Sachsen-Anhalt

Engpässe bei Nexperia-Chips Chipmangel trifft Sachsen-Anhalt: VW-Werke und Zulieferer im Harz warnen vor Produktionsstopp

Sachsen-Anhalt, 6. November 2025 – Der anhaltende Chipmangel in der europäischen Automobilindustrie erreicht zunehmend auch Sachsen-Anhalt. Besonders betroffen sind Volkswagen-Standorte und Zulieferbetriebe im Harz. Nach aktuellen Berichten von Reuters, der dpa und der FAZ warnen Vertreter aus Politik und Wirtschaft vor möglichen Produktionsstopps, Kurzarbeit und strukturellen Belastungen in der Zulieferkette. Die Region gilt als wichtiger Bestandteil der deutschen Automobilwertschöpfung – und steht nun im Zentrum einer sich verschärfenden Halbleiterkrise.

Volkswagen bestätigt Risiken für Produktion

Nach Angaben von Reuters (23. Oktober 2025) hat Volkswagen zwar bestätigt, dass die Produktion im Stammwerk Wolfsburg und in den verbundenen Netzwerken kurzfristig gesichert ist. Dennoch besteht weiterhin ein erhöhtes Risiko für Produktionsausfälle aufgrund anhaltender Lieferengpässe bei Halbleitern. VW betonte, dass die Lage „dynamisch“ bleibe und kurzfristige Effekte im Produktionsnetzwerk nicht ausgeschlossen werden können.

Auslöser ist laut mehreren Berichten ein Exportstopp Chinas für Halbleiter des niederländischen Herstellers Nexperia. Hintergrund sind wirtschaftspolitische Spannungen zwischen den Niederlanden und China nach der staatlichen Kontrolle des Unternehmens durch Den Haag. Der Ausfall betrifft vor allem sogenannte „mature nodes“ – ältere Chipgenerationen, die in Steuergeräten, Airbags und Basissteuerungen verbaut werden und somit besonders für die Automobilbranche relevant sind.

Volkswagen führt nach eigenen Angaben Gespräche mit der Bundesagentur für Arbeit, um sich auf mögliche Kurzarbeitsmaßnahmen vorzubereiten, sollte sich die Versorgungslage weiter verschlechtern. Eine längerfristige Prognose über die kommenden Wochen hinaus sei derzeit nicht möglich.

Politische Reaktionen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt

Wie t-online (22. Oktober 2025) berichtete, zeigte sich der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) besorgt, dass europäische Automobilhersteller und Zulieferer in den globalen Handelskonflikt zwischen China und den USA geraten. Der Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Sven Schulze (CDU), betonte in diesem Zusammenhang, dass die Branche ihre Abhängigkeit von internationalen Chiplieferanten bislang nicht überwinden konnte. Er verwies auf die Notwendigkeit einer eigenständigen europäischen Halbleiterproduktion.

Die Sorge um Produktionsstopps betrifft nicht nur die großen OEMs, sondern insbesondere die Zulieferbetriebe im Harz. Diese sind eng in die Fertigungsketten von Volkswagen und anderen Automobilherstellern eingebunden. Ein Ausfall an einer Stelle der Lieferkette könne weitreichende Folgen für Beschäftigte und regionale Wirtschaftszweige haben.

Zulieferindustrie im Harz unter Druck

Nach einem Bericht der FAZ (3. Mai 2025) und der Volksstimme (22. Mai 2025) kämpft die Zulieferindustrie in Sachsen-Anhalt schon länger mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Besonders betroffen ist der Landkreis Harz mit mehreren Unternehmen, die auf Komponenten für den Automobilbau spezialisiert sind. So meldete der Zulieferer Bohai Trimet Automotive Holding GmbH Insolvenz an – betroffen waren rund 580 bis 1.000 Arbeitsplätze. Branchenbeobachter sprechen von einem zunehmenden Kostendruck, verbunden mit Transformationsprozessen durch E-Mobilität und Digitalisierung.

