswerte Schneedecke. Zwar fiel Schnee, aber der Wind trug ihn sofort wieder fort oder taute ihn durch den Kontakt mit dem Boden ab. Die Wetterstation am Brocken verzeichnete zwar Minusgrade, doch die Wärme des Gesteins und die starken Böen verhinderten eine stabile Schneeschicht.

Der Unterschied zwischen Schneefall und Schneedecke

Viele Besucher glauben, sobald der erste Schnee fällt, liege auch sofort eine Decke. Doch der Unterschied ist groß: Ein flüchtiger Schneeschauer, wie er derzeit im Harz auftritt, bleibt optisch zwar sichtbar, bildet aber keine tragfähige Schicht. Die offizielle Definition des DWD für eine Schneedecke lautet: „Eine geschlossene, zusammenhängende Bedeckung des Bodens mit Schnee von mindestens einem Zentimeter Dicke, die über mehrere Stunden bestehen bleibt.“ Davon ist der Harz derzeit noch weit entfernt.

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Extremwetter am Gipfel: Sturmtief „Joshua“ bringt Schnee und Orkan

Das Sturmtief „Joshua“ sorgt aktuell für dramatische Wetterbedingungen auf dem Brocken. Böen mit mehr als 100 km/h ließen am Wochenende Schneestaub waagerecht durch die Luft jagen. Der DWD warnte vor „markanten Orkanböen“ und einer „Gefahr für Wanderer oberhalb von 800 Metern“. Für viele ist das ein eindrucksvolles Schauspiel – für die Betreiber der Schmalspurbahn jedoch ein Sicherheitsrisiko. „Wir haben die Fahrt zum Brocken vorerst eingestellt“, teilte ein Sprecher der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) mit. „Bei diesen Windgeschwindigkeiten ist kein sicherer Betrieb möglich.“

Faszination Brockenwetter: Ein Ort der Extreme

Mit einer Höhe von 1.141 Metern ist der Brocken bekannt für sein raues Klima. Im Jahresdurchschnitt herrschen hier Temperaturen um 2,9 °C. Nebel, Sturm und Frost sind allgegenwärtig. Im Mittel liegt der Brocken an rund 178 Tagen im Jahr unter Schnee – doch diese Zahl sinkt seit Jahren. Laut einer Analyse des Norddeutschen Klimamonitors ist die Zahl der Schneetage um etwa 5,3 Tage pro Dekade zurückgegangen. Der Klimawandel zeigt sich also auch auf dem Dach des Harzes deutlich.

Wie hat sich die Schneelage im Harz verändert?

Früher galt der Harz als vergleichsweise schneesicheres Mittelgebirge. Wintersportler kamen aus ganz Norddeutschland, um auf dem Wurmberg oder den Loipen bei Schierke Ski zu fahren. Doch die Realität hat sich verändert: Die Schneesaison beginnt später und endet früher. Ein Forenbeitrag auf einer Harzer Outdoor-Seite fasst es treffend zusammen: „Bis vor ein paar Jahren hätte ich gesagt, dass der Januar und Februar oberhalb von 700 Metern schneesicher sind – aber das gilt wohl nicht mehr.“

Schneesicherheit im Wandel der Zeit

Zeitraum Durchschnittliche Schneetage Bemerkung
1961–1990 178 Tage Schneesichere Winter in höheren Lagen
1991–2020 150 Tage Deutlicher Rückgang durch mildere Winter
2020–2025 rund 130 Tage (Tendenz fallend) Klimawandel zeigt messbare Wirkung

Warum offizielle Schneemesswerte oft täuschen

Die Messung der Schneehöhe auf dem Brocken ist alles andere als einfach. Durch Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h werden Schneemengen ständig verweht. Die Messstation liegt zudem auf einer freien Fläche, die kaum Schnee halten kann. Daher erscheinen die Werte oft niedriger, als Besucher es auf Webcams wahrnehmen. Fotos in sozialen Netzwerken zeigen häufig eine „weiße“ Landschaft, obwohl der Schnee nur in Mulden oder hinter Steinen liegen bleibt.

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Der Brocken als Seismograf des Wetters im Harz

Der Brocken spielt eine besondere Rolle für das regionale Wetter im Harz. Aufgrund seiner Höhe und Lage fungiert er wie ein Frühwarnsystem: Was dort passiert, erreicht ein bis zwei Tage später oft die Täler. So sind die ersten Schneeflocken auf dem Gipfel ein sicheres Zeichen dafür, dass der Winter nicht mehr weit ist. Auch wenn derzeit noch keine stabile Schneedecke liegt, markieren die Flocken den Übergang von der Herbst- zur Wintersaison – ein wichtiger Indikator für Tourismus, Landwirtschaft und Verkehr.

