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Harz | Warum wurde die Strafe für Rauchen auf Bahnsteigen mehr als dreifacht?

Wernigerode, 25. Juni 2025, 09:00 Uhr

Angesichts steigender Waldbrandgefahr verschärfen die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) ihr Vorgehen gegen das Rauchen auf Bahnsteigen und in Zügen. Ab dem 1. Juli 2025 droht eine drastische Erhöhung des Bußgelds – von bisher 60 Euro auf nunmehr 250 Euro. Die Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Trockenheit, anhaltender Hitzeperioden und wachsender Waldbrandrisiken in der Region.

Ein kleiner Funke mit großen Folgen

Bereits eine achtlos weggeworfene Zigarette kann im Hochsommer verheerende Folgen haben. Trockene Nadeln, Laub und dürres Unterholz bieten in den Wäldern des Harzes derzeit ein gefährlich leicht entflammbares Umfeld. Die Verantwortlichen der HSB reagieren auf diese Entwicklungen mit einer klaren Botschaft: Wer trotz Verbot raucht, riskiert nicht nur ein Bußgeld, sondern auch die Sicherheit von Fahrgästen, Natur und Einsatzkräften.

Waldbrandgefahrenstufe 4 bereits erreicht

Seit Mai gilt in großen Teilen des Harzes die Waldbrandgefahrenstufe 4. Bei dieser Stufe ist das Rauchen in Wäldern sowie in unmittelbarer Nähe zu bewaldeten Gebieten streng untersagt. Das Verbot wird nun konsequent auf alle Bereiche des Schienenverkehrs ausgeweitet – einschließlich der historischen Bahnstrecken, auf denen die Dampfloks der HSB unterwegs sind.

HSB: Deutliche Botschaft durch empfindliche Bußgelder

Mit der Erhöhung des Bußgeldes auf 250 Euro setzt die HSB ein deutliches Zeichen. Der Betrag liegt deutlich über dem bisherigen Wert und soll eine abschreckende Wirkung entfalten. Die neue Regelung betrifft nicht nur klassische Tabakprodukte, sondern auch E-Zigaretten, die häufig als unbedenklich wahrgenommen werden, in der Gefahrenlage aber ähnliche Risiken bergen.

„Wir dulden keinerlei Gefährdung unserer Wälder durch unachtsames Verhalten. Jeder Funke zählt“.

Diese Bereiche sind betroffen

  • Bahnsteige sämtlicher Haltepunkte der Harzer Schmalspurbahnen
  • Wartebereiche, Bahnübergänge und Eingänge zu Waldstationen
  • Alle Wagen und Abteile der Harzer Dampfbahnen, inklusive Sonderzüge
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Besonders auf der beliebten Brockenbahn, die tief in das Waldgebiet des Nationalparks führt, gelten die Maßnahmen mit besonderer Strenge. Hier ist die Gefährdungslage durch trockene Vegetation und die Nähe zu schwer zugänglichen Gebieten besonders kritisch.

Kommunikation und Überwachung: So wird das Verbot durchgesetzt

Zur Durchsetzung der Regelungen setzt die HSB auf ein umfassendes Informations- und Kontrollkonzept. Auf sämtlichen Bahnsteigen und in den Zügen weisen Piktogramme, Plakate und Durchsagen auf das Rauchverbot hin. Dabei wird ausdrücklich auch auf die Gültigkeit für E-Zigaretten und Tabakerhitzer hingewiesen.

Zusätzlich kontrollieren geschulte Zugbegleiter und Sicherheitskräfte die Einhaltung der Regeln. Fahrgäste, die sich nicht an das Verbot halten, müssen mit sofortigen Maßnahmen rechnen – vom Bußgeld bis zum Ausschluss von der Beförderung.

Rauchverbot ist Teil eines größeren Brandschutzkonzepts

Die Bußgelder sind nur ein Baustein im erweiterten Brandschutzkonzept der Harzer Schmalspurbahnen. Bei besonders hoher Gefahrenlage, etwa der Waldbrandgefahrenstufe 5, werden die dampfbetriebenen Züge auf kritischen Strecken durch Diesellokomotiven ersetzt. Auch technische Schutzmaßnahmen wie Funkenfänger und die Kontrolle von Aschekästen gehören zum Alltag der Bahnunternehmen in den Sommermonaten.

