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Naturschutz-Initiative mit Symbolkraft Rebhuhn wird Vogel des Jahres 2026 – warum das auch für den Harz gute Nachrichten sind

Wernigerode. Das unscheinbare Rebhuhn, einst ein vertrauter Anblick in Feldern und Wiesen, ist zum Vogel des Jahres 2026 gewählt worden. Diese Entscheidung lenkt den Blick auf eine Art, deren Überleben untrennbar mit dem Zustand unserer Kulturlandschaften verbunden ist. Auch für den Harz und seine Randregionen bietet die Wahl neue Impulse für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung. Der kleine Bodenbewohner steht symbolisch für das fragile Gleichgewicht zwischen Mensch, Landwirtschaft und Natur.

Ein Symbol für bedrohte Artenvielfalt

Das Rebhuhn, wissenschaftlich Perdix perdix, ist weit mehr als nur ein Feldvogel – es ist ein Mahnmal für den dramatischen Rückgang vieler Tierarten in der offenen Agrarlandschaft. Mit rund 81.855 Stimmen setzte sich das Rebhuhn in der bundesweiten Wahl deutlich durch. Über 180.000 Menschen beteiligten sich an der Abstimmung, die vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) organisiert wurde. Damit trägt die Wahl nicht nur biologische, sondern auch gesellschaftliche Bedeutung: Sie zeigt, wie stark das Thema Artenschutz in der Öffentlichkeit verankert ist.

Seit 2021 dürfen Bürgerinnen und Bürger direkt über den Vogel des Jahres abstimmen. Diese Öffnung der Wahl hat der Naturschutzbewegung frischen Schwung verliehen. „Das Rebhuhn steht wie kaum eine andere Art für die negativen Folgen intensiver Landwirtschaft“, heißt es aus der Jurybegründung. Die Wahl soll daher als Weckruf verstanden werden, mehr Lebensräume für Offenlandarten zu schaffen.

Ein Bodenbewohner mit Geschichte

Das Rebhuhn gehört zur Familie der Fasanenartigen und war früher in nahezu jeder Feldflur Europas zu finden. Sein braun-graues Gefieder mit dem charakteristischen hufeisenförmigen Bauchfleck diente ihm als perfekte Tarnung. Typisch ist sein gellender Ruf, der in den frühen Morgenstunden über Felder hallt. Doch diese Klänge sind vielerorts verstummt: In den letzten Jahrzehnten ist die Population des Rebhuhns um bis zu 94 Prozent eingebrochen.

Rückgang mit Zahlen und Fakten

Laut aktuellen Schätzungen leben in Deutschland nur noch zwischen 21.000 und 37.000 Brutpaare. Zum Vergleich: In den 1970er-Jahren waren es mehrere Hunderttausend. Europaweit liegt der Rückgang bei über 90 Prozent. Die Hauptursachen sind bekannt – und menschengemacht:

  • Intensive Landwirtschaft ohne ökologische Ausgleichsflächen
  • Verlust von Hecken, Feldrainen und Brachen
  • Pestizideinsatz und frühe Mahdzeiten
  • Monokulturen statt vielfältiger Lebensräume

Besonders betroffen sind strukturarme Regionen, in denen Felder großflächig zusammengelegt wurden. „Wo einst Blühstreifen und Brachen waren, dominiert heute Mais oder Raps“, berichten Naturschützer. Das Rebhuhn hat kaum noch Deckung und findet weder Nahrung noch Nistplätze.

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Der Harz – kein typisches Rebhuhngebiet, aber ein wichtiger Bezugspunkt

Im Harz selbst ist das Rebhuhn selten. Die Mittelgebirgsregion mit ihren dichten Wäldern bietet wenig geeignete Offenlandschaften. In Höhen über 200 Metern über dem Meeresspiegel wird die Art nur vereinzelt gesichtet. Dennoch spielt der Harz eine entscheidende Rolle: Als Grenzregion zwischen Wald und Feld ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen unterschiedlichen Lebensräumen. Die Wahl des Rebhuhns wirft deshalb auch hier Fragen auf – etwa, wie Biodiversität in angrenzenden Agrarflächen gefördert werden kann.

