
Bad Harzburg – Die Polizei schlägt Alarm: Eine neue Betrugsmasche breitet sich in immer mehr deutschen Städten aus. Vor allem Parkautomaten geraten ins Visier von Kriminellen, die mit gefälschten QR-Codes ahnungslose Autofahrer täuschen. Auch im Harz wurden bereits mehrere Fälle bekannt, bei denen hohe finanzielle Schäden entstanden sind.
Manipulierte QR-Codes: Ein neuer Trick mit fatalen Folgen
Die Methode ist ebenso simpel wie effektiv: Betrüger überkleben die echten QR-Codes an Parkautomaten mit täuschend echten Aufklebern. Wer den Code scannt, landet nicht auf der offiziellen Website des Parkdienstleisters, sondern auf einer nachgebauten Phishing-Seite. Dort wird der Nutzer aufgefordert, seine Kreditkartendaten oder Fahrzeugdaten einzugeben – unter dem Vorwand, die Parkgebühr zu begleichen. Doch statt eines Parktickets folgt ein Betrug, der teuer werden kann.
„Der Sticker sah ganz normal aus – wie immer. Ich habe gar nichts bemerkt, bis mein Konto plötzlich mit 1.900 Euro belastet war“, berichtet eine Betroffene aus Celle. Ein klassisches Beispiel für sogenanntes Quishing – eine Wortschöpfung aus „QR-Code“ und „Phishing“.
Gefahr erkannt? So entlarven Sie gefälschte QR-Codes
Immer mehr Menschen fragen sich inzwischen:
Wie erkenne ich gefälschte QR-Codes an Parkautomaten?
Gefälschte Codes lassen sich oft durch genaues Hinsehen erkennen. Die Polizei und Verbraucherzentralen raten:
- Überprüfen Sie, ob der QR-Code sauber und fest in das Gehäuse des Automaten integriert ist – viele Fake-Codes sind nur auf Aufklebern angebracht.
- Achten Sie auf ungleichmäßige Kanten, überstehende Ränder oder Farbabweichungen.
- Wenn möglich, versuchen Sie vorsichtig, den Code mit dem Fingernagel zu lösen – echte Codes sind fest installiert.
- Nutzen Sie die URL-Vorschaufunktion Ihres Smartphones, bevor Sie eine verlinkte Seite öffnen.
Ein wesentlicher Hinweis: Offizielle Parkanbieter wie EasyPark leiten in der Regel nicht auf eine Bezahlseite, sondern direkt zur App. Wenn also eine Webseite zur Eingabe von Zahlungsdaten erscheint, sollten alle Alarmglocken läuten.
Kriminelle Taktiken: Täuschend echt und bundesweit verbreitet
Die Täter nutzen professionelle Aufkleber, die im Design bekannter Anbieter gestaltet sind. Farben, Logos und Schriftarten stimmen häufig exakt mit dem Original überein. Dadurch wirken die gefälschten Codes besonders vertrauenswürdig – und lassen viele Opfer in die Falle tappen.
Betroffen sind nicht nur Städte im Harz. In Niedersachsen wurden Vorfälle aus Goslar, Bad Harzburg, Hannover und Celle bekannt. Doch auch aus Erfurt, Landau, Hanau und sogar aus dem Ausland mehren sich die Meldungen. Besonders perfide: Mancherorts tauchten gefälschte QR-Codes sogar auf angeblichen Strafzetteln unter den Scheibenwischern auf.
Technologie trifft Täuschung: So funktioniert Quishing
Beim sogenannten Quishing wird die Nutzererwartung ausgenutzt. QR-Codes haben sich während der Pandemie als schnelle Zugangshilfe etabliert – in Restaurants, bei Veranstaltungen und eben auch beim Parken. Diese alltägliche Gewohnheit nutzen Cyberkriminelle gezielt aus.
Wer einen manipulierten QR-Code scannt, landet oft auf Webseiten mit Domains, die auf den ersten Blick legitim wirken. Viele Betrüger nutzen verkürzte URLs oder Subdomains, die seriösen Anbietern ähneln. Auf der gefälschten Seite wird dann zur Eingabe von Kreditkartennummer, Ablaufdatum, Sicherheitscode und weiteren persönlichen Informationen aufgefordert.
Was passiert, wenn ich einen manipulierten QR-Code beim Parken scanne?
