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Wernigerode: Polizei verschärft E-Scooter-Kontrollen im Harz

Wernigerode – Die Polizei im Harz hat angekündigt, die Kontrollen von E-Scootern im Stadtgebiet deutlich zu verstärken. Hintergrund sind anhaltende Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über unsicheres und regelwidriges Verhalten, insbesondere in der Innenstadt und der Fußgängerzone. Mit verstärkten Streifenfahrten und gezielten Kontrollaktionen will die Polizei die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer erhöhen und klare Regeln durchsetzen.

Warum verstärkte Kontrollen in Wernigerode notwendig sind

Der Harz erlebt seit einigen Jahren einen starken Zuwachs an E-Scootern. Ob Touristen, die flexibel durch Wernigerode fahren möchten, oder Einheimische, die den Roller für den Alltag nutzen – die kleinen Elektrofahrzeuge sind längst Teil des Stadtbildes. Doch mit der steigenden Zahl von Nutzern häufen sich auch Probleme: Fahrten auf Gehwegen, riskante Manöver in der Fußgängerzone oder fehlende Versicherungsplaketten. Die Polizei reagiert nun auf die wachsenden Beschwerden der Bevölkerung.

Bereits im Herbst 2024 gab es in der Innenstadt von Wernigerode eine erste Welle von Kontrollen, nachdem sich Passanten über rücksichtsloses Verhalten von Rad- und E-Scooter-Fahrern beklagt hatten. Damals stellte die Polizei klar: „Die Fußgängerzone ist kein Spielplatz für Elektromobilität. Hier gilt es, die Sicherheit der Passanten zu schützen.“ Nun werden die Maßnahmen erneut verschärft, da sich die Situation nach Angaben der Behörden nicht ausreichend gebessert hat.

Die rechtlichen Grundlagen für E-Scooter im Harz

Viele Fahrerinnen und Fahrer sind unsicher, wo sie überhaupt mit einem E-Scooter fahren dürfen. Ein Blick auf die geltenden Vorschriften zeigt: Das Regelwerk ist klar, wird aber häufig missachtet.

  • E-Scooter dürfen nur auf Radwegen, Radfahrstreifen und Fahrbahnen genutzt werden.
  • Das Fahren auf Gehwegen und in Fußgängerzonen ist verboten, es sei denn, ein Zusatzschild erlaubt es ausdrücklich.
  • Das Mindestalter liegt bei 14 Jahren.
  • Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h.
  • Es darf nur eine Person auf einem Roller fahren.
  • Eine Betriebserlaubnis und eine Haftpflichtversicherung sind Pflicht.

Immer wieder taucht die Frage auf: „Gibt es eine Helmpflicht für E-Scooter in Deutschland?“ – Die Antwort lautet: Nein, es gibt keine gesetzliche Helmpflicht. Dennoch empfehlen Polizei und Verkehrssicherheitsverbände dringend, beim Fahren einen Helm zu tragen, um das Verletzungsrisiko zu verringern.

Unfallstatistiken zeigen alarmierenden Trend

Die verstärkten Kontrollen sind nicht nur eine lokale Maßnahme, sondern spiegeln ein bundesweites Problem wider. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gab es 2024 in Deutschland fast 12.000 Unfälle mit Personenschaden, an denen E-Scooter beteiligt waren. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen war Nordrhein-Westfalen, wo über 3.000 Personen verunglückten – ein Plus von über 21 Prozent.

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Auffällig ist, dass über die Hälfte der Verunglückten jünger als 25 Jahre war. Auch die Schwere der Verletzungen ist ein Problem: Fast 13 Prozent wurden schwer verletzt, in einzelnen Fällen endeten Fahrten tödlich. Der Harz ist von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Die Polizei in Goslar berichtete zuletzt von einem besonders drastischen Fall, bei dem eine Fahrerin ohne Versicherung, unter Drogeneinfluss und auf einem gestohlenen Roller unterwegs war.

Typische Unfallmuster

Studien der Technischen Universität München zeigen deutliche Muster bei E-Scooter-Unfällen. Häufig ereignen sich die Vorfälle in den Nachtstunden und am Wochenende, nicht selten unter Alkoholeinfluss. Männer sind statistisch besonders häufig betroffen. Während Fahrradunfälle eher tagsüber passieren, liegt der Anteil der nächtlichen Unfälle bei E-Scootern bei fast 40 Prozent. Ein Viertel aller Vorfälle geschieht samstags – ein Hinweis darauf, dass viele Fahrten im Freizeit- und Partyumfeld stattfinden.

Daraus ergibt sich eine weitere wichtige Nutzerfrage: „Welche Promillegrenze gilt beim Fahren mit dem E-Scooter?“ – Hier gelten dieselben Regeln wie beim Autofahren. Schon ab 0,5 Promille drohen hohe Bußgelder, Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot. Ab 1,1 Promille handelt es sich um eine Straftat. Wer unter 21 Jahre alt ist oder noch in der Probezeit, darf überhaupt keinen Alkohol im Straßenverkehr konsumieren – das gilt auch für den E-Scooter.

Polizei setzt auf Aufklärung und Präsenz

Die Polizei im Harz macht deutlich, dass es ihr nicht nur um Strafen geht, sondern auch um Aufklärung. Über ihre Social-Media-Kanäle informiert die Polizeiinspektion Goslar regelmäßig über die wichtigsten Regeln und warnt vor Verstößen. Bürgerinnen und Bürger nutzen gleichzeitig lokale Facebook-Gruppen, um Kontrollen oder auch gestohlene Roller zu melden. Auf diese Weise entsteht eine enge Verzahnung von Behördenarbeit und Bürgerbeteiligung.

