Oberharz

Clausthal-Zellerfeld im Harz: Jugendliche im Fokus nach Brand in Deutschlands größter Holzkirche

Die Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld gilt als größte Holzkirche Deutschlands. Die Aufnahme zeigt das Gebäude vor dem Brand. (Symbolbild – exemplarisch)

Clausthal-Zellerfeld – In der Nacht zum 20. Juli 2025 kam es zu einem Feuer an der Marktkirche „Zum Heiligen Geist“, dem größten Holzbau dieser Art in Deutschland. Dank schneller Reaktion der Feuerwehr konnte ein vollständiges Abbrennen der Kirche verhindert werden. Die Polizei ermittelt nun wegen möglicher Brandstiftung – und sucht dringend nach vier Jugendlichen, die womöglich Zeugen des Vorfalls sind.

Ein nationales Kulturgut in Gefahr

Die Marktkirche in Clausthal-Zellerfeld zählt nicht nur zu den bedeutendsten Bauwerken im Harz, sondern ist auch ein Wahrzeichen von nationalem Rang. Errichtet zwischen 1639 und 1642, beeindruckt sie mit ihrer vollständigen Holzbauweise und bietet mit über 1.200 Sitzplätzen Raum für große Gemeindeveranstaltungen. Ihre barocke Architektur und die jüngst installierte Schweizer Orgel aus dem Jahr 2022 machen sie zu einem einzigartigen Kulturdenkmal.

Das Gotteshaus wurde mehrfach aufwendig restauriert, zuletzt zwischen 2010 und 2015. Erst 2022 wurde mit viel Aufwand eine neue Orgel eingebaut – ein Instrument von außergewöhnlicher Qualität. Dieses wertvolle Klangwerk steht nun womöglich auf der Kippe. Wie hoch ist der Schaden am Gotteshaus? Diese Frage treibt nicht nur die Kirchenleitung, sondern auch die Bewohner von Clausthal-Zellerfeld um.

Brand in der Nacht: Der Ablauf des Geschehens

In der Nacht zum Sonntag, den 20. Juli 2025, schlug um etwa 0:39 Uhr die Brandmeldeanlage der Kirche Alarm. Einsatzkräfte der Feuerwehr Clausthal-Zellerfeld trafen rasch am Ort des Geschehens ein. Über 100 Feuerwehrleute waren mehrere Stunden mit dem Löschen beschäftigt.

Ein entscheidender Faktor für die Begrenzung des Schadens war der Einsatz von Küster Daniel Pätzolt, der gleichzeitig Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist. Als erster am Einsatzort verschaffte er der Feuerwehr Zugang zur Kirche. „Zehn Minuten später, und der Dachstuhl hätte in Flammen gestanden“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Besonders kritisch war dabei ein Hohlraum hinter der Holzverkleidung an der Ostfassade, der sich wie ein Kamin verhielt und die Flammen schnell nach oben leitete.

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Feuerursache: Verdacht auf Brandstiftung

Was steckt hinter dem Brand in der größten Holzkirche Deutschlands? Noch ist die genaue Ursache unklar. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen des Verdachts auf schwere Brandstiftung. Bereits am Folgetag wurde ein Verdächtiger vorläufig festgenommen, jedoch mangels dringenden Tatverdachts wieder entlassen.

Die Ermittlungen laufen weiter, die Kirche wurde durch die Polizei versiegelt und bleibt bis auf Weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen. Ein Brandsachverständiger war am Montag nach dem Brand vor Ort und untersuchte die Schäden. Über die genaue Schadenshöhe gibt es bislang keine offiziellen Angaben. Es ist jedoch klar: Die Ostfassade und Teile des Dachstuhls wurden stark beschädigt, der Innenraum blieb weitgehend verschont.

Jugendliche als mögliche Schlüsselzeugen

Warum sind vier Jugendliche nach dem Kirchenglück gesucht? Laut Polizeiangaben sollen sich gegen 23:30 Uhr – etwa eine Stunde vor dem Ausbruch des Feuers – vier Jugendliche auf einer Treppe vor dem Gebäude der Technischen Universität Clausthal aufgehalten haben. Von dort hatten sie direkten Blick auf die Ostseite der Kirche, an der das Feuer schließlich ausbrach.

Die Polizei Goslar hat einen öffentlichen Zeugenaufruf gestartet. Diese Jugendlichen könnten entscheidende Beobachtungen gemacht haben, etwa verdächtige Personen oder Aktivitäten rund um die Kirche. Bislang haben sie sich jedoch nicht gemeldet. Ihre Aussagen könnten ein wichtiger Baustein für die Ermittlungen sein.

Wie wurde ein größerer Schaden verhindert?

Dank des Zusammenspiels aus moderner Technik und persönlichem Engagement konnte ein größerer Schaden verhindert werden. Die Brandmeldeanlage, die bereits 2015 im Zuge der Sanierung eingebaut wurde, reagierte sofort. Zudem war Küster Pätzolt zur Stelle und koordinierte das erste Eingreifen. Ein Feuerwehrmann schilderte: „Die Rauchentwicklung war massiv, doch durch das schnelle Öffnen der Kirche konnten wir sofort die kritischen Stellen erreichen.“

Auch die bauliche Struktur spielte eine Rolle: Zwar begünstigte der Hohlraum hinter der Fassade die Ausbreitung der Flammen, doch die massive Dachkonstruktion und die robuste Holzkonstruktion aus Eichen- und Fichtenholz hielten der Hitze in großen Teilen stand. Der Innenraum zeigte nach dem Brand nur leichte Rußspuren und Feuchtigkeit.

