
Harz, 10. Juni 2025, 20:45 Uhr
Der Himmel über dem Harz steht heute Nacht ganz im Zeichen eines besonderen astronomischen Ereignisses: dem sogenannten Erdbeermond. Was zunächst nach einer sommerlichen Nachspeise klingt, ist in Wahrheit ein eindrucksvolles Naturphänomen mit jahrhundertealter Tradition. Der heutige Vollmond fällt in einen besonderen Zyklus – den sogenannten großen Mondstillstand – und steht so tief über dem Horizont wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr.
Was ist der Erdbeermond – und woher stammt der Name?
Der Begriff „Erdbeermond“ hat seinen Ursprung in der Kultur der nordamerikanischen Algonkin-Stämme. Diese nannten den Juni-Vollmond „Strawberry Moon“, da er mit der Erntezeit der Wilderdbeeren zusammenfiel. Auch in Europa gibt es für diesen Sommermond zahlreiche Bezeichnungen wie „Rosenmond“, „Honigmond“ oder „Brachmond“, die auf landwirtschaftliche Zyklen und Naturbeobachtungen zurückgehen.
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, die Bezeichnung hätte etwas mit der Farbe des Mondes zu tun, ist die rötlich-orange Färbung nur eine atmosphärische Begleiterscheinung – und keine feste Eigenschaft des Erdbeermonds.
Der große Mondstillstand – was macht 2025 so besonders?
Das heutige Ereignis ist auch deshalb besonders, weil es mit dem sogenannten „Major Lunar Standstill“ zusammenfällt. Nur alle 18,6 Jahre erreicht der Mond eine außergewöhnlich niedrige Bahn über dem Horizont. In Mitteleuropa steht er dann besonders tief und scheint nahezu am Horizont zu „kleben“. Der letzte vergleichbare Tiefstand war 2007 – der nächste wird 2043 erwartet.
Diese Konstellation führt dazu, dass der Mond nicht nur ungewöhnlich erscheint, sondern auch zu bestimmten Uhrzeiten besser sichtbar ist als sonst – vor allem in den späten Abendstunden kurz nach seinem Aufgang.
Wann und wo ist der Erdbeermond im Harz am besten zu sehen?
Der Vollmond geht im Harz am heutigen Abend zwischen 22:30 Uhr und 22:45 Uhr auf, abhängig vom genauen Standort. Die besten Bedingungen für die Beobachtung bieten freie Sichtachsen nach Osten – beispielsweise von Anhöhen oder unverbauten Aussichtspunkten wie dem Brocken, dem Wurmberg oder dem Josephskreuz bei Stolberg.
Beobachtungstipps im Überblick:
- Beste Zeit: Zwischen 22:30 Uhr und 00:00 Uhr
- Blickrichtung: Osten, möglichst ohne Bebauung oder Wälder
- Standorte: Hohe Lagen im Harz, z. B. Brocken, Wurmberg, Rosstrappe
- Wetter: Laut Prognosen wechselnd bewölkt, aber klare Sichtfenster möglich
Warum wirkt der Mond heute größer und rötlicher?
Das scheinbar größere Aussehen des Mondes bei niedrigem Stand ist eine bekannte optische Täuschung. Durch die Nähe zum Horizont vergleicht unser Gehirn den Mond automatisch mit bekannten Objekten wie Bäumen, Gebäuden oder Hügeln. Dadurch erscheint er größer als hoch am Himmel – obwohl sein tatsächlicher Durchmesser unverändert bleibt.
Zusätzlich streut die Atmosphäre bei niedrigem Stand das Licht stärker. Diese sogenannte Rayleigh-Streuung sorgt für eine rötlich-goldene Färbung, vergleichbar mit einem Sonnenuntergang. Die Bedingungen für diesen Effekt sind heute besonders günstig.
Keine Supermond-Nacht – aber dennoch ein seltenes Schauspiel
Der Abstand des Mondes zur Erde beträgt heute rund 398.000 Kilometer. Damit liegt er nicht nahe genug, um als „Supermond“ klassifiziert zu werden, der bei besonders geringer Distanz (ca. 356.000 km) erscheint. Die Helligkeit und Größe weichen also nicht stark von einem durchschnittlichen Vollmond ab – das Besondere ist heute vor allem die tiefe Stellung und die optische Wirkung am Horizont.
