
Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben aufgrund der anhaltenden Trockenheit und der damit verbundenen erhöhten Waldbrandgefahr den Einsatz ihrer historischen Dampflokomotiven auf der Strecke zum Brocken eingestellt. Seit dem 1. Mai verkehren auf dem Abschnitt zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken ausschließlich Dieselloks. Diese Maßnahme tritt in Kraft, sobald die Waldbrandgefahrenstufe 4 erreicht wird, und soll das Risiko von Bränden durch Funkenflug minimieren.
HSB-Sprecher Dirk Bahnsen erklärte: „Wir hatten in den vergangenen Jahren mehrere Waldbrände auf dem Brocken. Deshalb haben wir uns freiwillig entschieden, ab Stufe vier auf unsere Dampfloks zu verzichten.“ Er betonte, dass es bisher keine eindeutigen Beweise dafür gebe, dass die Dampfloks die Brände verursacht hätten, jedoch wolle man kein Risiko eingehen.
Die Umstellung auf Dieselloks hat auch Auswirkungen auf den Fahrplan der Brockenbahn. Anstelle der üblichen acht Dampfzug-Fahrtenpaare verkehren derzeit sieben Fahrtenpaare mit Dieselloks. Diese Regelung gilt solange die Waldbrandgefahrenstufe 4 oder höher besteht.
Die Entscheidung stößt bei vielen Touristen auf Verständnis, auch wenn die Dampfloks eine besondere Attraktion darstellen. „Wir sind enttäuscht. Die Dampfloks sind unsere Hauptattraktion. Viele Besucher wollen sie sehen. Aber wir haben keine andere Wahl“, so Bahnsen. Er hofft auf baldigen Regen, damit die beliebten Dampfloks wieder eingesetzt werden können.
Die HSB haben in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um das Risiko von Waldbränden zu minimieren. Dazu gehören unter anderem verbesserte Funkenfänger an den Loks und verstärkte Kontrollen entlang der Strecke. Trotzdem bleibt die Umstellung auf Dieselloks bei hoher Waldbrandgefahr ein wichtiger Schritt zum Schutz des Harzes.
Besucherzahlen trotz Einschränkungen stabil
Trotz des eingeschränkten Dampflokbetriebs bleiben die Besucherzahlen im Harz auf einem stabilen Niveau. Viele Gäste zeigen sich einsichtig und unterstützen die Maßnahmen der HSB. Hotels und Pensionen rund um Wernigerode und Schierke berichten von einer weitgehend ungebrochenen Nachfrage, vor allem an Wochenenden. Die Region setzt nun verstärkt auf alternative Angebote wie Wanderführungen und Themenfahrten mit Dieseltriebwagen, um den Erlebnischarakter auch ohne Dampflok aufrechtzuerhalten.
Kooperation mit Feuerwehr und Nationalparkverwaltung
Die HSB arbeitet eng mit der Feuerwehr sowie der Nationalparkverwaltung Harz zusammen, um Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Auf besonders gefährdeten Streckenabschnitten patrouillieren täglich Mitarbeiter, die bei Rauchentwicklung sofort Alarm schlagen können. Zudem wurden entlang der Trasse Wasserbehälter und Schläuche deponiert, die im Ernstfall schnell einsatzbereit sind.
Zukunft der Dampflok im Harz bleibt Thema
Langfristig stellt sich die Frage, wie sich der Dampflokbetrieb mit dem wachsenden Umweltbewusstsein und dem Klimawandel vereinbaren lässt. Derzeit prüft die HSB den Einsatz nachhaltigerer Antriebstechnologien, etwa Hybrid- oder wasserstoffbetriebener Lokomotiven, die den historischen Charme erhalten, aber den ökologischen Fußabdruck minimieren. Eine Entscheidung hierzu wird nicht vor 2026 erwartet, doch erste Gespräche mit Technologiepartnern laufen bereits.