Bad Harzburg

Lehrermangel im Harz: Wie gut ist die Unterrichtsversorgung in Bad Harzburg wirklich?

Bad Harzburg – Die Diskussion um die Unterrichtsversorgung an deutschen Schulen nimmt weiter an Fahrt auf. Auch in Bad Harzburg stellt sich die Frage: Wie gut ist der Unterricht aktuell abgesichert? Neue Zahlen und Stimmen aus der Region zeichnen ein differenziertes Bild – zwischen personellen Engpässen und stabiler Grundversorgung.

Aktuelle Lage in Bad Harzburg: Überdurchschnittliche Versorgung trotz Druck

Die Unterrichtsversorgung in Bad Harzburg wird im Schuljahr 2025/26 von Verantwortlichen vor Ort als „stabil“ eingeschätzt. Trotz bundesweit angespannter Lage gelingt es der Kurstadt im nördlichen Harzvorland, eine Versorgung sicherzustellen, die über dem niedersächsischen Durchschnitt liegt. Während das Land Niedersachsen im landesweiten Schnitt auf rund 96,9 % Unterrichtsversorgung kommt, liegt Bad Harzburg mit einem höheren Deckungsgrad leicht über diesem Wert.

Diese überdurchschnittliche Quote bedeutet jedoch nicht, dass es vor Ort keine Herausforderungen gäbe. Einzelne Fächer – insbesondere Physik und Mathematik – sind nur schwer besetzbar, was zu einer stärkeren Belastung der vorhandenen Lehrkräfte führt. Hinzu kommen wachsende Anforderungen durch Inklusion, Ganztagsbetreuung und Sprachförderung.

Lehrermangel: Ein strukturelles Problem mit regionalen Ausprägungen

Stadt-Land-Gefälle verschärft die Situation

Ein zentrales Problem, das viele Schulen in der Region Harz – auch in Bad Harzburg – betrifft, ist die geografische Lage. Während viele Bewerber:innen gezielt nach Stellen in Städten suchen, bleiben ländlich geprägte Schulstandorte bei Ausschreibungen oft unberücksichtigt. Dies bestätigen auch Stimmen aus sozialen Medien wie dem Lehrerforum auf Reddit: „Location ist alles, Lehrermangel hauptsächlich auf dem Land.“

So entstehen paradoxe Situationen: In städtischen Regionen erreichen Gymnasien Versorgungsquoten von über 100 %, während Haupt-, Ober- und Förderschulen in ländlichen Gebieten teilweise nur auf 90–91 % kommen.

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Demografische Trends und Schulstruktur vor Ort

In Bad Harzburg und Umgebung hat sich in den letzten Jahren die Einwohnerstruktur verändert. Junge Familien sind zugezogen, unter anderem durch neue Wohnbaugebiete und touristische Investitionen. Dies sorgt für eine stabile bis leicht steigende Schülerzahl. Vor allem Grundschulen profitieren aktuell davon, während Sekundarschulen in den kommenden Jahren mehr Nachfrage erwarten könnten.

Die Oberschule „Schule an der Deilich“ als zentrale Einrichtung in Bad Harzburg verzeichnet über 400 Schüler:innen. Hier berichten Lehrkräfte von moderater Auslastung, allerdings auch von Problemen bei der Vertretung erkrankter Kolleg:innen – gerade in den Mangelfächern.

Die Ursachen des Lehrermangels: Rückblick auf verfehlte Schulpolitik

Die Gründe für den anhaltenden Lehrermangel sind vielfältig – und reichen weit zurück. Ein Gastbeitrag auf einem bekannten Lehrerportal fasst es treffend zusammen:

„Vier Jahrzehnte verfehlte Schulpolitik haben zu dem geführt, was wir heute erleben: Einstellungsstopps, weggefallene Zulagen, überforderte Kollegien. All das hat die Attraktivität des Lehrerberufs systematisch untergraben.“

Insbesondere in den 1980er- und 1990er-Jahren wurden laut Bildungsexperten wichtige Weichen falsch gestellt. Der daraus resultierende Mangel an qualifiziertem Nachwuchs wirkt sich heute auf alle Schulformen aus.

