
Liebenburg im Harz
Bild exemplarisch
In der kleinen Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar ist der Schock nach dem nächtlichen Vandalismus auf dem Gelände des beliebten Outdoor-Fitnessparks noch spürbar. Doch trotz des angerichteten Schadens ist der Park inzwischen wieder zugänglich – zumindest eingeschränkt. Die schnelle Reaktion des Bauhofs und die öffentliche Anteilnahme haben das Thema zu einer überregionalen Diskussion gemacht: Wie sicher sind öffentlich zugängliche Fitnessanlagen wirklich, und welche Maßnahmen braucht es, um Vandalismus in Zukunft wirksam zu verhindern?
Mutwillige Zerstörung trifft offene Infrastruktur
In der Nacht zu Sonntag wurde der Outdoor-Fitnesspark an den Domänenteichen in Liebenburg Opfer gezielter Zerstörungswut. Verschiedene Trainingsgeräte, die aus Stahl und wetterfestem Kunststoff gefertigt sind, wurden mutwillig verbogen oder abgerissen. Wasserleitungen, die für die Bewässerung der umliegenden Grünflächen dienen, wurden beschädigt. Hinweistafeln, die Trainingsanleitungen für Sportler bieten, waren beschmiert oder aus ihrer Verankerung gerissen.
Die Gemeinde reagierte umgehend: Noch am Montagmorgen rückte der kommunale Bauhof an, sicherte lose Teile, räumte Scherben und Unrat beiseite und begann mit der Reparatur einzelner Stationen. „Die Schäden sind massiv, aber wir wollen das Angebot schnell wieder nutzbar machen“, hieß es aus dem Rathaus.
Sport unter freiem Himmel: Wieder in Teilen möglich
Inzwischen ist der Outdoor-Fitnesspark wieder zugänglich. Einige Geräte wurden vollständig repariert, bei anderen mussten Sicherheitsbereiche abgeriegelt werden. Die Nutzung ist somit eingeschränkt, aber grundsätzlich wieder möglich. Für viele Sportbegeisterte ein wichtiges Signal – denn der Park erfreut sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Insbesondere Menschen, die auf kostenlose Sportangebote angewiesen sind, profitieren vom offenen Zugang.
Einzelfall oder Teil einer beunruhigenden Serie?
Der Vorfall in Liebenburg reiht sich in eine wachsende Zahl ähnlicher Fälle im Harz ein. Allein in den letzten Monaten kam es zu mehreren gezielten Beschädigungen an Sport- und Freizeitflächen:
- Zerstörte Informationstafeln am Waldlehrpfad in Goslar
- Verbogene Tore auf einem öffentlich zugänglichen Bolzplatz in Bad Harzburg
- Beschädigte Sitzbänke und Abfalleimer in Kurparkanlagen von Braunlage
Die Behörden sprechen von einem „besorgniserregenden Trend“. Nicht nur der materielle Schaden – der sich je nach Fall auf mehrere tausend Euro belaufen kann – sei problematisch. Vielmehr werde das öffentliche Vertrauen in die Sicherheit kommunaler Angebote untergraben.
Polizei bittet um Hinweise
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet Zeugen, verdächtige Beobachtungen aus der Tatnacht zu melden. Konkrete Spuren gibt es bislang nicht. Die Behörden prüfen zudem, ob Zusammenhänge mit anderen Vandalenakten bestehen könnten. Auch Nachbargemeinden wurden sensibilisiert und um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten.
Reaktionen: „Die Volksseele kocht“
Die Empörung in Liebenburg ist groß. Viele Bürger äußern Unverständnis über die Tat. In sozialen Netzwerken wird teils heftig diskutiert. Zentrale Forderungen lauten:
„Wer öffentliche Angebote zerstört, zerstört das, was uns allen gehört.“
„Wenn Jugendliche das waren, brauchen wir endlich echte Angebote und keine Zäune.“
Auch Bürgermeister und Gemeindevertreter sehen Handlungsbedarf. Neben Prävention durch soziale Arbeit und Aufklärung wird auch über technische Lösungen diskutiert.
