
Der Harz ist nicht nur eine der geschichtsträchtigsten Regionen Deutschlands, sondern auch Heimat uralter Familiennamen, deren Wurzeln bis ins Mittelalter und darüber hinaus reichen. Namen wie „Hartz“, „von Heimburg“ oder „von Scharzfeld“ tragen nicht nur lokale Prägung, sondern erzählen vom Leben, Arbeiten und Herrschen in einer Region, die einst das Herz mittelalterlicher Macht und Kultur war.
Eine Region mit tief verwurzelten Namen
Wer sich mit Familiennamen im Harz beschäftigt, begegnet einem Reichtum an historischen Verbindungen, adeligen Geschlechtern, alten Berufsbezeichnungen und landschaftlich geprägten Herkunftsnamen. Diese Namen sind weit mehr als bloße Etiketten – sie sind lebendige Zeugnisse vergangener Epochen und erzählen von sozialen Strukturen, Besiedlungswellen und regionalem Brauchtum.
Doch welche Familiennamen im Harz gehen tatsächlich bis ins Mittelalter zurück? Und sind Namen wie „Hartz“ tatsächlich harztypisch oder eher zufällige Gleichklänge? Die Spurensuche in historischen Dokumenten, Foren und sprachwissenschaftlichen Studien bringt überraschende Details ans Licht.
| Familienname | Bedeutung / Ursprung |
|---|---|
| von Heimburg | Adelsgeschlecht, benannt nach der Burg Heimburg, erstmals urkundlich 1134 erwähnt |
| von Scharzfeld | Adelsgeschlecht, benannt nach der Burg Scharzfeld, Einflussgebiet um Bad Lauterberg |
| von Lutterberg | Adelsgeschlecht, belegt ab dem 12. Jahrhundert, Verbindung zu Lutterberg |
| von Hakeborn | Uradel, erstmals um 1110 urkundlich erwähnt, prägend im nördlichen Harz |
| Hartz | Abgeleitet vom Beruf des Harzsammlers oder von der Harzregion (bewaldetes Gebirge) |
| Hartzkerode | Historisches Geschlecht, städtische Verwaltungs- und Ratstätigkeit in Aschersleben |
| Herzberg / von Herzberg | Abgeleitet vom Ort Herzberg am Harz, bedeutet „Berg des Hirschen“ |
| von Falkenstein | Adel, benannt nach der Burg Falkenstein, Bedeutung „Falkenfels“ |
| von Wernigerode | Adelsgeschlecht, Ursprung in Wernigerode, bekannt aus dem 12. Jahrhundert |
| von Ilsenburg | Uradel, abgeleitet von der Stadt Ilsenburg im Harz |
| von Stolberg | Adel, regional bedeutend, historisch geprägt durch Burg Stolberg |
| von Blankenburg | Uradel, benannt nach Blankenburg, bedeutende Verwaltungsgeschlechter |
| von Zellerfeld | Abgeleitet vom Ort Zellerfeld, häufig in Bergbau und Handwerk dokumentiert |
| von Elbingerode | Herkunft aus Elbingerode, historisch mit Bergbau verbunden |
| von Bad Lauterberg | Abgeleitet vom Ort Bad Lauterberg, oft Adel oder städtische Funktion |
| Hirschberg | Toponymischer Name, abgeleitet von „Berg des Hirsches“ |
| Harzer | Abgeleitet von der Harzregion, allgemeine geographische Herkunft |
| Bergmann | Berufsname für Bergarbeiter, häufig im Harzgebiet vorkommend |
| Schmidt / Schmid | Berufsname für Schmiede, weit verbreitet auch im Harz |
| Schulze | Berufsname für Dorfschulzen oder Verwalter |
| Krause | Überlieferter Name, oft Spitzname für lockiges Haar |
| Meyer / Meier | Historischer Beruf des Hofverwalters oder Landwirts |
| von Rode | Adelsname, abgeleitet von gerodetem Land oder Siedlungsgründung |
| von Altenau | Abgeleitet vom Ort Altenau im Harz, oft Bergbau und Handel |
| von Clausthal | Ursprung in Clausthal, historisch mit Bergbau verbunden |
| von Stiege | Adel oder Bürgertum aus Stiege, Ort im Ostharz |
| von Rübeland | Abgeleitet von Rübeland, bekannt aus Bergbau und Verwaltung |
| von Hasselfelde | Herkunft aus Hasselfelde, Adel oder Verwaltungsgeschlecht |
| von Treseburg | Abgeleitet vom Ort Treseburg, historisch Burgbesitzer |
| von Schierke | Abgeleitet vom Ort Schierke im Harz, historisch in Bergbau und Handel aktiv |
Adelige Wurzeln: Die ältesten Geschlechter im Harz
Die Herren von Heimburg
Zu den ältesten namentlich bekannten Familien im Harz zählt das Geschlecht der von Heimburg. Ihre Ursprünge reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Der Ahnherr „Anno“ soll bereits um 1062 das Schloss Heimburg erhalten haben. In Urkunden wird die Familie ab 1134 erwähnt. Über Jahrhunderte war sie prägend für die politische und militärische Struktur im nördlichen Harz.
