Halberstadt

Zwischen Halberstadt und Wernigerode Bahnstrecke bei Halberstadt wochenlang dicht: Sanierung wegen maroder Schwellen gestartet

Halberstadt. Wochenlange Sperrung im Harz: Zwischen Halberstadt und Wernigerode bleibt die Bahnstrecke vorerst dicht. Grund sind massive Schäden an Betonschwellen, die für die Sicherheit des Bahnverkehrs dringend ausgetauscht werden müssen. Die Deutsche Bahn und der Betreiber Start Mitteldeutschland haben eine umfangreiche Sanierung angekündigt, die Pendler und Reisende gleichermaßen betrifft.

Hintergrund: Warum wird die Bahnstrecke bei Halberstadt saniert?

Die Bahnstrecke rund um Halberstadt gehört zu den zentralen Verkehrsverbindungen im nördlichen Harzvorland. Doch seit Monaten mehren sich die Meldungen über sogenannte „Schadschwellen“ – defekte Betonschwellen, die die Stabilität der Gleise gefährden. Laut Deutscher Bahn handelt es sich dabei nicht um ein lokales Phänomen, sondern um ein bundesweites Problem. Besonders stark betroffen sind jedoch Teile Sachsen-Anhalts, Thüringens und Sachsens, wo zahlreiche Schwellen eines bestimmten Bautyps ausgetauscht werden müssen.

In Halberstadt zeigte sich das Problem besonders deutlich: Auf einem Abschnitt zwischen Halberstadt und Heudeber-Danstedt wurden rund 9.000 Schwellen als beschädigt identifiziert. Die Strecke wurde daraufhin vorsorglich gesperrt, um größere Schäden und Sicherheitsrisiken zu verhindern. Der Austausch erfolgt nun abschnittsweise, was zu einer wochenlangen Totalsperrung führt.

Technische Ursachen für die Schäden

Fachleute sprechen von einer Kombination aus chemischen und physikalischen Prozessen, die die Stabilität der Schwellen beeinträchtigen. Eine sogenannte Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) sowie eine sekundäre Ettringitbildung gelten als Hauptursachen. Beide führen dazu, dass sich mikroskopische Risse im Beton bilden, die mit der Zeit wachsen und schließlich zu sichtbaren Beschädigungen führen. Betroffen sind vor allem Spannbetonschwellen bestimmter Hersteller aus den frühen 2010er-Jahren.

Wie lange dauert die Sperrung der Bahnstrecke Halberstadt – Wernigerode?

Nach Angaben der Betreiber ist die Sanierung zwischen dem 20. Oktober und dem 13. November 2025 geplant. In diesem Zeitraum sollen sämtliche schadhaften Schwellen entfernt und durch neue ersetzt werden. Damit verbunden sind auch Arbeiten an Schotterbett, Oberbau und Gleisüberwachungssystemen. Ziel ist es, den regulären Bahnverkehr bis Ende des Jahres wieder vollständig aufzunehmen.

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Auswirkungen auf den Zugverkehr im Harz

Die Sperrung betrifft mehrere Regionalbahnlinien, darunter die Verbindungen von Halberstadt nach Wernigerode, Goslar und Aschersleben. Auch der touristische Verkehr in Richtung Brockenregion ist eingeschränkt. Für viele Pendler bedeutet das längere Fahrtzeiten und Umstiege auf Ersatzbusse. Laut Betreiber Start Mitteldeutschland verkehren Busse im 30-Minuten-Takt zwischen den wichtigsten Bahnhöfen.

Welche Ersatzverkehrsmaßnahmen gibt es während der Sperrung?

Während der Bauarbeiten setzt die Deutsche Bahn einen umfangreichen Schienenersatzverkehr ein. Dabei fahren Busse auf den Abschnitten Halberstadt – Wernigerode – Vienenburg sowie Halberstadt – Aschersleben. Zusätzlich werden Pendelverbindungen für Berufspendler in den frühen Morgenstunden eingerichtet. Fahrgäste werden gebeten, mehr Zeit einzuplanen, da die Busse aufgrund der Topografie im Harz längere Fahrzeiten haben.

Erfahrungen aus den sozialen Medien

In sozialen Netzwerken wie Facebook äußern sich viele Fahrgäste kritisch zur Informationspolitik der Bahn. Zahlreiche Kommentare schildern, dass die Sperrung „plötzlich und ohne ausreichende Vorankündigung“ erfolgte. Pendler berichten von überfüllten Ersatzbussen, langen Wartezeiten und fehlenden Anschlüssen. Besonders im Berufsverkehr zwischen Halberstadt und Wernigerode kam es laut Nutzerberichten zu deutlichen Verzögerungen. Ein Nutzer schrieb: „Man hat das Gefühl, dass die Baustellen sich nur noch abwechseln – kaum ist eine Strecke frei, wird die nächste gesperrt.“

Ein bundesweites Problem: Marode Schwellen überall

Die Deutsche Bahn steht vor einem landesweiten Instandhaltungsproblem. Insgesamt sollen in diesem Jahr rund 480.000 Betonschwellen überprüft und, wenn nötig, ausgetauscht werden. Dafür wurden über 400 zusätzliche Baustellen im gesamten Netz eingerichtet. Das bedeutet auch: Noch mehr Sperrungen, Umleitungen und reduzierte Geschwindigkeiten auf vielen Strecken. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Hunderte Millionen Euro.

