
Wernigerode (Harz). Das beliebte Schokoladenfestival „chocolART“ kehrt 2025 in die Harzer Fachwerkstadt zurück – begleitet von strengen Sicherheitsauflagen. Poller, Straßensperrungen, Shuttlebusse und Parkverbote prägen das Bild der sonst gemütlichen Altstadt. Viele Besucher fragen sich: Sind diese Maßnahmen gerechtfertigt – oder übertrieben?
Ein süßes Fest mit ernsten Regeln
Die chocolART 2025 in Wernigerode gilt als eines der größten Genussfestivals im Harz und zieht jedes Jahr Zehntausende Besucherinnen und Besucher an. Zwischen dem 29. Oktober und dem 2. November verwandeln sich Marktplatz, Breite Straße und Schlossberg in ein Schokoladenparadies. Doch wer in diesem Jahr den Duft von Kakao genießen möchte, wird auch auf strenge Absperrungen, Sicherheitskräfte und neue Verkehrsregelungen stoßen.
Die Stadtverwaltung und das Ordnungsamt haben in Zusammenarbeit mit Veranstaltern und Polizei ein mehrstufiges Sicherheitskonzept erarbeitet. Dazu gehören stationäre Fahrzeugsperren, Poller an zentralen Zufahrten sowie eine erweiterte Videoüberwachung an neuralgischen Punkten. Außerdem wird die „untere Breite Straße“ während des gesamten Festivals für den Autoverkehr gesperrt. Nur Anlieger und der öffentliche Nahverkehr dürfen passieren.
Warum so viel Sicherheit im Harz?
Die Frage, warum die Sicherheitsmaßnahmen im Harz in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Nach sicherheitsrelevanten Vorfällen auf Weihnachtsmärkten in anderen Städten wurden die Standards bundesweit angehoben. In Wernigerode führte das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt eine neue Richtlinie ein: Für alle Veranstaltungen mit über 5.000 gleichzeitigen Gästen ist ein formelles Sicherheitskonzept Pflicht.
Da zur chocolART bis zu 100.000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden, ist das Festival ein Paradebeispiel für diese Regelung. Das Ziel: Schutz der Menschenmengen, geordnete Besucherströme und eine garantierte Erreichbarkeit für Rettungsdienste.
Wie sicher ist die An- und Abreise zur chocolART 2025?
Diese Frage beschäftigt viele Gäste, die aus dem gesamten Harz und darüber hinaus anreisen. Laut Veranstalter sind nur begrenzte Parkmöglichkeiten im Altstadtbereich verfügbar. Stattdessen wird auf ein großflächiges Park-&-Ride-System gesetzt. Besucherinnen und Besucher können ihre Fahrzeuge im Gewerbegebiet Nordwest bei der Hasseröder Brauerei abstellen. Von dort bringen Shuttlebusse die Gäste im 10-Minuten-Takt in die Innenstadt.
Der Vorteil: Weniger Individualverkehr im Altstadtkern bedeutet weniger Unfallrisiko und bessere Kontrolle der Zufahrten – ein klarer Sicherheitsgewinn. Auch Umweltschutz spielt eine Rolle: Der Shuttleverkehr reduziert CO₂-Emissionen und entlastet die engen Straßen des historischen Zentrums.
Zwischen Genuss und Kontrolle
Während viele Besucher Verständnis für die Maßnahmen zeigen, sehen manche Anwohner die zunehmende Reglementierung kritisch. Auf Social Media äußern einige den Wunsch nach „mehr Freiheit und weniger Kontrolle“, andere wiederum begrüßen die neuen Sicherheitskonzepte. Eine Facebook-Nutzerin kommentiert: „Nach dem Gedränge im letzten Jahr bin ich froh, dass diesmal geordnete Wege und Sperren da sind. So kann man mit Kindern viel entspannter gehen.“
Die Veranstalter betonen, dass die Sicherheit an erster Stelle steht. „Wir wollen, dass alle Gäste die chocolART genießen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen“, heißt es in einer Mitteilung. Ein Sprecher des Ordnungsamts ergänzt, dass die Poller, Kontrollen und Zufahrtsbeschränkungen „präventive Maßnahmen sind, die im Idealfall gar nicht auffallen“.
