Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt investiert Millionen in Behinderteneinrichtungen im Harz

Wernigerode. Die Stadt am Fuße des Brockens rückt mit einem großen Förderprogramm in den Mittelpunkt: Sachsen-Anhalt stellt mehr als elf Millionen Euro für den Umbau und die Modernisierung von Behinderteneinrichtungen im Harz bereit. Im Fokus stehen dabei zwei Wohnstätten in Wernigerode, die künftig nicht nur pandemiesicherer, sondern auch lebenswerter gestaltet werden sollen. Die Investition ist ein starkes Signal für Inklusion, Teilhabe und soziale Verantwortung in einer Region, die traditionell vom Tourismus geprägt ist, aber auch im sozialen Bereich wichtige Impulse setzt.

Ein starkes Signal aus Magdeburg für den Harz

Als Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne die Förderbescheide in Wernigerode überreichte, wurde schnell klar: Dieses Projekt ist mehr als ein reiner Umbau. Es geht um die Stärkung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung, die im Harz ein Zuhause haben. Insgesamt fließen über 11 Millionen Euro in zwei Einrichtungen der Gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode (GSW). Beide Häuser sollen modernisiert und auf künftige Anforderungen angepasst werden.

Haus „Thomas Müntzer“ im Wandel

Das Haus „Thomas Müntzer“ wird für rund 7,37 Millionen Euro modernisiert. Bisher leben dort 43 Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen. Die Pläne sehen den Umbau in 35 Einzelzimmern und vier Doppelzimmern mit jeweils eigenem Bad vor. Zusätzlich entsteht ein Neubau mit weiteren neun Plätzen. Ziel ist, die Bewohnerinnen und Bewohner in kleinen Wohngruppen besser zu betreuen und ihnen zugleich mehr Privatsphäre zu geben. Gerade in der Corona-Pandemie wurde deutlich, wie wichtig räumliche Abtrennung und eigene Sanitärbereiche sind.

Investition ins „Plemnitzstift“

Auch das Plemnitzstift erhält mit 3,83 Millionen Euro eine umfassende Förderung. Dort leben aktuell 29 Menschen mit geistigen oder mehrfachen Beeinträchtigungen. Der geplante Umbau beinhaltet einen zweigeschossigen Anbau, der zusätzliche Räume schafft und die Betreuungskapazitäten verbessert. Die baulichen Veränderungen sollen den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner deutlich erleichtern und die Arbeitsbedingungen für das Personal optimieren.

Warum die Förderung im Harz so wichtig ist

„Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie entscheidend funktionierende Wohn- und Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderung sind“, betonte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne bei der Übergabe. Das Land wolle mit den Investitionen sicherstellen, dass Einrichtungen im Harz nicht nur den Mindeststandard erfüllen, sondern zukunftssicher ausgestattet werden.

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Auch die Geschäftsführerin der GSW, Sandra Lewerenz, hob die Bedeutung hervor: „Die Förderung wird nicht nur die Lebensqualität der Bewohner erheblich verbessern, sondern auch die Arbeitsbedingungen unseres engagierten Personals.“ Damit setzt die Landesregierung ein klares Signal: Menschen mit Behinderung gehören selbstverständlich zum gesellschaftlichen Leben im Harz dazu.

Fragen, die sich viele stellen

Wie hoch sind die aktuellen Fördermittel für Behinderteneinrichtungen im Harz in Sachsen-Anhalt?

Die aktuelle Summe beläuft sich auf über 11 Millionen Euro, die gezielt in die Modernisierung der beiden genannten Einrichtungen in Wernigerode investiert werden. Es handelt sich um eine der größten Einzelinvestitionen in diesem Bereich in den letzten Jahren.

Welche Ziele verfolgt Sachsen-Anhalt mit der Förderung?

Die Modernisierungen sollen pandemiesicheres Wohnen ermöglichen, die Privatsphäre durch Einzelzimmer erhöhen und eine zeitgemäße Infrastruktur schaffen. Zudem geht es darum, den Bewohnern im Harz langfristig ein Umfeld zu bieten, das ihren Bedürfnissen gerecht wird.

Statistische Dimension: Eingliederungshilfe im Land

Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, wie viele Menschen von solchen Maßnahmen profitieren: 2023 erhielten in Sachsen-Anhalt insgesamt 30.820 Personen Eingliederungshilfe nach dem SGB IX. Diese Zahl verdeutlicht die Relevanz solcher Investitionen, die nicht nur einzelne Einrichtungen betreffen, sondern Ausdruck einer umfassenderen gesellschaftlichen Aufgabe sind.

Im Jahr 2021 lag die durchschnittliche Vergütung pro Person in der Eingliederungshilfe bei 13.644 Euro – ein Anstieg von fast zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen zeigen, dass der Finanzrahmen kontinuierlich wächst und dass die Nachfrage nach Unterstützungsleistungen steigt.

Gesellschaftliche Debatten rund um den Sozialbereich

Die Investitionen in den Harz fallen in eine Zeit, in der die Eingliederungshilfe zunehmend politisch diskutiert wird. Im Dezember 2024 kam es in Magdeburg zu Protesten und Mahnwachen vor dem Landtag. Unter dem Motto „Stoppt den Sozialabbau in der Eingliederungshilfe“ machten Verbände und Träger deutlich, dass es in anderen Bereichen zu Kürzungen und Engpässen kommt. Die Förderung in Wernigerode wird von vielen daher auch als positives Gegenbeispiel gesehen.

