
St. Andreasberg, 07. Juni 2025, 10:00 Uhr
Die ARD-Krimireihe „Harter Brocken“ ist längst kein Geheimtipp mehr. Seit ihrem Start im Jahr 2015 begeistert sie ein breites Publikum mit ihrem eigenwilligen Helden, dem Dorfpolizisten Frank Koops, verkörpert von Aljoscha Stadelmann. In der mittlerweile siebten Folge mit dem Titel „Das Überlebenstraining“ wird die Kulisse des Harzes nicht nur zum Drehort, sondern zum essenziellen Bestandteil der Geschichte. Die Handlung verbindet Krimielemente mit Spionage, Naturthrill und einer Prise schwarzem Humor – und reflektiert dabei auch kritisch den Zustand der Wälder im Mittelgebirge.
Ein Fall im Wald: Handlung und Atmosphäre
In „Das Überlebenstraining“ wird Koops von seiner Kollegin Mette zu einem Survival-Wochenende überredet. Ohne zu wissen, worauf er sich einlässt, findet er sich wenig später mitten in der Wildnis wieder – zusammen mit einer Gruppe teils seltsamer Teilnehmer. Was als harmloses Naturabenteuer beginnt, kippt schnell in einen bedrohlichen Kriminalfall. Zwei der Teilnehmer, Zarah und Adam, entpuppen sich als Spione, die eine gestohlene EMP-Waffe ins Ausland schaffen wollen. Ohne Handyempfang und Unterstützung von außen muss Koops improvisieren, um sich und die Gruppe zu schützen.
Die Geschichte greift klassische Krimithemen auf, bricht sie jedoch durch das Setting in der freien Natur und die ungewöhnliche Gruppendynamik auf. Dies sorgt nicht nur für Spannung, sondern auch für eine psychologisch interessante Figurenentwicklung. Der Zuschauer erlebt hautnah, wie aus einem unscheinbaren Polizisten ein Kämpfer wider Willen wird – zwischen Misstrauen, Verantwortung und Überlebensinstinkt.
Drehorte im Harz: Mehr als nur Kulisse
Gedreht wurde unter anderem in Sankt Andreasberg, Bad Lauterberg sowie in den Wäldern rund um die Okertalsperre. Diese Originalschauplätze verleihen der Geschichte nicht nur Authentizität, sondern unterstreichen auch die zentrale Rolle der Natur im Film. Der Harz ist nicht bloß eine schöne Kulisse – er wird zum Handlungsträger. Die Isolation, das unwegsame Gelände und die weitläufige, teils verwüstete Waldlandschaft spiegeln die innere Lage der Figuren wider.
Interessant ist dabei auch die Perspektive der Filmcrew. Schon seit mehreren Jahren kehrt das Team immer wieder an dieselben Orte zurück. Viele Schauspieler, darunter auch Aljoscha Stadelmann, kennen Sankt Andreasberg bereits gut. Der Schauspieler äußerte sich in einem Interview über die drastisch veränderte Natur vor Ort: „Es ist wahnsinnig dystopisch, wie schnell sich das Landschaftsbild verändert hat. Die abgestorbenen Bäume lassen einen nicht kalt.“
Die Drehorte im Überblick
Ort | Verwendung im Film |
---|---|
Sankt Andreasberg | Basislager, Survival-Startpunkt |
Wälder nahe Okertalsperre | Hauptschauplatz der Handlung |
Bad Lauterberg | Außenaufnahmen, Ranch-Szenen |
Erfolgreiche Ausstrahlung und Zuschauerinteresse
Die Erstausstrahlung am 5. November 2022 war ein voller Erfolg. Mit 6,09 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern erreichte der Film einen Marktanteil von 23,0 % und setzte sich deutlich gegen die Konkurrenz durch. Die zeitgleich gesendete „Giovanni Zarrella Show“ im ZDF kam auf rund 3,91 Millionen Zuschauer, während „The Masked Singer“ auf ProSieben mit 2,29 Millionen Zuschauern deutlich dahinter lag.
Diese Zahlen bestätigen nicht nur die Beliebtheit der Reihe, sondern auch das Bedürfnis vieler Zuschauer nach hochwertigen Krimi-Formaten mit regionalem Bezug. Die ARD hat mit „Harter Brocken“ eine Marke etabliert, die sich von der Masse der Fernsehkrimis durch Lokalkolorit, Charaktertiefe und einen Hauch Unangepasstheit abhebt.
