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Junger Shootingstar aus dem Harz für Deutschen Fernsehpreis nominiert

Osterode am Harz. Ein junger Filmemacher aus dem Oderbruch sorgt derzeit bundesweit für Schlagzeilen: Marc Philip Ginolas ist mit seiner Serie „Tschappel“ für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Damit rückt ein talentierter Nachwuchsregisseur aus der Region ins Rampenlicht der großen Fernsehlandschaft. Seine Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie auch abseits der großen Medienzentren kreative Erfolge möglich sind.

Ein Talent aus der Provinz: Wer ist Marc Philip Ginolas?

Marc Philip Ginolas, geboren 1997 in Herzberg am Harz, ist ein Beispiel dafür, wie sich regionale Talente bundesweit durchsetzen können. Nach einer Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton beim ZDF, die er als bundesbester Absolvent abschloss, begann er 2019 ein Studium der Spielfilmregie an der renommierten Hochschule für Fernsehen und Film in München. Dort erarbeitete er sich durch zahlreiche Kurzfilme einen Namen, die nicht nur auf Festivals liefen, sondern auch Preise gewannen. Mit Projekten wie dem Kurzfilm „Till“, in dem Stars wie Ulrich Matthes und Juliane Köhler mitwirkten, zeigte er früh sein künstlerisches Potenzial.

2024 übernahm er die Verantwortung für das Joyn-Format „Mitarbeiter des Monats“ und bewies erneut seine Vielseitigkeit. Nun steht Ginolas mit der Serie „Tschappel“ im Fokus, die er gemeinsam mit Marius Beck entwickelte und für die er Regie und Drehbucharbeit übernahm. Der Deutsche Fernsehpreis bietet ihm damit eine Bühne, die er aus seiner Heimatregion Osterode wohl kaum erwartet hätte.

Die Serie „Tschappel“ – zwischen Dialekt, Heimatgefühl und Coming-of-Age

Doch was steckt hinter „Tschappel“? Die Serie spielt im fiktiven Dorf Hintervorderbach und erzählt die Geschichte von Jugendlichen, die zwischen Tradition, Alltag und jugendlichem Leichtsinn ihren Platz suchen. Gedreht wurde in Zußdorf und Umgebung, dem Heimatort der Produzenten. Authentische Kulissen wie das dortige Bräuhaus, das in der Serie als „Gasthof Bären“ fungiert, verleihen der Produktion eine besondere Bodenständigkeit.

Schon der Titel wirft Fragen auf: Was bedeutet „Tschappel“ auf Schwäbisch? Der Begriff beschreibt liebevoll jemanden, der naiv, leicht tollpatschig und etwas sorglos durchs Leben geht – ein Charakterzug, den viele Figuren der Serie in sich tragen. Diese Mischung aus Herzenswärme und Leichtfertigkeit macht die Serie zugänglich und sympathisch.

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Musikalische Akzente und kulturelle Bezüge

Auch die Musik trägt entscheidend zur Atmosphäre bei. Der Titelsong „Von hier an blind“ von Wir sind Helden weckt bei vielen Zuschauern nostalgische Gefühle. Ergänzt wird dies durch die Musik der Band Die Hochzeitskapelle, die mit einem Mix aus Indie- und Volksmusik-Elementen perfekt zum Setting passt.

Mit acht Episoden von jeweils rund 25 Minuten Länge ist „Tschappel“ kompakt, aber inhaltlich dicht. Die Veröffentlichung erfolgte zunächst am 23. Mai 2025 in der ZDF-Mediathek, bevor die Serie ab dem 3. Juni 2025 wöchentlich im linearen Programm auf ZDFneo ausgestrahlt wurde. Premiere feierte sie bereits zuvor auf dem renommierten Filmfestival Max Ophüls Preis, was den Anspruch und die Qualität der Produktion zusätzlich unterstrich.

Die Reaktionen: Zwischen Lob und Vergleich

Die Presse nahm „Tschappel“ begeistert auf. Die TAZ beschrieb die Serie als Format, das „eine Lücke schließt“ zwischen Heimatkitsch und spöttischer Überzeichnung des Ländlichen. Stattdessen zeichne sie ein realistisches Bild vom Leben auf dem Land – authentisch und jenseits gängiger Klischees. Die FAZ ging sogar noch weiter und zog Vergleiche zu Erfolgsformaten wie „How to Sell Drugs Online (fast)“ sowie zu frühen Filmen von Detlev Buck. Besonders Dialekt, Dialoge und das starke Schauspielensemble seien hervorzuheben.

Diese Anerkennung aus seriösen Feuilletons unterstreicht die kulturelle Bedeutung der Serie und erklärt, warum sie es in die engere Auswahl für den Deutschen Fernsehpreis geschafft hat.

