
Goslar – Eine bevorstehende Hitzewelle bringt nicht nur Temperaturen von bis zu 37 Grad Celsius in den Harz, sondern auch eine drastische Zunahme der Waldbrandgefahr. Bereits jetzt stufen die Behörden mehrere Regionen als hoch bis sehr hoch gefährdet ein. Wandernde, Anwohnerinnen und Anwohner sind aufgerufen, besonders wachsam zu sein und die geltenden Sicherheitsregeln strikt einzuhalten.
Hitzewelle trifft auf ausgetrocknete Vegetation
Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) prognostizieren für die kommenden Tage eine deutliche Hitzespitze im Harz. Zwischen Dienstag und Donnerstag sollen die Temperaturen in Goslar und dem nördlichen Harzvorland auf 32 bis 37 Grad steigen. Gewitter sind zwar am Donnerstag möglich, bringen jedoch keine sofortige Entspannung – im Gegenteil: Starker Wind und Blitzschlag können die Brandgefahr kurzfristig sogar erhöhen.
Besonders problematisch: Die Region ist bereits seit Wochen von Trockenheit geprägt. Viele Waldbereiche sind stark ausgedörrt, und in höheren Lagen liegen große Mengen abgestorbenen Holzes. Diese Kombination wirkt wie ein Brandbeschleuniger.
Aktuelle Waldbrandgefahrenstufen im Überblick
Der Waldbrandgefahrenindex (WBI) liegt in mehreren Teilen des Harzes derzeit auf Stufe 4 („hoch“) und in einzelnen Gebieten sogar auf Stufe 5 („sehr hoch“). Besonders gefährdet sind:
- Nordharz-Vorland und Huy: Sehr hohe Gefahr, offene Flächen mit trockenem Gras und Kiefernwäldern.
- Bad Harzburg und Seesen: Hohe Gefahr, Mischwaldbestände mit trockenem Unterholz und Böschungen.
- Wernigerode und Quedlinburg: Hohe bis sehr hohe Gefahr, insbesondere an Waldrändern und Parkanlagen.
- Brockenumfeld/Schierke: Mittlere Gefahr, aber riskant bei Starkwind.
Wie hoch ist die Waldbrandgefahr im Harz bei Hitzewelle?
Die Gefahr ist aktuell so hoch wie selten zuvor in diesem Sommer. In Teilen des Landkreises Harz gilt die höchste Warnstufe. Das bedeutet: Jedes offene Feuer oder Funkenflug kann ausreichen, um einen Brand auszulösen.
Warum der Harz besonders anfällig ist
Die Ursachen liegen nicht nur in der aktuellen Witterung. Seit 2018 haben Borkenkäfer und Dürre große Teile des Fichtenbestandes zerstört. Über 11.600 Hektar Wald sind abgestorben, was eine enorme Menge an trockenem Totholz hinterlässt. Dieses Material ist leicht entzündlich und erschwert gleichzeitig die Brandbekämpfung, da es in tiefere Bodenschichten hinein glimmen kann.
Der Harz befindet sich zudem in einer Umbauphase zu klimaresilienteren Mischwäldern. Bis diese stabil und dichter bewachsen sind, bleibt das Risiko durch offene Flächen und lichte Waldbereiche hoch.
Welche Regionen im Harz sollten Wandernde jetzt meiden?
Von Ausflügen in besonders gefährdete Bereiche wird derzeit abgeraten. Dazu zählen:
- Gebiete rund um die Granetalsperre und den Steinberg
- Wälder im Umfeld von Bad Harzburg und Goslar
- Trockene Waldränder nahe Quedlinburg
- Offene Flächen im Huy-Gebiet
In einigen dieser Regionen wurden bereits Sperrungen verhängt oder angekündigt.
Verhaltensregeln bei hoher Waldbrandgefahr
Die Behörden appellieren an alle Besucherinnen und Besucher, folgende Regeln strikt einzuhalten:
- Kein Rauchen im Wald und in Waldnähe
- Kein offenes Feuer oder Grillen
- Keine Glasflaschen oder Dosen im Wald zurücklassen – Gefahr durch Brennglaseffekt
- Fahrzeuge nicht auf trockenem Gras parken (Gefahr durch heiße Fahrzeugteile)
- Verdächtige Rauchentwicklungen sofort unter 112 melden
Kann man einen Waldbrand im Harz durch Glas oder Müll auslösen?