Besetzung und Charaktere
Aljoscha Stadelmann verkörpert Frank Koops nicht als klassischen Ermittler, sondern als bodenständigen Antihelden. Mit seiner ruhigen, nachdenklichen Art, dem trockenen Humor und seiner wenig heldenhaften Erscheinung hebt sich Koops wohltuend vom Klischee des TV-Kommissars ab.
Auch die weiteren Rollen sind hochkarätig besetzt:
- Anna Fischer als Mette Vogt – engagierte Kollegin mit unkonventioneller Herangehensweise.
- Moritz Führmann als Heiner Kelzenberg – Koops’ Freund und inoffizieller Helfer.
- Sabrina Amali als Zarah – verdeckte Spionin mit zwielichtiger Agenda.
- Hassan Akkouch als Adam – ebenfalls Spion, zunächst sympathisch, dann bedrohlich.
- Annika Blendl als Nora Sehr – Survival-Trainerin mit persönlichem Geheimnis.
Diese Figurenkonstellation führt zu spannenden Interaktionen, in denen Loyalität, Täuschung und Selbsterhaltung immer wieder neu verhandelt werden.
Musik, Stil und Inszenierung
Ein besonderes Merkmal dieser Episode ist der bewusst eingesetzte Soundtrack. Mit Titeln wie „Angel of Death“ von Slayer und „More Than a Feeling“ von Boston wird ein stilistischer Kontrast zur Naturkulisse geschaffen, der die Spannung erhöht und zugleich ironisch bricht. Die Musik dient dabei nicht nur als atmosphärisches Element, sondern kommentiert auch die Handlung auf subtile Weise.
Die Regie von Buket Alakuş überzeugt durch stilistische Vielfalt. Zwischen dokumentarischer Kameraführung im Wald, dynamischen Spannungsmomenten und ruhigen Charakterszenen gelingt ihr ein facettenreicher Erzählrhythmus. Das Drehbuch von Benjamin Hessler hält die Balance zwischen Ernst und Komik, Realität und Überzeichnung.
Kritik und Resonanz
Die Reaktionen der Kritiker fielen gemischt, aber überwiegend positiv aus. Gelobt wurde insbesondere die gelungene Verknüpfung verschiedener Genres – vom klassischen Krimi über das Survival-Drama bis hin zur politischen Spionage-Geschichte. Auch die visuelle Gestaltung und das Spiel mit der Region wurden positiv hervorgehoben.
Allerdings gab es auch Kritik: Einige Stimmen monierten einen zu abrupfen Wechsel zwischen ernsten und komödiantischen Passagen. Der Spannungsbogen werde nicht immer konsequent gehalten, hieß es. Dennoch überwog bei vielen die Anerkennung für das ambitionierte Konzept.
„Eine originelle Mischung aus Thriller, Abenteuerfilm und Charakterstudie – mit Ecken und Kanten, aber genau das macht den Reiz aus.“
Lokale Beteiligung und Identifikation
Ein besonders sympathischer Aspekt der Produktion ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung. So hatte der frühere Bürgermeister von Sankt Andreasberg, Hans-Günter Schärf, einen Gastauftritt als Wirt Toni. Auch zahlreiche regionale Helfer, Gastronomen und Gastgeber trugen zum Gelingen der Dreharbeiten bei.
Die langjährige Verbindung der Filmreihe mit der Region Harz schafft ein starkes Identifikationspotenzial – sowohl für die Zuschauer als auch für die Bewohner. „Harter Brocken“ wird damit nicht nur zur Unterhaltung, sondern zum kulturellen Beitrag für eine Region im Wandel.
Fazit: Mehr als nur ein Krimi
„Harter Brocken: Das Überlebenstraining“ zeigt eindrucksvoll, wie sich klassische Krimimotive mit regionaler Verankerung und aktuellen Themen – wie Umweltveränderung und gesellschaftlicher Polarisierung – verbinden lassen. Der Film überzeugt durch starke Darsteller, eine kluge Inszenierung und ein Setting, das mehr erzählt als nur den Ort der Handlung.
Mit einer Einschaltquote von über sechs Millionen Zuschauern und vielen positiven Rückmeldungen hat sich diese Folge ihren Platz in der Reihe mehr als verdient. Und sie beweist: Gute Geschichten brauchen nicht immer Großstadt und Hightech – manchmal reicht ein Harz-Wald, ein Dorfsheriff und ein verdammt harter Brocken.