
09.06.2025, 15:00 Uhr
Der Wildpark Christianental in Wernigerode ist ein fester Anlaufpunkt für Tierfreunde und Familien im Harz. Besonders im Frühsommer, wenn Tierbabys das Licht der Welt erblicken, verwandelt sich das kleine Tal am Stadtrand in ein lebendiges Naturerlebnis. Doch hinter dem harmlosen Streichelspaß verbergen sich auch Fragen zu Tierwohl, Bildungsauftrag und Besucherauswirkungen. Wir haben alle Perspektiven zusammengetragen.
Hier sind die aktuell im Wildpark Christianental im Harz geborenen Tierbabys:
🐣 Geborene Tierbabys aktuell
Laut offizieller Mitteilung des Parks („Wildpark macht es offiziell“) sind im Frühsommer folgende Jungtiere geboren worden und jetzt zu sehen:
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2 Muffellämmer
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4 Ziegenlämmer
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2 Rotwildkälber
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3 Frischlinge (Wildschwein-Jungtiere)
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5 Fuchswelpen
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mehrere Küken von Fasanen und Laufenten
Zusätzlich wird in den kommenden Tagen mit Meerschweinchen-Nachwuchs gerechnet:
🐐 Welche Tierbabys kann man streicheln?
✔️ Streichelgeeignet:
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Ziegenlämmer (4 Stück)
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Sehr zutraulich, ideal für den direkten Kontakt – kleine Besucher können sie unter Aufsicht streicheln.
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Muffellämmer (2 Stück)
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Ebenfalls im Streichelgehege aktiv, neugierig und freundlich, geeignet für sanfte Streicheleinheiten.
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👀 Nur beobachten (nicht streichelbar):
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Rotwildkälber (2 Stück)
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Zwar sichtbar, jedoch nicht für direkten Kontakt zugelassen – bleiben im Außengehege.
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Frischlinge (3 Stück)
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Wildschwein-Jungtiere – ausschließlich aus respektvollem Abstand beobachtbar.
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Fuchswelpen (5 Stück)
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Schüchtern und scheu, daher nur sichtbar aus sicherer Entfernung.
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Küken (mehrere)
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Niedliche Fasanen- und Laufentenküken – Erlebnis fürs Auge, aber nicht zum Anfassen vorgesehen.
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📅 Kurzüberblick: Wer ist streichelbar?
Tierart | Anzahl | Streichelbar? |
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Ziegenlämmer | 4 | ✅ Ja |
Muffellämmer | 2 | ✅ Ja |
Rotwildkälber | 2 | ❌ Nur beobachten |
Frischlinge | 3 | ❌ Nur beobachten |
Fuchswelpen | 5 | ❌ Nur beobachten |
Küken (Fasan/Laufente) | mehrere | ❌ Nur beobachten |
Meerschweinchen (demnächst) | – | ✅ Bald streichelbar |
Ein Park mit Geschichte und besonderem Charakter
Mitten im Harz gelegen, erstreckt sich der Wildpark Christianental über acht Hektar in einem malerischen Seitental am Rand von Wernigerode. Bereits 1974 eröffnet, gehört er heute zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region. Die Mischung aus heimischer Tierwelt, botanischen Besonderheiten und kostenloser Zugänglichkeit macht ihn für viele Familien zu einer festen Adresse im Jahreskalender.
Zu den Bewohnern des Parks zählen Rot- und Damwild, Mufflons, Wildschweine, Waschbären, Luchse, Wildkatzen und verschiedene Greifvögel. Ein separater Bereich mit Zwergkaninchen, Ziegen und Schafen dient als Streichelgehege – insbesondere bei Kindern äußerst beliebt. Ergänzt wird das Angebot durch einen großen Abenteuerspielplatz, eine rustikale Gaststätte und seltene Bäume wie Mammutgewächse.
Jungtiere im Fokus: Frühlingserlebnis für Besucher
Im Juni 2025 stehen die Zeichen im Christianental auf Nachwuchs. Neugeborene Mufflon- und Ziegenlämmer, Wildkälber, Fuchswelpen, Frischlinge sowie junge Fasane und Enten beleben derzeit die Gehege. Das Besondere: Viele der Jungtiere lassen sich aus nächster Nähe beobachten – einige dürfen sogar gestreichelt werden, wenn es der Zustand zulässt.
Allerdings wurde das Streichelgehege zwischenzeitlich gesperrt, um zwei neugeborenen Lämmern Ruhe zu gewähren. Inzwischen haben sich die Jungtiere gut eingelebt, erkunden neugierig ihr Umfeld und dürfen – unter Aufsicht – von den Besuchern wieder erlebt werden.
„Der Park wirkt wie ein kleines Naturparadies. Unsere Kinder waren begeistert von den Ziegenlämmern – aber auch wir Erwachsenen haben viel gelernt.“
– Besucherin aus Braunschweig
Familienspaß trifft Verantwortung: Hygiene und Verhalten
So reizvoll das direkte Tiererlebnis auch ist – es birgt Risiken, insbesondere für Kleinkinder. Gesundheitsbehörden warnen vor sogenannten Zoonosen, also Infektionskrankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind. E. coli und Salmonellen können besonders bei Küken, Lämmern und Kaninchen vorkommen.
