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„Jüdisch dabei“: Kulturtage zwischen Harz und Heide setzen starkes Zeichen für Erinnerung und Zusammenleben

Zwischen Tradition, Aufklärung und aktueller Debatte: Die Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide 2025 präsentieren ein vielfältiges Programm mit über 50 Veranstaltungen. Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr die Stadt Seesen, historisch bedeutend als Geburtsort des Reformjudentums.

Ein Kulturfestival mit Haltung – und Geschichte

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen und wachsender antisemitischer Vorfälle setzen die Jüdischen Kulturtage 2025 ein bewusstes Zeichen: Mit dem Motto „jüdisch dabei“ wird deutlich, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht nur Erinnerung ist, sondern aktiver und lebendiger Teil der Gegenwart. Veranstaltet vom Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e. V., erstrecken sich die Kulturtage vom 24. August bis 28. September 2025 über mehr als ein Dutzend Städte – von Braunschweig bis Goslar, von Salzgitter bis Celle.

Im Zentrum steht in diesem Jahr die Stadt Seesen, die nicht nur Gastgeber der Eröffnungsveranstaltung ist, sondern auch historisch eng mit der jüdischen Aufklärung verbunden ist. Hier wirkte einst Israel Jacobson, der mit der Eröffnung der ersten Reformsynagoge im Jahr 1810 einen Meilenstein des Reformjudentums setzte. Sein Sohn Meyer Jacobson steht 2025 im besonderen Fokus – eine historische Figur, die nicht nur als Bildungsreformer, sondern auch als erster Ehrenbürger Seesens prägend war.

Wann und wo finden die Jüdischen Kulturtage statt?

Die Veranstaltungen verteilen sich über einen Zeitraum von fünf Wochen. Der offizielle Auftakt findet am 24. August um 11 Uhr im Jacobson-Haus Seesen statt. Mit einer Stadtführung zu Ehren von Meyer Jacobson beginnt eine Reihe von über 50 Veranstaltungen an 15 verschiedenen Orten zwischen Harz und Heide. Dabei reicht das Spektrum von Konzerten, Vorträgen, Ausstellungen bis hin zu Stadtführungen, Theaterprojekten und kulinarischen Events.

„Jüdisch dabei“ – Was bedeutet das Motto 2025?

Das diesjährige Motto „jüdisch dabei“ steht für Teilhabe, Offenheit und Inklusion. Es soll verdeutlichen, dass jüdische Identität nicht am Rand, sondern im Zentrum gesellschaftlicher Entwicklungen steht. In den Worten des Veranstalternetzwerks: „Jüdisch ist: menschlich mittendrin, historisch herausragend, gesellschaftlich verankert und äußerst vital.“

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Diese Botschaft spiegelt sich auch im Programm wider, das nicht nur auf Historie setzt, sondern auch aktuelle gesellschaftspolitische Debatten aufgreift. Ein Beispiel dafür ist die Podiumsdiskussion am 18. September in Braunschweig zum Thema „Nach dem 7. Oktober – sexualisierte Gewalt, israelbezogener Antisemitismus und gesellschaftliche Reaktionen“. Die Diskussion lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Ereignissen und medialen Narrativen ein.

Welche Orte sind 2025 beteiligt?

Die Jüdischen Kulturtage 2025 finden in folgenden Städten und Gemeinden statt:

  • Seesen
  • Braunschweig
  • Goslar
  • Salzgitter
  • Celle
  • Gifhorn
  • Wolfenbüttel
  • Peine
  • Bad Harzburg
  • Wöltingerode
  • Helmstedt
  • Aschersleben
  • Halberstadt
  • Gröbzig

Die breite regionale Beteiligung zeigt, dass jüdische Kultur nicht an einzelne Orte gebunden ist, sondern sich in der Fläche entfaltet – sichtbar, offen und zugänglich.

Welche Veranstaltungen sollte man nicht verpassen?

Die Kulturtage bieten zahlreiche Höhepunkte. Einige Veranstaltungen stechen durch ihre inhaltliche Tiefe und gesellschaftliche Relevanz besonders hervor:

  • Eröffnung am 24. August in Seesen: Stadtführung zum Wirken Meyer Jacobsons.
  • 18. September, Braunschweig: Podiumsdiskussion über aktuelle Formen des Antisemitismus.
  • 26. September, Goslar: Stadtführung durch Schüler*innen zur NS-Zeit und jüdischer Geschichte.
  • Mehrere Musik- und Theaterveranstaltungen mit jüdischen Künstler*innen aus Deutschland und Israel.

