Sachsen-Anhalt

Trauer und Solidarität: Sachsen-Anhalt gedenkt getöteter 47-Jähriger

Weißenfels – Eine Stadt steht unter Schock. Nach der tödlichen Gewalttat an einer 47-jährigen Frau versammelten sich rund 100 Menschen in Weißenfels, um ihr zu gedenken und ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Die bewegende Veranstaltung fand an der Roten Bank vor dem Rathaus statt – einem Symbol, das für viele Bürgerinnen und Bürger längst mehr als nur eine Sitzgelegenheit ist.

Ein Tatabend, der alles veränderte

Am späten Abend des 9. August ereignete sich in einem Mehrfamilienhaus am Röntgenweg in Weißenfels ein Verbrechen, das weit über die Stadtgrenzen hinaus Entsetzen auslöste. Ein 44-jähriger Mann soll seine Partnerin mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und ihre Kleidung angezündet haben. Schwer verletzt wurde die Frau ins Krankenhaus gebracht, wo sie am 15. August verstarb. Der Verdächtige befindet sich seitdem in Untersuchungshaft und schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Die Staatsanwaltschaft Naumburg bestätigte, dass eine Obduktion angeordnet wurde, um die genaue Todesursache festzustellen. Ein Unfall wurde von den Ermittlungsbehörden ausgeschlossen. Über das mögliche Motiv schweigt man derzeit noch. Diese Zurückhaltung unterstreicht, wie komplex und sensibel die Ermittlungen in Fällen sind, die in den Bereich häuslicher Gewalt und geschlechtsspezifischer Gewalt fallen.

Warum wird in Weißenfels an die angezündete 47-Jährige erinnert?

Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. Zum einen wollten Angehörige, Nachbarn und Mitbürgerinnen der Frau ein Zeichen des Mitgefühls setzen. Zum anderen ging es darum, ihr öffentlich die Würde zurückzugeben – eine Würde, die ihr durch den brutalen Tod entrissen wurde. Wie Katja Henze, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, bei der Veranstaltung betonte: „Wir müssen zeigen, dass Gewalt in den eigenen vier Wänden kein Tabu ist und dass wir nicht wegsehen.“

Die Gedenkveranstaltung vor der Roten Bank

Am 22. August, wenige Tage nach dem Tod der Frau, organisierten das Frauenhaus Weißenfels und die städtische Gleichstellungsbeauftragte eine Gedenkfeier. Rund 100 Menschen folgten dem Aufruf. Der Ort war bewusst gewählt: die Rote Bank vor dem Rathaus. Sie ist seit Jahren ein Symbol gegen Gewalt an Frauen und soll Betroffene ermutigen, ihre Stimmen zu erheben.

„Es geht darum, der Frau die Würde zurückzugeben“, erklärte Birgit Peterz, Leiterin des Frauenhauses. Die Anwesenden legten Blumen nieder, hielten inne und setzten damit ein sichtbares Zeichen gegen das Schweigen, das solche Taten oft begleitet.

Was symbolisiert die Rote Bank in Weißenfels?

Die Rote Bank ist mehr als ein Mahnmal – sie ist Teil einer internationalen Bewegung. Ursprünglich in Italien unter dem Namen „La Panchina Rossa“ ins Leben gerufen, wurde sie in vielen Städten Europas aufgestellt. In Weißenfels gibt es mittlerweile zwei dieser Bänke, die Menschen regelmäßig zu Gesprächen, Gedenkveranstaltungen und Aktionen gegen Gewalt an Frauen zusammenbringen. 2024 wurde in Tagewerben, einem Ortsteil von Weißenfels, eine zweite Rote Bank eingeweiht. Damit wird die Symbolik auch in die umliegenden Gemeinden getragen.

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Wer hat die Gedenkveranstaltung organisiert?

Das Gedenken wurde vom Frauenhaus Weißenfels in enger Zusammenarbeit mit der städtischen Gleichstellungsbeauftragten Katja Henze ausgerichtet. Beide Institutionen haben in der Vergangenheit immer wieder auf die hohe Zahl von Gewalttaten in Partnerschaften hingewiesen und fordern mehr Schutzangebote sowie ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein. Unterstützt wurden sie von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Solidarität zeigten.

Die Stimmen der Bevölkerung

Auf sozialen Medien zeigten sich viele Weißenfelserinnen und Weißenfelser erschüttert. Unter dem Hashtag #Femizid wurden bundesweit Kommentare geteilt, die den Fall in einen größeren Kontext stellten. In Foren und Kommentarspalten wurde auch kritisch über Begriffe diskutiert: Ist es ein „Beziehungsdrama“ oder ein klarer „Femizid“? Viele Aktivistinnen betonten, dass eine beschönigende Sprache das Problem verharmlosen würde. Der Diskurs um die richtige Einordnung von Gewaltverbrechen ist damit erneut in den Mittelpunkt gerückt.

Wie viele Menschen nahmen am Gedenken teil?

Nach Angaben der Stadtverwaltung nahmen rund 100 Menschen an der Gedenkfeier teil. Für eine Stadt wie Weißenfels mit knapp 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das ein bemerkenswertes Signal. Die große Anteilnahme zeigte, dass die Tat nicht als Einzelfall betrachtet wird, sondern als Beispiel für ein gesellschaftliches Problem, das viele bewegt.