Ein Blick in die Statistik

Parameter Wert
Betonschwellen im DB-Netz ca. 81 % aller Gleise
Defekte Schwellen 2023–2025 über 480.000 Stück
Betroffene Regionen u. a. Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen
Lebensdauer Holzschwellen 15 Jahre
Lebensdauer Stahlschwellen 35 Jahre
Geschätzte Gesamtkosten dreistellige Millionenhöhe
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Stimmen aus der Branche

Ein Sprecher von DB InfraGO erklärte, man arbeite mit Hochdruck daran, die betroffenen Strecken wieder sicher befahrbar zu machen: „Sicherheit hat oberste Priorität. Wir verstehen den Ärger der Reisenden, aber die Sanierung ist unvermeidlich.“ Auch Verkehrsunternehmen wie Abellio und Start Mitteldeutschland betonen, dass sie in engem Kontakt mit der Bahn stünden, um Einschränkungen so gering wie möglich zu halten.

Nach der Sanierung: Wie geht es weiter?

Nach Abschluss der Arbeiten sollen Züge wieder regulär verkehren – allerdings zunächst mit reduzierter Geschwindigkeit. Auf den neu verlegten Schwellen wird vorerst eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h erlaubt sein, bis abschließende Prüfungen und Messungen erfolgt sind. Erst danach soll der Verkehr wieder mit voller Geschwindigkeit aufgenommen werden.

Fahren Züge nach der Sanierung mit voller Geschwindigkeit?

Vorerst nein. Um die Haltbarkeit und Sicherheit der neuen Schwellen zu gewährleisten, erfolgt eine stufenweise Freigabe. Erst nach erfolgreicher technischer Abnahme darf die Strecke wieder mit dem regulären Tempo befahren werden. Dies wird voraussichtlich Anfang 2026 der Fall sein.

Wie reagieren Reisende und Anwohner?

In den betroffenen Gemeinden stoßen die Maßnahmen auf gemischte Reaktionen. Viele Anwohner begrüßen die Sanierung als notwendig, andere kritisieren die langen Sperrzeiten und fehlende Kommunikation. Besonders im touristischen Bereich rund um Wernigerode und Goslar fürchten Betriebe Umsatzeinbußen. Gleichzeitig wird gefordert, dass die Bahn langfristig in eine nachhaltigere Infrastruktur investiert, um solche Störungen künftig zu vermeiden.

Ein komplexes Infrastrukturprojekt mit Signalwirkung

Die Sanierung der Bahnstrecke bei Halberstadt ist mehr als eine regionale Instandsetzungsmaßnahme – sie steht symbolisch für den Zustand des deutschen Schienennetzes. Jahrzehntelang wurden Investitionen verschoben, nun müssen viele Strecken gleichzeitig erneuert werden. Laut Deutscher Bahn werden bis 2030 jährlich Milliardenbeträge nötig sein, um das Netz auf Vordermann zu bringen. Für Fahrgäste bedeutet das kurzfristig Einschränkungen, langfristig jedoch ein stabileres und sichereres Bahnnetz.

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Neue Technologien und Materialien

Im Zuge der aktuellen Sanierungen testet die Bahn neue Schwellenmaterialien und Beschichtungen, die widerstandsfähiger gegen chemische Reaktionen sein sollen. Auch die Sensorik zur Früherkennung von Materialermüdung wird modernisiert. So sollen künftige Schadensfälle frühzeitig erkannt und Wartungsintervalle optimiert werden. Die Lehren aus dem Fall Halberstadt sollen in zukünftige Bauprojekte einfließen.

Was Reisende jetzt wissen sollten

  • Die Sperrung betrifft alle Linien zwischen Halberstadt, Wernigerode, Goslar und Thale.
  • Es fährt Schienenersatzverkehr mit längeren Fahrtzeiten.
  • Nach Wiedereröffnung gilt vorerst Tempo 50 km/h.
  • Fahrplanänderungen sind im DB Navigator und bei Start Mitteldeutschland abrufbar.
  • Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte November 2025.

Ausblick: Hoffnung auf Stabilität und Zuverlässigkeit

Auch wenn die wochenlange Sperrung für viele Reisende eine Belastung ist, bringt sie eine notwendige Modernisierung der Bahnstrecke bei Halberstadt. Der Austausch der maroden Schwellen verbessert langfristig die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der Strecke. Die Bahn steht damit vor der Herausforderung, den Spagat zwischen Sanierung und Fahrgastinteressen zu meistern. Gelingt dies, könnte Halberstadt zum Beispiel dafür werden, wie eine Region mit klarer Kommunikation und moderner Technik erfolgreich den Übergang in ein stabiles Bahnzeitalter schafft.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.