Reisetipps

Liste aller Höhlen und Grotten im Harz die man besuchen kann

Harz – Die Mittelgebirgsregion ist nicht nur für dichte Wälder, mystische Brocken-Sagen und malerische Orte bekannt. Tief unter der Erde verbirgt sich eine faszinierende Unterwelt aus Grotten und Höhlen, die Geologie, Geschichte, Legenden und Natur einzigartig vereinen. Besucher erleben hier beeindruckende Tropfsteinformationen, Spuren urzeitlicher Tiere und geschützte Lebensräume seltener Arten.

Unterirdische Schätze des Harzes im Überblick

Der Harz bietet eine erstaunliche Vielfalt an Höhlen, die sich über Jahrmillionen durch geologische Prozesse formten. Viele sind touristisch erschlossen und können im Rahmen von Führungen besichtigt werden, andere liegen verborgen in Schutzgebieten oder sind nur Spezialisten zugänglich. Insgesamt sind mehr als 170 Höhlen und Grotten in der Region bekannt, von imposanten Tropfsteinhöhlen über Sandsteinhöhlen bis hin zu historischen Bergwerksstollen, die fließend in die Karstlandschaft übergehen.

Höhle / Grotte Ort / Region Besonderheiten Besuchbarkeit
Iberger Tropfsteinhöhle Bad Grund Geologisch einzigartig, Fossilien, Sinterkaskaden Schauhöhle, Führungen
Hermannshöhle Rübeland Grottenolme, 50 m hohe Hohlräume, Kristallkammer Schauhöhle, Führungen
Baumannshöhle Rübeland Älteste Schauhöhle Deutschlands, Höhlendom für Konzerte Schauhöhle, Führungen
Einhornhöhle Scharzfeld Knochenfunde von Höhlenbären, Blaue Grotte, Legenden Teilweise begehbar (ca. 270 m)
Barbarossahöhle Kyffhäuser / Südharz Anhydrithöhle, Kaiser-Barbarossa-Legende Schauhöhle, Führungen
Sandsteinhöhlen Blankenburg Blankenburg Natürliche Sandsteinhöhlen, beliebte Fotospots Frei zugänglich, nicht erschlossen
Heimkehle Südharz Weitläufige Sulfatkarsthöhle, bis 2000 m Gänge Schauhöhle, Führungen
Kelle (Appenrode) Thüringer Harzrand Gipshöhle, ältestes Naturdenkmal im Landkreis Teilweise zugänglich
Höhlenwohnungen Langenstein Langenstein Historische Wohnhöhlen, bis ins 20. Jh. bewohnt Museal zugänglich
Steinkirche Scharzfeld Natürliche Höhlenkirche, religiöse Nutzung Frei zugänglich
Volkmarskeller Blankenburg Historischer Klausurort, kulturgeschichtliche Bedeutung Frei zugänglich
Bielsteinhöhlengebiet Rübeland Naturschutzgebiet, Fledermausquartiere Nicht touristisch erschlossen

Höhlen und Grotten im Detail

 Iberger Tropfsteinhöhle – Ein Erlebniszentrum im Berg

Die Iberger Tropfsteinhöhle bei Bad Grund ist weit mehr als nur eine Tropfsteinhöhle. Sie ist Teil eines HöhlenErlebnisZentrums, das Besuchern eine eindrucksvolle Kombination aus Natur, Geologie und Geschichte bietet. Entstanden ist sie durch die Verwitterung von Eisenerz – geologisch ungewöhnlich, da die meisten Tropfsteinhöhlen in Kalkstein zu finden sind. Schon 1874 wurde die Höhle als Schauhöhle eröffnet. Heute führen geführte Touren durch Sinterkaskaden und Bodentropfsteine, während ein angeschlossenes Museum uralte Meeresfossilien ausstellt, die daran erinnern, dass der Iberg einst ein Korallenriff war.

Hermannshöhle – Heimat der Grottenolme

Die Hermannshöhle bei Rübeland wurde 1866 zufällig entdeckt und besticht durch bis zu 50 Meter hohe Hohlräume. Besonders berühmt ist der Olmensee, der als einziges Vorkommen des Grottenolms in Deutschland gilt. Diese seltene Amphibienart, die über Jahre ohne Nahrung überleben kann, fasziniert Biologen und Touristen gleichermaßen. „Die Grottenolme sind ein lebendes Mysterium“, heißt es in Besucherführungen – ihre Fortpflanzung wird noch immer erforscht. Neben der Tierwelt beeindruckt die Kristallkammer mit außergewöhnlichen Tropfsteinformationen, die wie glitzernde Kronleuchter von der Decke hängen.

