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Neuer Premium-Wanderweg zur Burg Falkenstein stärkt Tourismus im Harz

18. Juni 2025, 21:24 Uhr

Ein stiller Pfad durch das romantische Selketal hat sich zu einem Symbol für neue touristische Impulse im Harz entwickelt: Der neu erschlossene Pulvermühlenweg, der vom unteren Selketal hinauf zur traditionsreichen Burg Falkenstein führt, wurde Mitte Juni 2025 feierlich eröffnet. Die Initiative geht auf das ehrenamtliche Engagement eines Einwohners aus Radisleben zurück und ergänzt das bestehende Wanderwegenetz der Region auf kulturell wie landschaftlich bedeutende Weise.

Ein alter Pfad wird zum Erlebnisweg

Der sogenannte Pulvermühlenweg galt lange Zeit als kaum passierbar. Wilde Vegetation, Matsch und umgestürzte Bäume machten die Route zwischen der Thalmühle und der Höhenburg Falkenstein unattraktiv für Wanderer. Doch durch aufwändige Räumung, Holzarbeiten und Geländesicherung wurde aus dem vergessenen Pfad ein naturnaher Erlebnisweg.

Die Strecke führt nun entlang des Bachlaufs der Selke durch weite Wiesen, lichte Laubwälder und bewahrt gleichzeitig den ursprünglichen Charme der Harzer Mittelgebirgslandschaft. Gerade im Zusammenspiel mit dem imposanten Ziel – der Burg Falkenstein – entfaltet der Weg seinen Reiz für naturverbundene Wanderer, Familien und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.

Burg Falkenstein: Historisches Wahrzeichen als Wanderziel

Die im 12. Jahrhundert erbaute Burg Falkenstein thront eindrucksvoll über dem Selketal. Sie ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch ein Ort großer geschichtlicher Bedeutung. Hier entstand im frühen 13. Jahrhundert der Sachsenspiegel – das erste umfassende Rechtsbuch deutscher Sprache – verfasst von Eike von Repgow. Das macht die Burg nicht nur zum touristischen Highlight, sondern auch zum Ort deutscher Rechtsgeschichte.

Aktuell ist die Burg für Sanierungsarbeiten bis Mitte Juli 2025 geschlossen. Dennoch bleibt sie Ziel vieler Wandertouren, und der neu geschaffene Zugang über den Pulvermühlenweg erweitert die Auswahl attraktiver Routen deutlich.

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Stärkung für eine ganze Tourismusregion

Der neue Wanderweg ist nicht nur eine lokale Initiative, sondern ein Mosaikstein in der überregionalen Strategie zur Stärkung des Harzer Tourismus. Mit rund zehn Millionen Übernachtungen jährlich gehört der Harz zu den bedeutendsten Erholungsregionen Deutschlands. Doch in den letzten Jahren stagnierte der Besucherstrom, unter anderem aufgrund von Klimaschäden, Waldsterben und teils veralteter touristischer Infrastruktur.

Gerade Sachsen-Anhalt verzeichnete im Februar 2025 ein spürbares Minus bei Übernachtungen und Gästezahlen im Vergleich zum Vorjahr. Neue Attraktionen, wie der Pulvermühlenweg, wirken dieser Entwicklung entgegen – nicht durch spektakuläre Großprojekte, sondern durch naturnahe, authentische Angebote.

Tourismuszahlen Harz (Auszug)

Jahr Besucherzahl (Niedersachsen) Übernachtungen (gesamter Harz)
2019 3,95 Mio. ca. 10 Mio.
2023 3,8 Mio. ca. 9,8 Mio.
2025 (Prognose) rückläufig stabilisierend

Wandern als nachhaltige Freizeitform

Wandern liegt im Trend – und das nicht nur bei deutschen Touristen. Auch internationale Reiseplattformen wie das „Rick Steves Travel Forum“ oder Outdoor-Communities aus den Niederlanden und Dänemark berichten zunehmend über den Harz als Ziel für Slow-Travel- und Naturerlebnisse. Orte wie Wernigerode, Quedlinburg oder Meisdorf gelten als Ausgangsbasis für anspruchsvolle Tagestouren oder mehrtägige Wandererlebnisse.

