Halberstadt

Veranstaltungshinweis Informationsabend in Halberstadt: Rechtsextreme Szene im Fokus

Halberstadt. Am 29. Oktober 2025 lädt das Halberstädter Bündnis für Demokratie zu einem öffentlichen Informationsabend in den Großen Ratssaal des Rathauses ein. Thema ist die rechtsextreme Szene im Raum Halberstadt – ihre Strukturen, ihre Netzwerke und die Frage, wie sich die Gesellschaft im Harz dagegen wappnen kann. Experten des Verfassungsschutzes Sachsen-Anhalt werden über aktuelle Entwicklungen berichten und das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen.

Ein Abend für Aufklärung und Dialog

Das Halberstädter Bündnis für Demokratie ruft mit dieser Veranstaltung dazu auf, offen über Rechtsextremismus im Harz zu sprechen. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen und gleichzeitig zur Wachsamkeit zu ermutigen. Der Eintritt ist frei – ein Zeichen dafür, dass die Veranstaltung alle Bürgerinnen und Bürger ansprechen soll, unabhängig von politischer Einstellung oder Herkunft.

Ein Vertreter des Verfassungsschutzes Sachsen-Anhalt wird in seinem Vortrag zentrale Akteure der rechtsextremen Szene im Raum Halberstadt vorstellen, deren Aktivitäten und Vernetzung mit anderen Regionen erläutern und aufzeigen, welche gesellschaftlichen Risiken damit verbunden sind. Gerade Halberstadt, so betonen die Organisatoren, sei seit Jahren ein Ort, an dem sich rechte Strukturen festgesetzt haben – und zugleich ein Ort, an dem Demokratie täglich verteidigt wird.

Hintergrund: Warum der Harz im Fokus steht

Der Harz gilt seit Jahren als Rückzugs- und Organisationsraum für rechtsextreme Gruppierungen. Das liegt einerseits an der geografischen Lage und den ländlichen Strukturen, andererseits an der sozialen Verwurzelung einzelner Szeneakteure. Laut dem Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt ist der Rechtsextremismus im Bundesland zunehmend parteiungebunden und neonazistisch geprägt. Immer häufiger entstehen lose Netzwerke, die über soziale Medien miteinander kommunizieren und sich bei Veranstaltungen im Harz persönlich treffen.

Halberstadt spielt in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle. Bereits in den vergangenen Jahren gab es hier wiederholt rechtsextreme Vorfälle, darunter Schmierereien, körperliche Angriffe und Propagandaaktionen. Hinzu kommt eine wachsende digitale Präsenz, über die extremistische Inhalte gezielt verbreitet werden.

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Wie stark ist die Szene im Harz?

Eine der häufigsten Fragen aus der Bevölkerung lautet: „Wie stark ist die rechtsextreme Szene in Halberstadt und welche Akteure sind dort aktiv?“
Laut dem aktuellen Verfassungsschutzbericht handelt es sich um eine kleinteilige, aber stabile Szene. Sie ist nicht auf eine einzelne Partei oder Organisation beschränkt, sondern besteht aus verschiedenen Gruppierungen, die ideologisch vom Nationalsozialismus beeinflusst sind. Viele von ihnen treten nach außen unauffällig auf, agieren aber über digitale Kanäle oder lokale Vereine im Verborgenen.

Ein Polizist aus der Region formuliert es so: „Wir sehen eine hohe Vernetzungsdichte zwischen Einzelpersonen, Musikprojekten und vermeintlich harmlosen Bürgerinitiativen. Das ist gefährlich, weil es schleichend passiert.“

Die Rolle sozialer Medien bei der Radikalisierung

Rechtsextreme Akteure nutzen längst nicht mehr nur Aufmärsche oder Konzerte, um ihre Ideologie zu verbreiten. Facebook-, Telegram- und Instagram-Kanäle mit regionalem Bezug sind im Harz zu einem wichtigen Rekrutierungsinstrument geworden. Beiträge werden gezielt so gestaltet, dass sie jugendliche Nutzer ansprechen – etwa durch Musik, Memes oder scheinbar unpolitische Inhalte.

Ein Jugendsozialarbeiter aus Halberstadt berichtet: „Es fängt mit Heimatliedern oder vermeintlich patriotischen Sprüchen an und endet bei klaren Feindbildern. Jugendliche erkennen oft zu spät, dass sie Teil einer extremistischen Echokammer geworden sind.“

Diese digitale Dimension wird auch beim Informationsabend eine wichtige Rolle spielen. Denn laut Organisatoren gehe es nicht nur darum, bekannte Gruppen zu benennen, sondern auch Mechanismen aufzuzeigen, wie Desinformation und Propaganda im Netz funktionieren – und wie man sie erkennt.