Baumannshöhle – Tropfsteinwunder und Kulturstätte

Nur wenige Schritte entfernt liegt die Baumannshöhle, eine der ältesten Schauhöhlen Deutschlands. Bereits im 16. Jahrhundert wurde sie erstmals beschrieben. Besucher können dort nicht nur beeindruckende Tropfsteinformationen bestaunen, sondern auch kulturelle Veranstaltungen erleben: In einem natürlichen Höhlendom, der akustisch einzigartig ist, finden regelmäßig Konzerte und Theateraufführungen statt. Damit verbindet die Baumannshöhle auf eindrucksvolle Weise Naturerlebnis und Kulturgenuss.

Einhornhöhle – Mythen, Knochenfunde und Forschung

Die Einhornhöhle bei Scharzfeld trägt ihren Namen von Knochenfunden, die im 16. Jahrhundert fälschlich Einhörnern zugeschrieben wurden. Heute weiß man, dass es sich um Überreste von Höhlenbären handelt. Neuere Grabungen förderten zudem Zähne, Steinwerkzeuge und Spuren früher menschlicher Besiedlung zutage. Rund 700 Meter lang ist die Höhle insgesamt, 270 Meter davon sind für Besucher zugänglich. Ihre „Blaue Grotte“ mit Tageslichteinfall gehört zu den Höhepunkten jeder Führung. Wissenschaftlich ist die Einhornhöhle ein bedeutendes Archiv klimatischer und faunistischer Veränderungen der Eiszeit.

Barbarossahöhle – Einzigartige Geologie im Südharz

Die Barbarossahöhle nahe des Kyffhäusergebirges ist eine geologische Rarität: Sie ist eine von nur zwei öffentlich zugänglichen Anhydrithöhlen weltweit. Entdeckt wurde sie 1865 von Bergleuten. Besucher wandeln durch unterirdische Hallen mit einer Gesamtfläche von 13.000 Quadratmetern. Die Höhle ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch sagenumwoben. Der Legende nach soll Kaiser Barbarossa hier in einem unterirdischen Saal schlafen, bis er wiederkehrt.

Sandsteinhöhlen bei Blankenburg – Geheimtipps und Wildniserlebnis

Die Sandsteinhöhlen bei Blankenburg sind kein offizielles Schauobjekt, sondern Geheimtipps für Outdoor-Fans. In Foren berichten Nutzer von Übernachtungen in diesen Hohlräumen – ein Abenteuer, das nicht ohne Risiko ist, da es rechtlich und sicherheitstechnisch umstritten bleibt. Social Media macht die Sandsteinhöhlen zunehmend populär, besonders als Fotospots mit mystischem Charakter. Zwischen Naturerlebnis und Abenteuertourismus entsteht hier ein Spannungsfeld zwischen legaler Nutzung, Naturschutz und wilder Romantik.

Geschichte und Forschung: Höhlen als Archive der Vergangenheit

Höhlenbären und Fossilien

Forschungen in der Baumannshöhle und Hermannshöhle haben über 8.000 Knochenfragmente von Höhlenbären ans Licht gebracht. Diese Funde geben Einblick in die Lebensweise der Tiere über mehrere Eiszeiten hinweg. Auch in der Einhornhöhle fanden sich Belege für menschliche Nutzung durch Neandertaler und Spuren von Werkzeugen. Die Höhlen des Harzes sind damit nicht nur geologische Wunder, sondern auch paläontologische Schatzkammern.

Fragen von Besuchern – praktische Infos

  • Welche Grotten und Höhlen im Harz sind öffentlich zugänglich? – Besonders die Rübeländer Tropfsteinhöhlen (Baumannshöhle, Hermannshöhle), die Einhornhöhle sowie die Iberger Tropfsteinhöhle.
  • Wie hoch sind die Eintrittspreise? – Ein Beispiel: Im HöhlenErlebnisZentrum in Bad Grund zahlen Erwachsene rund 10 Euro.
  • Welche Temperatur herrscht in den Höhlen? – Ganzjährig konstante 9 °C, daher warme Kleidung empfohlen.
  • Welche historischen Funde gibt es? – Neben Knochen von Höhlenbären auch archäologische Artefakte wie Steinwerkzeuge oder verzierte Objekte aus der Eiszeit.

