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Förderzusage für E-Busse: Goslar startet in die grüne Mobilitätszukunft

Goslar im Harz

Die Stadt Goslar macht einen weiteren großen Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität. Mit der Zusage neuer Fördermittel wird die Elektrifizierung der städtischen Busflotte konsequent fortgesetzt. Bis Ende 2027 sollen rund 44 Prozent aller Stadtbusse elektrisch betrieben werden. Diese Entwicklung ist Teil eines überregionalen Förderprogramms und wird von einer umfassenden Strategie zur Verbesserung des Nahverkehrs begleitet. Der nachfolgende Bericht liefert alle Hintergründe, beleuchtet Perspektiven und geht auch auf kritische Stimmen ein.

Gemeinsame Initiative dreier Verkehrsbetriebe

Die neue Förderung ist Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Stadtbus Goslar GmbH, der Verdener Verkehrsgesellschaft (VVG) und der Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig (KVG). Gemeinsam konnten sie sich Fördermittel für insgesamt zwölf neue E-Busse sichern. Auf Goslar entfallen davon vier Solobusse, deren Einsatz in den Jahren 2026 und 2027 geplant ist.

Mit einem Gesamtfördervolumen von rund 5,8 Millionen Euro ist dies eine der größten Investitionen in emissionsfreie Mobilität, die die Region in den vergangenen Jahren erlebt hat. Goslar erhält davon rund 1,6 Millionen Euro. Die Finanzierung stammt zu 30 Prozent aus Mitteln des Landes Niedersachsen und zu weiteren 40–60 Prozent aus EU-Fördermitteln (EFRE-Topf).

Strategische Bedeutung für Goslar

Die Stadt hat sich seit 2020 kontinuierlich für mehr Klimaschutz im Nahverkehr eingesetzt. Bereits seit mehreren Jahren sind drei vollelektrische Busse im Stadtgebiet im Einsatz. Mit den neuen Fahrzeugen wächst die Flotte weiter, sodass bis Ende 2027 beinahe jeder zweite Stadtbus elektrisch betrieben wird.

Dieser Ausbau wird ergänzt durch Investitionen in Ladeinfrastruktur: Die Stadtwerke Goslar haben rund 350.000 Euro in ein modernes Ladesystem investiert. Der hierfür genutzte Strom stammt vollständig aus erneuerbaren Energien, ein Großteil davon wird auf dem eigenen Depotdach durch eine Bürger-Photovoltaik-Anlage produziert.

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Technische Ausstattung und Reichweite

Die bereits eingesetzten Fahrzeuge vom Typ VDL Citea SLF 120 Electric erreichen Reichweiten von bis zu 300 Kilometern mit einer Batterieladung. Sie verfügen über USB-Ladepunkte, barrierefreie Einstiege sowie modernste Komforttechnik. Die neuen Solobusse sollen nach aktuellem Planungsstand vergleichbare Standards aufweisen.

Einbindung in eine größere Verkehrsstrategie

Die Förderung der E-Busse erfolgt nicht isoliert, sondern ist Bestandteil eines umfassenden Umbaus des städtischen Verkehrsangebots. So wird ab Dezember 2025 ein überarbeitetes Liniennetz eingeführt. Es sieht eine engere Taktung, eine bessere Abendanbindung und eine stärkere Zentrierung auf den Hauptbahnhof vor.

In die Planung wurden Bürgerinnen und Bürger aktiv einbezogen: In Online-Befragungen, Workshops und Beiräten konnten sie ihre Wünsche und Bedürfnisse einbringen. Auch die Schulen und Fahrgastverbände waren Teil des Prozesses, was die Akzeptanz für die Veränderungen stärken soll.

Kritik: Förderpolitik benachteiligt kleinere Betreiber

So positiv die Entwicklung in Goslar auch aufgenommen wird, sie findet vor dem Hintergrund einer ungleichen Förderpolitik statt. Bundesmittel für E-Busse sind stark zurückgegangen. Laut Branchenverbänden wie dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) erhalten nur große Unternehmen oder Städte mit geringen Elektrifizierungsquoten neue Zuschüsse.

