
Der Landkreis Harz hat einen bedeutenden Schritt zur Stärkung der regionalen Kulturlandschaft unternommen: Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode (PKOW) und das Harztheater in Halberstadt werden zum 1. Januar 2026 fusionieren. Diese Entscheidung wurde am 14. Mai 2025 einstimmig vom Kreistag des Landkreises Harz getroffen, nachdem bereits der Stadtrat Wernigerode seine Zustimmung gegeben hatte. Der Stadtrat von Quedlinburg, der den Gesellschaftsvertrag bereits Ende 2024 bestätigt hatte, muss noch den Änderungen zustimmen.
Die Fusion ist Teil eines umfassenden Kulturentwicklungsplans des Landes Sachsen-Anhalt. In den im Dezember 2023 unterzeichneten Zuwendungsverträgen wurde die Verschmelzung der beiden Institutionen festgeschrieben. Zur Unterstützung stellt das Land zusätzliche Mittel in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro für beide Ensembles bereit.
Landrat Thomas Balcerowski (CDU) betonte die Bedeutung der Fusion für die kulturelle Vielfalt der Region: „Wir brauchen beide Ensembles, um dem Publikum auf den vielen Spielstätten lukrative Angebote anzubieten.“ Er fügte hinzu: „Wir stehen heute sowohl bei der Finanzierung durch das Land als auch bei den Zuschauerzahlen und Erlösen besser da denn je.“
Das PKOW, das insbesondere in der zur Konzerthalle umgebauten Liebfrauenkirche in Wernigerode konzertiert, wird künftig unter dem Dach des Harztheaters agieren. Dabei soll das Orchester seine künstlerische Eigenständigkeit bewahren. Die Fusion ermöglicht eine engere Zusammenarbeit zwischen Musik und Theater und eröffnet neue kreative Möglichkeiten für beide Institutionen.
Die Integration des PKOW in das Harztheater ist ein bedeutender Schritt zur Sicherung und Weiterentwicklung der kulturellen Angebote im Harzkreis. Durch die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen sollen Synergien genutzt und die Attraktivität des Kulturstandorts Harz weiter gesteigert werden.
Die Fusion wird von Kulturverantwortlichen und der Öffentlichkeit gleichermaßen begrüßt. Sie sehen in der Zusammenführung der beiden renommierten Institutionen eine Chance, die kulturelle Vielfalt der Region zu erhalten und auszubauen. Die geplante Umsetzung zum Jahresbeginn 2026 gibt beiden Einrichtungen ausreichend Zeit, die organisatorischen und künstlerischen Rahmenbedingungen für die neue gemeinsame Struktur zu gestalten.
Die geplante Zusammenlegung bezieht sich nicht nur auf verwaltungstechnische Aspekte. Auch programmatisch wollen Harztheater und Kammerorchester künftig enger zusammenarbeiten. Geplant sind gemeinsame Produktionen, neue Konzertformate, Musiktheaterprojekte sowie spartenübergreifende Veranstaltungen, die insbesondere jüngere Zielgruppen ansprechen sollen.
Ein wesentliches Ziel der Fusion ist es, die Kulturangebote im ländlichen Raum langfristig abzusichern. Viele kleinere Bühnen und Orchester kämpfen seit Jahren mit rückläufigen Fördermitteln und geringeren Besucherzahlen. Die Zusammenlegung schafft bessere Voraussetzungen, auf diese Herausforderungen zu reagieren – durch effizientere Strukturen, gemeinsame Marketingstrategien und eine einheitliche künstlerische Leitung.
Die beiden Häuser bringen eine lange Tradition mit: Das Harztheater Halberstadt blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück und steht für klassische Theateraufführungen, Opern und Schauspiel. Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode wiederum wurde 1991 gegründet und genießt überregionale Anerkennung für seine anspruchsvollen Konzertreihen sowie seine Arbeit mit jungen Nachwuchsmusikerinnen und -musikern.
Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Einrichtungen wurden frühzeitig in die Fusionspläne eingebunden. Ziel sei es, bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue Entwicklungsperspektiven innerhalb der fusionierten Struktur zu schaffen. Der Betriebsrat zeigte sich in einer ersten Stellungnahme offen für den anstehenden Prozess, betonte aber die Notwendigkeit transparenter Kommunikation und fairer Regelungen für alle Beschäftigten.
Die neue Dachstruktur soll eine schlankere Verwaltung ermöglichen, dabei aber zugleich die kulturelle Eigenart beider Institutionen bewahren. Die Standorte Halberstadt und Wernigerode bleiben erhalten – ebenso wie die spezifischen Angebote vor Ort. Damit soll gewährleistet werden, dass sich auch das Publikum weiterhin in „seinem“ Theater oder Konzertsaal wiederfindet.
In der regionalen Politik gilt das Projekt als Vorbild. Auch andere Landkreise beobachten die Entwicklung aufmerksam, da ähnliche Strukturprozesse im Kulturbereich vielerorts diskutiert werden. Sachsen-Anhalts Kultusministerium unterstützt den Prozess ausdrücklich und betonte zuletzt, dass die Fusion auch neue Perspektiven für die kulturelle Bildung eröffne.
Langfristig erhoffen sich die Verantwortlichen eine stärkere Positionierung des Harzes als attraktive Kulturregion über die Landesgrenzen hinaus. Touristische Synergien mit Veranstaltungen wie den Harzer Kulturwochen oder den Wernigeröder Schlossfestspielen könnten so ebenfalls intensiviert werden.
Mit der Fusion von PKOW und Harztheater setzt der Landkreis Harz ein starkes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft der regionalen Kultur. Die Entscheidung unterstreicht das Engagement aller Beteiligten, die kulturelle Identität des Harzes zu stärken und weiterzuentwickeln.