Wie reagieren Veranstalter und Stadtverwaltung?
Die Stadt Wernigerode verweist auf die gestiegenen Anforderungen seitens des Landes. In einer aktuellen Erklärung heißt es, dass die Maßnahmen „ausdrücklich im Einklang mit dem Leitfaden für Großveranstaltungen in Sachsen-Anhalt“ stehen. Dieser sieht unter anderem vor:
- Mechanische Zufahrtsschutzsysteme an allen Hauptzugängen,
- Rettungs- und Evakuierungspläne mit definierten Sammelpunkten,
- geschulte Sicherheitsdienste für Crowd-Management,
- laufende Abstimmung zwischen Polizei, Feuerwehr und Veranstalter.
Damit folgt Wernigerode einem bundesweiten Trend. Auch in Städten wie Köln, Stuttgart oder Hannover wurden die Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen in den letzten Jahren deutlich verschärft.
Warum gibt es bei der chocolART spezielle Sicherheits- und Verkehrsmaßnahmen?
Neben den rechtlichen Vorgaben spielt auch die geografische Lage der Stadt im Harz eine Rolle. Die engen Gassen und der historische Stadtkern sind touristische Schmuckstücke, aber sie erschweren auch den Zugang für Rettungsfahrzeuge. Um Engpässe zu vermeiden, hat die Stadtverwaltung zusätzliche Halteverbote entlang wichtiger Rettungswege eingerichtet.
Gleichzeitig wurden Besucherzonen mit klaren Laufrichtungen definiert. Dieses Crowd-Management folgt modernen Ansätzen, die in aktuellen Fachartikeln wie „Smart Crowd Management for Public Events“ vorgestellt werden: Sensorik und Echtzeit-Analysen könnten künftig helfen, Besucherströme noch präziser zu steuern. Zwar kommt diese Technik in Wernigerode bislang nicht zum Einsatz, doch die Planer denken bereits über digitale Lösungen für kommende Jahre nach.
Ein Blick hinter die Kulissen: Wer plant die Sicherheit?
Hinter den Kulissen arbeitet ein komplexes Netzwerk von Akteuren. Polizei, Feuerwehr, private Sicherheitsdienste, Sanitätsdienste und die Stadtverwaltung bilden gemeinsam den sogenannten Einsatzstab. Der Bundesverband Veranstaltungssicherheit (BVVS) bezeichnet solche Strukturen als „sozio-technische Systeme“ – sie funktionieren nur, wenn Kommunikation, Technik und Personal optimal zusammenspielen.
In Interviews betonen Sicherheitsverantwortliche, dass gerade die Zusammenarbeit zwischen Behörden und privaten Sicherheitsfirmen entscheidend ist. Fehlende Kommunikation kann zu riskanten Situationen führen. In Wernigerode wurden daher tägliche Lagebesprechungen eingeplant, um alle Informationen zentral zu bündeln.
Welche Maßnahmen gelten bei Überfüllung oder Not-Situationen?
Die Veranstalter haben auf Grundlage vergangener Jahre gelernt. Bei Überfüllung einzelner Plätze soll das Publikum über Lautsprecherdurchsagen und Ordner umgeleitet werden. Zusätzlich sind alle Fluchtwege ausgeschildert und regelmäßig überprüft.
Ein Sicherheitsbeauftragter erklärt: „Wir müssen nicht nur auf Gefahren von außen achten, sondern auch auf die innere Dynamik der Menge. Ein Gedränge kann schnell gefährlich werden – auch ohne äußeren Anlass.“ Damit ist klar: Sicherheitsmaßnahmen beim Schokoladenfest sind mehr als reine Formalität – sie sind Teil eines durchdachten Gesamtkonzepts.
Stimmen aus dem Harz: Zwischen Verständnis und Kritik
In Foren und Kommentarspalten gehen die Meinungen auseinander. Während einige Besucher die strengeren Regeln als sinnvoll erachten, fürchten andere einen Verlust der ursprünglichen Festatmosphäre. „Das war früher ein gemütlicher Bummel durch die Altstadt. Heute fühlt es sich an wie eine Großveranstaltung mit Einlasskontrolle“, schreibt ein Nutzer in einem Harz-Forum.