Ja, das Risiko ist real. Auch wenn die Brennglaswirkung von Glasflaschen in der Sonne umstritten ist, warnen Experten vor weggeworfenem Glas, da es in Verbindung mit trockener Vegetation als Brandquelle wirken kann. Müll sollte daher grundsätzlich mitgenommen werden.
Prävention und Einsatzpraxis
Im Ernstfall zählt jede Minute. Feuerwehren im Harz setzen bei Waldbränden oft auf die sogenannte „Nasshaltung“: Dabei werden betroffene Flächen über Nacht gezielt befeuchtet, um Glutnester zu ersticken und ein Wiederaufflammen zu verhindern. Drohnen und Helikopter dienen zur Lageerkundung in schwer zugänglichen Hanglagen, während sogenannte Rucksacklöschgeräte in besonders steilen Bereichen eingesetzt werden.
Wie meldet man einen Waldbrand im Harz richtig?
Im Brandfall sollte umgehend der Notruf 112 gewählt werden. Wichtig ist, den genauen Standort zu nennen und Zufahrtswege für Einsatzfahrzeuge freizuhalten. Je schneller die Alarmierung, desto besser die Chancen, einen Brand klein zu halten.
Besonderes Augenmerk auf touristische Attraktionen
Auch beliebte Ausflugsziele wie die Brockenbahn müssen sich anpassen. Sobald die Waldbrandgefahr Stufe 4 erreicht, wird der Dampfzugbetrieb eingeschränkt oder durch Dieselloks ersetzt, um Funkenflug zu vermeiden. Bei Stufe 5 kann der Betrieb komplett eingestellt werden.
Was passiert mit der Brockenbahn bei hoher Waldbrandstufe?
In Zeiten hoher Gefahr schalten die Betreiber von Dampf- auf Dieselbetrieb um. Dies dient dazu, Funkenflug aus den Dampflokomotiven zu verhindern, der trockene Vegetation entzünden könnte.
Gesundheitliche Risiken der Hitzewelle
Die bevorstehenden hohen Temperaturen bergen nicht nur Brandgefahr, sondern auch Gesundheitsrisiken. In den letzten Jahren kam es deutschlandweit zu mehreren tausend hitzebedingten Todesfällen. Besonders betroffen sind ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, das Meiden der Mittagshitze und leichte Kleidung sind einfache, aber wirksame Maßnahmen zum Schutz.
Wie lange bleibt die Gefahr bestehen?
Solange die Hitzeperiode anhält und kein flächendeckender Regen fällt, bleibt die Waldbrandgefahr auf hohem Niveau. Selbst kurze Schauer senken die Gefahr nur kurzfristig, da trockener Boden und Totholz Feuchtigkeit nur langsam aufnehmen. Erst längere Regenperioden können die Gefahr spürbar mindern.
Soziale Medien als Frühwarnsystem
In den letzten Jahren haben sich Social-Media-Kanäle als wichtige Ergänzung zur amtlichen Warnkommunikation etabliert. Über Hashtags wie #Waldbrandgefahr oder #Harz posten Kommunen, Feuerwehren und Privatpersonen aktuelle Lagebilder, Sperrungen und Warnungen. In manchen Fällen werden hier Informationen schneller geteilt als über offizielle Portale.
Warum ist der Harz aktuell so brandgefährdet?
Die Brandanfälligkeit des Harzes resultiert aus mehreren Faktoren: hohe Temperaturen, fehlender Niederschlag, starker Wind und eine Waldstruktur, die durch Borkenkäferschäden große Mengen trockenen Holzes enthält. Hinzu kommt, dass viele Wanderwege und touristische Attraktionen mitten durch diese gefährdeten Gebiete führen.
Ausblick und Handlungsempfehlung
Die nächsten Tage werden entscheidend sein, um größere Brände zu verhindern. Jede Person, die sich im oder am Wald aufhält, trägt Verantwortung für den Schutz dieser sensiblen Landschaft. Vorsicht und Rücksichtnahme sind jetzt wichtiger denn je. Wer unsicher ist, ob ein Gebiet betreten werden darf, sollte sich vorab bei lokalen Behörden oder über offizielle Warn-Apps informieren.
Mit der Einhaltung der Verhaltensregeln und dem bewussten Umgang mit der Natur kann jede und jeder Einzelne dazu beitragen, den Harz vor schweren Waldbränden zu bewahren. Auch wenn die Hitzeperiode nicht ewig anhält, bleibt das Risiko durch die strukturelle Waldsituation bestehen – umso wichtiger ist es, jetzt aufmerksam und umsichtig zu handeln.