
Goslar. Im Harz wächst die queere Community – sichtbar, vernetzt und selbstbewusst. Mit dem Verein GOslar QUEER e.V., dem Queeren Jugendtreff und dem Regenbogenfrühstück haben sich in den vergangenen zwei Jahren zentrale Anlaufstellen für junge Menschen und Erwachsene etabliert. Diese Angebote sind nicht nur Freizeitmöglichkeiten, sondern auch sichere Räume, die Begegnung, Unterstützung und Sichtbarkeit im Harz fördern.
Ein Verein für Sichtbarkeit im Harz
Der 2023 gegründete Verein GOslar QUEER e.V. ist eine feste Größe im Harz geworden. Ziel des Vereins ist es, queeres Leben im Landkreis Goslar und darüber hinaus sichtbar zu machen und eine Plattform für Menschen zu schaffen, die Akzeptanz und Austausch suchen. Der Verein deckt ein breites Einzugsgebiet ab: von Bad Harzburg über Braunlage und Clausthal-Zellerfeld bis hin nach Seesen, Vienenburg und Liebenburg. Diese regionale Vernetzung ist entscheidend, da der ländlich geprägte Harz oftmals weniger queere Angebote aufweist als große Städte.
Im Verein sind verschiedene Gruppen aktiv: Trans*Connect, ein Chor namens „Colourful Harz“, eine Familiengruppe, das Projekt Glaubens.SchnaQ sowie der Queere Jugendtreff. Hinzu kommen regelmäßige Vereinstreffen und gemeinsame Aktionen im öffentlichen Raum. All dies stärkt die Sichtbarkeit und trägt zur Normalisierung von Vielfalt im Harz bei.
Der Queere Jugendtreff – ein Safe Space für junge Menschen
Eine der wichtigsten Initiativen ist der Queere Jugendtreff, der im Dezember 2022 ins Leben gerufen wurde. Angesprochen sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren – auch Allies, also Unterstützerinnen und Unterstützer, sind willkommen. Die Treffen finden etwa alle drei bis vier Wochen statt, abwechselnd im Jugendzentrum B6 in Goslar und im Jugendtreff Bad Harzburg. Das B6 ist eine kommunale Einrichtung mit offener Jugendarbeit und damit ein idealer Partner, um jungen Menschen im Harz einen sicheren Rahmen zu bieten.
Die Atmosphäre im Jugendtreff ist locker und niedrigschwellig. Neben Gesprächen stehen gemeinsames Spielen, Kicker, Billard, Mario Kart oder kreative Aktivitäten wie Basteln und das Gestalten von Demoschildern auf dem Programm. Dazu gibt es regelmäßig thematische Abende, etwa Poker- und Blackjackrunden, Halloween-Specials oder ein Treffen am Lagerfeuer mit Stockbrot. Diese Mischung aus Freizeitgestaltung und Austausch ermöglicht es, dass junge Menschen im Harz sowohl Spaß haben als auch Gleichgesinnte finden können.
Stimmen aus der Community
Besonders wertvoll sind die Rückmeldungen der Jugendlichen selbst. Amelia, 16 Jahre alt, sagt: „Die Menschen sind akzeptierend und super nett. Man findet Freunde fürs Leben!“ Yves, 19, schwul, ergänzt: „Es ist super dort, weil man da so viele coole Leute trifft, die alle super nett sind. Ist echt schön dort.“ Und Fluffy, 24, aromantisch/asexuell, bringt es auf den Punkt: „Hier kann ich einfach ich sein, ohne mich rechtfertigen zu müssen und tolle Menschen hab ich hier auch kennengelernt.“ Diese Stimmen zeigen eindrücklich, wie wichtig dieser Raum für junge Menschen im Harz ist.
Das Regenbogenfrühstück – offener Treff für alle Generationen
Neben dem Jugendtreff hat sich das Regenbogenfrühstück als etabliertes Format durchgesetzt. Alle vier Wochen treffen sich queere Menschen und ihre Unterstützer dienstags von 11 bis 13 Uhr in Goslar. Veranstalter wechseln: Mal richtet die Aidshilfe Goslar das Frühstück aus, mal das „Projekt Zukunft“ der Akademie Überlingen, die evangelische Kirchengemeinde St. Stephani oder der Verein Unikat – Neue Wege Neue Chancen. Dieses breite Bündnis zeigt, wie stark die Vernetzung im Harz inzwischen geworden ist.
Das Regenbogenfrühstück dient nicht nur dazu, in entspannter Atmosphäre zu frühstücken. Vielmehr geht es darum, Kontakte zu knüpfen, Bedürfnisse zu besprechen und neue Ideen zu entwickeln. Gerade für Erwachsene und ältere Mitglieder der Community ist dies ein wertvolles Angebot, das den Austausch zwischen den Generationen stärkt. Wer bisher keinen festen Anschluss in der Szene hatte, findet hier einen ersten Zugang.
Warum solche Angebote im Harz wichtig sind
Die Bedeutung dieser Initiativen erschließt sich vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen. Studien zeigen, dass insbesondere junge Menschen ihre Identität heute offener leben. Laut einer Ipsos-Umfrage definieren sich rund 18 Prozent der Generation Z in Deutschland als schwul, lesbisch, bisexuell oder queer. Bei älteren Generationen liegt dieser Anteil deutlich niedriger. Sichtbarkeit und Akzeptanz nehmen also zu, doch gleichzeitig steigt auch die Zahl queerfeindlicher Vorfälle.
