
Wernigerode. Der Landkreis Harz hat die Bewirtschaftung des Brockenplateaus europaweit ausgeschrieben. Damit soll die touristische Zukunft des höchsten Gipfels Norddeutschlands neu gestaltet werden. Neben gastronomischen Angeboten und Übernachtungsmöglichkeiten stehen auch Modernisierungen, Barrierefreiheit und familienfreundliche Einrichtungen im Fokus. Das Interesse richtet sich auf Unternehmen und Einzelpersonen aus ganz Europa, die ein schlüssiges Betreiberkonzept vorlegen können.
Hintergrund: Rückzug des bisherigen Brockenwirts
Seit Jahrzehnten war das Brockenplateau im Harz eng mit dem Namen des Brockenwirts Daniel Steinhoff verbunden. Doch der erfahrene Betreiber kündigte an, sich zum Ende des Jahres 2025 zurückzuziehen. Grund dafür sind vor allem die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung. Während in früheren Zeiten rund 28 Mitarbeitende für die Bewirtschaftung zuständig waren, sind es heute nur noch elf. Dieser drastische Rückgang macht einen reibungslosen Betrieb kaum noch möglich. Mit dem Ausscheiden Steinhoffs entsteht ein Vakuum, das der Landkreis Harz nun gezielt schließen möchte.
Die europaweite Ausschreibung – ein zweistufiges Verfahren
Die Ausschreibung begann offiziell am 26. August 2025 und ist europaweit angelegt. Sie erfolgt in zwei Stufen:
- Teilnahmephase: Bis zum 26. September 2025 können Interessenten ihre Unterlagen einreichen. In dieser Phase geht es vor allem um den Nachweis der wirtschaftlichen und technischen Leistungsfähigkeit, der Bonität sowie einschlägiger Referenzen.
- Angebotsphase: Nach erfolgreicher Vorauswahl folgt die Aufforderung zur Abgabe konkreter Betreiberkonzepte. Diese müssen detaillierte Planungen zu den Angeboten, zur Personalstruktur, zur Höhe der Pacht und zu den wirtschaftlichen Perspektiven enthalten.
Das Ziel ist klar formuliert: Der Kreistag des Landkreises Harz soll am 3. Dezember 2025 über den neuen Pachtvertrag entscheiden und damit die Zukunft des Brockenplateaus festschreiben.
Welche Bereiche gehören zur Ausschreibung?
Viele Besucher fragen sich: „Welche Infrastruktur gehört zur Ausschreibung?“ Betroffen sind große Teile der Gastronomie und Hotellerie auf dem Plateau. Dazu zählen unter anderem:
- das Brockenhotel,
- der Touristensaal,
- der Goethesaal,
- sowie weitere gastronomische Einrichtungen.
Damit geht es nicht nur um die Versorgung von Tagestouristen, sondern auch um das Angebot für Übernachtungsgäste und Veranstaltungsbesucher. Der neue Betreiber wird eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des touristischen Angebots im Harz übernehmen.
Der Brocken als touristisches Aushängeschild
Der Brocken gilt als Symbol des Harzes und zieht jährlich Hunderttausende Besucher an. Mit einer Höhe von 1.141 Metern bietet er nicht nur spektakuläre Aussichten, sondern auch eine besondere Mischung aus Naturerlebnis und historischer Bedeutung. Für den Landkreis Harz ist die Bewirtschaftung des Plateaus daher weit mehr als eine organisatorische Aufgabe – sie ist ein strategisches Projekt von regionaler Tragweite.
Touristische Kennzahlen im Überblick
Ein Blick auf die touristischen Kennzahlen unterstreicht die Bedeutung:
Kennzahl | Oberharz (2022) | Vergleich Niedersachsen |
---|---|---|
Übernachtungen pro 1.000 Einwohner | 31.130 | 5.314 |
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer | 3,6 Nächte | 2,8 Nächte |
Beschäftigungseffekt | 22.070 Vollzeitstellen | – |
Die Zahlen verdeutlichen: Der Harz ist eine der tourismusintensivsten Regionen in Niedersachsen und spielt auch bundesweit eine bedeutende Rolle. Rund 6,1 Millionen Übernachtungen und 18,7 Millionen Tagesausflüge pro Jahr generieren einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Damit ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Region.
Zukunftsvision für das Brockenplateau
Der Landkreis Harz hat mit der Ausschreibung ehrgeizige Ziele. Geplant sind mehrere Neuerungen, die den Aufenthalt auf dem Brocken attraktiver und zeitgemäßer machen sollen. Dazu gehören:
- ein flexibler Mehrzwecksaal („Heinesaal“) mit bis zu 500 Sitzplätzen,
- ein familienfreundlicher Spielplatz,
- eine Open-Air-Bühne für Veranstaltungen,
- ein barrierefreies Empfangsgebäude,
- und eine moderne, wetterunabhängige Infrastruktur.
Die Kombination aus Tradition und Innovation soll den Brocken als Leuchtturm des Harz-Tourismus nachhaltig sichern. Besonders wichtig ist dem Landkreis, dass die künftigen Angebote sowohl den Bedürfnissen der Gäste entsprechen als auch wirtschaftlich tragfähig sind.
