
Herzberg am Harz – Mitten im sonst so beschaulichen Sommer des Südharzes wächst der Protest: Der Juessee, ein Naturdenkmal von regionaler Bedeutung, ist bedroht. Eine Bürgerinitiative fordert den aktiven Schutz des Sees – und trifft auf breite Unterstützung. Der Harz steht vor einer ökologischen und politischen Bewährungsprobe.
Ein Naturjuwel im Herzen des Harzes unter Druck
Der Juessee in Herzberg am Harz ist mehr als ein Badegewässer. Der idyllisch gelegene Erdfallsee im Südharz ist seit Jahrzehnten ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Doch in diesem Jahr dominiert nicht das Plätschern der Badegäste, sondern das Rauschen der Debatten. Grund: Die dramatische Ausbreitung von Blaualgen, die ein vollständiges Badeverbot erforderlich machte.
Bereits im Juni 2025 wurden hohe Konzentrationen von Cyanobakterien im Wasser nachgewiesen. Diese sogenannten Blaualgen produzieren gefährliche Toxine, die bei Menschen Hautreizungen, Magen-Darm-Beschwerden oder sogar Atemprobleme verursachen können. Besonders gefährdet sind Kinder und Tiere. Die Stadt Herzberg reagierte mit einer Sperrung – der See ist seither für die Öffentlichkeit gesperrt.
Was ist die Ursache für das Badeverbot am Juessee?
Die Ursache liegt laut Experten in einer Kombination mehrerer Faktoren: hohe Temperaturen, kaum Frischwasserzufuhr und stagnierendes Wasser. Der Eichelbach, der den See speist, führt im Sommer nur noch wenig Wasser – bei anhaltender Trockenheit kann es sogar zu einer vollständigen Unterbrechung kommen. Das Fehlen von Durchfluss fördert das Wachstum von Algen und schwächt das Ökosystem massiv.
Bürgerprotest und Petition: „Rettet den Juessee!“
In Reaktion auf die ökologische Entwicklung gründete sich eine Bürgerinitiative, die Ende August 2025 eine Petition mit dem Titel „Rettung des Juessees“ veröffentlichte. Innerhalb weniger Tage wurden über 300 Unterschriften gesammelt – das erforderliche Quorum für eine öffentliche Anhörung liegt bei 340. Die Initiatorinnen und Initiatoren fordern ein klares Bekenntnis der Stadt sowie kurzfristige und langfristige Maßnahmen zur Rettung des Sees.
Einige der Unterstützer äußern sich in emotionalen Kommentaren: „Wir wollen nicht noch einen Sommer verlieren“, schreibt eine Bürgerin. Ein anderer fordert: „Die Politik muss handeln – jetzt. Der See ist Teil unserer Heimat.“
Wie viele Unterschriften braucht die Petition zur Rettung des Juessees?
Für eine offizielle Behandlung im Stadtrat von Herzberg wird ein Quorum von mindestens 340 Unterschriften benötigt. Das bedeutet, dass rund 1 % der lokalen Bevölkerung aktiv die Petition unterzeichnen muss. Mit derzeit über 300 Unterstützern ist dieses Ziel fast erreicht.
Geologisches Erbe trifft Klimakrise
Der Juessee ist geologisch besonders. Er entstand als sogenannter Karsterdfall vor Jahrtausenden durch den Einsturz unterirdischer Gesteinsschichten. Heute ist er bis zu 28,5 Meter tief und misst rund 6,9 Hektar. Diese besondere Lage im Karstgebiet des Harzes macht ihn jedoch anfällig für Umweltveränderungen. Das Fehlen konstanter Frischwasserzufuhr, verbunden mit Klimawandel und Hitzeperioden, sorgt für zunehmend kritische Bedingungen.
Wie tief ist der Juessee und wie groß ist er?