“Wer früh auf E-Mobilität gesetzt hat, wird heute abgestraft”. “Kleinere Betreiber wie Goslar haben es schwer, weil sie mit Landes- und EU-Mitteln haushalten müssen, während andere auf umfangreiche Bundesmittel zurückgreifen können.”

Auch Goslar erhielt zuletzt keine neue Bundesförderung mehr, sondern muss sich auf Landesmittel und EU-Gelder verlassen. Diese Situation bringt Unsicherheiten bei der Planung weiterer Investitionen mit sich, da Anträge zeitaufwendig und bürokratisch sind.

Reaktionen aus der Bevölkerung

Die Einführung der E-Busse wird in der Bevölkerung überwiegend positiv aufgenommen. Bürger loben den leisen Betrieb, die geringeren Emissionen und die moderne Ausstattung. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen, vor allem im Hinblick auf die Zuverlässigkeit einzelner Linien.

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So beklagten Eltern im Landkreis Goslar zuletzt, dass Schüler auf bestimmten Linien (z. B. 821, 822) nicht regelmäßig mitgenommen werden. Fahrten fielen aus oder Busse kamen zu früh. Die Harz-Bus GmbH, die im ländlichen Raum fährt, kündigte daraufhin Gespräche mit Elternbeiräten an, um die Situation zu verbessern.

Umweltvorteile auf einen Blick

Die ökologischen Effekte der neuen Busse lassen sich klar beziffern. Pro E-Bus können jährlich rund 20.000 Liter Diesel und etwa 50 Tonnen CO₂ eingespart werden. Damit leistet die Stadt einen konkreten Beitrag zur Erreichung ihrer Klimaziele.

Aspekt Dieselbus E-Bus
CO₂-Ausstoß pro Jahr ca. 55.000 kg ca. 5.000 kg
Kraftstoffverbrauch pro Jahr ca. 22.000 Liter Diesel ca. 50.000 kWh Strom
Lärmpegel 70–80 dB 50–60 dB

Innovationspotenzial: Noch ungenutzte Technologien

In der Region Braunschweig wurden bereits Pilotversuche mit induktiver Ladetechnologie durchgeführt. Ein dort getesteter E-Bus konnte berührungslos an Haltestellen geladen werden. Für Goslar ist dieses Modell aktuell kein Thema, es könnte jedoch mittelfristig eine Rolle spielen, wenn neue Ladekonzepte wirtschaftlicher werden.

Auch smarte Lade- und Fahrplansteuerungssysteme aus aktuellen Forschungsprojekten könnten künftig helfen, das Stromnetz zu entlasten und den Einsatz der Fahrzeuge noch effizienter zu gestalten. Bisher sind solche Innovationen jedoch nicht in den kommunalen Planungen verankert.

Ausblick: Goslar als Modellstadt für E-Mobilität?

Goslar zeigt eindrucksvoll, wie auch kleinere Städte große Schritte in Richtung nachhaltiger Mobilität gehen können – trotz ungleicher Förderbedingungen und struktureller Hürden. Die geplante Integration weiterer Fahrzeuge, der Ausbau der Infrastruktur und die aktive Einbindung der Bevölkerung schaffen eine stabile Basis für eine erfolgreiche Mobilitätswende.

Gleichzeitig wird deutlich, dass politische Rahmenbedingungen dringend angepasst werden müssen. Eine gerechtere Verteilung von Fördermitteln, mehr Planungssicherheit für Kommunen und die Integration innovativer Technologien könnten die Umstellung auf E-Mobilität deutlich beschleunigen.

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Fazit

Die Förderzusage für vier neue E-Busse ist für Goslar weit mehr als nur eine technische Aufrüstung. Sie steht exemplarisch für eine Strategie, die Klima- und Bürgerinteressen gleichermaßen berücksichtigt. Der Weg zur emissionsfreien Stadt ist damit zwar noch nicht abgeschlossen, aber ein entscheidender Abschnitt ist geschafft. Wenn es gelingt, auch strukturelle Probleme wie ungleiche Förderverteilung oder Linienunzuverlässigkeit zu lösen, könnte Goslar zu einem Vorbild für viele Mittelstädte in Deutschland werden.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.