
Magdeburg. Hundekot auf Gehwegen, Spielplätzen oder in Parks sorgt in Sachsen-Anhalt zunehmend für Ärger. Nun will das Land offenbar strenger durchgreifen: Mehr Kontrollen, höhere Bußgelder und eine klare Verantwortung der Kommunen stehen im Raum. Doch wie weit ist die Umsetzung tatsächlich, und was sagen Experten sowie Bürger dazu?
Hundekot als wachsendes Problem im öffentlichen Raum
Kommunen klagen über steigende Verschmutzung
Wer durch Magdeburg, Halberstadt oder Aschersleben spaziert, stößt immer häufiger auf ein altbekanntes Ärgernis: Hundekot auf Gehwegen oder Grünflächen. Besonders in städtischen Parks und auf Spielplätzen ist das Problem sichtbar – und sorgt für Unmut bei Anwohnern und Familien. Die Stadt Magdeburg spricht inzwischen von „zahlreichen Bürgerbeschwerden“ pro Monat.
Die Stadtverwaltung hat reagiert: Laut ihrer Ordnungsverordnung müssen Hundebesitzer den Kot ihrer Tiere „unverzüglich“ beseitigen und ordnungsgemäß entsorgen. Rund 2.800 Papierkörbe und über 100 Hundetoiletten stehen in der Landeshauptstadt zur Verfügung. Doch trotz dieser Infrastruktur bleibt die Zahl der Verstöße hoch.
Was droht, wenn Hundekot nicht entfernt wird?
In Sachsen-Anhalt existiert bislang kein landesweit einheitlicher Bußgeldkatalog für Hundekot. Während in Magdeburg Bußgelder bis zu 100 Euro möglich sind, hat Aschersleben eine Spanne zwischen 50 und 300 Euro festgelegt. Andere Gemeinden verweisen auf eine „Einzelfallentscheidung“. Die Unklarheit führt dazu, dass viele Hundehalter gar nicht wissen, welche Strafe ihnen tatsächlich droht.
Frage: Wie hoch kann das Bußgeld sein, wenn ich in Sachsen-Anhalt den Hundekot nicht beseitige?
Antwort: Je nach Kommune zwischen 50 und 300 Euro. In Magdeburg liegt die Obergrenze bei 100 Euro, in Aschersleben kann es teurer werden.
Fehlende Einheitlichkeit: Warum jede Stadt anders reagiert
Kommunale Eigenverantwortung statt Landesgesetz
Das Hundegesetz des Landes Sachsen-Anhalt (HundeG LSA) regelt vor allem Gefahrenabwehr, Leinenpflicht und Haltung gefährlicher Hunde – nicht aber konkret die Entsorgung von Hundekot. Damit bleibt es den Städten und Gemeinden überlassen, eigene Verordnungen zu erlassen. Das führt zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen.
In Halberstadt beispielsweise wird betont, dass die Höhe des Bußgelds „nach den Umständen des Einzelfalls“ bemessen wird. Damit kann der Betrag je nach Schwere und Häufigkeit variieren. Einige Kommunen arbeiten zudem mit Verwarnungen, bevor sie Strafen aussprechen.
Verfolgung kaum möglich – Bußgelder selten verhängt
Wie eine dpa-Umfrage zeigt, werden Verstöße in der Praxis kaum geahndet. Nur wer „auf frischer Tat ertappt“ wird, kann belangt werden. In vielen Fällen fehlt der Nachweis, wer den Kot tatsächlich liegen gelassen hat. Ein Verwaltungsmitarbeiter erklärt: „Das Problem ist nicht das Gesetz, sondern die Beweisbarkeit.“
Die Einnahmen aus Bußgeldern seien im Vergleich zu anderen Ordnungswidrigkeiten verschwindend gering. Kommunen berichten, dass die Kosten für Reinigung und Kontrolle meist deutlich höher sind als die Bußgelder selbst einbringen.