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Wird die Eingliederungshilfe in Sachsen-Anhalt kontrovers diskutiert?

Ja. Die Debatte um Bürokratie, Finanzierung und Zukunftsfähigkeit ist seit Jahren präsent. Während die Politik von Fortschritten spricht, sehen Träger und Betroffene Risiken. Gerade deshalb werden Investitionen im Harz als wichtiges Signal verstanden, dass Menschen mit Behinderung nicht vergessen werden.

Inklusion im Alltag: Beispiele aus dem Harz

Doch Förderung ist nicht nur eine Frage von Gebäuden und Geldern. Im Harz entstehen immer mehr Initiativen, die Barrierefreiheit und Inklusion im Alltag vorantreiben. Der Miniaturenpark „Kleiner Harz“ etwa legt besonderen Wert auf barrierefreie Zugänge und ermöglicht so allen Besucherinnen und Besuchern ein gleichberechtigtes Erlebnis. Auch solche Projekte tragen dazu bei, dass Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Lebenshilfe Wernigerode als Beispiel für Vielfalt

Ein weiteres Beispiel ist die Lebenshilfe Wernigerode, die ein breites Spektrum an Angeboten bereithält: von Werkstätten in der Metall- und Holzverarbeitung über Gartenbau bis hin zu Dienstleistungen wie Wäscherei und Verpackung. Neben 59 Wohnplätzen gibt es Außenarbeitsplätze, die Menschen mit Behinderung die Chance geben, im Harz eigenständig zu leben und zu arbeiten.

Netzwerke wie das CJD Sachsen-Anhalt

Auch überregionale Netzwerke wirken bis in den Harz hinein. Das CJD Sachsen-Anhalt verfolgt das Motto „Keiner darf verloren gehen“ und betreibt neun Standorte im Land. Dabei geht es nicht nur um Wohnen, sondern um Bildung, Ausbildung und Teilhabe – ein ganzheitlicher Ansatz, der Menschen langfristig stärkt.

Fragen aus der Praxis

Für welche Einrichtungen im Harz wurden die Fördermittel bewilligt?

Ganz konkret profitieren das Haus „Thomas Müntzer“ und das Plemnitzstift in Wernigerode von der aktuellen Förderung. Beide Einrichtungen sind seit vielen Jahren feste Bestandteile der sozialen Infrastruktur im Harz.

Können Menschen im Harz ein Persönliches Budget statt Sachleistungen nutzen?

Ja. Das Persönliche Budget ermöglicht es, statt vorgegebener Sachleistungen einen Geldbetrag zu erhalten. Damit können Menschen mit Behinderung eigenständig entscheiden, welche Unterstützungsleistungen sie in Anspruch nehmen möchten – etwa im Bereich Wohnen, Freizeit oder berufliche Teilhabe.

Was die Investition für den Harz bedeutet

Die Förderung hat eine doppelte Wirkung: Einerseits verbessert sie die konkreten Lebensumstände der Bewohnerinnen und Bewohner in den Einrichtungen. Andererseits setzt sie ein Zeichen für die gesamte Region Harz, dass Inklusion, Teilhabe und soziale Verantwortung zentrale Zukunftsthemen sind. Gerade in einer Region, die stark vom Tourismus lebt, ist es wichtig, dass auch im sozialen Bereich zukunftsorientierte Strukturen geschaffen werden.

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Zitat aus der Praxis

„Diese Investition ist ein Meilenstein für unsere Arbeit. Sie gibt uns die Möglichkeit, auf die individuellen Bedürfnisse unserer Bewohner besser einzugehen“, sagte Sandra Lewerenz von der GSW. Solche Stimmen verdeutlichen, wie sehr die Förderung im Alltag spürbar sein wird.

Ausblick: Inklusion als Chance für die Region

Die aktuelle Förderung könnte als Modell für andere Teile des Landes dienen. Denn was in Wernigerode geschieht, hat Strahlkraft über den Harz hinaus. Der Umbau der Wohnstätten zeigt, dass moderne Sozialpolitik nicht bei Mindeststandards stehen bleibt, sondern aktiv bessere Lebensbedingungen schafft. Für die Region Harz ergibt sich damit eine große Chance, das Thema Inklusion weiter nach vorn zu bringen und zu einem Aushängeschild zu machen.

Die mehr als elf Millionen Euro, die Sachsen-Anhalt in die Behinderteneinrichtungen in Wernigerode investiert, sind ein klares Bekenntnis zur sozialen Verantwortung im Harz. Zwischen Modernisierung, barrierefreien Freizeitangeboten und breiten Netzwerken entsteht ein Bild, das Hoffnung macht: Der Harz zeigt, dass wirtschaftliche Stärke und soziale Teilhabe Hand in Hand gehen können. Damit werden nicht nur Einrichtungen modernisiert, sondern Perspektiven geschaffen – für Bewohner, Angehörige, Fachkräfte und die gesamte Region.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.