
Harz, 2. Mai 2025
Während eines routinemäßigen Streifendienstes wurde ein Polizeibeamter im Harz von einem bislang unbekannten Mann verbal attackiert und bedroht. Der Vorfall ereignete sich am späten Mittwochabend in der Innenstadt von Wernigerode.
Nach Angaben der Polizei hatte der Beamte gegen 22:30 Uhr eine verdächtige Person angesprochen, die sich auffällig verhielt. Daraufhin reagierte der Mann aggressiv, beschimpfte den Polizisten mit beleidigenden Ausdrücken und sprach Drohungen gegen ihn aus. Der Beamte blieb unverletzt und konnte die Situation deeskalieren. Der Täter flüchtete anschließend in unbekannte Richtung.
Die Polizei hat Ermittlungen wegen Beleidigung und Bedrohung aufgenommen und bittet Zeugen, die Hinweise zum Täter geben können, sich bei der Dienststelle in Wernigerode zu melden.
Dieser Vorfall reiht sich in eine Serie von Angriffen auf Einsatzkräfte ein. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung werden Polizisten seit Monaten beleidigt, bedroht und angegriffen, insbesondere im Zusammenhang mit Protesten gegen Corona-Maßnahmen. Süddeutsche.de
Die Polizei betont, dass der Schutz ihrer Beamten höchste Priorität hat und solche Angriffe nicht toleriert werden. Die Bevölkerung wird aufgerufen, respektvoll mit Einsatzkräften umzugehen und bei Beobachtungen von Übergriffen sofort die Polizei zu informieren.
Was ist los mit unserem gesellschaftlichen Klima?
Der Vorfall in Wernigerode ist mehr als eine einzelne Straftat – er ist ein Symptom. Ein Symptom für eine gesellschaftliche Entwicklung, die mehr und mehr von Respektverlust, Enthemmung und einem Mangel an Empathie geprägt ist. Die Frage, die sich stellt: Wann haben wir aufgehört, Menschen in Uniform nicht mehr als Helfer, sondern als Feindbild zu sehen?
Polizistinnen und Polizisten sind keine Maschinen. Sie sind Menschen, Väter, Mütter, Freunde – sie setzen sich tagtäglich für die Sicherheit aller ein. Dass sie dabei zunehmend mit verbalen und körperlichen Angriffen rechnen müssen, ist ein Alarmsignal. Es zeigt, dass grundlegende gesellschaftliche Werte wie Respekt, Anstand und Zivilverhalten ins Wanken geraten.
Der Harz braucht Haltung – keine Gleichgültigkeit
Der Harz ist eine Region mit starken Wurzeln: Natur, Gemeinschaft, Tradition. Und doch ist auch hier ein Werteverfall spürbar, der nicht nur Institutionen, sondern das soziale Miteinander bedroht. Gerade in ländlicheren Gegenden wie Wernigerode sollte der Zusammenhalt unter den Menschen besonders stark sein – aber er muss auch gelebt werden. Nicht nur in Sonntagsreden, sondern im Alltag. Auf der Straße. Bei jeder Begegnung.
Wenn jemand einen Polizisten bedroht – dann greift er nicht nur diesen einzelnen Menschen an. Er greift auch das Vertrauen an, das wir als Gesellschaft in Ordnung und Schutz haben sollten. Es ist Aufgabe aller, hier ein Zeichen zu setzen: durch Zivilcourage, durch Aufmerksamkeit, durch klare Haltung.
Philosophischer Blick: Ordnung ist nicht Feind der Freiheit
In einer freien Gesellschaft ist die Polizei nicht der Gegenspieler der Freiheit – sie ist ihr Garant. Ohne Ordnung keine Freiheit. Ohne Sicherheit keine Entfaltung. Der Staat trägt die Verantwortung, seine Bürger zu schützen – und die Polizei ist ein sichtbares Zeichen dieser Verantwortung. Wer sie angreift, wendet sich letztlich gegen die Freiheit aller.
Es ist leicht, die Ordnung zu verfluchen, wenn sie unbequem ist. Doch wir müssen uns fragen: Was wäre eine Welt ohne sie? Ohne Menschen, die in dunkler Nacht Streife gehen, Konflikte schlichten, Gewalt verhindern? Kritik an Strukturen ist legitim. Aber sie darf nie zur Rechtfertigung von Gewalt werden.
Ein Appell an die Bürgerinnen und Bürger im Harz
Die Polizei braucht nicht nur Ausrüstung und rechtlichen Rückhalt – sie braucht vor allem eines: gesellschaftliche Rückendeckung. Wenn Übergriffe zur Regel werden, darf nicht Schweigen die Antwort sein. Wir alle – Nachbarn, Passanten, Unternehmer, Jugendliche – tragen Verantwortung.
Wer etwas beobachtet, muss handeln. Wer eine Stimme hat, sollte sie erheben. Wer etwas fühlt, sollte sich nicht in Gleichgültigkeit verlieren. Wernigerode ist nicht irgendein Ort – es ist unser Zuhause. Und wer dieses Zuhause schützen will, schützt auch jene, die täglich für seine Sicherheit sorgen.
Zeugenaufruf:
Wer Hinweise zum Täter geben kann, wird gebeten, sich unter 03943 / 6530 bei der Polizeiinspektion Harz in Wernigerode zu melden. Anonymität wird auf Wunsch gewahrt.
Denn wer schweigt, macht sich mitverantwortlich. Wer hinsieht, schützt.