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Harz | GenerationenHochschule widmet sich Thomas Mann: Kultur, Demokratie und Generationen im Dialog

Wernigerode, 09. Juni 2025, 13:00 Uhr

Die GenerationenHochschule an der Hochschule Harz lädt am 17. Juni 2025 zu einem besonderen Abend ein: Im Mittelpunkt steht der 150. Geburtstag von Thomas Mann, einer der prägendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Der Vortrag mit dem Titel „Wo ich bin, ist Deutschland“ wird von Prof. Dr. Georg Felser gehalten, einem ausgewiesenen Experten für Wirtschaftspsychologie und philosophische Anthropologie. Erwartet wird ein vielschichtiger Diskurs, der weit über literarische Würdigung hinausgeht – er öffnet Räume für intergenerationellen Austausch, gesellschaftliche Reflexion und politische Bildung.

Ein Format mit Geschichte: Die GenerationenHochschule

Seit 2007 hat sich die GenerationenHochschule an der Hochschule Harz zu einem der bedeutendsten Bildungsformate in Sachsen-Anhalt entwickelt. Monatlich öffnet sich der Campus in Wernigerode einem breiten Publikum: Studierende, Rentner, Schüler, Fachleute und interessierte Bürger jeden Alters finden sich hier zusammen. Ziel ist es, Wissen barrierefrei zu teilen, Diskurse zu ermöglichen und generationsübergreifende Brücken zu bauen. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung wird empfohlen. Die Veranstaltung wird zudem live über den YouTube-Kanal der Hochschule übertragen – ein Zeichen moderner, inklusiver Wissenschaftskommunikation.

150 Jahre Thomas Mann: Warum er heute relevanter denn je ist

Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren. Sein Werk, sein politisches Engagement im Exil, seine intellektuelle Strahlkraft haben ihn zu einer der wichtigsten Stimmen gegen die Zerstörung demokratischer Werte gemacht. Anlässlich seines 150. Geburtstages werden weltweit Konferenzen, Lesungen und Diskussionsformate organisiert. Die Veranstaltung in Wernigerode reiht sich somit in ein internationales Gedenken ein – mit dem Anspruch, lokale Bildungsarbeit global zu vernetzen.

Eine Persönlichkeit mit vielen Facetten

Thomas Mann ist weit mehr als der Autor des „Zauberbergs“ oder der „Buddenbrooks“. Seine Essays wie „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918) oder Reden wie „Deutschland und die Deutschen“ (1945) spiegeln seine intellektuelle Entwicklung wider – vom konservativen Ästheten hin zum entschiedenen Gegner des Nationalsozialismus. Besonders im Exil verstand er sich als moralische Stimme Deutschlands. Diese Entwicklung bildet eine wichtige Grundlage des Vortrags von Prof. Felser.

„Wo ich bin, ist Deutschland“ – dieser Satz Thomas Manns bringt sein Verständnis von kultureller Verantwortung auf den Punkt. Er steht für Identität ohne Nationalismus, für Humanismus ohne Pathos.

Globale Würdigung: Thomas Mann im internationalen Kontext

Weltweit beschäftigen sich 2025 führende Institutionen mit Thomas Manns Vermächtnis. In Lübeck etwa findet im Juni die internationale Konferenz „MANN 2025“ statt, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Italien, Brasilien, den USA, Japan und Kenia teilnehmen. Themen sind dort unter anderem:

  • Thomas Manns Verhältnis zu Demokratie und Autorität
  • Seine familiären und kolonialen Wurzeln in Brasilien
  • Die psychologische Tiefe seiner Figuren
  • Sein Einfluss auf Film und Popkultur
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Die Veranstaltung in Wernigerode ergänzt diese globalen Perspektiven um eine regionale und zugleich generationenverbindende Betrachtung. Sie zeigt, wie kulturelles Gedenken auch in kleineren Städten mit Leben gefüllt werden kann.

Prof. Dr. Georg Felser: Psychologe mit philosophischem Blick

Der Referent des Abends, Prof. Dr. Georg Felser, lehrt an der Hochschule Harz im Bereich Wirtschaftspsychologie. Er ist bekannt für seine Fähigkeit, psychologische, philosophische und gesellschaftliche Themen verständlich und pointiert zu verbinden. In seinem Vortrag wird er sich mit Thomas Manns Selbstverständnis als intellektueller Repräsentant Deutschlands beschäftigen – und dabei auch auf aktuelle politische Fragestellungen eingehen.