Zuzug aus anderen Regionen – ein wachsendes Phänomen

Der Harz hat in den letzten Jahren vermehrt Zuzug aus anderen Bundesländern erfahren – auch von Personen aus der rechtsextremen Szene. Ein Bericht der taz dokumentierte bereits 2022, dass Neonazis aus Nordrhein-Westfalen in den Harzraum zogen, um dort neue Strukturen aufzubauen. Die Kombination aus niedrigen Immobilienpreisen und ländlicher Abgeschiedenheit macht die Region attraktiv für solche Bestrebungen.

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Der Verfassungsschutz spricht von „rechten Siedlungsprojekten“, die langfristig darauf abzielen, eine Gegenkultur zu etablieren. Solche Entwicklungen sollen am 29. Oktober in Halberstadt offen diskutiert werden, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig Gegenstrategien auf lokaler Ebene sind.

Was Bürgerinnen und Bürger tun können

Der Infoabend soll nicht nur informieren, sondern auch Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Veranstalter wollen konkrete Tipps geben, wie Bürgerinnen und Bürger aktiv werden können. Dazu gehören:

  • Teilnahme an demokratischen Veranstaltungen im Harz
  • Engagement in Vereinen, Schulen und Jugendprojekten
  • Meldung rechtsextremer Aktivitäten an Behörden
  • Aufklärung im persönlichen Umfeld über Radikalisierungsgefahren

„Demokratie lebt vom Mitmachen“, betont eine Sprecherin des Bündnisses. „Gerade im Harz, wo viele Orte klein und eng vernetzt sind, kann jeder Einzelne einen Unterschied machen.“

Gegenbewegungen zeigen Gesicht

Die Zivilgesellschaft in Halberstadt reagiert entschlossen. Neben dem Bündnis für Demokratie engagieren sich Schulen, Kirchengemeinden und Jugendzentren gegen rechte Strukturen. Im Dezember 2024 hatte das Bündnis „Goslar gegen Rechtsextremismus“ eine Kundgebung auf dem Fischmarkt in Halberstadt organisiert, die Hunderte von Menschen anzog.
Diese Aktionen zeigen, dass der Harz kein Ort des Schweigens ist, sondern ein Raum, in dem demokratische Werte verteidigt werden.

Welche Rolle spielt die Polizei?

Ein weiterer Schwerpunkt des Abends wird die Sicherheitslage im Harz sein. Vertreter der Polizei und des Innenministeriums werden über Maßnahmen berichten, mit denen extremistischer Gewalt begegnet wird. Dazu zählen verstärkte Beobachtungen, Kooperationen mit Präventionsnetzwerken und Schulungsprogramme für kommunale Mitarbeiter.

Ein Beamter erklärte im Vorfeld: „Wir nehmen jede Form rechtsextremer Aktivität ernst. Wichtig ist, dass wir Informationen aus der Bevölkerung erhalten. Nur gemeinsam können wir reagieren.“

Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger

Der Informationsabend richtet sich ausdrücklich an die breite Öffentlichkeit. Bürgerinnen und Bürger können Fragen stellen, sich austauschen und eigene Erfahrungen teilen. Ziel ist es, Ängste abzubauen und Wissen zu fördern – denn Aufklärung gilt als stärkstes Mittel gegen Radikalisierung.

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Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 29. Oktober 2025, um 18:00 Uhr im Großen Ratssaal des Rathauses Halberstadt statt. Der Einlass beginnt um 17:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Fazit: Der Harz zeigt Haltung gegen Extremismus

Der bevorstehende Informationsabend ist mehr als eine Einzelveranstaltung – er ist ein Symbol für gelebte Demokratie im Harz. Indem Behörden, Initiativen und Bürger gemeinsam Verantwortung übernehmen, setzen sie ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz. Halberstadt beweist damit erneut, dass Engagement vor Ort der Schlüssel ist, um Extremismus entgegenzutreten.

„Der Harz darf nicht zum Rückzugsraum für Extremisten werden“, heißt es in der Einladung des Bündnisses. „Nur durch Aufklärung, Dialog und Zusammenhalt bleibt unsere Region stark.“
Mit dieser Botschaft richtet sich der Blick über Halberstadt hinaus – auf eine ganze Region, die zeigt, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern täglich neu gelebt werden muss.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.