Oberharz

Harz.Coop: Neue Regionalgenossenschaft will den Harz wirtschaftlich stärken

Harzgerode – Mitten im Herzen des Harzes entsteht eine neue Bewegung, die die regionale Wirtschaft, Kultur und Gemeinschaft nachhaltig prägen möchte. Die Regionalgenossenschaft Harz.Coop will als Motor für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Projekte wirken. Ihr Ziel: Den Harz unabhängiger machen, regionale Versorgung sichern und Menschen in gemeinschaftlichen Projekten zusammenführen.

Eine Genossenschaft für den Harz

Gründung und Ziele

Die Harz.Coop eG wurde im Jahr 2021 in Harzgerode gegründet und am Amtsgericht Stendal eingetragen. Von Beginn an war die Vision klar: Die Genossenschaft soll ein Instrument sein, um im Harz gemeinschaftsgetragene Projekte in den Bereichen Wohnen, Kultur, Bildung, Handwerk und Landwirtschaft zu realisieren. Damit reiht sie sich in eine wachsende Bewegung ein, die auf regionale Resilienz setzt und Antworten auf Globalisierung, demografische Veränderungen und Strukturprobleme im ländlichen Raum sucht.

Die Satzung der Genossenschaft betont die Versorgung ihrer Mitglieder mit sicherem, sozial und ökologisch verantwortbarem Wohnraum sowie die Unterstützung von Projekten, die auf Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung setzen. Ziel ist es, die Kräfte der Region zu bündeln und wirtschaftliche Gestaltungsspielräume neu zu eröffnen.

Organisatorischer Rahmen

Der Vorstand besteht aus Richard Schmid und David-Christopher Schmid, unterstützt von Christian Schaffer in der Vorstandsassistenz. Im Aufsichtsrat sitzen Ulrike Höhne (Vorsitz), Dennis Pansch und Michael König. Die klare Organisationsstruktur soll Transparenz schaffen und den Mitgliedern Mitsprache garantieren. Denn eine Regionalgenossenschaft wie Harz.Coop lebt vom Prinzip „eine Stimme pro Mitglied“ – unabhängig von der Höhe der Einlage.

Praktische Projekte im Harz

Die „Alte Schule Schielo“ als Leuchtturmprojekt

Eines der ersten großen Vorhaben von Harz.Coop war der Erwerb der ehemaligen Schule in Schielo. Dieses Gebäude soll zu einem multifunktionalen Ort werden, der Wohnraum, Begegnungsflächen und kulturelle Angebote miteinander verbindet. Erste Dachsanierungen wurden bereits umgesetzt, oft getragen von ehrenamtlichem Engagement und finanzieller Unterstützung durch Stiftungen wie die Deutsche Stiftung Ehrenamt und Engagement.

Langfristig ist hier eine „Kulturschule Schielo“ geplant, die durch den Verein ATHINA Harzgerode e.V. mitgestaltet wird. Neben Ausstellungen und Lesungen gab es bereits ein erstes Kulturprogramm. Auch die Einbindung in Dorffeste und Märkte zeigt, wie eng die Genossenschaft im lokalen Leben verwurzelt ist.

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Crowdfunding und Finanzierung

Doch nicht alle Vorhaben lassen sich allein durch Eigenmittel stemmen. Deshalb setzt Harz.Coop zunehmend auf Crowdfunding, zum Beispiel über die Plattform „Viele schaffen mehr“ der Harzer Volksbank. Für die geplante Kulturschule fehlen noch mehrere zehntausend Euro, die auf diesem Weg beschafft werden sollen. Damit rückt auch die Bedeutung von Bürgerbeteiligung in den Vordergrund: Nur wenn viele Menschen mitmachen, lassen sich die ehrgeizigen Ziele verwirklichen.

Die Rolle von Regionalgenossenschaften im Harz

Was ist eine Regionalgenossenschaft überhaupt?

Eine oft gestellte Frage lautet: „Was ist Harz.Coop und wie funktioniert eine Regionalgenossenschaft?“ Im Kern handelt es sich um eine Organisationsform, bei der Menschen gemeinschaftlich Eigentum aufbauen, Projekte realisieren und demokratisch mitbestimmen können. Harz.Coop ist dabei ein konkretes Beispiel für die Anwendung dieser Idee im Harz. Es geht um mehr als ökonomische Gewinne – im Mittelpunkt steht die Stärkung regionaler Strukturen.

Mitgliedschaft und Mitbestimmung

Viele Interessierte fragen sich: „Wie wird man Mitglied bei Harz.Coop und welche Rechte hat man?“ Der Weg führt über die Zeichnung von Geschäftsanteilen. Mitglieder erhalten Stimmrechte in der Generalversammlung und können über wichtige Weichenstellungen der Genossenschaft mitentscheiden. Neben dem Mitspracherecht gibt es für Mitglieder Zugang zu Angeboten, Wohnprojekten oder kulturellen Formaten. Außerdem können Überschüsse der Genossenschaft ausgeschüttet werden, wenngleich der Fokus klar auf Gemeinwohlorientierung liegt.

Risiken und Herausforderungen

Eine weitere oft diskutierte Frage lautet: „Welche Risiken und Herausforderungen hat eine Regionalgenossenschaft in ländlichen Gegenden wie dem Harz?“ Die Erfahrungen aus Studien und anderen Regionen zeigen: Der Erfolg hängt stark von aktiver Beteiligung, finanziellen Mitteln und kommunaler Unterstützung ab. Risiken liegen im bürokratischen Aufwand, in Finanzierungslücken und in der Schwierigkeit, dauerhaft engagierte Mitglieder zu gewinnen. Auch die geringe Bevölkerungsdichte im Harz macht es schwieriger, ausreichend Mitstreiter und Kapital zu mobilisieren.