Einfluss des Erdbeermonds auf Natur und Mensch
Tierverhalten im Mondlicht
Der Vollmond wirkt sich auch auf die Tierwelt aus. Nachtaktive Tiere wie Wildkatzen, Füchse oder Fledermäuse zeigen verändertes Verhalten bei hellem Mondlicht. Einige Tiere nutzen die erhöhte Helligkeit zur Jagd, andere ziehen sich zurück, um nicht selbst zur Beute zu werden. Besonders bemerkenswert ist, dass Zugvögel den Mond zur Navigation nutzen – der Juni-Vollmond gilt daher als Orientierungspunkt in vielen Tierwanderungen.
Biologische Rhythmen und Schlaf
Auch beim Menschen sorgt der Vollmond seit jeher für Diskussionen. In Studien wurde nachgewiesen, dass manche Personen bei Vollmond schlechter schlafen. So verkürzte sich laut einer Untersuchung der Universität Basel die Schlafdauer bei Probanden um bis zu 20 Minuten. Eine Studie des Max-Planck-Instituts konnte diesen Zusammenhang allerdings nicht eindeutig bestätigen – die Meinungen in der Wissenschaft bleiben geteilt.
Sternen-Tourismus und Dark-Sky-Erlebnisse im Trend
Der Trend zu sogenannten „Dark Sky“-Reisezielen ist auch im Harz spürbar. Orte mit geringer Lichtverschmutzung wie der Nationalpark Harz ziehen zunehmend Astro-Fotografen und Nachthimmelfans an. Der Erdbeermond wird vielerorts mit Nachtwanderungen, Sternenführungen oder speziellen Himmelsbeobachtungen kombiniert. Besonders der Brocken – als höchster Punkt im Harz – bietet bei wolkenfreiem Himmel ein fast ideales Beobachtungsfenster.
Stärkere Nachfrage nach Naturnächten:
Reiseziel | Dark-Sky-Status | Besonderheit |
---|---|---|
Harz Nationalpark | Inoffiziell | Geringe Lichtverschmutzung, hohe Aussichtspunkte |
Westhavelland (Brandenburg) | Offizieller Dark-Sky-Park | Astro-Führungen, Himmelsbeobachtungsplätze |
Glencoe (Schottland) | International zertifiziert | Top-10-Sternbeobachtungsort Europas |
Fototipps für den Erdbeermond
Für Hobby- und Profifotografen bietet der Erdbeermond eine ideale Gelegenheit, stimmungsvolle Nachtaufnahmen zu machen. Wichtig ist vor allem die Planung: Tools wie „PhotoPhemeris“ oder „PlanIt Pro“ helfen, Mondaufgang und -standort im Gelände genau zu berechnen.
Technik-Tipps:
- Teleobjektiv ab 200 mm empfohlen
- ISO-Wert zwischen 800 und 1600
- Manueller Fokus auf unendlich
- Stativ und Fernauslöser für lange Belichtungen
- Bildkomposition mit Horizontlinie, Gebäuden oder Naturmerkmalen
Fazit: Ein Himmelsschauspiel mit Seltenheitswert
Der Erdbeermond 2025 ist nicht nur ein visuelles Highlight, sondern auch ein seltenes astronomisches Ereignis. In Kombination mit dem großen Mondstillstand und den sommerlichen Bedingungen bietet sich ein perfekter Anlass, den Blick in den Nachthimmel zu richten – ob zur persönlichen Besinnung, zur Naturbeobachtung oder zur fotografischen Herausforderung.
„In einer Zeit, in der künstliches Licht unseren Alltag prägt, zeigt uns der Erdbeermond, wie faszinierend das natürliche Licht des Himmels sein kann.“
Wer heute Abend also in den Harz blickt und die richtigen Bedingungen erwischt, darf sich auf ein ebenso seltenes wie magisches Naturschauspiel freuen – das erst in 18 Jahren wiederkehrt.