Wie reagieren Tourismus und Wirtschaft im Harz?

Für die Tourismusbranche ist der erste Schnee ein Hoffnungssignal. Hoteliers in Braunlage und Altenau berichten von ersten Buchungsanfragen für die Wintermonate. Auch der Skiverband Harz beobachtet die Wetterentwicklung genau. Doch man bleibt realistisch: „Eine echte Schneesaison beginnt frühestens im Dezember“, heißt es von Tourismusmanagern. Noch ist es zu früh, um über geöffnete Lifte oder Loipen zu sprechen – die derzeitigen 0 cm Schnee reichen nicht für Wintersport.

Ab wann ist Wintersport im Harz möglich?

Wintersport im Harz hängt von mehreren Faktoren ab: Temperatur, Feuchtigkeit, Wind und Untergrund. Selbst wenn Schnee fällt, muss der Boden zuvor gefroren sein, damit sich die Schicht halten kann. Erst dann können Pisten präpariert oder Loipen gespurt werden. In der Regel dauert es nach dem ersten Schneefall noch mehrere Wochen, bis der Wintersportbetrieb beginnen kann.

Stimmen aus der Region – Schnee, Sturm und Begeisterung

Auf X (ehemals Twitter) verbreiteten Wetterexperten und Privatnutzer am Wochenende Livebilder vom Brocken. Kachelmannwetter schrieb: „Da ist er, der erste Schnee im Oberharz. Auf dem Brocken wilder Schneesturm mit Orkanböen.“ In Foren wurde lebhaft diskutiert, wie die Situation einzuschätzen sei: Einige lobten das winterliche Flair, andere wiesen auf gefährliche Bedingungen hin. Ein Nutzer auf Reddit schrieb: „Weiß sieht es aus, aber das ist alles nur Schneestaub. Kaum ein Zentimeter bleibt liegen.“

Gefahren für Besucher und Wanderer

Auch wenn der erste Schnee viele anzieht, mahnt die Polizei zur Vorsicht. Die Straßen im Oberharz können bei Schneeregen und Frost glatt werden, besonders in den frühen Morgenstunden. Autofahrer sollten Winterreifen montieren und Wanderer sich auf rasche Wetterwechsel einstellen. Der Brocken gilt als eines der windigsten Gebiete Europas – ein Fakt, der auch geübte Wanderer überrascht.

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Wie viel Schnee liegt typischerweise auf dem Brocken?

Statistisch gesehen liegt der Brocken in einem durchschnittlichen Winter über mehrere Monate unter einer Schneedecke. Doch die Werte schwanken stark: In schneereichen Jahren wie 2010 lagen bis zu 140 cm Schnee auf dem Gipfel, während in milden Jahren kaum mehr als 10 cm gemessen wurden. Die aktuelle Schneehöhe ist damit die niedrigstmögliche Stufe – ein Vorbote, aber noch kein Wintereinbruch im klassischen Sinne.

Ausblick: Wann kommt der „richtige“ Winter in den Harz?

Meteorologen gehen davon aus, dass die Temperaturen in den kommenden Tagen leicht steigen, bevor Mitte November die nächste Kältewelle folgen könnte. Sollte diese trocken und kalt ausfallen, stehen die Chancen gut, dass sich der erste dauerhafte Schnee im Harz bildet. Derzeit bleibt es aber bei einem flüchtigen Hauch von Winter – eine Übergangsphase zwischen Herbststürmen und Frostnächten.

Fazit: Der Harz bereitet sich auf den Winter vor – noch ist es nur ein Vorgeschmack

Der erste Schnee auf dem Brocken markiert wie jedes Jahr den Startschuss in die kalte Jahreszeit im Harz. Doch diesmal bleibt der Wintereinbruch vorerst symbolisch. Keine geschlossene Schneedecke, aber eindrucksvolle Wetterbilder – so lässt sich die Lage treffend beschreiben. Sturmtief „Joshua“ hat gezeigt, wie schnell sich das Wetter in der Region ändern kann. Der Brocken, das raue Herz des Harzes, bleibt ein Sinnbild für Wandel: vom Nebel zum Schnee, vom Herbst in den Winter. Und obwohl die Schneetage statistisch abnehmen, bleibt die Faszination ungebrochen. Der Harz zeigt sich – wieder einmal – in seiner ganzen, ursprünglichen Wettergewalt.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.