Psychologische Perspektiven auf kulturelles Erbe

Wie verarbeitet eine Gesellschaft ihr kulturelles Erbe? Wie wirken intellektuelle Autoritäten über Generationen hinweg? Welche Rolle spielt die Sprache der Vergangenheit für die Gegenwart? Felser will diese Fragen nicht akademisch-abgehoben beantworten, sondern im Dialog mit dem Publikum entwickeln. Sein Ziel: ein reflektiertes, selbstbewusstes Verhältnis zur Geschichte – ohne Nostalgie, aber mit Haltung.

Intergenerationelles Lernen als gesellschaftliches Modell

Die GenerationenHochschule ist mehr als ein Vortragsformat. Sie ist ein Labor für intergenerationelles Lernen. Studien aus Irland und den USA belegen, dass der Austausch zwischen Jung und Alt nicht nur Wissen, sondern auch Empathie, Respekt und soziale Stabilität fördert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren nachweislich in folgenden Bereichen:

Aspekt Wirkung auf jüngere Generationen Wirkung auf ältere Generationen
Wissen Erweiterung historischer und kultureller Kompetenzen Aktivierung des biografischen Wissens
Soziale Kompetenz Abbau von Altersstereotypen Stärkung des Selbstwerts durch Teilhabe
Partizipation Erfahrungen im bürgerschaftlichen Engagement Erleben gesellschaftlicher Relevanz

Diese Effekte sind kein Zufall, sondern das Ergebnis bewusster Konzeption: Die Hochschule Harz setzt auf Beteiligung, Niedrigschwelligkeit und wissenschaftliche Tiefe – eine seltene Kombination.

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Thomas Mann in Film, Kunst und öffentlichem Bewusstsein

Ein weiterer Aspekt, der in Wernigerode angesprochen werden dürfte, ist die kulturelle Rezeption Thomas Manns. Besonders Luchino Viscontis Verfilmung „Tod in Venedig“ (1971) hat sein Werk tief in die europäische Popkultur eingeschrieben. Die Symbolik von Dekadenz, Krankheit und Schönheit ist bis heute prägend für viele Interpretationen seiner Texte.

Zugleich gibt es kritische Stimmen, die Manns Werk als zu elitär und zu wenig anschlussfähig für heutige gesellschaftliche Realitäten empfinden. Die GenerationenHochschule bietet mit ihrer Offenheit eine Chance, diese Positionen produktiv aufeinanderprallen zu lassen – ohne Schlichtung, aber mit Verständnis.

Wie weiterdenken? GenerationenHochschule als Zukunftsmodell

Die Veranstaltung am 17. Juni ist kein isoliertes Ereignis. Sie steht exemplarisch für einen Bildungsansatz, der Zukunft hat. Angesichts gesellschaftlicher Spaltung, sinkender Diskursfähigkeit und wachsender Unsicherheiten braucht es Formate, die Generationen verbinden, statt sie gegeneinander auszuspielen. Die GenerationenHochschule in Wernigerode zeigt, wie das konkret aussehen kann: wissenschaftlich fundiert, kulturell sensibel, politisch offen.

Auch die methodische Weiterentwicklung steht bevor. Internationale Beispiele zeigen, dass Evaluationstools wie das „Intergenerational Practice Toolkit“ dabei helfen können, Wirkung und Qualität zu messen. Die Hochschule Harz könnte hier zum Vorbild für andere Bildungseinrichtungen werden – regional verankert, international vernetzt.

Eine Veranstaltung mit Bedeutung weit über den Harz hinaus

Am 17. Juni 2025 kommt in Wernigerode viel zusammen: Literaturgeschichte, politische Bildung, kulturelle Selbstvergewisserung und sozialer Dialog. Die GenerationenHochschule nutzt das Jubiläum Thomas Manns nicht als nostalgisches Gedenken, sondern als Impuls für eine moderne, offene Gesellschaft. Wer teilnimmt, wird nicht nur mehr über Thomas Mann erfahren – sondern auch über sich selbst, die Gesellschaft und die Möglichkeiten eines gelingenden Miteinanders.

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Es ist diese Verbindung aus Tiefe, Aktualität und Menschlichkeit, die die Veranstaltung so besonders macht. Und vielleicht ist das die beste Hommage an Thomas Mann: Eine lebendige, kluge und gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dem, was Deutschland war – und sein kann.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.