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Proteste begleiten AfD-Auftritt im Jacobson-Haus in Seesen

Seesen. Ein Bürgerdialog der AfD im traditionsreichen Jacobson-Haus hat am 26. September für erheblichen Widerstand gesorgt. Während im Saal rund 80 Menschen der Einladung der Partei folgten, versammelten sich auf dem Jacobsonplatz mehrere Hundert Gegendemonstranten. Der Protest verlief überwiegend friedlich, doch die Wahl des Veranstaltungsortes sorgte für heftige Diskussionen über Erinnerungskultur, politische Symbolik und das gesellschaftliche Klima im Harz.

Ein Bürgerdialog im Spannungsfeld von Politik und Erinnerung

Das Jacobson-Haus als besonderer Ort im Harz

Das Jacobson-Haus in Seesen ist weit mehr als ein einfacher Veranstaltungsort. Das Gebäude hat eine lange Geschichte und gilt als ein Symbol für Bildung, Kultur und Erinnerungskultur im Harz. Ursprünglich als Bibliothek und Vereinszentrum genutzt, wird es heute zunehmend als Kultur- und Begegnungszentrum verstanden. Damit trägt es eine große Verantwortung für das kulturelle Gedächtnis der Stadt. Umso kritischer wurde wahrgenommen, dass ausgerechnet hier ein Bürgerdialog der AfD stattfinden sollte.

Warum wählte die AfD das Jacobson-Haus?

Viele Bürgerinnen und Bürger stellten sich die Frage: „Warum wurde ausgerechnet das Jacobson-Haus in Seesen als Veranstaltungsort für den AfD-Bürgerdialog ausgewählt?“ Befürworter verweisen auf das Recht der Partei, öffentliche Räume für Veranstaltungen nutzen zu dürfen. Kritiker sahen in der Wahl jedoch eine gezielte Provokation. Für sie war es ein Signal, das die Erinnerungskultur infrage stellt und dem Geist des Hauses widerspricht. Diese Sichtweise verstärkte den Protest im Harz, da der Ort mit jüdischer Geschichte und Holocaustgedenken untrennbar verbunden ist.

Der Ablauf des Abends

Teilnehmerzahlen und Polizeibilanz

Nach Angaben der Polizei Goslar nahmen rund 80 Personen an der AfD-Veranstaltung teil. Gleichzeitig versammelten sich auf dem Jacobsonplatz etwa 450 Menschen, die unter dem Motto „Seesen gegen Rechtsextremismus“ protestierten. Damit war die Zahl der Gegendemonstrierenden deutlich höher als die Zahl der Besucher der Veranstaltung selbst. Die Polizei zeigte starke Präsenz, sicherte die Wege und trennte die Lager klar voneinander. In der offiziellen Bilanz wurde betont, dass es trotz der angespannten Situation weitgehend friedlich blieb.

Die Rolle von Maximilian Krah

Besonderes Aufsehen erregte die Einladung des EU-Abgeordneten Maximilian Krah. Kritiker bezeichneten ihn im Vorfeld als „SS-Verharmloser“ und warfen ihm Nähe zu rechtsextremen Positionen vor. Die Frage „Welche Rolle spielte der EU-Abgeordnete Maximilian Krah in der Seesener Veranstaltung und bei den Protesten?“ wurde schnell beantwortet: Er war Hauptredner und damit ein wesentlicher Grund, weshalb zahlreiche Bürgerinitiativen und Gruppen mobilisierten. Sein Auftritt wurde zum Symbol dafür, dass die AfD in der Region bewusst kontroverse Figuren präsentiert, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.

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Zivilgesellschaftlicher Widerstand im Harz

Proteste mit Musik und Redebeiträgen

Die Gegenkundgebung war nicht nur zahlenmäßig stark, sondern auch kreativ und vielfältig gestaltet. Redebeiträge von kirchlichen Vertretern, lokalen Initiativen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern prägten den Protest. Dazu kamen musikalische Beiträge, die dem Protest einen friedlichen, aber bestimmten Charakter gaben. Besonders Oberlandeskirchenrat Hofer trat öffentlich auf und mahnte an, die Bedeutung der Erinnerungskultur im Harz nicht zu vernachlässigen.

Lokale Initiativen als Motor des Protests

Die Initiative „Seesen gegen Rechtsextremismus“ sowie Netzwerke wie „Goslar gegen Rechtsextremismus“ waren zentrale Träger der Proteste. Schon im Vorfeld hatten sie über soziale Medien, Plakate und Foren zur Teilnahme aufgerufen. In den Wochen vor dem Bürgerdialog kursierten in sozialen Netzwerken zahlreiche Hinweise mit Hashtags und Terminankündigungen. Ein Beispiel aus den Plattformen: „Save the date in Seesen – Demo gegen den Bürgerdialog der AfD am Jacobsonplatz.“ Diese Form der Mobilisierung zeigt, wie digitale Netzwerke im Harz mittlerweile eine wichtige Rolle für die Organisation zivilgesellschaftlicher Aktivitäten spielen.

Konfliktlinien und Argumente

Meinungsfreiheit versus Erinnerungskultur

Eine häufig gestellte Frage lautete: „Welche Argumente bringen Befürworter:innen und Kritiker:innen der AfD-Veranstaltung in Seesen vor?“ Die Antworten spiegeln die tiefe Spaltung wider. Befürworter betonen die grundgesetzlich garantierte Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Kritiker hingegen sahen die Veranstaltung im Jacobson-Haus als Respektlosigkeit gegenüber der Geschichte und als Missachtung lokaler Erinnerungskultur. Für viele war dies ein Symbolakt, der die Grenzen des politisch Vertretbaren überschritt.