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Auf dem „Auto-Gipfel im Harz“ wurde laut Volksstimme deutlich, dass die Zulieferer vor einer grundlegenden Neuausrichtung stehen. Fehlende Chips verstärken die wirtschaftliche Unsicherheit zusätzlich, da Produktionsstillstände drohen und Investitionen in neue Technologien erschwert werden.

Europäische Halbleiterkrise verschärft sich

Die European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) warnte Ende Oktober 2025, dass sich die Chipkrise europaweit zuspitze. Laut einer Mitteilung der ACEA reichen die Bestände der betroffenen Nexperia-Chips nur noch wenige Wochen. Ersatz durch alternative Zulieferer sei in Arbeit, die notwendige Homologation neuer Chipquellen dauere jedoch Monate. Diese technische Validierung könne kurzfristig nicht beschleunigt werden.

Auch die Marktanalyse von NXP Semiconductors (Juli 2025) bestätigt einen Rückgang im Automobil- und Industriesegment um rund neun bis zehn Prozent. Der Bericht hebt hervor, dass Investitionen derzeit vor allem in Hochleistungs- und KI-Chips fließen, während klassische Fertigungstechnologien für Fahrzeuge unterfinanziert bleiben. Dies verschärft die Engpässe für Automobilhersteller zusätzlich.

Wirtschaftliche Bedeutung für Sachsen-Anhalt

Laut offiziellen Angaben von Invest in Saxony-Anhalt sind im Bundesland rund 260 Zulieferunternehmen tätig, die etwa 23.000 Fachkräfte beschäftigen. Diese Unternehmen produzieren vor allem Komponenten für Antriebstechnik, Leichtbau und Elektromobilität. Die wirtschaftliche Verflechtung ist eng: In fast jedem in Deutschland hergestellten Fahrzeug steckt mindestens ein Bauteil aus Sachsen-Anhalt. Zwischen Januar und September 2024 lag das Exportvolumen des Landes bei 16,6 Milliarden Euro – leicht unter dem Vorjahreswert. Während die Importe stiegen, stagnierte der Automobilbereich.

Technische Ursachen der Chipverknappung

Diskussionen auf der Plattform Reddit (r/AskElectronics) beleuchten technische Hintergründe: Fahrzeugchips lassen sich nicht ohne weiteres ersetzen, da jeder Chiptyp eine spezifische Zulassung („Re-Homologation“) benötigt. Diese Verfahren dauern Monate und erfordern umfassende Tests, bevor neue Lieferanten freigegeben werden können. Dadurch kann selbst bei vorhandenem Ersatzmaterial keine sofortige Produktionsumstellung erfolgen.

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Mehrere Nutzer verweisen darauf, dass große Teile der Nexperia-Produktion in China weiterverarbeitet werden. Der Exportstopp führt somit unmittelbar zu Lücken bei grundlegenden Steuerchips. Besonders betroffen sind Komponenten für Airbags, Zentralverriegelungen und Motorsteuergeräte – Bauteile, die in nahezu jedem Fahrzeug verbaut werden.

Branchenmeinungen und strukturelle Lehren

Auf LinkedIn betonte die Branchenexpertin Prof. Dr. Helena Wisbert, dass die aktuelle Chipknappheit weniger ein einmaliges Ereignis als vielmehr ein strukturelles Problem sei. Nach ihrer Analyse liegt die Ursache in einer jahrelangen Fokussierung auf Effizienz und Kostensenkung. Unternehmen hätten ihre Lagerbestände minimiert und ihre Beschaffungsstrategien auf wenige Lieferanten konzentriert. Als Gegenmaßnahme fordern Industrieverbände nun verstärkt Resilienz durch Mehrquellenstrategien und gezielte Lagerhaltung.

Antworten auf zentrale Nutzerfragen

Welche Auswirkungen hat der Chipmangel auf die Zulieferer im Harz?