Zusammenarbeit mit Kommunen und Partnern

Viele Bürger wollen wissen: „Wie kann Harz.Coop mit Gemeinden und Behörden zusammenarbeiten?“ Hier zeigt sich, dass Kooperation ein Schlüssel zum Erfolg ist. Harz.Coop pflegt Kontakte zu Kommunen, organisiert Veranstaltungen wie den Infoabend „Zukunft Genossenschaften“ und arbeitet mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Dadurch wird die Genossenschaft nicht nur als ökonomischer, sondern auch als sozialer Akteur wahrgenommen.

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Der Harz als Modellregion für genossenschaftliche Ansätze

Studien und Statistiken

Untersuchungen des Bundeswirtschaftsministeriums und wissenschaftlicher Institute belegen, dass Genossenschaften in ländlichen Räumen einen wichtigen Beitrag leisten können. Sie ermöglichen es Bürgern, lokale Infrastruktur zu sichern, Nahversorgung zu organisieren und innovative Projekte wie Energiegenossenschaften aufzubauen. Rund 13 Prozent der Unternehmen in Deutschland arbeiten bereits in Netzwerken – Genossenschaften sind hier eine etablierte Form. Zugleich zeigen Statistiken, dass bürokratische Hürden und Finanzierungsschwierigkeiten große Stolpersteine bleiben.

Genossenschaften im Aufwind

Auch von Seiten der DZ Bank wird die Entwicklung positiv bewertet. Genossenschaften gelten zunehmend als Organisationsform der Zukunft, da sie Nachhaltigkeit, Mitbestimmung und regionale Verwurzelung kombinieren. Besonders im Harz, wo Strukturwandel und Abwanderung spürbar sind, eröffnet diese Form neue Perspektiven. Projekte wie Harz.Coop können zeigen, dass Bürger ihre Region aktiv gestalten, anstatt nur passiv vom Markt abhängig zu sein.

Neue Energiegenossenschaften als Ergänzung

Interessant ist auch der Blick auf verwandte Initiativen im Harz. Im Frühjahr 2025 wurde eine Bürgerenergiegenossenschaft in Harzgerode gegründet, die lokale Energieprojekte umsetzen will – von Pumpspeicherkraftwerken bis zu innovativen Speichermethoden. Solche parallelen Bewegungen unterstreichen, dass die Genossenschaftsidee in der Region Fahrt aufnimmt. Harz.Coop kann hier Partner oder Impulsgeber sein, um Synergien zu schaffen.

Perspektiven für die Zukunft

Kulturelle und soziale Dimension

Harz.Coop beschränkt sich nicht auf ökonomische Fragen. Die Förderung kultureller Projekte, wie Ausstellungen oder Lesungen in der Alten Schule Schielo, zeigt, dass Gemeinschaft und kulturelles Leben zentrale Säulen sind. Diese Verbindung von Wirtschaft, Kultur und Gemeinsinn ist typisch für moderne Regionalgenossenschaften und macht sie für viele Bürger attraktiv.

Die Bedeutung der Mitglieder

Erfahrungen aus der jüngsten Vergangenheit zeigen aber auch: Der Erfolg hängt entscheidend von der Beteiligung der Mitglieder ab. Veranstaltungen mit schwacher Resonanz verdeutlichen, dass Engagement nicht selbstverständlich ist. Harz.Coop versucht daher, die Kommunikation zu verbessern und mehr Menschen in die aktive Gestaltung einzubeziehen. Nur wenn sich genügend Mitglieder beteiligen, können die ehrgeizigen Pläne Realität werden.

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Finanzielle Stabilität

Die Finanzierung bleibt eine der größten Herausforderungen. Fördermittel, Spenden und Crowdfunding sind unverzichtbar, doch ohne eine breite Basis an Mitgliedern und Unterstützern ist der langfristige Betrieb gefährdet. Hier muss die Genossenschaft zeigen, dass sie wirtschaftlich tragfähig bleibt, während sie gleichzeitig ihre gemeinwohlorientierte Mission verfolgt.

Netzwerkbildung und Wissensvermittlung

Mit Veranstaltungen wie „Zukunft Genossenschaften“ hat Harz.Coop bereits wichtige Impulse gesetzt. Der Austausch mit anderen Genossenschaften, Fachleuten und Bürgern sorgt für Wissenstransfer und stärkt die Position der Genossenschaft in der Region. Auch auf überregionaler Ebene kann der Harz so zu einer Modellregion für innovative Genossenschaftsarbeit werden.

Fazit: Harz.Coop als Chance für die Region

Die Entwicklung von Harz.Coop zeigt eindrucksvoll, wie eine Regionalgenossenschaft im Harz konkrete Projekte auf den Weg bringen und neue Perspektiven eröffnen kann. Von der Sanierung der Alten Schule Schielo bis zu kulturellen Initiativen und der Suche nach neuen Wegen der Finanzierung – all das beweist, dass der Harz nicht nur auf traditionelle Wirtschaftsstrukturen setzen muss, sondern selbstgestaltete Lösungen entwickeln kann.

Ob Harz.Coop langfristig erfolgreich ist, wird entscheidend davon abhängen, wie viele Bürger bereit sind, mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen. Klar ist jedoch schon jetzt: Der Harz hat mit dieser Genossenschaft einen neuen Motor, der Gemeinschaft, Wirtschaft und Kultur gleichermaßen antreiben kann. Damit setzt die Region ein wichtiges Signal für eine selbstbestimmte Zukunft, die auf Solidarität, Nachhaltigkeit und regionaler Stärke basiert.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.