Infrastruktur schützt zusätzlich

Im gesamten Harzgebiet entstehen parallel weitere Infrastrukturen zum Brandschutz. Dazu zählen:

  • Löschwasserzisternen und Teiche in Waldnähe
  • Notrufsysteme an Bahnstationen und Haltepunkten
  • Feuerwehrzufahrten entlang von Wanderwegen und Bahnstrecken

Der technische Aufwand ist enorm – und zeigt, wie ernst die Lage inzwischen genommen wird.

Rechtliche Hintergründe: Mehr als nur ein Ordnungsgeld

Was viele Fahrgäste nicht wissen: Wer durch fahrlässiges Verhalten – etwa durch eine brennende Zigarette – einen Waldbrand verursacht, kann sich nicht nur ordnungswidrig, sondern strafbar machen. Laut Strafgesetzbuch (§ 306f StGB) drohen bei fahrlässiger Brandstiftung Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren oder hohe Geldstrafen. Im Extremfall können auch Kosten für Feuerwehreinsätze auf den Verursacher umgelegt werden.

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Kommunale Kostenbeteiligung

Feuerwehreinsätze, insbesondere bei schwer erreichbaren Waldbränden, kosten schnell mehrere zehntausend Euro. Die Kommunen können in solchen Fällen Ersatzansprüche geltend machen – etwa wenn die Ursache eindeutig nachgewiesen werden kann. Wer also glaubt, mit einem Bußgeld sei es getan, irrt im Ernstfall gewaltig.

Klimatische Entwicklung: Warum die Gefahr wächst

Ein Blick in die Statistiken zeigt: Die Zahl der Hitzetage in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten zu. Der Deutsche Wetterdienst bestätigt, dass heiße, trockene Sommer inzwischen keine Ausnahme mehr sind. Im Harz ist die Trockenheit der letzten Jahre besonders spürbar – viele Bäume sind krank, abgestorben oder geschwächt. Dadurch steigt die Entzündlichkeit des Waldes dramatisch.

Jahr Anzahl Hitzetage (>30 °C) Waldbrandgefahrenstufe ≥4 (Tage)
2018 14 38
2022 21 45
2024 19 41

Die Daten sprechen eine deutliche Sprache: Mit steigender Trockenheit wächst das Risiko – und mit ihm die Notwendigkeit für strengere Maßnahmen.

Signalwirkung über den Harz hinaus

Die Maßnahmen der HSB haben bereits überregionale Aufmerksamkeit erregt. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wird diskutiert, ob ähnliche Bußgelder auch für andere Bereiche des öffentlichen Nahverkehrs und für touristisch genutzte Regionen sinnvoll wären. Der Harz könnte somit eine Vorbildrolle im Kampf gegen Waldbrände und Umweltgefährdung durch fahrlässiges Verhalten einnehmen.

Ein sensibles Gleichgewicht

Der Harz ist nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch ein empfindliches Ökosystem. Dampflokomotiven, Touristenmassen und zunehmende Trockenheit sind eine explosive Mischung. Dass die Verantwortlichen nun entschieden durchgreifen, ist daher mehr als eine symbolische Handlung. Es ist ein notwendiger Schritt in Richtung Sicherheit, Prävention und Verantwortung gegenüber der Natur.

Fazit

Mit der Vervierfachung der Strafen für das Rauchen auf Bahnsteigen und in Zügen der Harzer Schmalspurbahnen zieht die Region klare Konsequenzen aus den sich verschärfenden Klimabedingungen. Wer sich nicht an die Regeln hält, riskiert nicht nur ein saftiges Bußgeld, sondern auch rechtliche Folgen und eine immense Gefahr für Mensch, Natur und Infrastruktur.

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Das Beispiel Harz zeigt, wie wichtig es ist, bestehende Gewohnheiten zu hinterfragen – und im Ernstfall konsequent zu handeln.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.