Oberharz

Was führte zu diesem Abschied? Paukenschlag im Harz: Trainer Jozef Potac verabschiedet sich von den Harzer Falken

BRAUNLAGE, 5. November 2025 – Es ist still geworden im Eisstadion von Braunlage. Wo sonst die Fangesänge hallen, weht an diesem Tag eine spürbare Mischung aus Respekt und Wehmut durch die Halle. Nach sechs intensiven Jahren verlässt Jozef Potac, der prägenden Figur des Harzer Eishockeys, die Harzer Falken – nicht aus sportlichen, sondern aus gesundheitlichen Gründen. Für Fans, Spieler und Vereinsführung endet damit ein Kapitel, das die Region geprägt hat.

Ein Rücktritt aus persönlichen Gründen – und doch ein Schock

Wie der Verein offiziell bestätigte, hat Jozef Potac sein Amt als Cheftrainer der Harzer Falken mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Der 47-jährige Slowake, der den Club über Jahre hinweg sportlich geformt und zu mehreren Meistertiteln geführt hatte, zieht sich „aus gesundheitlichen Gründen“ zurück. Die Entscheidung fiel nach „offenen und konstruktiven Gesprächen“ mit dem Vereinsvorstand, wie es in der Mitteilung heißt.

Für viele kam die Nachricht überraschend. Noch wenige Wochen zuvor hatte Potac die Mannschaft in der Regionalliga Nord betreut – mit ehrgeizigem Blick auf die laufende Saison. Dass er nun selbst den Schlussstrich zieht, zeigt, wie stark persönliche Umstände auch im Sport wirken können. Der Verein äußerte Verständnis und bedankte sich ausdrücklich für die geleistete Arbeit und den menschlichen Beitrag des Trainers.

Von der Spielerkarriere zum Erfolgstrainer

Jozef Potac, geboren 1978 in Banská Bystrica, blickt auf eine lange Eishockey-Vergangenheit zurück. Nach einer aktiven Karriere als Verteidiger in der slowakischen Liga fand er seinen Weg nach Deutschland, wo er 2019 erstmals für die Harzer Falken tätig wurde. Zunächst arbeitete er im Nachwuchsbereich, bevor er 2021 das Amt des Cheftrainers übernahm. Sein Weg im Verein war geprägt von Leidenschaft und Loyalität – zwei Werte, die in der Region einen hohen Stellenwert besitzen.

Unter seiner Leitung feierten die Harzer Falken vier Meistertitel in fünf Jahren (2020, 2022, 2024, 2025). Die Mannschaft etablierte sich damit als feste Größe in der Regionalliga Nord und als Aushängeschild des Harzer Eishockeys. Potac galt als akribischer Arbeiter, der junge Talente förderte und trotz begrenzter Mittel auf mannschaftliche Geschlossenheit setzte.

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Der Verein reagiert – Regan Nagy übernimmt interimistisch

Um den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten, reagierte der Club schnell. Der verletzte Stürmer Regan Nagy übernimmt vorerst als Interimstrainer. Nagy hatte im Sommer seine Trainer-C-Lizenz erworben und wird nun parallel zum Reha-Prozess die Verantwortung für das Team tragen. „Regan genießt großes Vertrauen in der Mannschaft“, hieß es aus Vereinskreisen. Sein Engagement soll Kontinuität gewährleisten, bis eine langfristige Lösung gefunden ist.

Auch in den sozialen Netzwerken wurde die Entscheidung aufmerksam verfolgt. Auf der offiziellen Facebook-Seite des Clubs reagierten zahlreiche Fans mit Verständnis und Dankbarkeit. „Alles Gute, Coach! Du hast den Harz stolz gemacht“, heißt es in einem der meistgelikten Kommentare. Die Tonlage blieb respektvoll, die Anteilnahme groß – ein Zeichen dafür, wie sehr Potac im Verein verwurzelt war.

Ein Verein im Wandel

Der Rücktritt fällt in eine Zeit, in der sich die Harzer Falken ohnehin im Umbruch befinden. Bereits im August 2025 war der sportliche Leiter Erik Pipp aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Die Doppellücke an der sportlichen Spitze ist daher für den Verein eine Herausforderung. Doch die Verantwortlichen zeigen sich entschlossen, die Struktur stabil zu halten. Nach außen betont man Geschlossenheit – intern dürfte die Suche nach einer langfristigen Lösung bereits laufen.

Statistiken und sportlicher Hintergrund

Die jüngste Saisonbilanz spricht für Potacs Arbeit: In der Spielzeit 2024/25 absolvierten die Harzer Falken 24 Partien, davon 17 Siege bei einem Torverhältnis von 104:63. Damit sicherte sich das Team erneut den Meistertitel der Regionalliga Nord. Eine eindrucksvolle Erfolgsserie, die Potacs Fußabdruck im Verein unübersehbar macht.