Überwachung: Lösung oder Symptom?
In mehreren Kommunen Niedersachsens wurden in den letzten Jahren bereits Videoüberwachungssysteme an neuralgischen Punkten installiert – etwa in Bahnhöfen oder an Parkanlagen. Neuere Ansätze sehen den Einsatz von Drohnen zur Kontrolle weitläufiger Areale vor, insbesondere bei Großveranstaltungen. Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen ist jedoch umstritten: Während sie eine abschreckende Wirkung entfalten können, warnen Datenschutzbeauftragte vor einem schleichenden Verlust an Freiheitsräumen.
Auch Bodycams bei kommunalem Sicherheitspersonal wurden in Niedersachsen getestet. Für Liebenburg könnten solche Mittel allerdings zu kostenintensiv sein. Alternativen wären Bewegungsmelder, beleuchtete Anlagen oder punktuelle Überwachung zur Nachtzeit.
Wie robust sind Outdoor-Fitnessgeräte?
Moderne Geräte für Calisthenics und funktionales Training sind grundsätzlich auf Langlebigkeit ausgelegt. Hersteller setzen auf rostfreie Edelstahleinheiten, vandalismussichere Verschraubungen und Materialien mit hoher Reißfestigkeit. Dennoch zeigen die Vorfälle: Absolute Sicherheit gibt es nicht. Besonders Geräte mit mechanischen Gelenken oder freistehende Tafeln gelten als anfällig.
Tipps zur vandalismussicheren Ausstattung
Maßnahme | Wirkung |
---|---|
Verankerung in Betonsockeln | Verhindert Umstoßen und Demontage |
QR-Code-Trainingsanleitung statt Tafeln | Reduziert Angriffsfläche für Vandalismus |
Modularer Geräteaufbau | Einzelteile leichter ersetzbar |
Engagement durch Bürger und Vereine
Vielerorts entstehen alternative Konzepte, bei denen Bürger Verantwortung übernehmen. In Dessau etwa betreibt der Verein „Ghettoworkout e.V.“ einen Fitnesspark gemeinschaftlich. Mitglieder pflegen die Geräte, organisieren Kurse und kümmern sich um Instandhaltung. Ein ähnliches Modell könnte auch im Harz denkbar sein – etwa durch Einbindung des Harz Clubs, der bislang vorrangig Wanderwege und Schutzhütten betreut.
Solche Ansätze stärken nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und das Verantwortungsbewusstsein für öffentliches Eigentum.
Auch Ablehnung ist Realität
Interessanterweise gibt es auch Kommunen, die sich bewusst gegen den Bau eines Fitnessparks entschieden haben. In Neumarkt-St. Veit etwa wurde das Projekt trotz positiver Rückmeldungen aus der Bevölkerung abgelehnt – aus Angst vor Vandalismus. Solche Fälle zeigen, wie sehr das Thema inzwischen politische Entscheidungen beeinflusst.
Fazit: Was jetzt zählt
Der Fall Liebenburg steht exemplarisch für eine größere Debatte um öffentlichen Raum, gemeinschaftliches Eigentum und Sicherheit. Outdoor-Fitnessanlagen sind ein Gewinn für die Gesundheit, aber auch ein Gradmesser für das soziale Miteinander. Ihre Pflege und der Schutz vor Zerstörung können nicht allein Aufgabe von Polizei und Kommune sein. Gefordert ist eine breite gesellschaftliche Allianz, die von Aufklärung über Technik bis hin zu Ehrenamt reicht.
Der nächste Schritt in Liebenburg könnte nun die Gründung eines Unterstützerkreises sein – um zu zeigen: Dieser Park gehört uns allen, und wir passen darauf auf.