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Folgen für die Gemeinde

Der Brand trifft nicht nur die Bauhülle – er trifft die Menschen. Am Sonntagmorgen, nur wenige Stunden nach dem Feuer, entschloss sich der Kirchenvorstand, den geplanten Gottesdienst nicht ausfallen zu lassen, sondern ins benachbarte Gemeindehaus zu verlegen. Ein symbolischer Akt, der deutlich machte: Die Gemeinde lebt weiter.

Pastorin Mirja Rohr sagte am Tag danach: „Wir sind zutiefst erschüttert, aber auch unglaublich dankbar, dass unser Gotteshaus noch steht.“ Kantor Arno Janssen ergänzte: „Wir werden alles daransetzen, die Kirche wiederherzustellen – sie ist unser geistliches und kulturelles Zentrum.“

Wie hoch ist der Schaden am Gotteshaus?

Offizielle Zahlen liegen noch nicht vor, jedoch sind erste Einschätzungen optimistisch: Die Ostfassade und der Dachbereich müssen aufwendig saniert werden, doch der Innenraum inklusive der wertvollen Orgel scheinen verschont geblieben zu sein. Die genauen Kosten hängen von der weiteren Untersuchung ab, insbesondere davon, ob Feuchtigkeit und Rauch langfristige Schäden an der Orgel verursacht haben.

Orgel in Gefahr? Technische Details zur Instrumentensicherheit

Die 2022 neu installierte Orgel der renommierten Schweizer Firma Goll gilt als klangliches Meisterstück. Sie steht unmittelbar hinter der betroffenen Fassade. Ist die neue Orgel der Kirche durch den Brand gefährdet? Laut ersten Begehungen ist sie äußerlich unversehrt, jedoch wird derzeit geprüft, ob Ruß oder Hitze ihre Mechanik oder Intonation beeinträchtigt haben.

Die Orgel war nicht nur ein musikalisches Zentrum, sondern auch ein emotionales. Ihre Finanzierung gelang durch Spenden und Fördergelder – ihr Verlust wäre ein harter Rückschlag. Ein Orgelexperte soll in den kommenden Wochen eine vollständige Analyse durchführen.

Kirchenschutz in Deutschland: Brandgefahr bei Holzbauten

Holzkirchen sind selten – und gefährdet. Wie lässt sich ein solcher Vorfall in Zukunft verhindern? Die Brandstatistik für sakrale Holzbauten zeigt: Fehlende Überwachung, technisches Versagen oder Brandstiftung zählen zu den häufigsten Ursachen. Der Fall Clausthal-Zellerfeld zeigt aber auch, wie moderne Technik Schlimmeres verhindern kann.

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Eine Übersicht über Risiken und Schutzmaßnahmen:

Gefahrenquelle Präventionsmaßnahme
Technisches Versagen (z. B. Kurzschluss) Regelmäßige Wartung elektrischer Anlagen
Unbeaufsichtigte Kerzen Verwendung sicherer Halterungen und Aufsichtspflicht
Brandstiftung Videoüberwachung, Präsenz von Sicherheitsdiensten
Bauliche Risiken (z. B. Hohlräume) Bauaufsichtliche Prüfung und bauliche Veränderungen

Bleibt die Kirche weiterhin geschlossen?

Ja, zunächst bleibt die Marktkirche für Gottesdienste und Veranstaltungen gesperrt. Die Polizei hat das Gebäude versiegelt, bis alle forensischen Untersuchungen abgeschlossen sind. Auch aus versicherungstechnischen Gründen darf niemand das Kircheninnere ohne Genehmigung betreten. Erst wenn die Gutachten vorliegen, wird über weitere Schritte entschieden.

Schlussabsatz: Eine Gemeinde zwischen Schock und Hoffnung

Die Ereignisse von Clausthal-Zellerfeld haben tiefe Spuren hinterlassen – nicht nur auf der historischen Fassade der Marktkirche, sondern auch in den Herzen der Gemeindemitglieder. Was mit einem Brand in der Nacht begann, entwickelte sich schnell zu einem Symbol der Entschlossenheit. Die Hilfsbereitschaft, das beherzte Eingreifen der Feuerwehr, die Solidarität der Bevölkerung und die Standhaftigkeit der Kirche selbst zeigen, wie stark der Glaube und das Gemeinschaftsgefühl in Clausthal-Zellerfeld verankert sind.

Wie es weitergeht, hängt nicht nur vom Ergebnis der Ermittlungen ab, sondern auch vom Willen der Menschen, die diese Kirche als Teil ihrer Identität begreifen. Dass sie noch steht, ist mehr als ein Glücksfall – es ist ein Auftrag, ihre Geschichte fortzuschreiben.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.