Eltern wird dringend geraten, ihre Kinder nach dem Kontakt mit Tieren gründlich die Hände waschen zu lassen. Der Park stellt entsprechende Hinweisschilder und Hygienestationen zur Verfügung – doch die Eigenverantwortung bleibt entscheidend.
Kritische Stimmen: Tierwohl in Streichelgehegen
Obwohl der Wildpark Christianental überwiegend positive Bewertungen erhält, sind kritische Stimmen nicht neu. Tierschutzorganisationen bemängeln seit Jahren, dass junge Tiere in Streichelzoos häufig unter zu viel Menschenkontakt leiden. Stress, Verlust natürlicher Sozialstrukturen und mangelnde Rückzugsräume gehören zu den Hauptkritikpunkten.
Besonders problematisch seien mobile Streichelzoos und saisonale Angebote, bei denen Tiere zu starkem Transportstress ausgesetzt seien. Zwar ist der Christianental kein mobiler Zoo – dennoch zeigt sich hier exemplarisch das Spannungsfeld zwischen Besucherwunsch und Tierwohl.
Typische Kritikpunkte an Streichelgehegen
- Hoher Stressfaktor für Jungtiere durch ständigen Kontakt
- Mangel an Rückzugs- und Ruhebereichen
- Unzureichende pädagogische Einbettung der Begegnung
- Fehlendes Bewusstsein für artgerechte Tierhaltung
Einzelne Besucherberichte kritisieren zudem die offene Gestaltung mancher Gehege. So beklagte ein Gast, dass Schutzabgrenzungen bei bestimmten Tieren fehlen und die Tierbereiche zu klein wirkten. Auch wenn dies nicht dem Gesamteindruck entspricht, zeigt es, wie unterschiedlich Wahrnehmungen ausfallen können.
Bildung, Artenschutz – oder nur Unterhaltung?
In einer Studie zum Besucherinteresse im Wildpark Christianental rangierte der Bildungsauftrag erst an dritter Stelle – hinter Unterhaltung und Naturerlebnis. Die Mehrheit der Gäste besucht den Park, um eine schöne Zeit im Grünen zu verbringen, nicht primär, um etwas über Tiere zu lernen oder sich für Artenschutz zu engagieren.
Die Erkenntnis: Der Park erfüllt zwar eine Bildungsfunktion, doch deren Tiefe bleibt begrenzt. Das wirft Fragen auf, inwiefern Tierparks ihre Rolle als Vermittler von Wissen und Nachhaltigkeit intensiver gestalten sollten.
Besuchsgründe im Vergleich
Motiv | Anteil der Besucher |
---|---|
Erholung & Unterhaltung | 62 % |
Familienaktivität / Kinderprogramm | 48 % |
Bildung / Naturverständnis | 33 % |
Artenschutz / Unterstützung | 18 % |
Einfluss auf lokale Wildtiere: Die unterschätzte Störung
Ein oft übersehener Aspekt ist der Einfluss des Menschen auf die umliegende Natur. Studien belegen, dass Wildtiere – auch außerhalb von Gehegen – bereits ab 100 m Entfernung durch Besucher gestört werden. Rehe, Füchse oder Vögel ändern ihr Verhalten, meiden Pfade oder zeigen Fluchtreflexe.
Im Christianental, das auch Wandergebiet und Station der Harzer Wandernadel ist, treffen Freizeit, Tourismus und Tierwelt direkt aufeinander. Die Verantwortung, sich rücksichtsvoll in der Natur zu bewegen, liegt bei jedem Einzelnen.
Technologie als Chance für Tierwohl
Neue Technologien eröffnen Möglichkeiten, den Spagat zwischen Besucherinteresse und Tierschutz besser zu gestalten. In der Forschung kommen mittlerweile computergestützte Verfahren zur Anwendung, die das Verhalten und sogar den Gesichtsausdruck von Tieren analysieren können – um Stress oder Schmerz objektiv zu erkennen.
Solche Systeme könnten zukünftig auch in Tierparks wie Christianental Anwendung finden: etwa durch smarte Sensorik, die Besucherinteraktionen dokumentiert oder automatisiert Hinweise bei Überreizung gibt.
Mögliche Zukunftsperspektiven
- Digitale Stressüberwachung bei Jungtieren
- Virtuelle Tiererlebnisse mit AR/VR für Schulen
- Gezieltere pädagogische Programme mit Gamification-Ansätzen
Fazit: Zwischen Tiererlebnis, Bildungsauftrag und Verantwortung
Der Wildpark Christianental ist ein lebendiges Beispiel für regionale Naturvermittlung. Gerade jetzt – zur Jungtierzeit – lockt er mit hohem Erlebniswert. Doch die zunehmende gesellschaftliche Sensibilität für Tierwohl, Gesundheit und Bildungswirkung verändert die Erwartungshaltung an Einrichtungen wie diese.
Der Besuch lohnt sich weiterhin – doch er erfordert auch Achtsamkeit. Wer sich der Verantwortung bewusst ist, trägt dazu bei, dass Tierbegegnung und Artenschutz nicht im Widerspruch stehen müssen. Der Wildpark steht damit stellvertretend für viele Fragen, die weit über das Christianental hinausgehen.