
Sichergestellte Behälter mit Arsentrichlorid und Arsen vor dem Tatort in Osterwieck. Die Polizei untersucht einen möglichen Giftanschlag. (Symbolbild – exemplarisch)
Osterwieck (Landkreis Harz) – Nach dem spektakulären Einbruch in ein Chemielager im Harz stellt sich nun heraus: Die Menge des gestohlenen Arsens ist deutlich größer als zunächst angenommen. Die Behörden bestätigen, dass mehrere zusätzliche Behälter fehlen – das macht die Lage noch brisanter.
Neue Zahlen: Mehr Arsen gestohlen als bislang bekannt
Die Polizei Sachsen-Anhalt hat die gestohlene Menge an gefährlichen Chemikalien nachträglich deutlich nach oben korrigiert. Statt der zunächst gemeldeten zwei Liter Arsentrichlorid geht man nun von insgesamt vier Flaschen dieser hochgiftigen Flüssigkeit aus – zusätzlich verschwanden drei Kilogramm festes Arsengranulat in Industriequalität.
Wie viel Arsen wurde beim Diebstahl im Harz gestohlen? Die aktualisierte Bilanz lautet: Zwei Liter Arsentrichlorid in flüssiger Form und drei Kilogramm hochreines Granulat. Damit handelt es sich um eine potenziell tödliche Menge, die großflächige Umwelt- oder Personenschäden verursachen könnte.
Die Substanz: Warum Arsentrichlorid so gefährlich ist
Arsentrichlorid ist eine Verbindung, die schon bei geringem Kontakt schwerste gesundheitliche Schäden hervorrufen kann. Besonders tückisch ist die Tatsache, dass es bei Luftkontakt Dämpfe freisetzt und mit Feuchtigkeit heftig reagiert. Verätzungen an Haut, Lunge und Augen sind bei ungeschützter Berührung wahrscheinlich.
Welche Gefahren gehen von gestohlenem Arsentrichlorid aus? Die Chemikalie zählt zu den gefährlichsten im industriellen Einsatz. Bereits wenige Milliliter können bei unsachgemäßer Handhabung tödlich sein – insbesondere bei Einatmen oder Hautkontakt.
Tatort Osterwieck: Wie sich der Vorfall entwickelte
Der Einbruch ereignete sich in einem Chemiebetrieb im Landkreis Harz. Unbekannte Täter verschafften sich Zugang zu einem Sicherheitslager, in dem gefährliche Stoffe aufbewahrt wurden. Ursprünglich wurde nur von einem geringen Verlust gesprochen. Erst Tage später wurde klar, dass die Inventur unvollständig war – der Schaden ist weit größer.
Ein Polizeisprecher erklärt: „Bei der ersten Durchsuchung fehlte der Überblick. Erst mit der vollständigen Analyse des Lagerbestands konnten wir feststellen, dass weit mehr Chemikalien fehlen als zunächst angenommen.“
Gefährliche Unsicherheit: Die Chemikalien bleiben verschwunden
Bis heute bleibt unklar, wo sich die gestohlenen Chemikalien befinden. Trotz umfangreicher Ermittlungen, einem Großeinsatz mit über 200 Einsatzkräften, der Beteiligung von Spezialkräften und mobilen Umweltlaboren konnte die Spur der Stoffe nicht verfolgt werden.
Wurde beim Arsen-Diebstahl im Harz die Umwelt kontaminiert? Nach Angaben der Behörden wurde kein Austritt festgestellt. Alle verbliebenen Behälter sind intakt. Dennoch wurde an neun Stellen auf dem Gelände Arsenstaub festgestellt – möglicherweise wurde hier vorsätzlich verstreut oder beim Abtransport Material verloren.
Ermittlungen unter Hochdruck – Spurensuche ohne Ergebnisse
Die Polizeiinspektion Magdeburg führt die Ermittlungen. Eine Belohnung von 5.000 Euro wurde für Hinweise zur Aufklärung ausgesetzt. Die Spurenlage ist jedoch dünn: Weder konkrete Verdächtige noch ein klares Tatmotiv sind bekannt.
Wie groß war der Einsatz der Behörden beim Arsen‑Diebstahl im Harz? Rund 200 Einsatzkräfte, darunter Feuerwehr, Polizei, Umwelttechniker und Sprengstoffexperten, sicherten das Gelände über Stunden. Drohnen und Spezialgeräte zur chemischen Analyse kamen zum Einsatz.
