
Wernigerode (Harz), 09.06.2025, 08:20 Uhr
Der Juni beginnt im Harz kühl, nass und trüb – doch ein Wetterumschwung zur Wochenmitte sorgt für Hoffnung: Steht der Sommerstart nun endlich bevor? Und falls ja – wie lange bleibt das warme Wetter stabil? Die aktuellen Wettermodelle, Großwetterlagen und Klimatrends liefern Hinweise auf einen markanten Wechsel, werfen jedoch auch neue Fragen auf. Wir geben einen umfassenden Überblick zur Lage im Harz und darüber hinaus.
Ein zögerlicher Start in den Sommer
Nach einem durchwachsenen Frühling lässt der Frühsommer auf sich warten. Der Wochenbeginn zeigt sich im Harz von seiner grauen Seite: Nieselregen, Temperaturen unter 16 Grad und vereinzelte Schauer prägen das Wetterbild am Montag und Dienstag. Doch am Mittwoch kommt Bewegung in die Atmosphäre: Erste Sonnenstrahlen und Temperaturen um die 17 Grad deuten auf eine Trendwende hin.
Besonders ab Donnerstag zeigt sich die Wetterlage deutlich stabiler: Mit Tageshöchstwerten von 22 Grad am Donnerstag, 26 Grad am Freitag und Spitzenwerten von bis zu 28 Grad am Samstag kündigt sich im Harz ein regelrechter Mini-Sommer an. Ob sich daraus eine nachhaltige Sommerperiode entwickelt, hängt jedoch von mehreren Faktoren ab – vor allem vom Verhalten der Großwetterlagen.
Hochdruckeinfluss und Omegalage als Hoffnungsträger
Ein möglicher Schlüssel zur sommerlichen Entwicklung liegt in der sogenannten „Omegalage“ – einem blockierenden Hochdrucksystem, das sich aktuell über Mitteleuropa aufbauen könnte. Dabei umrahmen zwei Tiefdruckgebiete ein stabiles Hochdruckzentrum, das wie der griechische Buchstabe Omega geformt ist. Diese Wetterlage kann tage- bis wochenlang für stabile, warme und sonnige Bedingungen sorgen.
Meteorolog:innen weisen darauf hin, dass genau diese Konstellation aktuell möglich ist. Sollte sich das Hochdruckgebiet in den kommenden Tagen weiter festigen, wäre eine längere Schönwetterphase mit Temperaturen bis über 30 Grad auch in Mittelgebirgslagen wie dem Harz wahrscheinlich.
Typisches Juni-Klima im Harz im Vergleich
Um die aktuelle Lage einzuordnen, lohnt ein Blick auf das typische Juni-Klima im Harz. Die Region, geprägt durch starke Höhenunterschiede, weist große klimatische Differenzen auf. Während Orte wie Wernigerode im Tiefland durchschnittlich 21 Grad im Juni erreichen, liegt die Temperatur am Brocken mit durchschnittlich 11–14 Grad deutlich niedriger.
Ort | Durchschnitt Juni (Tag) | Regen-/Schauertage |
---|---|---|
Wernigerode | 21 °C | 7 |
Brocken | 13 °C | 11 |
Herzberg | 20 °C | 6 |
Die kommenden Tage versprechen also nicht nur überdurchschnittliche Temperaturen, sondern auch eine geringere Regenwahrscheinlichkeit – ein deutlicher Bruch zum bisherigen Frühjahrsverlauf.
Wettermodelle und Langzeitprognosen: Kommt die Hitzewelle?
Langfristige Wettermodelle wie das amerikanische CFS oder das europäische ECMWF sehen den Sommer 2025 insgesamt deutlich wärmer als im langjährigen Mittel (1991–2020). Besonders Juli und August könnten nach derzeitigen Prognosen 2 bis 3 Grad über den Normalwerten liegen. Auch für den Juni sehen die Modelle Abweichungen von bis zu +1,5 Grad – ein Hinweis auf bevorstehende Hitzetage.
Allerdings: Eine echte Hitzewelle, also mehrere aufeinanderfolgende Tage mit über 30 Grad, ist im Harz nur in Ausnahmefällen möglich. Meist verhindern die Höhenlage und Luftbewegungen eine dauerhafte Stauung der Hitze. Dennoch könnten tiefer gelegene Orte wie Quedlinburg oder Blankenburg durchaus die 30-Grad-Marke knacken – besonders bei wolkenarmen Hochdrucklagen.