Höhlen als Lebensräume: Natur- und Artenschutz

Fledermäuse und seltene Arten

Viele Höhlen im Harz sind nicht nur touristische Attraktionen, sondern auch geschützte Lebensräume. Besonders im Bielsteinhöhlengebiet bei Rübeland überwintern Fledermäuse wie die Bechsteinfledermaus oder das Große Mausohr. Auch die Wasserfledermaus findet hier Rückzugsorte. Diese Quartiere sind für den Artenschutz von enormer Bedeutung und stehen deshalb unter strengem Naturschutz.

Der Grottenolm als Sensation

Ein biologisches Highlight ist der Grottenolm in der Hermannshöhle. Dieses Tier ist einzigartig in Deutschland und steht unter strengstem Schutz. Die seltenen Amphibien können über ein Jahrzehnt ohne Nahrung überleben und sind daher Gegenstand intensiver Forschung. Für Besucher gilt der Olmensee als besonderes Erlebnis, das es so kein zweites Mal gibt.

Verborgene Welten: Abseits der Schauhöhlen

Unbekannte Höhlen und Stollen

In Foren diskutieren Einheimische und Abenteurer über weniger bekannte Höhlen und Schächte. Viele davon stammen aus der Bergbaugeschichte des Harzes, etwa rund um den Kohnstein. Die Zugänglichkeit ist jedoch gefährlich, da es Einsturzrisiken, Sauerstoffmangel und rechtliche Einschränkungen gibt. Solche verborgenen Orte sind Teil der reichen Untertagekultur des Harzes, bleiben jedoch meist Forschern und Spezialisten vorbehalten.

Religiöse und historische Nutzungen

Manche Höhlen wurden in früheren Zeiten auch kultisch genutzt. Ein Beispiel ist die Steinkirche bei Scharzfeld, eine natürliche Höhle, die über Jahrhunderte als Kirchenraum diente. Auch der Volkmarskeller bei Blankenburg war ein Rückzugsort für Klausner und gilt bis heute als geschichtsträchtige Höhlenstätte.

Höhlenwohnungen – Leben im Felsen

Ein weiteres Kuriosum sind die Höhlenwohnungen von Langenstein. Hier lebten Menschen bis ins 20. Jahrhundert hinein in in den Fels gehauenen Behausungen. Heute sind diese Orte museal zugänglich und bieten einen authentischen Eindruck vom Leben im Harz in vergangenen Zeiten.

Praktische Tipps für Besucher

Öffnungszeiten und Besichtigungen

Die meisten Schauhöhlen sind im Rahmen von Führungen zugänglich. Aufgrund der konstanten Temperaturen empfiehlt sich warme Kleidung auch im Sommer. Viele Höhlen bieten thematische Sonderführungen an, von Kinderprogrammen bis hin zu Konzerten im unterirdischen Dom.

Top 10 Höhlen im Harz

Rang Höhle Besonderheit
1 Baumannshöhle Kulturelle Veranstaltungen, älteste Schauhöhle
2 Hermannshöhle Grottenolme, riesige Flusshöhle
3 Einhornhöhle Mythen, Knochenfunde, Eiszeitarchiv
4 Iberger Tropfsteinhöhle Besonderer geologischer Ursprung
5 Barbarossahöhle Seltene Anhydrithöhle
6 Sandsteinhöhlen Blankenburg Geheimtipps, Fotospots
7 Heimkehle Weitläufige Sulfatkarsthöhle
8 Kelle bei Appenrode Gipshöhle, Naturdenkmal
9 Langensteiner Höhlenwohnungen Historisches Wohnen im Fels
10 Steinkirche Scharzfeld Kultisch genutzte Höhlenkirche

Fazit: Die unterirdische Vielfalt des Harzes entdecken

Der Harz ist nicht nur ein Gebirge voller Sagen und Wälder, sondern auch eine Region mit faszinierender Unterwelt. Von den prächtigen Tropfsteinen in Rübeland über die sagenumwobene Einhornhöhle bis zu den geheimnisvollen Sandsteinhöhlen bei Blankenburg reicht das Spektrum. Forschungsergebnisse zu Höhlenbären, archäologische Funde und seltene Tierarten wie der Grottenolm machen die Höhlen zudem zu bedeutenden wissenschaftlichen Archiven. Gleichzeitig sind viele dieser Orte schützenswerte Lebensräume, die in Zeiten von Naturtourismus und Social Media besondere Aufmerksamkeit verdienen. Wer den Harz besucht, sollte daher nicht nur den Brocken erklimmen, sondern auch den Schritt in die unterirdischen Welten wagen – und die Schönheit, Geschichte und Geheimnisse der Höhlen hautnah erleben.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.