Quereinstieg, Teilzeit, Vertretungen: Was das Land unternimmt

Um den Lehrkräftemangel abzumildern, setzt das Land Niedersachsen auf eine Reihe von Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem:

  • Verstärkter Einsatz von Quereinsteiger:innen mit fachlicher Ausbildung
  • Flexibilisierung von Teilzeitregelungen zur Erhöhung der Stundenkontingente
  • Verlängerte Verträge für pensionierte Lehrkräfte
  • Förderung von Studien- und Referendariatsprogrammen
  • Einbindung von Lehramtsstudierenden als Vertretungskräfte

Besonders kritisch wird jedoch der Wegfall von rund 2.400 unterstützenden pädagogischen Mitarbeitenden im Rahmen des „Startklar“-Corona-Hilfsprogramms gesehen. Diese Kräfte hatten viele Lehrkräfte entlastet – ihr Fehlen wird nun besonders in heterogenen Lerngruppen spürbar.

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Schulformen im Vergleich: Wer ist besonders betroffen?

Die Unterrichtsversorgung unterscheidet sich stark je nach Schulform. Eine Übersicht zeigt die Verteilung in Niedersachsen zum Schuljahr 2024/25:

Schulform Durchschnittliche Unterrichtsversorgung
Gymnasien Über 100 %
Grundschulen 98 %
Oberschulen Ca. 94–95 %
Förderschulen 90,8 %
Berufsschulen Schwankend je nach Region

Gerade in den Förderschulen ist die Situation dramatisch. Lehrkräftemangel dort führt nicht nur zu Unterrichtsausfällen, sondern auch zu einer schlechteren individuellen Förderung von Schüler:innen mit besonderem Bedarf.

Ein realistischer Ausblick: Was kommt auf Bad Harzburg zu?

Die mittelfristige Entwicklung bleibt schwierig. Experten erwarten erst ab 2027 eine leichte Entspannung der Versorgungssituation. Bis dahin könnten sich die Engpässe in bestimmten Fächern weiter verschärfen. Ein Hoffnungsschimmer: Die Zahl der Lehramtsstudierenden ist seit 2023 wieder leicht gestiegen. Zudem zeigen sich viele junge Menschen offen für Quereinstiege – sofern diese strukturell besser unterstützt werden.

Für Bad Harzburg bedeutet das: Die Stadt hat aktuell eine komfortablere Situation als viele andere Gemeinden im Harz. Dennoch ist das System fragil. Schon kleinere Veränderungen – etwa erhöhte Krankenstände oder Pensionierungen – können die Unterrichtsversorgung spürbar beeinträchtigen.

Antworten auf häufige Nutzerfragen

Wie hoch ist die Unterrichtsversorgung in Bad Harzburg aktuell?

Sie liegt leicht über dem niedersächsischen Durchschnitt von 96,9 % und wird als stabil bewertet – bei vereinzelten personellen Engpässen in bestimmten Fächern.

Welche Schulformen sind in Niedersachsen am stärksten vom Lehrermangel betroffen?

Am stärksten betroffen sind Haupt-, Ober- und Förderschulen. Gymnasien und Grundschulen kommen besser weg, insbesondere in städtischen Regionen.

Was unternimmt Niedersachsen gegen den Lehrkräftemangel?

Das Land setzt auf Quereinsteiger:innen, verlängerte Teilzeitmodelle, Einstellung von pensionierten Kräften und den Einsatz von Lehramtsstudierenden in Vertretungsrollen.

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Warum gibt es in ländlichen Regionen wie dem Harz größere Probleme?

Bewerber:innen bevorzugen tendenziell Städte. Ländliche Schulen haben es schwerer, Personal zu gewinnen und langfristig zu halten.

Welche Auswirkungen hat der Wegfall der Corona-Hilfskräfte?

Rund 2.400 befristete pädagogische Unterstützungsstellen laufen aus. Das erhöht die Belastung für Lehrer:innen und erschwert individuelle Förderung.

Fazit

Die Unterrichtsversorgung in Bad Harzburg ist – Stand 2025 – solide, aber nicht krisenfest. Zwar profitiert die Stadt von ihrer Lage, der Schulstruktur und dem Engagement der Lehrkräfte. Doch der Lehrkräftemangel bleibt auch hier ein strukturelles Problem mit tiefen Wurzeln. Nur durch nachhaltige Maßnahmen, attraktivere Arbeitsbedingungen und gezielte Nachwuchsförderung wird sich langfristig eine echte Verbesserung erzielen lassen. Für Eltern, Schüler:innen und Schulen heißt das: Wachsam bleiben – und hoffen, dass die Unterrichtsversorgung auch in Zukunft kein Glücksfall bleibt, sondern zur verlässlichen Regel wird.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.