
Symbolbild / Exemplarisch
Goslar – Die Sommer in Deutschland werden heißer, länger und gefährlicher. Auch die Stadt Goslar bleibt von den Folgen der Klimakrise nicht verschont. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket reagiert die Kommune nun gezielt auf die drängende Frage: Wie schützen wir unsere Bürgerinnen und Bürger effektiv vor Hitze?
Hitze als reale Gefahr: Warum Goslar jetzt handelt
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass extreme Hitze nicht mehr die Ausnahme, sondern zunehmend die Regel ist. Auch in Goslar werden die Sommermonate zu einer gesundheitlichen Herausforderung für viele Menschen. Vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger, Kleinkinder, chronisch Kranke oder Obdachlose zählen zu den besonders gefährdeten Gruppen. Die Stadt hat erkannt: Hitzeschutz ist keine Option, sondern Pflicht.
Gesundheitliche Studien zeigen, dass extreme Hitzeperioden jedes Jahr für tausende zusätzliche Todesfälle verantwortlich sind. In Kombination mit zunehmender Urbanisierung, versiegelten Flächen und fehlender Begrünung entstehen sogenannte „Hitzeinseln“, in denen sich Temperaturen nachts kaum abkühlen. Der Begriff „Tropennächte“ – Nächte mit Temperaturen über 20 °C – ist mittlerweile auch in Norddeutschland keine Seltenheit mehr.
Städtische Infrastruktur gegen die Hitze: Das hat Goslar geplant
Trinkwasserversorgung als Schlüsselmaßnahme
Ein zentrales Element der Goslarer Hitzeschutzstrategie 2025 ist der Ausbau der öffentlichen Trinkwasserversorgung. Bürgerinnen und Besucher sollen künftig an mehreren Stellen in der Innenstadt kostenlos Trinkwasser zapfen können – und das unabhängig von Restaurantbesuchen oder Einkäufen.
Geplante Standorte für neue öffentliche Trinkbrunnen sind unter anderem:
- Marktkirchhof
- Jakobikirchhof
- Kloster Neuwerk
- André-Mouton-Platz in Oker
Darüber hinaus sollen auch in den Stadtteilen – etwa am Jugendplatz in Jürgenohl oder am Marktplatz Ohlhof – entsprechende Brunnen entstehen, sobald geeignete Sponsoren gefunden sind.
Refill-Stationen: Plastikfrei und zugänglich
Ergänzt wird das Trinkwasserangebot durch sogenannte Refill-Stationen. Seit Jahresbeginn bieten öffentliche Einrichtungen wie die Kaiserpfalz, Tourist-Information, Stadtbibliothek, Jugendzentren und das MachMit!Haus kostenloses Leitungswasser zum Nachfüllen an. Die Stadt verfolgt damit auch das Ziel, Plastikmüll zu vermeiden und nachhaltigen Konsum zu fördern.
Kühle Orte – Wo findet man Schutz in heißen Zeiten?
Um der Frage „Wo kann ich mich in Goslar bei großer Hitze erholen?“ konkret zu begegnen, hat die Stadt zahlreiche sogenannte „kühle Orte“ identifiziert. Diese Plätze bieten natürliche oder bauliche Voraussetzungen für Erholung und Abkühlung – ein wichtiger Beitrag zur Lebensqualität in der heißen Jahreszeit.
Dazu zählen unter anderem:
- Kirchengebäude mit dicken Mauern
- Grüne Parkanlagen und Wallanlagen
- Das städtische Freibad sowie der Frankenberger Teich
- Der klimatisierte Keller des Rathauses
Diese Standorte sollen künftig auf einer interaktiven Karte oder städtischen App abrufbar sein – mit Routenempfehlungen für vulnerable Gruppen und barrierefreien Zugängen.
Begrünte Bänke – mehr als nur Sitzgelegenheiten
Drei neu installierte begrünte Sitzbänke sorgen bereits für Diskussionen – und für Schatten. Was für manche wie ein gestalterisches Experiment erscheint, erfüllt tatsächlich eine doppelte Funktion: Die Pflanzen sorgen nicht nur für Kühle durch Verdunstung, sondern fördern auch das Mikroklima rund um die Bänke. Besonders auf dem Marktplatz und am Jakobikirchhof haben sich diese Sitzmöglichkeiten als beliebte Aufenthaltsorte bewährt.
„Natürlich gab es kritische Stimmen – aber seit die Bänke da sind, sieht man sie fast nie leer“, so ein Stadtsprecher zur öffentlichen Resonanz.
Goslar setzt auf Stadtgrün – Förderung auch für private Initiativen
Stadtgrün³: Begrünung mit Förderanreizen
Die Stadt geht einen weiteren, wichtigen Schritt: Mit dem Programm „Stadtgrün³“ werden Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen gezielt bei der Begrünung von Gebäuden und Höfen unterstützt. Die Maßnahme zielt auf die Entsiegelung von Flächen, Verbesserung des Stadtklimas und langfristigen Hitzeschutz ab.
