
Drübeck – Seit dem Abend des 6. Juli 2025 fehlt von der 13-jährigen Ines J. jede Spur. Das Mädchen verschwand während eines Aufenthalts in einer Ferienfreizeitgruppe im Harz – seither laufen umfangreiche Suchmaßnahmen durch Polizei und Einsatzkräfte.
Ein plötzlicher Abschied ohne Erklärung
Die Schilderung der Ereignisse lässt viele Fragen offen: Am Abend des 6. Juli gegen 20:30 Uhr wurde Ines J. zuletzt auf dem Gelände einer Ferienfreizeit in Drübeck (Landkreis Harz) gesehen. Ohne Anzeichen eines Streits oder Vorfalls verließ sie offenbar die Unterkunft – seither fehlt jede Spur. Die Polizei schaltete bereits am nächsten Tag die Öffentlichkeit ein und bittet seither mit einem detaillierten Personenprofil um Hinweise.
Personenbeschreibung der Vermissten
- Alter: 13 Jahre
- Größe: ca. 1,60 bis 1,70 Meter
- Haarfarbe: schwarz, häufig zu einem Zopf gebunden
- Kleidung: Weißes Polo-Shirt, kurze schwarze Hose, schwarze Schuhe
- Besonderheiten: Muttermale am linken Oberschenkel und am Rücken, Brille
Diese Merkmale wurden öffentlich in der Fahndung kommuniziert, in der Hoffnung, dass Spaziergänger, Passanten oder Einheimische im Harzgebiet Hinweise liefern können. Doch bislang blieb die Suche ohne Erfolg.
Umfangreiche Suchmaßnahmen in der Harzregion
Nach Bekanntwerden des Verschwindens begann die Polizei mit einer intensiven Suchaktion. Neben Streifenkräften kamen auch Suchhunde und Luftunterstützung zum Einsatz. Die geografische Besonderheit der Harzregion – mit ihren ausgedehnten Wäldern, Bergen und Schluchten – erschwert die Maßnahmen erheblich.
Multimodale Suche in unwegsamem Gelände
Die bisherigen Suchmaßnahmen konzentrierten sich auf die nähere Umgebung rund um Drübeck und das Feriengelände. Dabei kamen moderne technische Hilfsmittel zum Einsatz:
- Drohnen mit Wärmebildkameras
- Polizeihubschrauber mit Infrarotsensorik
- Personensuchhunde (Mantrailer)
- Fußtrupps aus Polizei und Feuerwehr
Nach Angaben von Experten ist der kombinierte Einsatz solcher Mittel in schwierigen Topografien wie dem Harz unerlässlich. Bereits in früheren Fällen wurden diese Methoden erfolgreich eingesetzt – etwa bei vermissten Jugendlichen in Bad Harzburg und Goslar.
Hintergrund: Wie häufig verschwinden Kinder in Deutschland?
Das Phänomen vermisster Kinder ist in Deutschland keineswegs selten – auch wenn die meisten Fälle rasch aufgeklärt werden. Die Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeichnen ein differenziertes Bild.
Statistik: Vermisste Kinder in Deutschland
Jahr | Gemeldete vermisste Kinder | Aufklärungsquote |
---|---|---|
2024 | 18.100 | 96,7 % |
2025 (Stand Mai) | 1.800 (noch vermisst) | — |
Der größte Teil der Vermissten kehrt innerhalb weniger Tage oder Wochen zurück. Nur etwa drei Prozent der Fälle bleiben länger als ein Jahr ungeklärt. Laut Behörden handelt es sich meist um familiäre Konflikte, Ausreißer oder Fälle mit psychischen Belastungen.
Der Fall Ines J.: Hinweise auf das Umfeld
Aktuell gibt es keine offiziellen Angaben zu Problemen innerhalb der Feriengruppe oder familiären Hintergründen. Auch die Polizei hält sich bedeckt, ob konkrete Hinweise auf Flucht oder ein externes Eingreifen vorliegen. Die Tatsache, dass das Mädchen ohne Gepäck oder persönliche Gegenstände verschwand, spricht gegen eine geplante Flucht.