Der Chipmangel trifft die Zulieferer im Harz besonders hart. Die Beschaffungskosten für Elektronikkomponenten steigen, und gleichzeitig kommt es zu Produktionsunsicherheiten. In mehreren Betrieben wurden bereits Kurzarbeitsmodelle geprüft oder umgesetzt. Insolvenzen wie bei Bohai Trimet verdeutlichen die ökonomische Anfälligkeit der Region. Da viele Betriebe direkt oder indirekt an die Lieferketten von Volkswagen und anderen OEMs angebunden sind, wirkt sich jeder Lieferverzug unmittelbar auf den Harz aus.

Warum ist Sachsen-Anhalt besonders betroffen?

Sachsen-Anhalt spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Automobilproduktion. Mit seinen rund 260 Zulieferunternehmen ist das Land in nahezu alle nationalen Produktionsketten eingebunden. Fehlende Chips bedeuten hier nicht nur Produktionsverzögerungen, sondern auch Arbeitsplatzrisiken für Tausende Beschäftigte. Hinzu kommt, dass sich viele Betriebe im strukturschwächeren Süden des Landes befinden und daher weniger Puffer haben, um längere Engpässe abzufedern.

Kann Volkswagen die Produktion aufrechterhalten?

Volkswagen konnte die Produktion kurzfristig stabil halten, wie Reuters berichtete. Dennoch gibt es keine Garantie für die kommenden Wochen. Sollte die Chipversorgung weiter einbrechen, könnten einzelne Fertigungslinien ausfallen. VW prüft daher Maßnahmen wie Kurzarbeit und alternative Lieferkettenstrategien. Eine genaue Prognose sei derzeit nicht möglich, da die Lage von geopolitischen Faktoren abhängt.

Welche langfristigen Strategien werden diskutiert?

Auf europäischer Ebene werden mehrere Ansätze verfolgt, um die Abhängigkeit von asiatischen Halbleiterlieferanten zu reduzieren. Dazu zählen der Aufbau eigener Fertigungskapazitäten, staatliche Förderprogramme und Industriekooperationen im Rahmen des EU Chips Act. Zudem fordern Wirtschaftsverbände eine strategische Lagerhaltung für kritische Komponenten und eine breitere Lieferantenbasis, um die Resilienz der Industrie zu stärken.

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Regionale Beschäftigung und wirtschaftliche Perspektive

Die wirtschaftlichen Folgen der Chipkrise treffen Sachsen-Anhalt auf mehreren Ebenen. Neben der unmittelbaren Produktionsgefahr leiden viele Unternehmen unter einem Investitionsstau. Laut Berichten aus der Region mussten Entwicklungsprojekte aufgeschoben oder gestoppt werden, um Liquidität zu sichern. Für die Beschäftigten bedeutet das eine Phase anhaltender Unsicherheit. Die Landesregierung beobachtet die Lage in enger Abstimmung mit Industrievertretern.

Ausblick auf die kommenden Monate

Wie die ACEA berichtet, könnten die vorhandenen Chipbestände in Europa bereits innerhalb weniger Wochen erschöpft sein. Da die Validierung neuer Lieferanten mehrere Monate dauert, bleibt das Risiko kurzfristiger Produktionsausfälle bestehen. Gleichzeitig prüfen mehrere Automobilhersteller, darunter auch VW, den Ausbau regionaler Lieferbeziehungen und die Diversifizierung ihrer Bezugsquellen. Sachsen-Anhalt steht somit exemplarisch für die Herausforderungen, die die gesamte europäische Automobilindustrie derzeit bewältigen muss.

Die anhaltende Halbleiterknappheit zeigt die strukturelle Verwundbarkeit der Automobilindustrie in Deutschland und Europa. Sachsen-Anhalt und insbesondere der Harz verdeutlichen, wie eng die regionale Wirtschaft mit globalen Lieferketten verflochten ist. Während kurzfristige Maßnahmen wie alternative Lieferquellen oder Kurzarbeit helfen können, wird die langfristige Stabilisierung nur durch tiefgreifende strukturelle Anpassungen möglich sein. Eine nachhaltige Lösung erfordert sowohl industrielle als auch politische Kooperation – und Zeit, um die neuen Produktionsnetzwerke aufzubauen, die Europas Automobilwirtschaft dringend benötigt.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.