
Bild nachgestellt: Das Rittergut Nöbeditz, Veranstaltungsort des „Compact“-Sommerfests, an einem sonnigen Tag in Sachsen-Anhalt. Am Eingang ein Banner zur Veranstaltung. (Symbolbild – exemplarisch)
Stößen – Am Wochenende ist das umstrittene Sommerfest des Magazins „Compact“ nach einem Jahr Pause zurückgekehrt. Während rund 600 Anhängerinnen und Anhänger auf dem Rittergut Nöbeditz feierten, protestierten in unmittelbarer Nähe etwa 50 Menschen gegen das Treffen. Die Rückkehr der Veranstaltung, die lange Zeit verboten war, sorgt bundesweit für politische Diskussionen und eine kritische Debatte über den Umgang mit extremistischen Medien.
Hintergrund: Warum das Sommerfest 2024 ausfiel
Das „Compact“-Magazin stand bereits seit Ende 2021 unter Beobachtung des Bundesamts für Verfassungsschutz, das es als „gesichert rechtsextremistisch“ einstuft. Im Juli 2024 verfügte das Bundesinnenministerium ein Verbot des Magazins. Begründet wurde dies mit dem Vorwurf, „Compact“ verbreite Inhalte, die verfassungsfeindliche Ziele verfolgen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung angreifen. Das Sommerfest, traditionell ein Vernetzungsort für Akteure der Neuen Rechten, wurde infolgedessen kurzfristig untersagt.
Erst im Juni 2025 kippte das Bundesverwaltungsgericht das Verbot. In einer viel beachteten Entscheidung stellten die Richter fest, dass die rechtlichen Voraussetzungen für das Verbot in dieser Form nicht erfüllt seien. Damit wurde der Weg frei für die Wiederaufnahme öffentlicher Veranstaltungen, darunter das Sommerfest in Stößen.
Das Rittergut Nöbeditz als Treffpunkt der Szene
Der Veranstaltungsort ist für Kenner der Szene kein unbekannter Name: Das Rittergut Nöbeditz gehört dem ehemaligen AfD-Politiker André Poggenburg, der es seit Jahren für rechtsextreme Veranstaltungen zur Verfügung stellt. Bereits 2023 hatte hier das „Compact“-Sommerfest stattgefunden, damals mit knapp 580 Teilnehmenden. 2024 hingegen musste Poggenburg aufgrund des Verbots auf die Nutzung verzichten; Teile der Veranstaltung wurden nach Gera in Thüringen verlegt.
Teilnehmerzahlen und Ablauf 2025
Für die Ausgabe 2025 rechnete die Polizei im Vorfeld mit rund 600 Besuchern. Letztlich kamen mehrere Hundert, die sich auf dem Gelände des Ritterguts versammelten. Etwa 50 Gegendemonstrierende, organisiert von lokalen Initiativen wie dem Bündnis für Vielfalt und Demokratie Zeitz und Planlos Leipzig, stellten sich der Veranstaltung entgegen. Die Protestierenden hielten Reden, verteilten Flyer und setzten auf sichtbare Präsenz in unmittelbarer Nähe.
Öffentliche Fragen und Antworten
Viele Menschen fragten sich im Vorfeld: „Wer nahm am Compact-Sommerfest 2025 in Stößen teil?“ Bestätigt ist die Anwesenheit von Szenegrößen wie Martin Sellner, Jürgen Elsässer und Christian Klar. Hinzu kamen Vertreter aus dem weiteren rechtsextremen Umfeld, darunter Mitglieder einschlägiger Organisationen. Ebenso wurde im Vorfeld kontrovers diskutiert, ob prominente AfD-Funktionäre erscheinen würden – was sich teilweise bestätigte.
Reaktionen und Kontroversen
Die Rückkehr des Sommerfests stieß in Politik und Zivilgesellschaft auf ein geteiltes Echo. Kritiker warfen den Behörden vor, mit der Aufhebung des Verbots einer gefährlichen Plattform erneut Raum gegeben zu haben. Befürworter der Entscheidung betonten hingegen, dass selbst extreme Meinungen in einem Rechtsstaat im Rahmen der Gesetze geäußert werden dürfen.
„Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts mag juristisch nachvollziehbar sein, politisch ist sie ein fatales Signal“, erklärte ein Sprecher eines regionalen Bündnisses gegen Rechts. Er warnte vor einer weiteren Normalisierung rechtsextremer Positionen in der Öffentlichkeit.
Die Rolle der Polizei
Im Zusammenhang mit der Frage „Wie reagierte die Polizei auf das Compact-Sommerfest 2025?“ erklärte ein Sprecher, dass es keinen größeren Zwischenfall gegeben habe. Polizeikräfte waren dennoch in erhöhter Zahl vor Ort, um mögliche Konfrontationen zwischen Festbesuchern und Gegendemonstrierenden zu verhindern. Zudem wurden An- und Abreise der Teilnehmenden überwacht, um Störungen im Ort so gering wie möglich zu halten.