Der Pulvermühlenweg profitiert zusätzlich davon, dass er sich nahtlos in bestehende Wandernetze integriert. Dazu gehören etwa der Selketalstieg, der Harzer Hexenstieg und das System der Harzer Wandernadel mit über 222 Stempelstellen. Damit wird der neue Weg auch für Sammler und Fernwanderer interessant.

Naturschutz im Fokus

Der neue Wanderweg verläuft im Naturschutzgebiet Selketal, einem Teil des europaweit geschützten Flora-Fauna-Habitats. Hier leben seltene Pflanzen und Tierarten, deren Lebensräume durch Wanderverkehr sowohl erschlossen als auch gefährdet werden können.

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Daher wurde bei der Erschließung des Pulvermühlenwegs besonderer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Nutzung bestehender Trassen, der Verzicht auf Asphaltierung sowie die Integration von Info-Tafeln zur heimischen Flora und Fauna sollen den naturkundlichen Wert des Weges fördern und gleichzeitig für umweltbewusstes Verhalten sensibilisieren.

„Der Harz lebt vom Wechsel zwischen Wildnis und Kulturlandschaft. Jeder neue Wanderweg ist eine Chance, beides erlebbar zu machen – aber auch eine Verantwortung, es zu schützen.“

Kulturelle Synergien: Mehr als Natur

Der neue Weg zur Burg Falkenstein eröffnet nicht nur einen neuen Zugang zur Natur, sondern auch zu Geschichte und Kultur. In Kombination mit Orten wie Meisdorf (Schlosspark, Mausoleum), Gernrode (Stiftskirche) oder den historischen Altstädten von Quedlinburg und Ballenstedt lassen sich Wander- und Kulturerlebnis bestens kombinieren.

Zudem finden im Sommer 2025 zahlreiche begleitende Veranstaltungen statt – von thematischen Wanderungen („Wandern mit den vier Elementen“) über regionale Musikfeste bis hin zu Kunstaktionen in der Landschaft.

Herausforderungen und Kritik

Wie bei allen Infrastrukturmaßnahmen im Naturraum, gibt es auch kritische Stimmen. Einige Naturschutzverbände äußerten Bedenken, dass eine zunehmende Zahl an neuen Wanderwegen zu einer „Ermüdung der Landschaft“ führen könne – etwa durch Wildparkerei, Trampelpfade oder Müll.

Andererseits betonen Befürworter, dass nur durch Besucherlenkung auf gepflegten Wegen sensible Zonen geschont und gleichzeitig das Naturerleben ermöglicht werden kann. Auch wirtschaftlich ist der Wandertourismus für viele Orte im Ostharz eine der wenigen stabilen Einnahmequellen.

Ein Weg mit Symbolkraft

Die Entstehung des Pulvermühlenwegs steht stellvertretend für das, was den Harz in seiner gegenwärtigen Tourismusstrategie auszeichnet: keine großen Investitionen, sondern kleine, intelligente Maßnahmen mit Wirkung. Ehrenamtliches Engagement, regionale Identität und der Fokus auf Qualität statt Masse machen den neuen Wanderweg zu einem echten Vorzeigeprojekt.

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Ob als familienfreundliche Halbtagestour oder als Bestandteil einer mehrtägigen Harz-Durchquerung – der Weg zur Burg Falkenstein bietet mehr als nur schöne Ausblicke. Er ist eine Einladung, Geschichte zu erleben, Natur zu achten und die Vielfalt des Harzes neu zu entdecken.

Toureninfos auf einen Blick

  • Startpunkt: Thalmühle bei Meisdorf
  • Ziel: Burg Falkenstein
  • Distanz: ca. 6 km (einfach)
  • Höhenunterschied: rund 160 m
  • Gehzeit: ca. 2 Stunden
  • Schwierigkeit: leicht bis mittel

Mit dem neuen Pulvermühlenweg hat der Harz nicht nur einen weiteren Zugang zur sagenumwobenen Burg Falkenstein geschaffen – sondern auch ein starkes Zeichen gesetzt: für sanften Tourismus, regionale Initiative und die Kraft der Naturerfahrung.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.