
Region Harz
Der Harz ist ein Magnet für Naturfreunde, Wanderer und Erholungssuchende – doch nicht jeder kennt die idyllischen, oft abgelegenen Gewässer, die sich abseits der großen Talsperren und Touristenzentren verbergen. Viele dieser kleinen Seen und Teiche sind Relikte des historischen Oberharzer Wasserregals, heute Teil des UNESCO-Welterbes. Sie bieten nicht nur glasklares Wasser, sondern auch eine ganz besondere Atmosphäre: ruhig, ungestört und tief in der Natur verwurzelt.
Dieser Artikel beleuchtet die stillen Stars des Harzes – versteckte Badeseen, alte Teichanlagen und mystische Wasserorte. Dabei geht es nicht nur um das Baden selbst, sondern auch um die Geschichte, den Naturschutz, Meinungen der Besucher und gesundheitliche Aspekte des Wildbadens.
Einführung in die Teichkultur des Harzes
Über 70 künstlich angelegte Teiche prägen den Oberharz. Sie wurden ursprünglich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert als Wasserreservoirs für den Bergbau geschaffen. Noch heute fließt durch ihre Gräben, Dämme und Striegel ein ausgeklügeltes Wassersystem – das Oberharzer Wasserregal. Seit 2010 ist es Teil des UNESCO-Welterbes.
Die Teiche dienen heute unterschiedlichen Zwecken: Trinkwasser, Naturschutz, Denkmalpflege – und Freizeit. Während große Gewässer wie der Oderteich oder die Okertalsperre bekannt und gut besucht sind, gibt es zahlreiche kleinere, teils unerschlossene Orte, die echten Geheimtipp-Charakter haben.
Geheime Badestellen mit Geschichte
Gräfingründer Teich – Legende mit Einschränkungen
Einst ein beliebter FKK-Spot, hat der Gräfingründer Teich bei Clausthal-Zellerfeld seinen Status als Badeparadies eingebüßt. Durch eine umstrittene Privatisierung der Uferzone wurde der Zugang weitgehend eingeschränkt. Zwar liegt der Teich idyllisch und abgeschieden, doch Baden ist heute nicht mehr offiziell gestattet. Dennoch ranken sich bis heute Geschichten um diesen Ort – nicht zuletzt, weil er einer der ältesten Stauteiche des Harzes ist.
Oberer Einersberger Teich – Zwischen Natur und Technik
Etwa zwei Kilometer außerhalb von Wildemann liegt dieser kleine, aber geschichtsträchtige Teich. Er ist Teil des sogenannten Einersberger Teichsystems und kann nur zu Fuß erreicht werden. Die Umgebung ist geprägt von einem Naturlehrpfad mit Infotafeln, die nicht nur über die Funktion des Wasserspeichers, sondern auch über die hier heimischen Tierarten wie den Edelkrebs informieren. Obwohl es keine ausgewiesene Badestelle gibt, wird das ruhige Wasser von Einheimischen im Sommer gern zum Schwimmen genutzt – auf eigene Verantwortung.
Oberer Haus-Herzberger Teich – Zwischen Geheimtipp und Infrastruktur
Mit Liegewiesen, Stegen, Toiletten und einer bewachten Badezone gehört dieser Waldteich zu den wenigen, die Naturerlebnis mit etwas Komfort verbinden. Der Zugang ist barrierefrei, der Damm historisch und eindrucksvoll – und auch Wanderer der „Harzer Wandernadel“ finden hier einen offiziellen Stempelpunkt. Kein klassischer Geheimtipp mehr, aber für Familien mit Kindern eine ideale Alternative zur überfüllten Okertalsperre.
Unbekannte Naturoasen für echte Entdecker
Ziegenberger und Hasenbacher Teiche – Idylle in Buntenbock
Dieses Teich-Duo ist eingebettet in den Wasserwanderweg Buntenbock. Wer gerne wandert, findet hier ein harmonisches Zusammenspiel aus Bewegung und Abkühlung. Die Teiche sind klein, naturbelassen und frei zugänglich. Parkplätze gibt es am Ortsrand, der Rest muss zu Fuß zurückgelegt werden. Die Ufer sind flach, es gibt wenig Infrastruktur – dafür aber auch kaum Besucher.
