
Harz, 06.06.2025, 10:30 Uhr
Der Harz steht vor einem ungemütlichen Wetterwochenende. Bereits ab Freitagvormittag warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor einer ausgeprägten Unwetterlage in der Region. Besonders betroffen sind der Oberharz und die Höhenlagen rund um den Brocken. Heftige Sturmböen, Starkregen und wiederholte Gewitter prägen das Wetterbild bis mindestens Sonntagabend. Die Bevölkerung ist aufgerufen, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und geplante Aktivitäten im Freien zu überdenken.
Unwetterwarnungen konkretisiert: Brocken im Fokus
Die Prognosen zeigen deutlich: Das Wetter im Harz wird stürmisch. Schon am Freitagvormittag erreichen die ersten Frontensysteme die Region. Die Böen erreichen laut Wetterprognosen auf dem Brocken Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 Kilometern pro Stunde. In tieferen Lagen wie Wernigerode, Quedlinburg und Goslar werden Windgeschwindigkeiten bis zu 60 km/h erwartet.
Besonders gefährlich sind die sogenannten Fallböen, die in bewaldeten Höhenlagen plötzlich auftreten können und bereits in der Vergangenheit für umgestürzte Bäume und Verkehrsbehinderungen gesorgt haben. Wanderwege könnten kurzfristig gesperrt werden. Touristen, die einen Ausflug in den Nationalpark Harz planen, sollten sich daher dringend vorab informieren.
Regenmengen mit Überschwemmungspotenzial
Mindestens genauso kritisch wie der Wind ist die Niederschlagsmenge, die das Tiefdruckgebiet mit sich bringt. Innerhalb kurzer Zeit sollen lokal bis zu 35 Liter pro Quadratmeter fallen – besonders entlang der nördlichen Harzkante und im Oberharz. Diese Mengen können vor allem in bereits wassergesättigten Böden zu Überflutungen führen. In den Orten Osterwieck und Huy besteht laut Rückblick auf vergangene Starkregenereignisse ein erhöhtes Risiko für vollgelaufene Keller und überlastete Kanalisationen.
Die Wetterlage im Überblick
Tag | Wetter | Temperatur | Windgeschwindigkeit | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Freitag, 6. Juni | Stark bewölkt, Gewitter, Starkregen | 17–20 °C im Harz | bis 100 km/h (Brocken) | Erste Schauer ab Mittag |
Samstag, 7. Juni | Gewitter, durchgehend Regen | 16–20 °C | bis 95 km/h | Lokal Hagel möglich |
Sonntag, 8. Juni | Schauer, wechselhaft | 13–17 °C | bis 80 km/h | Sinkende Temperaturen |
Wetterwarnungen im Kontext: Rückblick und Entwicklung
Bereits im April dieses Jahres kam es im Harz zu massiven Gewittern, die Keller überfluteten und den Feuerwehrkräften mehrere Tage lang Arbeit bescherten. Besonders betroffen waren kleinere Ortschaften, in denen Rückstaus in der Kanalisation sowie Erdrutsche zu erheblichen Sachschäden führten. Die aktuellen Wetterwarnungen lösen daher nicht nur Besorgnis aus, sondern auch Erinnerungen an diese Ereignisse.
Insgesamt zeigt sich, dass Extremwetterlagen im Harz nicht mehr die Ausnahme sind. Auch andernorts in Deutschland kam es zuletzt häufiger zu plötzlichen Starkregenereignissen und heftigen Sturmböen. Ein Beispiel ist die Region Ulm-Donaustetten, wo vor wenigen Wochen Dächer abgedeckt und Häuser unbewohnbar wurden.
Langfristige Klimaentwicklung und ihre Folgen für den Harz
Die aktuelle Unwetterlage fällt mit einem insgesamt unterdurchschnittlich warmen und sonnenarmen Junianfang zusammen. In Wieda etwa liegt die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur mit 18 Grad Celsius etwa 2 Grad unter dem langjährigen Mittel. Auch die durchschnittliche Sonnenscheindauer von lediglich 2 Stunden pro Tag liegt deutlich unter dem Normalwert.