Eigentum in öffentlicher Hand
Ein Meilenstein wurde bereits im Sommer 2025 erreicht: Der Landkreis Harz erwarb das gesamte Brockenplateau für 3,5 Millionen Euro. Damit befindet sich die Fläche seit dem 1. Juli 2025 in kommunalem Eigentum. Zuvor war die Nutzung zersplittert – verschiedene Betreiber kümmerten sich um einzelne Gebäude und Flächen. Mit dem Kauf liegt die Verantwortung nun gebündelt in öffentlicher Hand. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten, die touristischen Angebote effizienter zu koordinieren und besser aufeinander abzustimmen.
Fragen aus der Öffentlichkeit
Viele Bürger und potenzielle Besucher haben konkrete Fragen zur Ausschreibung. So wird oft gefragt: „Was bedeutet europaweite Ausschreibung zur Bewirtschaftung des Brockenplateaus?“ Dahinter verbirgt sich die klare Vorgabe, dass sich nicht nur deutsche Unternehmen bewerben können, sondern jedes Unternehmen innerhalb der Europäischen Union. Ziel ist es, den Wettbewerb zu stärken und die besten Ideen für den Harz zu gewinnen.
Auch die Frage „Wer kann sich an der Ausschreibung beteiligen?“ wird häufig gestellt. Die Antwort ist: Alle, die ihre wirtschaftliche Stabilität und Fachkenntnis nachweisen können – vom kleinen Familienbetrieb bis hin zu internationalen Hotelketten. Wichtig ist ein tragfähiges, nachhaltiges Konzept, das den Anforderungen des Landkreises entspricht.
Reaktionen aus sozialen Medien
In den sozialen Netzwerken stößt die Ausschreibung auf reges Interesse. Während einige Nutzer sich begeistert über die Chancen neuer Impulse äußern, gibt es auch kritische Stimmen, die vor einer übermäßigen Kommerzialisierung warnen. Die Mischung aus Erwartungen, Hoffnungen und Skepsis zeigt, wie emotional der Brocken im Harz wahrgenommen wird. Ein Kommentator schrieb: „Der Brocken ist mehr als nur ein Berg – er ist ein Stück Identität. Hoffentlich bleibt das auch mit neuen Betreibern so.“
Nachhaltigkeit und Naturschutz
Die Ausschreibung betrifft nicht nur die wirtschaftliche Nutzung, sondern wirft auch Fragen zum Naturschutz auf. Der Brocken ist Teil des Nationalparks Harz und beherbergt seltene Pflanzen wie die Pulsatilla alpina subsp. alba. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass gezielte Maßnahmen wie das tiefe Plaggen von Heideflächen helfen können, die einzigartige Vegetation zu erhalten. Künftige Betreiber müssen daher nicht nur Touristen anziehen, sondern auch Verantwortung für die fragile Umwelt übernehmen.
Die Rolle der Brockenbahn
Ein weiterer zentraler Baustein ist die Brockenbahn, die jedes Jahr Hunderttausende Gäste auf den Gipfel bringt. Mit dem Kauf des Plateaus durch den Landkreis besteht erstmals die Chance, Bahn und Plateau enger zu verzahnen. Eine bessere Abstimmung von Fahrplänen, Gastronomie und Veranstaltungsangeboten könnte die Attraktivität des Harzes insgesamt deutlich steigern.
Warum die Entscheidung weit über den Harz hinaus wirkt
Die europaweite Ausschreibung hat nicht nur lokale, sondern auch überregionale Bedeutung. Der Brocken ist ein Magnet für Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Mit der Neuausrichtung will der Landkreis Harz sicherstellen, dass die Region auch künftig konkurrenzfähig bleibt. Im Wettbewerb um Gäste steht der Harz mit anderen Mittelgebirgen wie dem Thüringer Wald, dem Schwarzwald oder dem Bayerischen Wald in direkter Konkurrenz. Nur durch innovative Angebote und hochwertige Infrastruktur kann sich der Harz behaupten.
Ausblick auf den Entscheidungsprozess
Am 3. Dezember 2025 soll der Kreistag über den neuen Betreibervertrag entscheiden. Bis dahin liegt noch ein intensiver Auswahlprozess vor allen Beteiligten. Für den Landkreis Harz geht es nicht nur um die Frage, wer das Brockenplateau künftig bewirtschaftet, sondern auch darum, welche Impulse für den gesamten Harz-Tourismus gesetzt werden.
Der Brocken ist weit mehr als ein beliebtes Ausflugsziel. Er ist Identitätsort, Wirtschaftsfaktor und Symbol für die ganze Region Harz. Die aktuelle Ausschreibung markiert einen Wendepunkt, an dem Tradition und Moderne, Naturschutz und wirtschaftliche Interessen in Einklang gebracht werden müssen. Der Landkreis Harz hat mit dem Erwerb des Plateaus und der europaweiten Ausschreibung die Grundlage geschaffen, den Brocken für die Zukunft neu zu gestalten. Entscheidend wird sein, dass die kommenden Betreiber diesen Weg mit nachhaltigen Ideen, wirtschaftlicher Stärke und Respekt vor der Natur begleiten. Nur so kann der Brocken auch in den nächsten Jahrzehnten ein Leuchtturm des Harzes bleiben.