Gegenstimmen: Juni bleibt unbeständig
Nicht alle Expert:innen stimmen in den Optimismus ein. Einige Meteorolog:innen weisen darauf hin, dass der Juni 2025 insgesamt von wechselhaften Mustern geprägt bleiben könnte. Das bedeutet: Zwar sind warme Phasen möglich, doch sie könnten durch Frontdurchgänge oder kurze Kaltlufteinbrüche immer wieder unterbrochen werden.
„Wir sehen in den Modellen keinen klassischen, durchgängig warmen Sommerbeginn – eher eine Folge warmer und kühler Abschnitte“, so ein Sprecher eines privaten Wetterdienstes.
Diese Einschätzung stützt sich auf die aktuellen synoptischen Wetterregime, bei denen blockierende Hochs in diesem Jahr seltener auftreten als im Rekordjahr 2018.
Regionale Auswirkungen: Wald, Wasser, Landwirtschaft
Das Wetter hat nicht nur Einfluss auf Freizeitaktivitäten und Tourismus – es wirkt sich auch stark auf die Ökosysteme im Harz aus. Nach mehreren Jahren mit Borkenkäferplagen, Trockenstress und Sturmwurf ist die Region empfindlich gegenüber längeren Trockenperioden.
- Waldökosysteme: Besonders die Fichtenwälder leiden unter Temperaturspitzen und Trockenstress. In Hochlagen fehlen oft ausreichend Wasserspeicher.
- Hydrologie: Die Gebirgsbäche des Harzes reagieren sensibel auf punktuelle Starkregen oder lange Trockenphasen. Das Hochwasserpotenzial steigt durch veränderte Abflussmuster.
- Landwirtschaft: Ackerbau im Vorharz ist abhängig von ausreichender Feuchtigkeit. Frühsommerliche Hitzephasen können Ertragseinbußen bedeuten.
Vegetation und Wachstumsperiode im Harz
Die Vegetationsperiode im Harz variiert stark. In Tallagen beginnt sie bereits im April und reicht bis Oktober – rund 6,3 Monate. Im Juni sind im Schnitt etwa 576 „Growing Degree Days“ (Temperatur-Akkumulationen über 10 Grad) zu erwarten – entscheidend für das Pflanzenwachstum. Bleibt die Wärmephase stabil, kann dies ein gesunder Wachstumsimpuls sein. Doch auch hier gilt: Hitze allein hilft nicht – Wasser ist ebenso entscheidend.
Globale Verschiebung von Wetterzyklen
Auch international zeigt sich: Saisonverläufe verschieben sich zunehmend. Studien zu globalen Klimamustern belegen, dass Regenzeiten, Trockenperioden und Hitzephasen nicht nur intensiver, sondern auch zeitlich verschoben auftreten. Europa bildet hier keine Ausnahme: Späte Frühlinge, verlängerte Sommer und frühere Herbstphasen werden wahrscheinlicher.
Für den Harz bedeutet das: Der klassische „Schafskälte“-Juni mit kühlen Tagen um Mitte des Monats könnte seltener werden – oder sich verschieben. Stattdessen droht eine Entkopplung klassischer Muster zugunsten extremerer Wetterszenarien.
Fazit: Ein Sommer im Aufbau – mit Unsicherheiten
Die Zeichen stehen auf Sommer – zumindest vorübergehend. Ab Mittwoch steigt die Temperatur spürbar, Sonne verdrängt Regenwolken und bis zum Wochenende sind Temperaturen von über 25 Grad wahrscheinlich. Ob daraus eine nachhaltige Sommerphase wird, bleibt offen. Vieles hängt vom Hochdruckeinfluss und der Stabilität der Wetterlage ab.
Fest steht: Die kommende Woche bietet im Harz eine gute Gelegenheit für Ausflüge, Wanderungen und Gartenarbeit. Doch wer längerfristig planen möchte, sollte die Prognosen genau verfolgen – und sich auf wettertechnische Überraschungen einstellen.
Wettertrend auf einen Blick (10.–16. Juni)
Tag | Wetter | Temperatur (max) |
---|---|---|
Montag | Bewölkt, Schauer | 15 °C |
Dienstag | Regen, trüb | 14 °C |
Mittwoch | Auflockerung, teils sonnig | 17 °C |
Donnerstag | Sonnig, warm | 22 °C |
Freitag | Sonnig, sehr warm | 26 °C |
Samstag | Heiß, Gewitter möglich | 28 °C |
Sonntag | Bewölkt, kühler | 22 °C |
Bleibt also zu hoffen, dass das Sommerhoch nicht nur ein kurzes Gastspiel bleibt – sondern der Auftakt für eine warme, stabile Phase mit all ihren Chancen und Herausforderungen.