Der Deutsche Fernsehpreis: Bühne für Exzellenz

Der Deutsche Fernsehpreis gilt als die wichtigste Auszeichnung für Produktionen im deutschsprachigen Raum. 2025 wird er in insgesamt 27 Kategorien vergeben. Die Verleihung gliedert sich in zwei große Abende: Am 9. September findet die „Nacht der Kreativen“ statt, während die große Gala am 10. September das Highlight bildet. Die Jury unter Vorsitz von Wolf Bauer würdigt dabei künstlerische und technische Spitzenleistungen.

Im Wettbewerb treten neben öffentlich-rechtlichen Sendern auch private Anbieter und Streamingdienste an. Ein Blick auf die Zahlen zeigt den starken Konkurrenzdruck: Die ARD führt mit 27 Nominierungen, gefolgt vom ZDF mit 25, RTL kommt auf 18. Daneben sind Streamingdienste wie Netflix, Disney+, Amazon Prime Video und AppleTV+ vertreten. Damit spiegelt der Preis die gesamte Bandbreite des heutigen Fernsehens wider.

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Fragen, die Zuschauer besonders beschäftigen

  • Wer schrieb und führte Regie bei „Tschappel“? – Die Serie basiert auf der Idee von Marius Beck und Marc Philip Ginolas. Regie führten Ginolas und Carly Coco.
  • Wo wurde „Tschappel“ gedreht? – Gedreht wurde in Zußdorf und Umgebung, im Herzen Oberschwabens.
  • Welche Rezeption erhielt „Tschappel“? – Kritiker loben den Dialekt, die Dialogführung und die authentische Darstellung des Landlebens, die weder kitschig noch herablassend wirkt.

Der Shootingstar und seine Chancen

Für Marc Philip Ginolas könnte diese Nominierung den endgültigen Durchbruch bedeuten. Als junger Regisseur, Drehbuchautor und Editor hat er bereits ein beachtliches Portfolio vorzuweisen. Mit „Tschappel“ hat er sich nun in einem Genre etabliert, das zwischen Comedy und Coming-of-Age balanciert und gleichzeitig tief verwurzelte kulturelle Bezüge aufgreift. Seine Chancen stehen nicht schlecht, auch wenn die Konkurrenz groß ist.

Besonders bemerkenswert: Ginolas verbindet seine Herkunft aus einer kleinen Stadt mit Erfahrungen aus den Medienzentren Mainz und München. Damit bringt er eine doppelte Perspektive in seine Arbeit ein – regional verankert und zugleich international anschlussfähig.

Weitere Nominierungen und Branchentrends

Die Nominierungen für 2025 zeigen zudem einen klaren Trend: Öffentlich-rechtliche Sender behaupten ihre Führungsrolle, Streaminganbieter holen auf. Während das ZDF mit 26 Projekten vertreten ist, setzt die ARD vor allem auf fiktionale Formate. Private Sender wie RTL punkten mit Unterhaltungs- und Reality-Formaten. Gleichzeitig gewinnen Produktionen mit gesellschaftlichem und politischem Anspruch an Bedeutung.

Beispielhaft steht dafür der WDR, der vier Produktionen ins Rennen schickt – darunter die aufrüttelnde Doku-Serie „Warum verbrannte Oury Jalloh?“ und die Programmaktion #KINDERstören mit Carolin Kebekus. Diese Mischung zeigt, dass Unterhaltung und investigative Inhalte gleichermaßen Chancen auf Auszeichnungen haben.

Zwischen Provinz und Streamingwelt – ein neues Kapitel

Das Beispiel Ginolas verdeutlicht, wie junge Talente heute auf vielfältigen Wegen in die mediale Spitzenklasse gelangen können. Während große Streamingdienste international produzieren, entstehen parallel Projekte wie „Tschappel“, die aus regionaler Verwurzelung schöpfen und doch nationale Beachtung finden. Für das deutsche Fernsehen ist das ein ermutigendes Signal: Authentizität und Heimatgefühl können ebenso erfolgreich sein wie internationale Hochglanzproduktionen.

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Ausblick auf die Gala im September

Die Spannung steigt, je näher der 10. September rückt. Dann wird sich entscheiden, ob Marc Philip Ginolas mit „Tschappel“ tatsächlich den Deutschen Fernsehpreis nach Hause holt. Unabhängig vom Ausgang hat er mit seiner Nominierung bereits einen Meilenstein erreicht. Für das Publikum bleibt vor allem die Gewissheit: Ein junger Shootingstar aus dem Oderbruch hat gezeigt, dass Talent und Leidenschaft auch von der Peripherie aus ihren Weg ins Zentrum des deutschen Fernsehens finden können.

Die Geschichte von Marc Philip Ginolas und „Tschappel“ ist nicht nur die eines einzelnen Regisseurs, sondern auch ein Symbol für eine Fernsehlandschaft im Wandel. Sie zeigt, dass Vielfalt, regionale Identität und mutige Kreativität heute genauso gefragt sind wie große Budgets und internationale Vermarktung. Ob er den Preis gewinnt oder nicht – Ginolas hat mit seiner Arbeit bewiesen, dass er zu den spannendsten Stimmen einer neuen Generation von Filmschaffenden gehört.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.