Grafen von Scharzfeld und Lutterberg
Ebenso alt ist die Linie der Grafen von Scharzfeld-Lutterberg, die 1131 mit einem Grafen Sigebodo I. erstmals urkundlich belegt ist. Die Familie kontrollierte unter anderem die Burg Scharzfeld und die Ländereien rund um Bad Lauterberg. Ihr Einfluss reichte bis ins späte Mittelalter, bevor die Linie im 15. Jahrhundert erlosch.
Von Hakeborn und Hartzkerode
Weitere historisch bedeutsame Namen sind „von Hakeborn“, urkundlich seit 1110, sowie „von Hartzkerode“, deren Vertreter im 13. und 14. Jahrhundert als Ratsherren und Bürgermeister von Aschersleben wirkten. Namen wie Busso von Hartze und Dietrich von Hartz sind feste Bestandteile mittelalterlicher Urkunden und Stadtbücher der Harzregion.
Beruf oder Herkunft? Die Vieldeutigkeit des Namens „Hartz“
Berufliche Herkunft: Der Harzsammler
Ein besonders markanter Name ist „Hartz“. Anders als viele vermuten, stammt dieser nicht zwingend vom gleichnamigen Mittelgebirge ab. Eine historische Deutung führt den Namen auf den Beruf des Harzsammlers zurück – ein mittelalterlicher Handwerksberuf, bei dem Baumharz als Rohstoff für Farben, Lacke und Schuhwichse gesammelt wurde.
Orts- und Landschaftsbezug
Gleichzeitig existieren Hinweise, dass „Hartz“ bzw. „Harz“ auch ein klassischer Herkunftsname sein könnte, abgeleitet vom Wohnort oder der Region. Der mittelhochdeutsche Begriff „hart“ bezeichnete einst ein bewaldetes Gebirge – in diesem Sinne wäre der Name „Hartz“ also eine direkte Bezeichnung für jemanden, der „aus dem Waldgebirge“ stammt.
„Der Name Hartz taucht bereits im 13. Jahrhundert auf, unter anderem mit Dietrich von Hartz als Zeuge in Urkunden des Grafen von Rabensberg.“
Wie Nachnamen aus Ortsnamen entstanden
Welche Harzer Namen stammen von Ortsnamen ab? Auch hier zeigt sich ein Muster, das weit in die Vergangenheit reicht. Viele Nachnamen entwickelten sich aus Siedlungs- oder Ortsnamen, ein typisches Phänomen in ganz Deutschland, aber besonders gut dokumentiert im Harz.
Beispiel: Herzberg am Harz
Der Ortsname „Herzberg“ leitet sich aus dem mittelhochdeutschen „Hirtesberch“ ab, also „Berg des Hirschen“. Es liegt nahe, dass Menschen, die von dort stammten, den Herkunftsnamen „Herzberg“ oder „von Herzberg“ trugen – ein häufiger Mechanismus in der Namensbildung vom 12. bis zum 15. Jahrhundert.