Warum wurde das Rebhuhn zum Vogel des Jahres 2026 gewählt?

Die Entscheidung fiel bewusst zugunsten einer gefährdeten Art. Das Rebhuhn steht stellvertretend für alle Tiere, die von der industriellen Landwirtschaft verdrängt werden. Es symbolisiert den Verlust der Vielfalt in der Kulturlandschaft – und damit auch das, was am Harzrand noch erhalten werden kann: kleinstrukturierte, naturnahe Feldlandschaften mit Hecken und Brachen. Ziel ist es, das Bewusstsein für den Schutz dieser Lebensräume zu stärken und nachhaltige Maßnahmen anzustoßen.

Aktive Schutzprojekte in Deutschland

In ganz Deutschland engagieren sich Projekte wie „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ für den Schutz der Art. Landwirtinnen und Landwirte arbeiten dabei Hand in Hand mit Biolog:innen, Jäger:innen und Freiwilligen. Zentrale Maßnahmen sind:

  • Anlage von Blühstreifen und Ackerrandstrukturen
  • Verzicht auf frühe Mahdzeiten
  • Reduzierung des Pestizideinsatzes
  • Förderung von Hecken, Knicks und Brachflächen
  • Bürgerwissenschaftliche Beteiligung am Monitoring

Das Monitoring liefert wertvolle Daten, um Populationstrends zu erkennen. In den vergangenen Jahren beteiligten sich Hunderte Freiwillige an Kartierungen und Beobachtungsaktionen. Damit entsteht ein neues Bewusstsein für den Zustand der Artenvielfalt – auch in Regionen wie dem Harz, wo der Fokus traditionell stärker auf Waldökologie liegt.

Wie hoch ist der Rebhuhnbestand aktuell in Deutschland?

Die Bestandszahlen sind alarmierend. Je nach Quelle leben hierzulande zwischen 21.000 und 61.000 Brutpaare. In der Roten Liste wird das Rebhuhn als „stark gefährdet“ geführt. In Ländern wie der Schweiz ist es bereits ausgestorben. Das zeigt, wie dringend Schutzmaßnahmen sind. Besonders entscheidend ist die Wiederherstellung strukturreicher Agrarlandschaften, die auch anderen Arten zugutekommt – von Feldlerche bis Schmetterling.

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Wie kann der Harz profitieren?

Auch wenn das Rebhuhn im Harz selbst selten vorkommt, hat die Region viel zu gewinnen. Der Schutz der Offenlandschaften an den Harzrändern – etwa im Vorland von Halberstadt, Goslar oder Osterode – stärkt das ökologische Netzwerk. Wenn Felder wieder artenreicher werden, profitieren auch Insekten, Kleinsäuger und Greifvögel. Zudem lassen sich Landtourismus und nachhaltige Landwirtschaft besser miteinander verbinden. Biodiversität wird zunehmend zu einem Standortfaktor.

Welche Lebensräume braucht das Rebhuhn und warum fehlt es oft im Harzgebiet?

Rebhühner bevorzugen offene Landschaften mit abwechslungsreicher Vegetation. Ideal sind Felder mit Hecken, Grasstreifen und kleinen Brachflächen. Diese Strukturen bieten Schutz vor Fressfeinden und Nahrung. Im Harz dominieren jedoch Wälder und Hanglagen – für das Rebhuhn zu dicht und zu feucht. Nur in den Niederungen und Tallagen, wo Felder die Wälder säumen, bestehen noch Restvorkommen. Eine Ausweitung der Lebensräume wäre nur durch gezielte Agrarförderung möglich.