Motiv unklar: Was wollten die Täter mit dem Arsen?
Das Motiv des Diebstahls ist noch immer nicht geklärt. Denkbar sind illegale Laborversuche, eine beabsichtigte Umweltverunreinigung oder die Weiterveräußerung auf dem Schwarzmarkt. Auch ein gezielter Anschlagsversuch ist nicht ausgeschlossen.
Warum wurden vier Flaschen mit Arsentrichlorid gestohlen? Die gezielte Auswahl lässt auf Vorwissen schließen. Die Täter scheinen genau gewusst zu haben, was sie mitnahmen – sowohl in Menge als auch in Art. Das deutet auf eine geplante und vorbereitete Tat hin, möglicherweise mit chemischem Hintergrundwissen.
Die globale Dimension von Arsen
Arsen ist kein exotischer Stoff – im Gegenteil. Weltweit gelten Millionen Menschen als gefährdet durch erhöhte Arsenwerte, insbesondere im Trinkwasser. In Europa sind vor allem Regionen in Ungarn, Rumänien und der Slowakei betroffen, wo natürliche geologische Prozesse Arsen in das Grundwasser freisetzen.
Auch in Deutschland ist Arsen nicht unbekannt: In Sachsen, etwa rund um Freiberg, treten erhöhte Konzentrationen durch alte Bergbauregionen auf. Doch während diese Quellen natürlich vorkommen, ist der Diebstahl in Osterwieck menschengemacht – und damit deutlich gefährlicher.
Gesundheitliche Folgen: Arsen als schleichendes Gift
Arsen lagert sich bei langfristiger Aufnahme im Körper ab. Typische Folgen sind chronische Hautveränderungen, Nervenschäden und verschiedene Krebsarten. Besonders gefährdet sind Kinder, bei denen bereits geringe Mengen Entwicklungsstörungen verursachen können.
Eine Studie aus Ostdeutschland in den 1990er Jahren ergab, dass die tatsächliche Belastung häufig nicht mit der regionalen Luftqualität korrelierte – vielmehr war der Fischverzehr ein stärkerer Faktor für erhöhte Urinwerte.
Aktuelle Sicherheitslage und politische Konsequenzen
Nach dem Vorfall prüft das Landesverwaltungsamt nun, ob das betroffene Unternehmen alle Sicherheitsrichtlinien korrekt umgesetzt hat. Die letzte Kontrolle datiert aus dem November – damals wurden keine Mängel festgestellt. Dennoch sollen künftig unangekündigte Prüfungen häufiger erfolgen.
Die Diskussion um den Vorfall hat auch auf Landesebene politische Aufmerksamkeit erregt. Die Frage nach Sicherheitsstandards in Chemiebetrieben sowie die digitale Erfassung von Lagerbeständen wird neu gestellt.
Was bedeutet der Vorfall für die Bevölkerung?
Auch wenn derzeit keine direkte Gefahr für Anwohner besteht, bleibt das Sicherheitsgefühl erschüttert. Der Gedanke, dass hochtoxische Chemikalien einfach verschwinden können, sorgt für Verunsicherung. Hinzu kommt, dass die Täter bis heute nicht gefasst wurden und die Stoffe weiter in Umlauf sein könnten.
Wie geht es jetzt weiter? Die Polizei setzt weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Ermittlungen laufen, auch überregionale Fahndungen wurden eingeleitet. Parallel prüfen Umweltämter das umliegende Gelände auf mögliche Rückstände.
Bleibende Ungewissheit – und wachsendes Misstrauen
Der Arsen-Diebstahl im Harz entwickelt sich mehr und mehr zu einem sicherheitspolitischen Thema. Die neue Erkenntnis über die gestohlene Menge verändert die Einschätzung der Bedrohungslage grundlegend. Solange das Arsen nicht gefunden ist, bleibt das Risiko real – und die Fragen offen.
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Täter wissen, was sie tun – das macht sie umso gefährlicher“, so ein Ermittler hinter vorgehaltener Hand. Auch Wochen nach der Tat herrscht Ratlosigkeit, aber auch Wachsamkeit. Der Fall bleibt einer der brisantesten Chemie-Diebstähle der letzten Jahre in Deutschland.