Weitere Namensableitungen
- Stolberg – adelige Linie der Grafen von Stolberg, die ebenfalls einen gleichnamigen Ortsnamen tragen
- Andreasberg – als Ortsname oft Grundstein für den Familiennamen „Andreasberger“
- Schulenberg – nach dem Ort benannt, teilweise über Beruf (Schulmeister) kombiniert
Mythen, Migration und moderne Forschung
Eine Bronzezeit-Familie im Südharz
Eine spektakuläre Entdeckung aus der Lichtensteinhöhle bei Osterode am Harz zeigt, dass menschliche Siedlung im Harz seit Jahrtausenden existiert. Archäologen entdeckten dort eine Großfamilie aus der Bronzezeit. Auch wenn diese Funde nicht direkt zu heutigen Nachnamen führen, zeigen sie, wie tief verwurzelt Familienstrukturen in dieser Region sind.
Migration und Namensverteilung
Interessanterweise wurde der Name „Hartz“ auch in den USA dokumentiert. In New York trugen im Jahr 1880 mindestens fünf Familien diesen Namen – ein Hinweis auf die Auswanderung aus dem Harz im 19. Jahrhundert, möglicherweise im Zuge wirtschaftlicher Krisen oder durch Bergbau-Migration.
Welche Nachnamen sind heute noch verbreitet?
Eine Liste häufig genannter Familiennamen aus genealogischen Foren, ergänzt durch lokale Namensverzeichnisse, gibt einen Einblick in traditionelle Namen, die bis heute in der Harzregion präsent sind:
| Nachname | Ursprung | Historischer Bezug |
|---|---|---|
| Hartz | Beruf/Herkunft | Seit dem 13. Jahrhundert belegt |
| Heimburg | Adelshaus | Urkundlich ab 1134 |
| Scharzfeld | Adel/Herkunft | Grafenhaus, 12. Jh. |
| Waldeyer-Hartz | Neuzeitliche Adelslinie | 19. Jahrhundert, Braunschweig |
| Herzberg | Ortsname | 12./13. Jahrhundert |
Was sagen echte Nutzer zu Nachnamen im Harz?
In genealogischen Foren wird häufig gefragt: „Welche Familiennamen aus dem Harzgebiet lassen sich bis zur Bronzezeit zurückverfolgen?“ – eine spannende, wenn auch wissenschaftlich kaum belegbare Frage. Historiker betonen, dass schriftlich dokumentierte Nachnamen erst ab dem Hochmittelalter auftauchen. Doch es gibt eine Vielzahl überlieferter Orts- und Berufsnamen, die einen Eindruck von der damaligen Namensvielfalt vermitteln.
Eine weitere oft gestellte Frage lautet: „Gab es Nachnamen im Harz, die aus Berufsbezeichnungen entstanden?“ Die Antwort ist eindeutig: Ja. Besonders der Name „Hartz“ steht beispielhaft für eine Berufsgruppe, die eng mit dem Ressourcenreichtum der Region verbunden war.
Forschungseinrichtungen und Vereine
Die intensive Auseinandersetzung mit Familiennamen im Harz wird heute unter anderem vom Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde vorangetrieben. Seit 1868 veröffentlicht er die „Harz-Zeitschrift“, ein anerkanntes Fachblatt für Regionalforschung, Ahnenkunde und Sprachgeschichte.
Darüber hinaus liefert das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) detaillierte Informationen zu Bedeutung, Herkunft und Verbreitung deutscher Nachnamen – auch viele aus dem Harz.
Ein letzter Blick zurück – und nach vorn
Die Nachnamen der Harzregion sind mehr als bloße Identitätsmarker. Sie erzählen Geschichten von Macht und Handwerk, von Adelslinien und einfachen Waldarbeitern, von Migration und Sesshaftigkeit. Manche Namen wie „von Heimburg“ oder „Scharzfeld“ sind tief im lokalen Gedächtnis verankert, andere wie „Hartz“ haben durch politische Konnotationen im 21. Jahrhundert eine neue Wahrnehmung erfahren.
Doch jenseits aktueller Kontexte lohnt sich ein Blick auf die historischen Dimensionen: Jeder Name trägt Geschichte in sich – nicht selten die Geschichte ganzer Generationen. Die Erforschung dieser Namen ist ein spannender Zugang zur Kultur einer Region, die wie kaum eine andere für deutsche Identität und Tradition steht.
Und wer weiß: Vielleicht tragen auch Sie einen Namen, dessen Wurzeln tief in den Harzwäldern verankert sind.