Auch andernorts zeigt sich, dass die Bevölkerung verstärkte Kontrollen begrüßt. In Frankenthal in Rheinland-Pfalz etwa führte die Polizei kürzlich gezielte Aktionen durch. Obwohl kaum E-Scooter kontrolliert wurden, waren die Reaktionen positiv: Die Bürger fühlten sich durch die sichtbare Polizeipräsenz sicherer und wünschten sich weitere regelmäßige Maßnahmen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich im Harz ab, wo viele Menschen erleichtert sind, dass die Behörden nun konsequenter eingreifen.

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Wichtige Fragen rund um die Nutzung von E-Scootern

„Wo darf man mit dem E-Scooter fahren – Gehweg oder Straße?“

Diese Frage beschäftigt viele. Grundsätzlich gilt: Gehwege sind tabu. Erlaubt sind Radwege und die Straße. In Fußgängerzonen dürfen E-Scooter nur fahren, wenn dies durch ein Schild ausdrücklich erlaubt ist. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Bußgeld rechnen.

„Brauche ich eine Versicherung für den E-Scooter?“

Ja, eine Haftpflichtversicherung ist Pflicht. Der Nachweis erfolgt über eine kleine Versicherungsplakette, die gut sichtbar am Roller angebracht sein muss. Fehlt diese, drohen empfindliche Strafen. Im Harz sind fehlende Versicherungsplaketten einer der häufigsten Gründe für Anzeigen bei Polizeikontrollen.

„Gilt ein Führerschein fürs E-Scooter Fahren?“

Nein, ein Führerschein ist nicht erforderlich. Das Mindestalter beträgt allerdings 14 Jahre. Damit ist der Einstieg in die Elektromobilität für Jugendliche relativ niedrigschwellig möglich. Doch gerade bei jüngeren Fahrern kommt es häufig zu Unfällen, weil das Sicherheitsbewusstsein noch nicht ausgeprägt ist.

Die Rolle der sozialen Medien im Harz

Bemerkenswert ist die Rolle von sozialen Medien bei der Durchsetzung von Regeln. In großen Facebook-Gruppen wie den „Harzer Blitzergruppen“ werden Polizeikontrollen nahezu in Echtzeit gemeldet. Damit erfahren die Menschen nicht nur, wo aktuell kontrolliert wird, sondern auch, wie ernst es den Behörden mit dem Thema ist. Gleichzeitig wird über gestohlene Roller berichtet, was auf ein weiteres Problemfeld hinweist: den Diebstahl und die unsichere Verwahrung von E-Scootern.

Die Polizei selbst nutzt Social Media, um aufzuklären. Mit einfachen Hinweisen und Erinnerungspostings sollen Fahrerinnen und Fahrer sensibilisiert werden. So entsteht ein Dialog zwischen Polizei und Bevölkerung, der zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beiträgt.

Warum der Harz besonders betroffen ist

Der Harz ist nicht nur Wohn- und Arbeitsregion, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel. Viele Touristinnen und Touristen nutzen E-Scooter, um flexibel und schnell zu Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Doch gerade in Städten wie Wernigerode oder Quedlinburg mit engen Gassen und stark frequentierten Fußgängerzonen führt das zu Konflikten. Passanten fühlen sich bedrängt, wenn Rollerfahrer verbotenerweise auf Gehwegen unterwegs sind. Die Polizei sieht sich deshalb gezwungen, die Präsenz in den touristischen Hotspots auszuweiten.

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Bußgelder und Strafen im Überblick

Wer gegen die Vorschriften verstößt, muss mit Bußgeldern rechnen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Delikte und deren Folgen:

VerstoßBußgeld
Fahren ohne Versicherungsplakette70 € und 1 Punkt
Fahren auf dem Gehweg15 – 30 €
Alkoholverstoß (0,5 ‰)500 €, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
Alkoholverstoß (ab 1,1 ‰)Straftat, Führerscheinentzug möglich
Mehr als eine Person auf dem Roller10 €

Ausblick für Wernigerode und den Harz

Die verschärften Kontrollen in Wernigerode sind nur der Anfang. Nach Angaben der Polizei sollen in den kommenden Wochen auch andere Städte im Harz verstärkt in den Fokus rücken. Ziel ist es, ein einheitliches Vorgehen in der Region zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um Strafen, sondern um eine nachhaltige Verbesserung der Verkehrssicherheit.

Die wachsende Zahl von Unfällen zeigt, dass konsequentes Handeln notwendig ist. Der Harz ist eine Region, die jährlich Tausende Besucherinnen und Besucher anzieht. Damit Einheimische und Gäste gleichermaßen sicher unterwegs sind, wird die Polizei ihre Präsenz weiter ausbauen und gezielt gegen Verstöße vorgehen.

Am Ende geht es um ein Miteinander im Straßenverkehr. E-Scooter können eine sinnvolle Ergänzung der Mobilität im Harz sein – vorausgesetzt, die Regeln werden eingehalten und Rücksicht auf andere genommen. Mit den aktuellen Maßnahmen will die Polizei einen Schritt in diese Richtung gehen und die Sicherheit in den Straßen und Gassen von Wernigerode und darüber hinaus nachhaltig erhöhen.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.