Hintergrund: Gewalt gegen Frauen in Zahlen

Die Tat von Weißenfels steht in einer beunruhigenden Reihe von Gewaltverbrechen gegen Frauen in Deutschland. Laut Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2023 insgesamt 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten. 360 davon wurden getötet, und in über 80 Prozent der Fälle standen die Täter in einer Beziehung zum Opfer. Diese erschütternden Zahlen machen deutlich, dass Gewalt in Partnerschaften keine Seltenheit ist, sondern eine gesellschaftliche Realität.

Besonders gefährlich ist die Phase der Trennung. Fachverbände wie der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) weisen immer wieder darauf hin, dass gerade dann das Risiko tödlicher Gewalt steigt. Ein einfacher Rat wie „Trenn dich doch“ kann daher sogar lebensgefährlich sein, wenn keine Schutzmaßnahmen greifen.

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Was ist bekannt über die Tat in Weißenfels?

Nach bisherigen Ermittlungen ereignete sich die Tat am 9. August gegen 23:15 Uhr in einer Wohnung in Weißenfels. Der Tatverdächtige soll seine Partnerin mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und ihre Kleidung in Brand gesetzt haben. Der Mann wurde am Folgetag nach einer Fahndung festgenommen. Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft, verweigert jedoch die Aussage. Eine Anklage steht noch aus, die Ermittlungen laufen weiter.

Regionale Initiativen und Hilfsangebote

Weißenfels und der Burgenlandkreis arbeiten derzeit am Neubau eines modernen Frauenhauses. Dieses soll barrierefrei sein und mehr Kapazitäten bieten als die bisherige Einrichtung. Allerdings kam es durch einen Wasserschaden zu Verzögerungen, sodass sich die Fertigstellung ins Jahr 2025 verschieben könnte. Die Notwendigkeit ist unbestritten: Plätze in Frauenhäusern sind bundesweit knapp, und der Bedarf steigt stetig.

Bundesweit können Betroffene das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr erreichen. Der Service ist anonym, kostenfrei und in vielen Sprachen verfügbar.

Was wollen die Veranstalter mit dem Gedenken erreichen?

Das Ziel war es, Mitgefühl zu zeigen, die Dimension von Gewalt sichtbar zu machen und Druck auf Politik und Gesellschaft auszuüben. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Gewalt in den eigenen vier Wänden als privates Problem angesehen wird“, sagte eine Rednerin. Die Organisatoren betonten, dass jede Frau ein Recht auf Sicherheit hat – in der Öffentlichkeit wie auch im eigenen Zuhause.

Politischer Rahmen: Ein neues Gesetz

Der Bundestag hat Anfang 2025 ein Gewalthilfegesetz verabschiedet, das auch von vielen Verbänden begrüßt wird. Es soll einen bundesweiten Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Betroffene schaffen. Für Länder und Kommunen bedeutet dies, dass sie langfristig für ausreichende Strukturen sorgen müssen. Die Gedenkveranstaltung in Weißenfels zeigt, wie dringend eine solche gesetzliche Regelung ist.

Bürgerliches Engagement: Der Lauf gegen Gewalt

Neben Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen etabliert sich in Weißenfels eine weitere Tradition: der „Lauf gegen Gewalt“. Bereits 2024 nahmen mehr als 1.100 Menschen daran teil. Für September 2025 ist die nächste Auflage angekündigt. Das Event verbindet Sport, Solidarität und Spenden für das Frauenhaus sowie den WEISSEN RING. Es zeigt, wie breit das Bewusstsein für das Thema in der Region verankert ist.

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Zwischen Trauer, Empörung und Hoffnung

Das Gedenken in Weißenfels hat deutlich gemacht, wie groß der Schmerz in der Stadt ist, aber auch, wie stark die Solidarität sein kann. Rund 100 Menschen versammelten sich, legten Blumen nieder und hielten inne. Viele sprachen von Schock, andere von Wut, wieder andere von Hoffnung auf Veränderung. Besonders auf Social Media machten sich zahlreiche Stimmen für den Begriff „Femizid“ stark, um klar zu benennen, dass es sich nicht um ein tragisches „Drama“, sondern um eine strukturelle Form von Gewalt handelt.

Ein gesellschaftliches Signal

Die Tat von Weißenfels reiht sich in eine bedrückende Serie ein, doch die Reaktion vor Ort hat gezeigt: Schweigen ist keine Option. Der öffentliche Raum, repräsentiert durch die Rote Bank, wurde zu einem Ort der Würde, der Erinnerung und des Protests. Und gleichzeitig wurde sichtbar, dass viele Bürgerinnen und Bürger bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, sei es durch Teilnahme an Gedenkfeiern, durch Spenden oder durch die Teilnahme an symbolischen Aktionen wie dem Lauf gegen Gewalt.

Was bleibt …

Die Menschen in Weißenfels haben ein starkes Zeichen gesetzt. Sie haben nicht nur einer Frau gedacht, die Opfer grausamer Gewalt wurde, sondern auch verdeutlicht, dass Gewalt an Frauen kein privates, sondern ein gesellschaftliches Problem ist. In einer Zeit, in der die Zahlen von häuslicher Gewalt alarmierend hoch sind, zeigt dieses Gedenken: Solidarität, Erinnerung und laute Stimmen sind notwendiger denn je. Weißenfels ist damit nicht nur zum Ort der Trauer, sondern auch zum Symbol für Widerstand und Engagement geworden.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.