Social-Media-Strategien und Reichweite
Eine Besonderheit des diesjährigen Sommerfests war die umfangreiche digitale Begleitung. Auf Plattformen wie YouTube liefen mehrstündige Livestreams vom Gelände, die teilweise sechsstellig abgerufen wurden. In den Videos wurden Reden, Musikauftritte und Interviews mit Gästen gezeigt. Die Veranstalter selbst nutzten ihre Kanäle, um das Ereignis als „Fest der Pressefreiheit“ zu framen – ein Begriff, der in Kommentaren oft unkritisch übernommen, aber auch heftig widersprochen wurde.
Parallel bewarb „Compact“ über eigene Onlineshops und Newsletter flankierende Aktionen wie einen „Lagerverkauf in Stößen“. Damit sollten Besucher nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich an das Magazin gebunden werden.
Gegenproteste: Organisation und Ablauf
Auf Social-Media-Plattformen wie X und Facebook koordinierten Gegendemonstrierende ihre Aktivitäten. Unter Hashtags wie #Stößen wurden Uhrzeiten, Treffpunkte und sogar detaillierte ÖPNV-Routen veröffentlicht, um eine möglichst breite Teilnahme zu ermöglichen. Ein Beispiel: Der Hinweis, mit der Buslinie 820 über Zeitz und Naumburg oder mit dem Rufbus 797 ab Weißenfels anzureisen, fand in mehreren Gruppen Verbreitung.
Die Kundgebung der Gegenseite umfasste Redebeiträge, Mahnwachen und den Einsatz von Transparenten. In Gesprächen mit Medien betonten Teilnehmer, dass es nicht allein um dieses eine Fest gehe, sondern um den symbolischen Kampf gegen eine zunehmende Vernetzung der extremen Rechten in Deutschland.
Statistischer Kontext: Rechtsextremismus in Deutschland
Ein Blick auf aktuelle Zahlen verdeutlicht die Bedeutung solcher Veranstaltungen. Laut Verfassungsschutzbericht stieg die Zahl rechtsextremistischer Straftaten in Deutschland 2024 um 47,4 Prozent auf 37.835 Delikte. Darunter dominierten Propagandadelikte, doch auch Gewalttaten nahmen zu. In Sachsen-Anhalt meldete das Innenministerium 4.008 politisch motivierte Straftaten – ein Höchststand seit Beginn der Erfassung. Davon entfielen 43,4 Prozent auf den Bereich „PMK-rechts“.
Opferberatungsstellen wie der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) registrierten bundesweit über 20 Prozent mehr Angriffe in diesem Bereich. Diese Entwicklung unterstreicht, warum zivilgesellschaftliche Akteure Veranstaltungen wie das „Compact“-Sommerfest kritisch begleiten.
Fragen aus der Öffentlichkeit
Ein weiterer Punkt, der häufig gegoogelt wird, lautet: „Was ist das Rittergut Nöbeditz in Verbindung mit Compact?“ – Es handelt sich um ein historisches Anwesen, das als Privatbesitz von André Poggenburg dient und in der Vergangenheit wiederholt für Veranstaltungen der rechtsextremen Szene genutzt wurde.
Ebenso wurde häufig die Frage gestellt: „Wie viele Menschen protestierten gegen das Compact-Sommerfest 2025?“ – Die Polizei bezifferte die Zahl der Gegendemonstrierenden auf etwa 50, während die Teilnehmerzahl des Sommerfests selbst rund 600 betrug.
Digitale Diskussionen und Framing
In Foren und auf Plattformen wie Reddit wurde das Sommerfest nicht nur kritisch begleitet, sondern auch strategisch analysiert. Diskussionen drehten sich um die Frage, wie sich Verbotsentscheidungen umgehen lassen und welche Netzwerke bei der Organisation solcher Events eine Rolle spielen. Aus Sicht der Szene gilt das Sommerfest als wichtiger Treffpunkt, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Allianzen zu festigen.
Langfristige Bedeutung
Dass das Sommerfest nach der Aufhebung des Verbots wieder stattfinden konnte, wird von vielen Beobachtern als Wendepunkt gesehen. Es markiert nicht nur die juristische Niederlage eines symbolträchtigen Verbots, sondern zeigt auch, wie resilient Teile der extremen Rechten gegenüber staatlichen Eingriffen sind. Die Veranstaltung 2025 diente als Machtdemonstration, sowohl vor Ort als auch im digitalen Raum.
Die Auseinandersetzungen um das „Compact“-Sommerfest in Stößen verdeutlichen die Spannungsfelder zwischen Meinungsfreiheit, öffentlicher Sicherheit und dem Schutz der demokratischen Grundordnung. Während die Veranstalter ihren Erfolg feiern, sehen Kritiker darin einen gefährlichen Rückschritt im Kampf gegen Rechtsextremismus. Die relativ kleine, aber engagierte Gruppe von Gegendemonstrierenden zeigt jedoch, dass es vor Ort und online Widerstand gibt. Ob die Debatte um das Sommerfest damit endet oder ob die nächste Auflage erneut für Schlagzeilen sorgt, bleibt abzuwarten – sicher ist nur, dass das Thema noch lange in Politik, Medien und Gesellschaft nachwirken wird.