Oberharz

Juessee in Herzberg: Warum der beliebte Badesee auch im Juli 2025 gesperrt bleibt

Bild exemplarisch

Herzberg am Harz – Auch mitten im Hochsommer bleibt das Baden im Juessee untersagt. Die wiederkehrende Blaualgenproblematik führt zu wachsender Sorge in der Region – sowohl bei Einheimischen als auch bei Urlaubern.

Während die Temperaturen steigen, bleibt der einst beliebte Natursee gesperrt – und sorgt damit für Diskussionen, Kritik und ökologische Fragen. Die Situation ist komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint.

Blaualgen: Die unsichtbare Gefahr im Wasser

Der Juessee, idyllisch gelegen im Zentrum von Herzberg am Harz, ist seit Juni 2025 offiziell für den Badebetrieb gesperrt. Der Grund: eine massive Vermehrung von Blaualgen, genauer gesagt Cyanobakterien, deren Giftstoffe sowohl für Menschen als auch Tiere gefährlich sind. Die Konzentration dieser Bakterien hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das laut Gesundheitsamt des Landkreises Göttingen ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt.

„Ab sofort ist das Baden im Juessee aufgrund der Bildung von Blaualgen verboten“, lautete die offizielle Mitteilung der Stadt. Damit gilt das Badeverbot weiterhin – auch im Juli, trotz der andauernden Hitzewelle und der Ferienzeit.

Symptome und Gefahren durch Blaualgen

Die Toxine der Cyanobakterien können bei Menschen Reizungen der Haut, Übelkeit, Durchfall und Atemnot hervorrufen. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere Menschen und Tiere. Hunde sind einer besonders hohen Gefahr ausgesetzt, da sie das Wasser beim Spielen verschlucken oder die Toxine über das Fell aufnehmen können. Im schlimmsten Fall kann der Kontakt mit Blaualgen für Tiere tödlich enden.

Natürliche Ursachen: Warum gerade der Juessee betroffen ist

Die Bildung von Blaualgenblüten ist kein Zufall, sondern Folge mehrerer Umweltfaktoren. Der Juessee liegt in einem Karstgebiet mit eingeschränktem natürlichem Frischwasserzufluss. In heißen Sommern sinkt der Zufluss des Eichelbachs häufig unter die Erdoberfläche ab – das stehende Wasser erhitzt sich und bildet so ideale Bedingungen für die Vermehrung der Cyanobakterien.

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Einblick in die Limnologie: Die Eutrophierung

Der Begriff „Eutrophierung“ beschreibt den Prozess der Nährstoffanreicherung in Gewässern, insbesondere durch Phosphate und Stickstoffverbindungen. Diese gelangen unter anderem über Regenfälle, Landwirtschaft und industrielle Einleitungen in den See. Die Folge: verstärktes Algenwachstum, reduzierte Sauerstoffwerte und Beeinträchtigung des gesamten Ökosystems.

Politik, Industrie und Verantwortung – ein Dreieck der Schuldzuweisung

Rund um den Juessee hat sich eine Diskussion entsponnen, die weit über ein einfaches Badeverbot hinausgeht. Naturschützer, Bürgerinitiativen und Vertreter der Landwirtschaft liefern sich einen Schlagabtausch über Ursachen, Versäumnisse und mögliche Lösungen. Besonders kontrovers diskutiert wird die Rolle der Papierfabrik Smurfit Kappa in Herzberg. Diese leitet über den Mühlgraben geklärte Prozessabwässer in die Sieber – ein Zufluss, der wiederum den Nährstoffeintrag in den Juessee begünstigt.

„Man darf nicht einfach nur den See beobachten, sondern muss das gesamte hydrologische System verstehen“, fordert eine lokale Umweltgruppe. In einer Stellungnahme der Stadt wird zudem betont, dass gemeinsam mit Experten Maßnahmen zur Reduktion der Einleitungen geprüft werden.

Verärgerte Bürger, leere Liegewiesen und Frust auf Social Media

In lokalen Facebook-Gruppen und Onlineforen wächst der Unmut. Bürger berichten über unangenehmen Geruch am Ufer, fehlende Warnschilder und überfüllte alternative Badestellen. Einige bemängeln die zögerliche Informationspolitik der Behörden. Andere wiederum fordern digitale Warnsysteme – etwa eine App mit tagesaktuellen Wasserwerten oder SMS-Alerts bei Sperrungen.