Kontinuität der Proteste

Es stellt sich auch die Frage: „Gab es in der Vergangenheit ähnliche AfD-Veranstaltungen im Jacobson-Haus, und wie verliefen die Reaktionen?“ Tatsächlich fand bereits im Februar 2025 eine AfD-Veranstaltung an gleicher Stelle statt. Auch damals kam es zu einer großen Gegenkundgebung, bei der Hunderte Bürgerinnen und Bürger ihren Widerstand zum Ausdruck brachten. Damit wird deutlich, dass es sich nicht um einen einmaligen Vorfall handelt, sondern um ein wiederkehrendes Muster. Die Zivilgesellschaft im Harz reagiert regelmäßig mit klarer Ablehnung, wenn die AfD diesen symbolträchtigen Ort nutzt.

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Gesellschaftliche Dimension im Harz

Die Mitte-Studie als Kontext

Die bundesweite Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt, dass rechtsextreme Einstellungen nicht nur am Rand, sondern zunehmend auch in der gesellschaftlichen Mitte verankert sind. Viele Menschen fühlen sich von etablierten Parteien nicht mehr vertreten. Autoritäre Lösungen finden Zuspruch. Vor diesem Hintergrund werden die Proteste im Harz auch als Versuch gedeutet, eine klare Grenze gegen demokratiefeindliche Tendenzen zu ziehen. Sie verdeutlichen, dass sich Bürgerinnen und Bürger nicht mit einem Abdriften ins Autoritäre abfinden wollen.

Langfristige Netzwerke gegen Rechts

Die Proteste in Seesen sind eingebettet in eine längerfristige Struktur. Lokale Initiativen im Harz haben bereits vor Jahren Netzwerke aufgebaut, um auf rechtsextreme Aktivitäten schnell reagieren zu können. Diese Arbeit zeigt Wirkung: Jedes Mal, wenn die AfD oder ähnliche Gruppierungen eine Veranstaltung in der Region planen, entsteht ein Gegenprotest. Das schafft Verlässlichkeit und stärkt das Gemeinschaftsgefühl im Widerstand.

Häufig gestellte Fragen und Antworten

Wie viele Menschen nahmen an der AfD-Veranstaltung und an der Gegenkundgebung teil?

Die AfD-Veranstaltung hatte rund 80 Besucherinnen und Besucher. Demgegenüber versammelten sich etwa 450 Menschen bei der Gegenkundgebung. Damit war der Protest mehr als fünfmal so stark besucht wie die Veranstaltung selbst.

Wie reagierten lokale Gruppen und Initiativen auf den AfD-Bürgerdialog in Seesen?

Lokale Gruppen wie „Seesen gegen Rechtsextremismus“ oder „Goslar gegen Rechtsextremismus“ organisierten aktiv die Gegenkundgebung. Sie mobilisierten über Social Media, Plakate und persönliche Netzwerke. Ihre Botschaft war klar: Erinnerungskultur im Harz ist nicht verhandelbar.

Die Stimmung im Harz: Zwischen Besorgnis und Entschlossenheit

Die Sicht der Bürgerinnen und Bürger

Viele Teilnehmende der Gegenkundgebung äußerten Sorge über eine mögliche Normalisierung rechtsextremer Positionen im Harz. Sie betonten, dass der Widerstand friedlich, aber konsequent geführt werden müsse. Zitate wie „Das Jacobson-Haus ist nicht der Ort für Hetze“ machten deutlich, wie emotional der Konflikt geführt wird. Gleichzeitig war spürbar, dass die Bevölkerung den Dialog sucht – allerdings nicht mit rechtsextremen Positionen, sondern über die Grenzen hinweg, die die Demokratie schützen.

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Ein friedlicher Protest mit Signalwirkung

Die Tatsache, dass die Demonstrationen friedlich blieben, ist für die Region von großer Bedeutung. Sie zeigt, dass der Harz zwar eine politische Auseinandersetzung erlebt, diese aber im Rahmen demokratischer Mittel stattfindet. Dieses Signal ist nicht nur lokal wichtig, sondern auch überregional, da es zeigt: Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist stärker als Spaltung.

Fazit: Der Harz als Bühne für demokratische Wachsamkeit

Die Proteste gegen die AfD-Veranstaltung im Jacobson-Haus in Seesen verdeutlichen eindrucksvoll, dass die Bevölkerung im Harz wachsam ist, wenn es um Demokratie und Erinnerungskultur geht. Die Wahl des Veranstaltungsortes brachte eine Dimension in die Auseinandersetzung, die weit über Parteipolitik hinausgeht. Sie berührte das kollektive Gedächtnis der Stadt und führte zu einer starken zivilgesellschaftlichen Reaktion. Mit der klaren Botschaft, dass der Harz kein Platz für rechtsextreme Verharmlosung ist, haben die Protestierenden ein deutliches Zeichen gesetzt. Diese Haltung könnte in den kommenden Monaten und Jahren wegweisend sein – nicht nur für Seesen, sondern für den gesamten Harz. Denn die Region zeigt, dass Demokratie nicht nur auf dem Papier steht, sondern von den Menschen aktiv gelebt und verteidigt wird.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.