Mit einer Fläche von 6,9 Hektar und einer Tiefe von fast 30 Metern zählt der Juessee zu den größeren Stillgewässern im Harz. Seine hydrologische Struktur – ein unterirdisches Zu- und Abflusssystem – macht ihn jedoch empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen.
Blaualgen – eine wachsende Gefahr für den Harz
Die Situation in Herzberg ist kein Einzelfall. Auch andere Seen im Harz und in Niedersachsen mussten in diesem Sommer für den Badebetrieb gesperrt werden – darunter der Große Ricklinger Teich bei Hannover oder der Gartower See im Wendland. Die Häufung solcher Ereignisse verdeutlicht: Es handelt sich nicht um ein lokales, sondern um ein regionales Problem im Harz, das Maßnahmen auf Landesebene erforderlich macht.
Wie werden Blaualgen im Juessee kontrolliert?
Die Kontrolle erfolgt durch das zuständige Gesundheitsamt. Regelmäßig werden Wasserproben entnommen, deren Ergebnisse über die weitere Nutzung entscheiden. Bei Überschreitungen der Grenzwerte wird der See gesperrt. Die Bevölkerung wird über Warnschilder und die Stadtkommunikation informiert.
Welche Maßnahmen werden zur Rettung des Juessees vorgeschlagen?
In der Petition und den begleitenden Debatten werden zahlreiche Maßnahmen diskutiert. Dazu gehören:
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- Installation einer Frischwasserzuleitung zur Stabilisierung des Wasserspiegels
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- Einführung biologischer Algenkontrolle (z. B. mit Muscheln oder Pflanzen)
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- Renaturierung der Uferbereiche zur Förderung der Biodiversität
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- Monitoring-Programme mit Beteiligung von Forschungseinrichtungen
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- Politische Einbindung des Landes Niedersachsen in langfristige Gewässerschutzstrategien
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Gibt es geologische Gründe für Algenbildung im Juessee?
Ja. Die geologische Lage im Karstgebiet führt zu einem natürlichen Verlust von Zuflusswasser durch sogenannte Bachschwinden. Gleichzeitig fehlen dem See größere Frischwassermengen, was bei Hitzeperioden zu stehenden, nährstoffreichen Gewässerverhältnissen führt – ideal für die Vermehrung von Blaualgen.
Engagement in sozialen Medien: Der See wird zum Symbol
Auch auf Social Media ist das Thema präsent. Der Verein „Juesseehilfe“ nutzt Plattformen wie Facebook und Instagram, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Fotos vom gesperrten See, historische Aufnahmen früherer Badezeiten und der Aufruf zur Petition verbreiten sich zunehmend im Netz. Gleichzeitig wurde der Juessee beim 50. Juesseelauf als Laufstrecke genutzt – ein Zeichen dafür, dass der See trotz Krise identitätsstiftend bleibt.
Wie geht es weiter – und was bedeutet das für den Harz?
Der Fall Juessee steht exemplarisch für die Herausforderungen, vor denen der Harz in Zeiten des Klimawandels steht. Ob Brocken, Oker, Oderteich oder Juessee – überall zeigt sich, wie empfindlich die Natur auf veränderte Bedingungen reagiert. Seen trocknen aus, Wälder sterben, Flora und Fauna geraten aus dem Gleichgewicht. Die Petition für den Juessee ist damit mehr als eine Einzelmaßnahme – sie ist Teil einer Debatte um den ökologischen und gesellschaftlichen Umgang mit dem Naturraum Harz.
Schlusswort: Der See, die Menschen und ihre Verantwortung
Der Juessee ist in Gefahr – und mit ihm ein Stück Heimat für viele Menschen im Harz. Doch die Bürgerinnen und Bürger zeigen, dass ihnen das nicht gleichgültig ist. Die Petition ist ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein, aber auch ein Appell an die Politik: Es braucht Investitionen, Konzepte und Mut, um die natürlichen Ressourcen des Harzes zu bewahren. Der Juessee mag ein kleiner See sein – doch er ist Teil eines großen Ganzen.