Besonderheit: Rücksicht auf jüdische Feiertage

Ein bemerkenswerter Aspekt des Programms ist die Rücksichtnahme auf jüdische Feiertage. So finden am 23. und 24. September, dem jüdischen Neujahrsfest Rosch haSchana, bewusst keine Veranstaltungen statt. Dies zeugt von Respekt gegenüber religiösen Praktiken und dem Wunsch, authentische jüdische Kultur nicht zu inszenieren, sondern als gelebte Realität zu vermitteln.

Was macht die Kulturtage zwischen Harz und Heide einzigartig?

Während viele Städte in Deutschland kulturelle Gedenkformate zur jüdischen Geschichte pflegen, verbinden die Jüdischen Kulturtage in Niedersachsen Geschichte, Gegenwart und Zukunft auf besondere Weise. Durch das Netzwerk rund um das Israel Jacobson Netzwerk ist ein stabiles Fundament gewachsen, das Bildungseinrichtungen, lokale Initiativen und Kulturinstitutionen miteinander verknüpft.

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Die Kulturtage wurden erstmals 2016 durchgeführt und finden seither regelmäßig statt. Bereits 2021 – im Rahmen des bundesweiten Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ – wurde mit über 60 Veranstaltungen ein neuer Maßstab gesetzt. Damals wie heute ist das Ziel: jüdisches Leben sichtbar machen, wo es immer war – mitten in der Gesellschaft.

Wie lassen sich die Jüdischen Kulturtage 2025 besuchen?

Alle Veranstaltungen sind öffentlich zugänglich, viele davon kostenfrei. Eine Voranmeldung ist in einigen Fällen nötig, insbesondere bei Führungen und begrenzten Teilnehmerzahlen. Das detaillierte Programm liegt als PDF auf der Website des Veranstalters vor und wird auch in den örtlichen Tourist-Informationen ausgelegt.

Besucher*innen können thematisch orientierte Tagesausflüge planen, etwa von Braunschweig nach Seesen oder von Celle nach Wöltingerode, je nach Veranstaltungsschwerpunkt. Der Zugang zu vielen Spielorten ist barrierefrei, und zahlreiche Angebote richten sich ausdrücklich auch an Schulklassen, Familien und Senioren.

Welche Zielgruppen spricht das Programm an?

Das Veranstaltungsportfolio ist bewusst breit gefächert. Neben historisch interessierten Besucher*innen sind auch viele Angebote für Kinder, Jugendliche und Schulklassen konzipiert. Workshops und Schülerführungen sollen nicht nur informieren, sondern zur Reflexion und Auseinandersetzung einladen. Das Format „Schüler führen Schüler“ – wie etwa in Goslar – fördert Eigenverantwortung und stärkt die lokale Erinnerungskultur.

Welche gesellschaftliche Bedeutung haben die Kulturtage?

In einer Zeit, in der Antisemitismus in Europa wieder vermehrt sichtbar wird, leisten Veranstaltungen wie diese einen essenziellen Beitrag zur Aufklärung, zum Dialog und zur Verständigung. Sie ermöglichen nicht nur Wissensvermittlung, sondern schaffen emotionale Anknüpfungspunkte: durch Musik, Theater, Gespräche und gemeinsames Essen.

„Jüdisches Leben gehört zu Deutschland – nicht als Geschichte, sondern als Gegenwart und Zukunft.“, so eine zentrale Aussage im Programmheft 2025.

Diese Haltung zieht sich durch alle Formate: Die Veranstalter vermeiden Gedenk-Routinen und setzen stattdessen auf persönliche Begegnung, kulturelle Teilhabe und offene Diskussion.

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Was kann man aus der Geschichte Meyer Jacobsons lernen?

Der diesjährige Fokus auf Meyer Jacobson macht deutlich, dass es lohnend ist, auch die weniger bekannten Akteure jüdischer Geschichte in den Mittelpunkt zu rücken. Jacobson war nicht nur Bildungsreformer, sondern gründete eine Waisenanstalt, war Kurator der Jacobsonschule und genoss in Seesen hohes Ansehen. Seine Leistungen zeigen, wie tief verwurzelt jüdisches Engagement in der deutschen Stadtgeschichte sein kann – wenn man hinschaut.

Die Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide 2025 sind mehr als ein Festival: Sie sind ein kultureller Brückenschlag zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie erinnern, bilden, inspirieren – und machen Mut. Mut zur Offenheit, zur Vielfalt und zum Dialog. Wer sich auf das Programm einlässt, wird nicht nur jüdische Kultur erleben, sondern auch ein tieferes Verständnis für die demokratische Verantwortung unserer Gesellschaft gewinnen. Die Kulturtage zeigen, dass Erinnerung nicht nur Gedenken ist, sondern auch aktives Mitgestalten. Und wer jüdisch dabei ist – ist menschlich mittendrin.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.