Ferienfreizeit ohne Auffälligkeiten
Die betreffende Jugendfreizeit in Drübeck war für mehrere Tage geplant und richtete sich an Schülerinnen und Schüler aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Bislang ist nicht bekannt, ob andere Kinder etwas zum Verschwinden beobachtet haben. Die Polizei hat mehrere Teilnehmer befragt, konkrete Ergebnisse wurden jedoch nicht öffentlich gemacht.
Fehlende Präsenz in sozialen Medien
In ähnlichen Fällen halfen soziale Netzwerke wie Instagram oder Facebook dabei, Vermisste rasch zu orten oder Kontakt aufzunehmen. So konnten etwa im Jahr 2021 in Peine über Instagram Hinweise auf eine vermisste 13-Jährige gesammelt werden. Im aktuellen Fall fehlt eine solche digitale Spur bislang vollständig.
Gründe für das digitale Schweigen
Möglicherweise verfügte Ines J. über kein Smartphone oder hatte dieses am Abend ihres Verschwindens nicht bei sich. Auch die Polizei erwähnte keine Aktivitäten auf Social-Media-Profilen. Dies erschwert die Suche zusätzlich, denn in Zeiten digitaler Kommunikation gelten Chatverläufe und Standortdaten oft als erste Hinweise auf den Verbleib von Personen.
Rechtlicher Rahmen der Öffentlichkeitsfahndung
Die Veröffentlichung persönlicher Daten und Fotos ist in Deutschland rechtlich streng geregelt. Im Fall Ines J. wurde eine Öffentlichkeitsfahndung nach § 28 SOG LSA (Sicherheits- und Ordnungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt) eingeleitet. Dieser erlaubt die Veröffentlichung, wenn eine akute Gefährdung der betroffenen Person vermutet wird – wie es hier der Fall ist.
Unterstützung durch Initiativen und Netzwerke
In Deutschland existieren mehrere Einrichtungen, die sich mit vermissten Kindern befassen. Eine zentrale Anlaufstelle ist die Initiative „Vermisste Kinder“, die unter der europaweit einheitlichen Nummer 116 000 erreichbar ist. Jährlich nutzen Tausende Eltern und Angehörige diese Hotline für Unterstützung und psychologische Begleitung.
Ein Appell an die Öffentlichkeit
Die Polizei appelliert weiterhin eindringlich an die Bevölkerung: Wer Ines J. gesehen hat oder etwas zu ihrem Verbleib sagen kann, soll sich direkt beim Polizeirevier Harz melden. Jede Beobachtung, so klein sie erscheinen mag, könnte von Bedeutung sein. Besonders Menschen, die am 6. Juli abends in der Umgebung Drübeck unterwegs waren – sei es zum Wandern, Spazieren oder Autofahren –, werden gebeten, ihre Erinnerungen zu prüfen.
Wie geht es weiter?
Auch Tage nach dem Verschwinden gibt es keine konkreten Hinweise auf den Aufenthaltsort des Mädchens. Die Suchmaßnahmen werden nach offiziellen Angaben fortgesetzt. Denkbar ist, dass neue Technologien wie Geodaten-Tracking oder die Auswertung von Überwachungskameras in der Region weitere Erkenntnisse liefern könnten.
Gleichzeitig betonen Fachleute die psychologische Ausnahmesituation für alle Beteiligten. Ungewissheit und Warten gehören zu den schlimmsten Belastungen für Angehörige – besonders, wenn Kinder verschwinden. Organisationen wie der Weiße Ring bieten hier gezielte Unterstützung.
Schlusswort: Hoffnung trotz Ungewissheit
Der Fall Ines J. bewegt nicht nur den Harz, sondern ganz Sachsen-Anhalt – und zeigt einmal mehr, wie fragil Sicherheit im Alltag sein kann. Die Hoffnung, dass die 13-Jährige bald wohlbehalten zurückkehrt, bleibt bestehen. Die Suche wird fortgesetzt, und jede neue Information könnte zum Wendepunkt in diesem Fall werden.
Kontakt für Hinweise
Polizeirevier Harz (Halberstadt): Tel. 03941 / 674-293
Notruf: 110