Öffentlicher Druck wächst – Forderungen nach strengeren Kontrollen
Soziale Medien als Verstärker des Ärgers
In Facebook-Gruppen wie der „Magdeburger Volksstimme“ häufen sich Beschwerden über verschmutzte Wege und Spielplätze. Nutzer fordern „endlich mehr Kontrollen“ und „Bußgelder, die wehtun“. Ein Beitrag kommentiert: „Wenn man wüsste, dass es 500 Euro kostet, würde keiner mehr einfach weiterlaufen.“
Auch in Foren wie gutefrage.net zeigen sich Frust und Ratlosigkeit. Viele fragen: „Was soll ich tun, wenn ich sehe, dass jemand den Haufen liegen lässt?“ Die Antwort: In der Theorie könne man den Verstoß beim Ordnungsamt melden – in der Praxis bleibe es oft folgenlos.
DNA-Tests als mögliche Lösung?
In Online-Diskussionen, etwa auf Reddit, wird sogar über eine „Poop-DNA-Datenbank“ für Hunde gesprochen. Länder wie Spanien oder Italien haben solche Systeme bereits erprobt, um die Verursacher eindeutig zu identifizieren. In Deutschland wird diese Idee jedoch wegen Datenschutz und Kosten skeptisch gesehen.
Mehr als nur Strafen: Prävention und Infrastruktur entscheidend
Das Umweltbundesamt warnt vor zu einseitiger Sanktionspolitik
Laut einem Bericht des Umweltbundesamtes lässt sich das Problem nicht allein durch Bußgelder lösen. Fehlende Beutelspender und unzureichende Entsorgungsmöglichkeiten sind vielerorts der eigentliche Grund für liegengebliebene Haufen. Das Amt plädiert für eine Kombination aus Aufklärung, Ausstattung und sozialer Verantwortung.
Dazu gehören etwa sogenannte „Raumpatenschaften“: Vereine oder Bürger übernehmen Verantwortung für bestimmte Flächen und tragen so aktiv zur Sauberkeit bei. Das fördert soziale Kontrolle und wirkt langfristig besser als reine Strafen.
Internationale Beispiele zeigen Wirkung
Ein Blick ins Ausland verdeutlicht: Städte, die Hundekotstationen und regelmäßige Kontrollen kombinieren, erzielen spürbare Verbesserungen. In Lyon werden jährlich rund 40 Tonnen Hundekot eingesammelt – die Kosten belaufen sich auf mehrere hunderttausend Euro. Doch seit der Einführung von Informationskampagnen und besseren Entsorgungssystemen sank die Zahl der Beschwerden deutlich.
Frage:
Wer ist in Sachsen-Anhalt dafür verantwortlich, Hundekotbeutel und Hundetoiletten aufzustellen?
Antwort: Die jeweiligen Kommunen. In Magdeburg etwa kümmert sich die Stadtverwaltung um rund 2.800 Papierkörbe und 100 Hundetoiletten. In kleineren Gemeinden hängt das Angebot von den finanziellen Mitteln ab.
Rechtliche und gesellschaftliche Dimension
Warum Hundekot mehr ist als ein Ärgernis
Hundekot stellt nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein gesundheitliches Problem dar. Krankheitserreger wie Spulwürmer oder Bakterien können über den Kot in den Boden und schließlich in Spielplätze gelangen. Besonders Kinder sind hier gefährdet. Umweltmediziner warnen seit Jahren vor den Folgen mangelnder Hygiene im öffentlichen Raum.
Darüber hinaus geht es um das gesellschaftliche Miteinander. Wer den Kot seines Hundes nicht beseitigt, gefährdet das Image aller Hundehalter. Laut einer Studie des Umweltbundesamts trägt Sauberkeit in Städten erheblich zum Sicherheitsgefühl der Bewohner bei – ein Punkt, der in Sachsen-Anhalt zunehmend in den Fokus rückt.