Besonders beunruhigend: Es soll zu Fällen von Selbstjustiz gekommen sein. Bürger sollen versucht haben, Wasserzuläufe freizulegen oder umzuleiten, um das Gewässer künstlich zu reinigen oder schneller auszutauschen. Die Stadt warnt ausdrücklich vor solchen Eingriffen in das Ökosystem.

Der Juessee im Wandel – Rückblick auf wiederholte Verbote

Das Badeverbot 2025 ist kein Einzelfall. Bereits in den Jahren 2020, 2021 und 2022 kam es zu ähnlichen Situationen, insbesondere nach Hitzeperioden. Der Juessee reagiert sensibel auf Temperaturanstiege, geringe Wasserzirkulation und Nährstoffeinträge – ein systemisches Problem, das sich nur langfristig lösen lässt.

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Welche Maßnahmen sind geplant?

Die Stadt Herzberg hat angekündigt, mit Umweltämtern, externen Experten und dem Betreiber der Papierfabrik an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten. Diskutiert werden aktuell:

  • Reduzierung industrieller Abwässer über neue Filteranlagen
  • Regelmäßige Herbstabsenkung des Sees zur Sedimentreduktion
  • Bau von Puffersystemen zur Abkühlung eingeleiteter Wässer
  • Verstärkte Gewässerüberwachung im Frühling und Sommer

Ein kurzfristiger Erfolg ist dabei jedoch nicht zu erwarten. Die Behörden appellieren an Geduld – und an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger.

Blaualgen erkennen – was Badegäste wissen sollten

Das Erkennen von Blaualgen ist nicht immer leicht. Sichtbar sind sie häufig als grünliche Schlieren, Schaum oder Trübungen an der Wasseroberfläche. Ein unangenehmer Geruch – oft beschrieben als „modrig“ oder „fäkalienähnlich“ – ist ein weiteres Anzeichen. Wer solche Phänomene bemerkt, sollte das Gewässer meiden und Behörden informieren.

Symptome bei Kontakt mit Blaualgen

Bei Kontakt mit kontaminiertem Wasser können folgende Beschwerden auftreten:

Mensch Tier (insb. Hunde)
Hautausschlag Speicheln, Erbrechen
Übelkeit, Durchfall Krämpfe, Taumeln
Atemnot Leberversagen (in schweren Fällen)

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Badeverbot am Juessee

Warum ist das Baden im Juessee aktuell verboten?

Das Wasser ist mit Blaualgen kontaminiert, die giftige Stoffe absondern. Diese können gesundheitsschädlich sein – insbesondere für Kinder und Tiere.

Wie gefährlich sind Blaualgen für Hunde?

Hunde sind besonders gefährdet, da sie das Wasser trinken oder über das Fell die Gifte aufnehmen. Erste Symptome sind Erbrechen, Zittern oder Krämpfe – im schlimmsten Fall droht Lebensgefahr.

Wie lange bleibt das Badeverbot bestehen?

Ein fixes Datum gibt es nicht. Das Gesundheitsamt führt regelmäßig Wasseranalysen durch. Solange die Werte über den Grenzwerten liegen, bleibt das Verbot bestehen.

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Welche Seen in Niedersachsen sind ebenfalls betroffen?

Auch andere Gewässer wie das Steinhuder Meer, der Dümmersee oder das Zwischenahner Meer kämpfen regelmäßig mit Blaualgen-Problemen – besonders in heißen Sommern.

Was tun, wenn Kontakt mit dem Wasser bestand?

Sofortiges Abwaschen mit klarem Wasser, bei Symptomen Arzt bzw. Tierarzt aufsuchen. Tiere sollten nicht am Ufer schlecken oder trinken.

Fazit: Der Juessee steht sinnbildlich für ein größeres Umweltproblem

Die Sperrung des Juessee im Juli 2025 zeigt, wie verletzlich unsere natürlichen Erholungsräume geworden sind. Klimawandel, industrielle Einleitungen, fehlende Vorsorgemaßnahmen und ein sensibles Ökosystem führen zu einem Zustand, der sich nicht über Nacht lösen lässt. Dennoch besteht Hoffnung: Durch bessere Kommunikation, nachhaltige Maßnahmen und mehr Umweltbewusstsein kann der Juessee langfristig wieder zum sicheren Badeort werden.

Bis dahin bleibt jedoch nur eines: Abstand halten – im Sinne der eigenen Gesundheit und der Natur.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.