Die Folgen können gravierend sein. Neben dem unmittelbaren Verlust von Geld droht auch Datenmissbrauch. In einigen Fällen wurden nach der Eingabe der Daten sofort mehrere hundert bis tausend Euro vom Konto der Opfer abgebucht. Besonders problematisch ist, dass viele Nutzer den Betrug erst Tage später bemerken – dann ist es oft zu spät.
Ein weiterer Effekt: Es gibt keine Parkquittung, keine Abbuchung über die offizielle App – alles wirkt zunächst, als sei nichts passiert. Diese trügerische Stille verschafft den Tätern einen zeitlichen Vorsprung.
Internationale Zahlen belegen: Quishing nimmt drastisch zu
Eine Analyse des Sicherheitsanbieters NordVPN zeigt, dass weltweit bereits über 26 Millionen Menschen von Quishing betroffen waren. QR-Codes haben sich dabei als besonders effektives Einfallstor etabliert: Mehr als ein Viertel aller gemeldeten Phishing-Versuche erfolgte mittlerweile über QR-Codes – Tendenz steigend.
Auch im Vereinigten Königreich stieg die Zahl der gemeldeten Quishing-Fälle 2024 auf über 1.300. Im ersten Quartal 2025 wurden bereits weitere 500 Vorfälle registriert – ein Rekordwert.
Wie kann ich mich vor Quishing beim Parken schützen?
Um sich wirksam zu schützen, helfen einfache, aber konsequente Maßnahmen im Alltag:
- Verwenden Sie nur Apps aus dem offiziellen App Store – nie über QR-Codes laden.
- Nutzen Sie manuelle Eingabe statt QR-Scanning, besonders an Parkautomaten.
- Deaktivieren Sie die automatische Weiterleitung von QR-Scans im Smartphone.
- Aktivieren Sie die URL-Vorschau und überprüfen Sie die Domain der verlinkten Seite.
- Vertrauen Sie nicht auf vermeintliche Bequemlichkeit – gerade bei Bezahlvorgängen.
Was tun, wenn ich Opfer von QR-Code Betrug wurde?
Wer betroffen ist, sollte unverzüglich handeln:
- Sperren Sie Ihre Karte sofort – zentral erreichbar unter der Nummer 116 116.
- Überprüfen Sie Ihre Kontobewegungen und informieren Sie Ihre Bank.
- Erstatten Sie Strafanzeige bei der Polizei.
- Bei Bankkarten zusätzlich eine KUNO-Meldung veranlassen, um Abbuchungen zu stoppen.
Je schneller reagiert wird, desto größer ist die Chance, zumindest einen Teil des Schadens zu verhindern oder zurückzuholen.
Wie häufig kommt Quishing vor und wo treten Opferfälle besonders auf?
Allein in Niedersachsen meldete die Polizei in den letzten Monaten mehrere Dutzend Fälle – ein deutlicher Anstieg. Besonders betroffen waren Goslar, Celle, Bad Harzburg und Hannover. Aber auch in Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz häufen sich ähnliche Meldungen. Der Schaden pro Fall bewegt sich oft im vierstelligen Bereich. Eine vollständige Statistik existiert nicht, doch die Dunkelziffer dürfte hoch sein.
Neue Wege der Prävention: Was tun Behörden und Betreiber?
Einige Städte reagieren bereits: In Hannover und Goslar wurden verstärkte Kontrollen eingeführt, alle Parkautomaten werden auf manipulierte Aufkleber überprüft. Auch Anbieter wie EasyPark sind sensibilisiert und raten Kunden zu mehr Wachsamkeit.
Gleichzeitig wird an technischen Lösungen gearbeitet: Erste Studien erproben den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur automatisierten Erkennung verdächtiger QR-Codes anhand visueller Merkmale. Ein Machine-Learning-Modell mit einer Trefferquote von über 90 % befindet sich aktuell in der Testphase.
Schlusswort: Mehr Achtsamkeit im digitalen Alltag
Der Fall der gefälschten QR-Codes an Parkautomaten zeigt deutlich, wie schnell sich technische Bequemlichkeit in eine Sicherheitslücke verwandeln kann. Was als praktischer Alltagshelfer gedacht war, wird von Kriminellen mit wachsendem Geschick ausgenutzt. Die hohe Zahl der Vorfälle – sowohl regional als auch international – ist ein deutliches Warnsignal.
Es liegt nun nicht nur an Polizei und Behörden, sondern an jedem Einzelnen, bewusster mit neuen Technologien umzugehen. Denn digitale Sicherheit beginnt oft mit einem genauen Blick – und dem Mut, auch einmal nicht den bequemsten Weg zu gehen.