
Blankenburg im Harz. Nach monatelanger Diskussion um die umstrittene Parkgebührenordnung hat der Harz nun eine neue Regelung beschlossen. Sowohl Autofahrer als auch Wohnmobilbesitzer müssen künftig tiefer in die Tasche greifen – doch die Änderungen sollen gerechter, transparenter und an den tatsächlichen Flächenverbrauch angepasst sein. Der Kompromiss gilt als Beispiel dafür, wie Kommunen im Harz und ganz Deutschland mit dem steigenden Parkdruck umgehen.
Ein Kompromiss, der lange auf sich warten ließ
Die neue Parkgebührenordnung für den Harz, insbesondere für Städte wie Blankenburg, Wernigerode oder Goslar, wurde nicht über Nacht beschlossen. Wochenlange Gespräche zwischen Stadtverwaltung, Anwohnern, Tourismusverbänden und Wohnmobilclubs gingen dem Beschluss voraus. Im Kern geht es um eines der emotionalsten Themen im öffentlichen Raum: den Platzmangel in beliebten Ausflugsregionen des Harzes.
Während Autofahrer bisher oft günstiger davonkamen, wurden Wohnmobile zunehmend als Problem wahrgenommen. In touristischen Hotspots wie dem Schlosspark Blankenburg oder an beliebten Wanderparkplätzen bei Schierke und Braunlage stehen täglich dutzende Fahrzeuge – viele davon über Nacht. Der neue Kompromiss sieht daher vor, Gebühren stärker zu differenzieren und Stellflächen effizienter zu bewirtschaften.
Warum die Parkgebühren jetzt steigen
Die Kommunen im Harz begründen die Anpassungen vor allem mit zwei Punkten: steigenden Betriebskosten und wachsender Fahrzeugdichte. Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt wurde im Jahr 2025 erstmals die Marke von einer Million zugelassener Wohnmobile in Deutschland überschritten – doppelt so viele wie noch 2017. Allein in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wächst der Bestand jährlich um rund acht Prozent.
Damit steigt auch der Druck auf öffentliche Parkflächen. Besonders in Kurorten und an Wanderzielen müssen Städte reagieren, um die Flächen fair zu verteilen. Der Harz gilt dabei als Testgebiet: Hier treffen Naturtourismus, begrenzter Raum und steigende Wohnmobilzahlen besonders deutlich aufeinander.
Neue Preisstruktur: Wer zahlt künftig wie viel?
Die Neuregelung unterscheidet künftig klar zwischen Pkw, Wohnmobilen und Sonderfahrzeugen. Während Autofahrer meist weiterhin den Standardtarif von 1 bis 2 Euro pro Stunde zahlen, werden für Wohnmobile Tagessätze von 10 bis 30 Euro fällig – abhängig von Standort, Saison und Flächennutzung.
| Fahrzeugtyp | Gebühr pro Stunde | Maximaler Tagessatz | Bemerkung |
|---|---|---|---|
| Pkw | 1,00 – 2,00 € | 12,00 € | Standardtarif bleibt weitgehend stabil |
| Wohnmobile | 3,00 – 5,00 € | 30,00 € | Besonderer Tarif wegen größerem Platzbedarf |
| Busse / Sonderfahrzeuge | ab 5,00 € | bis 40,00 € | Nur auf ausgewiesenen Stellflächen erlaubt |
Wie viel Wohnmobilisten künftig konkret zahlen müssen, variiert je nach Kommune. Blankenburg etwa hebt auf Parkplätzen mit hohem touristischem Andrang die Tagespauschale auf 20 Euro an, während kleinere Orte wie Elbingerode niedrigere Tarife vorsehen. Ziel ist es, Wohnmobile von engen Innenstadtbereichen hin zu ausgewiesenen Stellplätzen zu lenken.
Steigende Fahrzeugzahlen verschärfen den Konflikt
Der Harz erlebt in den letzten Jahren einen wahren Campingboom. Während Hotels und Pensionen vielerorts ausgebucht sind, reisen immer mehr Besucher mit Wohnmobilen an. Nach Angaben des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) wurden allein 2024 rund 96.000 neue Wohnmobile und Caravans zugelassen.
Das führt zunehmend zu Konflikten: Anwohner beschweren sich über Dauerparker, blockierte Straßenränder oder den Anblick langer Campingreihen vor Wohnhäusern. In sozialen Medien häufen sich Berichte von genervten Bürgern, die die Situation als „ungerecht“ empfinden. „Es ist klar, dass demnächst Wohnmobile im Stadtbereich nicht mehr oder nur noch für erhöhte Gebühren parken dürfen“, heißt es etwa in einem Diskussionsbeitrag eines Harzer Wohnmobilforums.
Warum Wohnmobile künftig mehr zahlen
Wohnmobile benötigen bis zu doppelt so viel Fläche wie ein Pkw, verbleiben zudem oft über mehrere Stunden oder sogar über Nacht auf demselben Stellplatz. Kommunen argumentieren, dass sich die Gebühren künftig am Flächenverbrauch und der Aufenthaltsdauer orientieren sollen. Der Harz will mit der neuen Struktur nicht primär abkassieren, sondern ein Gleichgewicht schaffen zwischen Besuchern, Anwohnern und Naturerhalt.
„Wir wollen nicht den Tourismus ausbremsen, sondern Ordnung und Fairness schaffen“, erklärt ein Sprecher des Blankenburger Rathauses. Daher werden parallel neue Stellflächen geschaffen – insbesondere an den Ortsrändern oder in der Nähe von Wanderparkplätzen, wo längeres Parken besser verträglich ist.
Tipps für günstigere Parkmöglichkeiten im Harz
Wie können Wohnmobilisten nach der Neuregelung günstiger parken?