Saison Spiele Siege Torverhältnis Platzierung
2021/22 26 18 112:74 1. (Meister)
2022/23 25 16 98:70 2.
2023/24 24 17 104:63 1. (Meister)
2024/25 24 17 104:63 1. (Meister)

Dass Potac in dieser Zeit trotz teils begrenzter finanzieller Mittel eine schlagkräftige Mannschaft formte, unterstreicht seine Trainerqualität. Er verstand es, erfahrene Spieler mit jungen Talenten zu verbinden – ein Konzept, das im Harz funktionierte.

Gesundheitliche Gründe als Wendepunkt

„Die Gesundheit geht vor“, heißt es in der offiziellen Erklärung. Details über die Art der gesundheitlichen Einschränkungen wurden bewusst nicht genannt – eine Entscheidung, die den Respekt vor der Privatsphäre wahrt. Der Club bittet um Verständnis, dass keine weiteren Informationen veröffentlicht werden. Der Fokus liege nun auf Stabilität im sportlichen Betrieb und auf der Genesung des Trainers.

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Für den Verein bedeutet der Abgang nicht nur den Verlust eines taktisch starken Trainers, sondern auch eines Menschen, der über Jahre den Charakter des Teams geprägt hat. Auf den Tribünen von Braunlage ist das Echo einhellig: Dankbarkeit und Bedauern. Viele Fans erinnern sich an emotionale Momente – an die Meisterschaftsfeiern, aber auch an Niederlagen, in denen Potac stets Haltung bewahrte.

Reaktionen aus Verein und Umfeld

Der Vereinsvorstand zeigte sich in ersten Statements betroffen, zugleich aber dankbar. „Jozef Potac hat in den vergangenen Jahren enorm viel für die Harzer Falken geleistet“, hieß es in einer Mitteilung. „Sein Engagement, seine Fachkenntnis und seine Leidenschaft haben den Verein geprägt.“

Auch frühere Spieler meldeten sich zu Wort. Einer von ihnen schrieb in einem Forum: „Er hat uns gelehrt, Verantwortung zu übernehmen – auf und neben dem Eis.“ Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und EishockeyTV wurde der Abschied vielfach geteilt, oft begleitet von Fotos aus vergangenen Spielen. Die Anteilnahme erstreckte sich weit über Braunlage hinaus – bis nach Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wo die Falken regelmäßig in der Regionalliga antreten.

Was bedeutet der Abgang für die Zukunft?

Die Frage, wie es sportlich weitergeht, bewegt viele Anhänger. Der Verein steht vor der Aufgabe, kurzfristig Stabilität zu wahren und gleichzeitig eine langfristige Perspektive zu entwickeln. Mit dem Eisstadion Braunlage als Heimstätte und rund 2.500 Zuschauerplätzen bleibt die Fanbasis solide. Doch personell muss sich der Club neu aufstellen. Nach dem Abgang von Erik Pipp und Jozef Potac werden strategische Entscheidungen zur sportlichen Ausrichtung zentral.

Interimstrainer Regan Nagy gilt als Übergangslösung mit Potenzial. Der Kanadier, der sich derzeit von einer Verletzung erholt, genießt Rückhalt im Team. Sollte er in den kommenden Wochen überzeugen, wäre eine dauerhafte Übernahme denkbar. Offiziell äußerte sich der Verein dazu bislang nicht.

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Langfristige Perspektive und Nachwuchsarbeit

Ein Schwerpunkt der kommenden Monate dürfte die Nachwuchsarbeit sein – ein Bereich, den Potac stets gefördert hatte. Der Verein plant, bestehende Strukturen fortzuführen und weiter auszubauen. Auch Kooperationen mit regionalen Eissportvereinen bleiben Teil der Strategie. Ziel sei es, junge Talente früh zu binden und langfristig für den Standort Braunlage zu begeistern.

Zwischen Emotion und Aufbruch – der Blick nach vorn

Der Abschied von Jozef Potac markiert für die Harzer Falken eine Zäsur, aber keinen Bruch. Die Fans stehen weiterhin hinter ihrer Mannschaft, und die Vereinsführung betont Geschlossenheit. Der Name Potac bleibt mit den Erfolgen der vergangenen Jahre untrennbar verbunden – mit Meisterschaften, Aufstiegsambitionen und einer Philosophie, die auf Teamgeist beruhte.

Während der Trainer nun Zeit für seine Gesundheit nimmt, konzentriert sich Braunlage auf die Zukunft. Neue Gesichter, frische Energie, vielleicht auch neue Impulse im Spielsystem – die kommenden Wochen werden zeigen, wie schnell sich der Club neu aufstellt. Sicher ist: Der Rücktritt hat Bewegung in den Harzer Eishockey gebracht, aber keine Lähmung.

Die Eishalle von Braunlage, wo Potac noch im Herbst an der Bande stand, bleibt der Ort, an dem Geschichten beginnen und enden. Für die Harzer Falken beginnt jetzt ein neues Kapitel – getragen von dem, was ihr ehemaliger Trainer hinterlässt: Zusammenhalt, Leidenschaft und die Überzeugung, dass selbst im Rücktritt Stärke liegen kann.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.