So dokumentierte das Bundeskriminalamt im Jahr 2023 bundesweit 1.785 Delikte gegen LSBTIQ*-Personen – ein starker Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen machen deutlich, warum sichere Räume im Harz notwendig sind: Sie schützen vor Ausgrenzung und geben Halt. Fachartikel weisen zudem darauf hin, dass 80 Prozent queerer Jugendlicher Diskriminierung erfahren. Viele von ihnen wissen schon früh um ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität. Gerade deshalb ist es wichtig, im Harz Orte zu haben, an denen sie sich entwickeln und austauschen können.
Häufige Fragen rund um die Angebote
Was ist GOslar QUEER e.V. und was macht der Verein?
Der Verein ist eine Plattform für queeres Leben im Harz. Neben dem Jugendtreff und dem Regenbogenfrühstück bietet er Chöre, Glaubensgruppen und Vernetzungstreffen an. Ziel ist, die Sichtbarkeit zu erhöhen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.
Wer kann am Queeren Jugendtreff teilnehmen?
Der Treff richtet sich an junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Auch Allies sind ausdrücklich eingeladen. So entsteht eine offene Gemeinschaft, die Akzeptanz lebt.
Wie oft findet das Regenbogenfrühstück statt?
Das Frühstück wird alle vier Wochen ausgerichtet, jeweils dienstags von 11 bis 13 Uhr. Es wechselt zwischen verschiedenen Veranstaltergruppen, die gemeinsam für eine breite Vernetzung im Harz sorgen.
Wo finde ich alle Angebote von GOslar QUEER e.V.?
Eine Übersicht aller Aktivitäten gibt es auf den Info-Kanälen des Vereins, insbesondere den Social-Media-Accounts auf Instagram. Dort werden aktuelle Termine, Veranstaltungen und Projekte im Harz vorgestellt.
Wie entwickelte sich GOslar QUEER seit der Gründung?
Seit der offiziellen Gründung 2023 ist die Mitgliederzahl deutlich gewachsen. Bereits im ersten Jahr entstanden neue Gruppen wie schwule Väter oder Glaubens.SchnaQ. Heute wirkt der Verein überregional und ist Teil von Diskussionen zum Queeren Landesaktionsplan in Niedersachsen.
Gibt es Online-Kanäle für aktuelle Informationen?
Ja, auf Instagram unter @goslarqueer und @queerer_jugendtreff_goslar werden Termine und Eindrücke geteilt. Für viele Jugendliche im Harz sind diese Kanäle die wichtigste Informationsquelle.
Förderung und Unterstützung im Harz
Während GOslar QUEER e.V. maßgeblich von ehrenamtlichem Engagement getragen wird, zeigt sich in Projekten wie dem Regenbogenfrühstück eine breite Kooperation mit kirchlichen, sozialen und kommunalen Trägern. Allerdings ist die Finanzierung und institutionelle Unterstützung in ländlichen Regionen des Harzes nicht so selbstverständlich wie in Großstädten. Hier sind Förderstrukturen gefragt, die diese wertvolle Arbeit langfristig sichern können.
Soziale Medien als Schlüssel zur Vernetzung
Besonders die Social-Media-Präsenz ist für den Verein unverzichtbar. Über Instagram können Jugendliche schnell und unkompliziert informiert werden. Die direkte Ansprache über Bilder und Storys erleichtert es, Barrieren abzubauen und neue Teilnehmende zu gewinnen. Gerade im Harz, wo Entfernungen zwischen Orten größer sind, spielt die digitale Vernetzung eine zentrale Rolle.
Die Bedeutung für den Harz insgesamt
Die Entwicklung von GOslar QUEER e.V., dem Queeren Jugendtreff und dem Regenbogenfrühstück zeigt, dass der Harz vielfältiger ist, als es auf den ersten Blick scheint. Hier engagieren sich Menschen, um Akzeptanz zu fördern und queeres Leben sichtbar zu machen. Dabei entstehen Netzwerke, die weit über Goslar hinaus Wirkung zeigen. Solche Angebote sind nicht nur für die Community wichtig, sondern auch für die Attraktivität der Region: Ein offener Harz sendet ein positives Signal an junge Menschen, Familien und Fachkräfte, die Vielfalt schätzen.
Der Harz ist im Wandel – nicht nur wirtschaftlich oder touristisch, sondern auch gesellschaftlich. Mit Initiativen wie GOslar QUEER e.V., dem Queeren Jugendtreff und dem Regenbogenfrühstück entstehen Orte der Begegnung, die weit mehr sind als Freizeitangebote. Sie sind Symbole für eine offene und solidarische Gesellschaft. Für viele Jugendliche bedeutet das, endlich einen Raum zu haben, in dem sie „einfach sie selbst sein“ können, wie es ein junger Besucher formulierte. Diese Arbeit verdient Aufmerksamkeit, Unterstützung und Anerkennung – im Harz und darüber hinaus.