Gefördert werden unter anderem:
- Fassadenbegrünung
- Dachbegrünung
- Hofentsiegelung
Die Antragsfrist läuft noch bis zum 26. September 2025. Die Stadt stellt dabei nicht nur finanzielle Unterstützung in Aussicht, sondern auch Beratung zur Umsetzung – eine Möglichkeit, bürgerschaftliches Engagement aktiv in den Klimaschutz einzubinden.
Klima-Trend Goslar: Wie sich die Stadt verändert
Steigende Hitzetage und Tropennächte
Die Klimaentwicklung ist auch in Goslar messbar. Während es im Jahr 1951 durchschnittlich 3 sogenannte Hitzetage (über 30 °C) gab, liegt der aktuelle Durchschnitt in Niedersachsen bei rund 10 Tagen pro Jahr – Tendenz steigend. Auch die Zahl der Tropennächte nimmt zu, was die Erholung in den Nächten erschwert.
Jahr | Durchschnittliche Hitzetage in Goslar | Tropennächte (geschätzt) |
---|---|---|
1951 | 3 | 0 |
2023 | 10 | 2 |
Prognose 2050 | 15–20 | 5–7 |
Diese Entwicklungen machen deutlich: Die Anpassung der Städte ist kein Zukunftsthema mehr, sondern eine aktuelle Notwendigkeit. Goslar nimmt dabei eine proaktive Rolle ein.
Was macht der Landkreis? – Eine ergänzende Rolle
Während die Stadt Goslar primär auf Infrastrukturmaßnahmen setzt, konzentriert sich der Landkreis stärker auf präventive Gesundheitskommunikation. Über Social Media informiert das Gesundheitsamt regelmäßig über Verhaltensregeln bei Hitze: Trinken, Mittagshitze meiden, Räume abdunkeln. Diese Maßnahmen richten sich vor allem an Risikogruppen – etwa ältere Menschen oder Alleinlebende.
Diese duale Aufgabenteilung – Stadt für Infrastruktur, Kreis für Gesundheitsverhalten – funktioniert aktuell noch nebeneinander. Perspektivisch könnte eine engere Abstimmung weitere Synergien schaffen.
Wie reagiert die Bevölkerung? Zwischen Zustimmung und Debatte
In sozialen Medien wie Facebook zeigt sich Zustimmung zur städtischen Hitzeschutz-Offensive. Beiträge über Refill-Stationen und öffentliche Brunnen werden rege geteilt. Besonders positiv bewerten viele Nutzerinnen und Nutzer die Verbindung von Nachhaltigkeit und praktischer Hilfe. „Endlich mal etwas, was man sofort merkt“, heißt es in einem der Kommentare.
Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen: Die Installation der begrünten Bänke etwa wurde zunächst als „unnötige Investition“ oder „Showprojekt“ kommentiert. Doch vor Ort zeigt sich ein anderes Bild: Die Bänke sind durchgehend belegt – ein Zeichen dafür, dass gute Maßnahmen auch Zeit brauchen, um verstanden zu werden.
Was machen andere Städte – und was kann Goslar davon lernen?
Ein Blick in andere Städte zeigt, dass Goslar nicht allein steht. In Potsdam nutzt man Comics und Spiele zur Hitzesensibilisierung, in Osnabrück informiert ein „Hitzetelefon“ ältere Bürger aktiv, Göttingen bietet begehbare Klimakisten zur Abkühlung. Münster setzt auf mobile Begrünung. Diese Beispiele zeigen: Hitzeschutz ist nicht nur baulich, sondern auch kommunikativ umsetzbar.
Goslar kann hiervon profitieren, indem es innovative Formate der Aufklärung ergänzt – etwa durch digitale Hitzewarnsysteme, mobile Schatteninseln oder gezielte Bildungsangebote in Schulen und Senioreneinrichtungen.
Ein Thema für die Zukunft – und für heute
Die Hitzeschutzmaßnahmen der Stadt Goslar 2025 sind mehr als ein Reagieren auf aktuelle Wetterextreme. Sie sind Teil eines langfristigen Plans, der städtisches Leben auch unter veränderten Klimabedingungen lebenswert machen soll. Dabei gelingt es Goslar, konkrete Infrastrukturprojekte mit bürgerschaftlicher Teilhabe und nachhaltiger Stadtentwicklung zu verbinden. Die Maßnahmen wirken direkt, ohne auf spektakuläre Symbolpolitik zu setzen.
In einer Zeit, in der Klimapolitik oft abstrakt und fern erscheint, ist das genau der richtige Weg: lokal, greifbar und relevant. Für die Menschen in Goslar – und als Vorbild für viele andere Kommunen.