Kommunale Aufklärungskampagnen zeigen Wirkung
Einige Städte in Sachsen-Anhalt setzen inzwischen auf Aufklärung statt Strafe. Plakate, Radiospots und Social-Media-Kampagnen werben für verantwortungsbewusstes Verhalten. Slogans wie „Dein Hund, dein Haufen – dein Beutel“ sollen auf einfache Weise Bewusstsein schaffen.
Frage:
Kann ich in Sachsen-Anhalt Bußgelder bekommen, wenn ich den Hund zwar an der Leine führe, aber den Kot danach nicht entferne?
Antwort: Ja. Die Leinenpflicht entbindet nicht von der Entsorgungspflicht. Wer den Kot liegen lässt, begeht eine Ordnungswidrigkeit – unabhängig davon, ob der Hund angeleint war oder nicht.
Was kommt jetzt auf Hundehalter in Sachsen-Anhalt zu?
Diskussion über einheitliche Bußgelder
Mehrere Kommunen im Land haben das Thema mittlerweile in ihre Stadträte eingebracht. Diskutiert wird eine landesweite Vereinheitlichung der Bußgeldhöhen sowie die Einführung fester Kontrollzeiten. Dabei sollen Mitarbeiter des Ordnungsamtes gezielt in stark frequentierten Gebieten Streife laufen.
Ein Sprecher einer Stadtverwaltung erklärt: „Es geht nicht um Schikane, sondern um Rücksichtnahme. Wer seinen Hund liebt, übernimmt auch Verantwortung.“ Eine einheitliche Regelung könnte nicht nur Klarheit schaffen, sondern auch die Akzeptanz unter Hundehaltern erhöhen.
Frage:
Gibt es Diskussionen über höhere Bußgelder oder strengere Kontrollen gegen Hundekot in Sachsen-Anhalt?
Antwort: Ja. Mehrere Städte wie Aschersleben oder Magdeburg diskutieren aktuell über strengere Maßnahmen und höhere Bußgelder. Eine landesweite Neuregelung ist bisher aber nicht beschlossen.
Bürgerbeteiligung und digitale Meldesysteme
Einige Kommunen testen digitale Meldesysteme, mit denen Bürger Verschmutzungen direkt per App oder Online-Formular melden können. Diese Meldungen fließen in den Reinigungsplan der Stadtreinigung ein. Solche Systeme sollen das Meldeverfahren vereinfachen und Transparenz schaffen.
Ausblick auf die kommenden Monate
Wie sich Sachsen-Anhalt auf eine einheitliche Lösung zubewegt
Die Landespolitik beobachtet die Entwicklung aufmerksam. Nach Angaben aus Kreisen des Innenministeriums wird geprüft, ob eine Vereinheitlichung der Bußgelder sinnvoll wäre. Auch eine landesweite Informationskampagne könnte folgen, um Bewusstsein zu schaffen und Prävention zu stärken. Experten betonen, dass Sanktionen allein nicht ausreichen, sondern flankierende Maßnahmen nötig sind – von der Infrastruktur bis zur Erziehung der Tierhalter.
Öffentliche Meinung bleibt gespalten
In sozialen Netzwerken zeigt sich ein gemischtes Bild: Während viele Bürger härtere Strafen befürworten, warnen andere vor einer „Bußgeldmentalität“. Einige Hundehalter fühlen sich pauschal verdächtigt, obwohl sie sich korrekt verhalten. Der Wunsch nach klaren, aber fairen Regeln zieht sich jedoch durch alle Diskussionen.
Am Ende zählt das gemeinsame Ziel
Ob über Bußgelder, Kontrollen oder Kampagnen – die Sauberkeit in Sachsen-Anhalts Städten ist ein Thema, das Bürger, Politik und Verwaltung gleichermaßen betrifft. Klar ist: Je mehr Menschen Verantwortung übernehmen, desto lebenswerter wird der öffentliche Raum. Und vielleicht braucht es am Ende nicht nur schärfere Gesetze, sondern vor allem ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass jeder Spaziergang mit dem Hund auch ein Stück gelebter Rücksichtnahme ist.