Öffentliches Engagement und Social Media – das Rebhuhn wird zum Sympathieträger

Interessant ist, dass die Wahl 2026 stark durch soziale Medien geprägt war. Besonders auf Plattformen wie Reddit und Instagram wurde das Rebhuhn schnell zum Symbol einer kleinen Umweltbewegung. Der populäre Podcast „Fest & Flauschig“ rief etwa humorvoll zum „Team Rebhuhn“ auf – und erreichte damit tausende Hörerinnen und Hörer. Dieses Phänomen zeigt, dass Naturschutz längst nicht mehr nur ein Fachthema ist, sondern breite gesellschaftliche Resonanz findet.

Auch auf Facebook dokumentieren Nutzer:innen Schutzprojekte, posten Beobachtungen und vernetzen sich über Citizen-Science-Initiativen. Das hat einen doppelten Effekt: Es schafft Bewusstsein und liefert zugleich wertvolle Daten für Forscherinnen und Forscher.

Wie läuft die Wahl zum „Vogel des Jahres“ ab?

Seit einigen Jahren können alle Interessierten digital über den Vogel des Jahres abstimmen. 2026 standen fünf Arten zur Wahl, darunter Amsel, Hausrotschwanz und Wiedehopf. Die Abstimmung lief von Anfang September bis Anfang Oktober. Das Rebhuhn gewann mit fast der Hälfte aller Stimmen – ein deutliches Signal für die Öffentlichkeit. Diese demokratische Wahlform sorgt dafür, dass Menschen sich stärker mit Artenvielfalt identifizieren.

Maßnahmen für die Zukunft – Landwirtschaft und Politik gefordert

Damit das Rebhuhn auch langfristig in Deutschland überleben kann, braucht es strukturelle Veränderungen in der Agrarpolitik. Viele Maßnahmen sind bekannt, doch ihre Umsetzung stockt. Fachleute fordern:

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Maßnahme Nutzen für das Rebhuhn
Blühstreifenprogramme Nahrungsquelle und Deckung für Jungvögel
Verzögerte Mahd Schutz der Gelege während der Brutzeit
Pestizidreduktion Erhöhung des Insektenangebots
Heckenpflege und -neuanlage Strukturvielfalt und Witterungsschutz

Gerade in den landwirtschaftlich geprägten Harzvorländern können solche Maßnahmen gezielt gefördert werden. Kooperationen zwischen Gemeinden, Landwirten und Naturschutzverbänden bieten großes Potenzial.

Wie der Harz zur Vorbildregion werden kann

Der Harz hat durch seine Lage zwischen Agrarflächen und Schutzgebieten eine besondere Ausgangsposition. Während im Nationalpark Harz vor allem Waldarten gefördert werden, könnten die Randgebiete zu Modellregionen für Agrarvielfalt werden. Schon heute gibt es kleinere Initiativen, die Blühstreifen anlegen oder alte Feldhecken wiederherstellen. Diese Projekte verbinden ökologische Aufwertung mit regionaler Identität – ganz im Sinne der nachhaltigen Harzer Kulturlandschaft.

Fazit: Das Rebhuhn als Botschafter für mehr Vielfalt im Harz und darüber hinaus

Die Wahl des Rebhuhns zum Vogel des Jahres 2026 ist mehr als eine symbolische Geste. Sie ist ein Weckruf, die offene Landschaft wieder lebendig zu machen – auch in den Übergangsgebieten des Harzes. Das Rebhuhn erinnert uns daran, dass Natur- und Artenschutz keine Randthemen sind, sondern Teil unseres alltäglichen Lebens. Wenn Hecken, Brachen und Blühflächen zurückkehren, kehrt auch die Vielfalt zurück. Der Harz kann hier eine Brückenrolle übernehmen: zwischen Wald und Feld, zwischen Schutzgebiet und Acker, zwischen Mensch und Natur. Und vielleicht wird sein charakteristischer Ruf bald wieder öfter zu hören sein – als Zeichen einer Landschaft, die atmet.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.