Langfristige Modellrechnungen deuten darauf hin, dass sich im Sommer 2025 ein gemischtes Bild zeigen wird. Während Temperaturprognosen von leicht überdurchschnittlichen Werten ausgehen (bis zu +2 °C über dem Referenzwert), zeigen Niederschlagsprognosen große Unsicherheiten. Während das amerikanische CFS-Modell eher eine feuchte Wetterlage erwartet, rechnet das europäische ECMWF-Modell mit überdurchschnittlich trockenen Bedingungen. Für eine gebirgige Region wie den Harz mit ohnehin komplexer Mikroklimatik sind diese Unsicherheiten besonders relevant.
Zitat eines Meteorologen
„Der Harz wirkt aufgrund seiner Topografie wie ein natürlicher Niederschlagsfänger. Wetterlagen mit südwestlicher Strömung stauen sich an den Hängen – und genau das erleben wir an diesem Wochenende wieder sehr ausgeprägt.“
Welche Regionen sind besonders gefährdet?
- Oberharz: Gefährdet durch Sturm und Regen in Kombination, erhöhte Baumbruchgefahr.
- Brockenplateau: Massive Sturmböen, potenziell gefährlich für Touristen.
- Osterwieck und Huy: Tiefliegende Regionen mit wiederholten Überschwemmungsvorfällen.
Die Städte Quedlinburg und Blankenburg werden voraussichtlich weniger stark betroffen sein, müssen aber ebenfalls mit heftigen Schauern und kurzzeitigen Gewittern rechnen.
Verhaltenshinweise für Bürgerinnen und Bürger
Angesichts der Unwetterwarnungen sind folgende Maßnahmen empfohlen:
- Lose Gegenstände im Freien sichern (Möbel, Mülltonnen, Blumenkästen).
- Auf Aufenthalte in Wäldern und in Höhenlagen verzichten.
- Bei Autofahrten mit Aquaplaning und herabfallenden Ästen rechnen.
- Fenster und Türen schließen, Dachfenster überprüfen.
- Warnungen über Radio, Apps oder Webseiten regelmäßig abrufen.
Wie reagieren Behörden und Kommunen?
Einige Gemeinden im Harz bereiten sich aktiv auf mögliche Einsätze vor. Feuerwehr- und Rettungskräfte befinden sich in erhöhter Bereitschaft, Sandsäcke wurden vorab bereitgestellt. In Schulen und Kitas wird bereits darüber diskutiert, ob Außenspielzeiten reduziert oder gänzlich gestrichen werden sollen.
Auch das Tourismusmanagement warnt vor Wanderungen auf nicht befestigten Wegen. Der Brockenbahn-Verkehr könnte bei weiter zunehmenden Windstärken eingestellt werden, sollte die Betriebssicherheit nicht mehr gewährleistet sein.
Fazit: Harz vor unruhigem Wetterwochenende
Das Wochenende im Harz wird von extremen Wetterereignissen geprägt sein. Besonders gefährdet sind Höhenlagen und Regionen mit Hanglagen oder schlecht entwässerten Böden. Die Wetterlage zeigt erneut, wie empfindlich die Mittelgebirgsregion auf Tiefdruckeinflüsse reagiert. Wer sicher durch das Wochenende kommen will, sollte nicht nur die Wetter-Apps im Blick behalten, sondern auch auf die Warnhinweise der Behörden achten.
Die aktuelle Entwicklung ist auch ein weiterer Fingerzeig darauf, wie stark Wetterereignisse in Zeiten des Klimawandels lokal eskalieren können. Der Harz wird so nicht nur zum Tourismusziel, sondern zunehmend auch zum Frühwarnsystem für meteorologische Extreme in Deutschland.
Bleiben Sie informiert – und vor allem: bleiben Sie sicher.