Die neuen Gebühren treffen nicht jeden gleichermaßen. Wer sich gut informiert, kann auch im Harz weiterhin günstig oder sogar kostenlos parken. Besonders empfehlenswert sind:
- Offizielle Stellplätze mit pauschalem Tagestarif, oft mit Strom- und Entsorgungsmöglichkeiten.
- Park+Ride-Plätze am Stadtrand – z. B. in Wernigerode oder Quedlinburg.
- Frühzeitige Online-Buchung über kommunale Plattformen.
- Alternativzeiten: Zwischen 20 und 8 Uhr sind viele Parkflächen günstiger.
Zudem lohnt sich ein Blick auf digitale Parksysteme: Einige Kommunen im Harz testen derzeit Apps, die den Preis je nach Auslastung automatisch anpassen. So können Fahrer in Echtzeit sehen, wo sie günstigere Tarife finden.
Was gilt für Autofahrer im Harz?
Auch Autofahrer müssen künftig mit moderaten Preissteigerungen rechnen. Die Standardgebühr steigt vielerorts von 1,50 auf 2 Euro pro Stunde. Dafür soll es einheitlichere Bezahloptionen geben: bargeldlos, über QR-Code oder über Parkautomaten mit Display.
Die Stadt Blankenburg betont, dass der Kompromiss „keine Strafe für Autofahrer“ sei, sondern Teil eines modernen Verkehrskonzepts. So sollen Parksuchverkehr und Umweltbelastung im Harz verringert werden.
Warum sind Parkgebühren überhaupt notwendig?
Parkgebühren erfüllen mehrere Funktionen: Sie regulieren den Flächenverbrauch, finanzieren Infrastruktur und fördern eine gerechtere Nutzung öffentlicher Räume. Gerade im Harz, wo die touristische Nachfrage in Spitzenzeiten das Angebot übersteigt, sind Parkgebühren ein Steuerungsinstrument.
Ein Beispiel: In Sellin auf Rügen wurde die Parkgebühr für Wohnmobile auf 30 Euro erhöht, um Dauerparker zu vermeiden. Solche Modelle dienen als Vorbild für Harzer Kommunen, die ihre Einnahmen künftig in neue Stellplätze, Verkehrslenkung und den Umweltschutz investieren wollen.
Wie reagieren Anwohner und Urlauber auf die neue Regelung?
In sozialen Medien zeigen sich gemischte Reaktionen. Während Anwohner die Entlastung durch weniger Dauerparker begrüßen, fürchten Camper höhere Kosten. In Foren schreiben viele Nutzer, dass „Wildes Parken“ ohnehin nicht erwünscht sei und man bereit sei, „faire Gebühren zu zahlen, solange sie transparent sind“.
Die Harzer Kommunen setzen daher auf Kommunikation. Informationsschilder und Online-Portale sollen erklären, wie sich Gebühren zusammensetzen und warum sie nötig sind. Der ADAC unterstützt diese Linie und fordert „mehr Transparenz und digitale Bezahlwege“.
Der Harz als Modellregion für faire Parkraumbewirtschaftung
Die Vereinbarung in Blankenburg wird im Harz als Pilotprojekt verstanden. Andere Gemeinden wie Wernigerode und Ilsenburg prüfen ähnliche Modelle. Ziel ist, einen Ausgleich zwischen Tourismus und Anwohnerinteressen zu finden, ohne den Harz als Reiseziel unattraktiv zu machen.
Parallel werden Konzepte erprobt, um Parkplätze nachhaltiger zu gestalten – etwa mit Rasengittersteinen, Solar-Carports oder Ladepunkten für E-Fahrzeuge. So soll der Harz langfristig umweltfreundlicher und zukunftsfähiger werden.
Wie hoch dürfen Parkgebühren überhaupt sein?
Rechtlich dürfen Kommunen Parkgebühren erheben, wenn sie im Verhältnis zur Leistung stehen und keine übermäßige Belastung darstellen. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund empfiehlt Staffelungen nach Fahrzeuggröße und Nutzungsdauer. Der Harz folgt damit bundesweiten Leitlinien, bleibt aber aufgrund seiner Topografie und Tourismusdichte eine besondere Herausforderung.
Was sagen Experten?
Stadtplaner sehen in den neuen Gebühren eine Chance, die Verkehrsflüsse besser zu steuern. „Parkgebühren sind kein Selbstzweck, sondern Teil einer fairen Raumverteilung“, erklärt ein Experte des Verkehrsverbands Nord. Studien zeigen zudem: Je klarer Tarife erklärt werden, desto höher ist die Akzeptanz.
Digitalisierung als Lösung
Mehrere Städte im Harz testen smarte Parksysteme mit Sensorik, die freie Plätze melden und Bezahlung per App ermöglichen. Das soll die Suche nach Stellplätzen verkürzen und unnötige Fahrten vermeiden. Digitale Systeme könnten auch helfen, Fehlparker schneller zu erkennen – ein Schritt, der langfristig Kosten senken kann.
Fazit: Der Harz zeigt, wie Parken fairer werden kann
Der neue Kompromiss zu den Parkgebühren ist mehr als eine lokale Entscheidung – er ist ein Signal. Der Harz steht exemplarisch für viele Regionen in Deutschland, die den Spagat zwischen Tourismus, Mobilität und Lebensqualität schaffen müssen. Durch transparente Gebühren, digitale Steuerung und den Ausbau von Stellplätzen gelingt es, Ordnung zu schaffen, ohne Reisende abzuschrecken.
Am Ende profitieren alle: Anwohner durch mehr Ruhe und weniger Dauerparker, Touristen durch klarere Strukturen, und die Natur des Harzes durch weniger Suchverkehr und Emissionen. Der Weg war lang, doch der Harz zeigt, dass Kompromisse möglich sind – wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.