Silberteich – Das stille Juwel im Nationalpark
Inmitten des Nationalparks Harz liegt der Silberteich – eine stille Fläche, von Hochwald umgeben und reich an seltenen Pflanzenarten. Offiziell ist das Baden hier nicht erlaubt, doch wer am Rand verweilt, kann zumindest die Füße ins Wasser halten. Der Ort ist ein hervorragendes Beispiel für die Balance zwischen Naturschutz und Naherholung.
Bremer Teich – Geheimtipp mit Campingplatz
Südlich von Gernrode liegt dieser kleine, aber gepflegte Teich. Ursprünglich angelegt als Viehtränke, hat sich der Bremer Teich zu einem kleinen Freizeitcenter mit Campingplatz, Badesteg, Jugendherberge und Gastronomie entwickelt. Der Badesee ist öffentlich zugänglich, der Campingplatz familienfreundlich. Trotz dieser Angebote bleibt der Ort vergleichsweise ruhig – ideal für ein entspanntes Wochenende.
Besondere Wasserorte mit Mystik und Geschichte
Teufelsbäder bei Osterode – Karst, Quellen und Legenden
Die „Teufelsbäder“ sind ein System aus Quell- und Moorgewässern im Karstgestein. Das namensgebende „Teufelsloch“ ist eine türkisblau schimmernde Karstquelle, die laut Legende von Irrlichtern und Geistern bewohnt ist. Tatsächlich handelt es sich um ein sensibel geschütztes Naturdenkmal, das nicht betreten oder genutzt werden darf. Trotzdem lohnt sich ein Besuch – allein schon wegen der einzigartigen Atmosphäre.
„Ich hatte das Gefühl, ich betrete eine andere Welt – so still, so klar, so voller Leben. Aber auch voller Respekt“, berichtet eine Wanderin über ihren Besuch der Teufelsbäder.
Wildbaden: Zwischen Entspannung und Risiko
Das sogenannte Wildbaden – also das Baden in naturbelassenen Gewässern ohne Aufsicht – erlebt auch im Harz einen Aufschwung. Internationale Studien, unter anderem aus Großbritannien, zeigen, dass regelmäßiges Schwimmen in kaltem Wasser das Immunsystem stärkt, Entzündungen hemmt und das psychische Wohlbefinden verbessert.
Doch Wildbaden birgt auch Risiken: unbekannte Strömungen, steinige Böden, abrupte Temperaturwechsel. Gerade abgelegene Teiche ohne Infrastruktur können im Notfall problematisch werden. Daher gilt:
- Nie allein baden
- Wassertiefe und Untergrund vorher prüfen
- Bei Kälte nur langsam eintauchen
- Respekt gegenüber Natur und Tieren zeigen
Vergleich der versteckten Badeorte
Ort | Infrastruktur | Baden erlaubt? | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Gräfingründer Teich | Keine | Nein (Privatbesitz) | Historischer FKK-Ort, abgeschieden |
Oberer Einersberger Teich | Keine | Ja, auf eigene Gefahr | UNESCO-Gebiet, Infopfad, seltene Arten |
Haus-Herzberger Teich | Gut | Ja | Waldseebad, barrierefrei, familienfreundlich |
Ziegenberger & Hasenbacher | Keine | Ja | Kombinierbar mit Wanderweg |
Silberteich | Keine | Teilweise | Nationalpark, Biotop, seltene Pflanzen |
Bremer Teich | Camping, Badesteg | Ja | Familiär, ruhig, an Römerstraße |
Teufelsbäder | Keine | Nein | Karstquelle, mystisch, streng geschützt |
Harz abseits der Massen erleben
Wer sich abseits der großen Badeseen im Harz auf Entdeckungstour begibt, findet stille Wasserorte, die Geschichte und Natur miteinander verbinden. Viele dieser Plätze sind Teil des UNESCO-Wasserregals, andere wirken wie aus der Zeit gefallen. Der Respekt gegenüber der Natur steht dabei immer an erster Stelle. Für Wanderer, Ruhe-Suchende und Fans des Wildbadens bieten sie genau das, was man heute so selten findet: Entschleunigung.
Egal ob am stillen Einersberger Teich, beim Planschen im Bremer See oder auf einem meditativen Spaziergang zu den Teufelsbädern – die geheimen Badestellen im Harz zeigen, wie vielfältig und ursprünglich diese Region ist.