Andere loben die gute Organisation und das Gefühl von Sicherheit: „Ich finde es beruhigend, dass die Stadt aus den Erfahrungen anderer gelernt hat“, heißt es auf Instagram unter dem Hashtag #chocolartwernigerode.
Kann man trotz der Sicherheitsmaßnahmen unbeschwert feiern?
Ja – die meisten Besucherinnen und Besucher dürften die Maßnahmen kaum spüren. Die Sicherheitskräfte agieren dezent, die Verkehrsregelungen sind klar kommuniziert, und das kulinarische Angebot steht wie gewohnt im Mittelpunkt. Ob Pralinen aus Belgien, heiße Schokolade aus Frankreich oder handgeschöpfte Tafeln aus der Region Harz: Der süße Genuss bleibt das Herzstück der Veranstaltung.
Wer sich im Vorfeld informiert und den Shuttle-Service nutzt, wird wenig Einschränkungen bemerken. Wichtig ist lediglich, genug Zeit für An- und Abreise einzuplanen – und den eigenen Pkw außerhalb der Altstadt zu lassen.
Die Rolle des Harzes im Veranstaltungstourismus
Wernigerode und der gesamte Harz profitieren stark vom Eventtourismus. Festivals wie die chocolART sind nicht nur Publikumsmagneten, sondern auch Wirtschaftsfaktoren. Laut Tourismusdaten generieren sie mehrere Millionen Euro Umsatz jährlich für Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel. Sicherheit ist daher nicht nur eine organisatorische Notwendigkeit, sondern ein Standortfaktor.
Ein Vorfall würde den Ruf der gesamten Region schädigen – das wissen Veranstalter und Behörden. Der Fokus liegt deshalb auf Prävention, Professionalität und moderner Technik. Viele Städte im Harz planen inzwischen eigene Sicherheitsrichtlinien für Großevents, um von den Erfahrungen in Wernigerode zu lernen.
Wie reagieren Besucher auf die veränderte Situation?
Ein Blick auf Social Media zeigt: Die Stimmung ist überwiegend positiv. Besonders Familien mit Kindern begrüßen die neuen Maßnahmen. In einer Umfrage unter Festivalbesuchern aus dem letzten Jahr gaben 73 Prozent an, sich „sicherer und besser informiert“ zu fühlen. Nur 14 Prozent empfanden die Sperrungen als störend.
„Ich komme jedes Jahr hierher. Wenn es ein paar Absperrungen braucht, damit alle sicher sind, ist das für mich völlig in Ordnung“, sagt ein Besucher aus Goslar. Diese Haltung scheint typisch für den aktuellen Stimmungswandel im Harz: Sicherheit ist kein Fremdwort mehr, sondern Teil eines gelungenen Festerlebnisses.
Fazit: Sicherheit als Teil des Festes – ein neues Kapitel für den Harz
Das Schokoladenfest 2025 in Wernigerode zeigt beispielhaft, wie moderne Sicherheitskonzepte und traditionsreiche Veranstaltungen im Harz miteinander verschmelzen können. Die umfassenden Maßnahmen sind kein Zeichen von Misstrauen, sondern Ausdruck einer neuen Verantwortungsbereitschaft – von Veranstaltern, Stadt und Besuchern gleichermaßen.
Natürlich bleibt Raum für Diskussionen: Wie viel Kontrolle verträgt ein Volksfest? Doch eines ist klar – in Zeiten wachsender Besucherzahlen, enger Altstädte und steigender Sicherheitsanforderungen ist ein durchdachtes Konzept alternativlos. Wernigerode liefert dafür ein Lehrstück, das weit über den Harz hinaus Aufmerksamkeit verdient.
So bleibt am Ende die Erkenntnis: Sicherheit und Genuss müssen sich nicht ausschließen. Wer in diesem Jahr die chocolART besucht, erlebt beides – süße Versuchung und verantwortungsvolle Organisation. Und das macht das Schokoladenfest 2025 zu einem Vorbild für die gesamte Region Harz.







