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Harz | Im Fokus des 26. Tourismusgipfels 2025: Welche Bedeutung die Region wirklich hat

Wernigerode, 02. Juni 2025, 09:00 Uhr

Beim 26. Tourismusgipfel 2025 in Berlin stehen die Zukunftsperspektiven des Deutschlandtourismus im Zentrum der Debatten. Neben globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel oder geopolitischen Krisen, richtet sich der Blick auch auf einzelne Regionen – darunter der Harz, der sich seit Jahren als vielseitige und wirtschaftlich relevante Destination positioniert. Doch welche Rolle spielt der Harz tatsächlich auf dem Gipfel und im gesamtdeutschen Tourismuskontext? Eine fundierte Bestandsaufnahme.

Stabile Größe mit Herausforderungen: Der Harz als touristischer Ankerpunkt

Mit jährlich rund zehn Millionen Übernachtungen zählt der Harz zu den bekanntesten Mittelgebirgsregionen Deutschlands. Insbesondere im Bundesland Sachsen-Anhalt ist seine Bedeutung enorm: Über 40 Prozent aller Übernachtungen in Sachsen-Anhalt entfallen auf den Harz. Die Region ist damit nicht nur Aushängeschild, sondern auch ökonomischer Motor des Landes.

Die landschaftliche Vielfalt, das kulturelle Erbe und die ausgezeichnete Wanderinfrastruktur machen den Harz sowohl für Naturfreunde als auch für Familien und Kulturreisende attraktiv. Der Brocken, der höchste Berg Norddeutschlands, ist längst zur Symbolfigur für den Harzer Tourismus avanciert.

Strukturelle Besonderheiten als Stärke und Schwäche zugleich

Der Harz verteilt sich über drei Bundesländer – Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – und fünf Landkreise. Diese föderale Struktur bringt sowohl Chancen durch Vielfältigkeit als auch Herausforderungen in der Koordination touristischer Maßnahmen mit sich. Viele Anbieter sind kleine und mittelständische Unternehmen, was zur regionalen Verwurzelung beiträgt, jedoch auch eine gewisse Fragmentierung der Angebote mit sich bringt.

Touristisches Zukunftskonzept Harz 2025: Ziele und Wirklichkeit

Mit dem „Touristischen Zukunftskonzept Harz 2025“ wurde frühzeitig ein strategisches Leitbild entwickelt, das die Weichen für einen ganzheitlich nachhaltigen und wirtschaftlich stabilen Tourismus stellen sollte. Kernziele waren:

  • Stärkung der regionalen Identität
  • Förderung nachhaltiger Tourismusformen
  • Optimierung von Mobilitäts- und Beherbergungsstrukturen
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Einige Investitionsprojekte, etwa das Harzresort am Torfhaus oder die Modernisierung am Bocksberg, wurden erfolgreich umgesetzt. Doch angesichts neuer Herausforderungen wie dem Klimawandel oder sinkender Gästezahlen stellt sich die Frage, wie resilient dieses Konzept tatsächlich ist.

Einbruch bei Übernachtungszahlen: Alarmsignale aus 2025

Während der Harz auf langfristige Stabilität setzt, zeigen aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2025 eine besorgniserregende Entwicklung. In Sachsen-Anhalt sank die Zahl der Übernachtungen im März um über 21 Prozent, die Gästeankünfte gingen sogar um mehr als 18 Prozent zurück. Ähnliche Trends zeigen sich auch in Niedersachsen. Gründe dafür reichen von veränderten Reiseverhalten über wirtschaftliche Unsicherheiten bis hin zu saisonalen Einflüssen.

Tourismus unter Druck: Der Einfluss des Klimawandels

Der Harz ist direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen. Besonders gravierend: der massive Rückgang der Schneetage, der den Wintertourismus – lange Zeit ein zentraler Einnahmefaktor – zunehmend unrentabel macht. Wintersportorte wie Braunlage oder Schierke verzeichnen bereits rückläufige Buchungszahlen in der kalten Jahreszeit.

Auch das Waldsterben durch Borkenkäferbefall hinterlässt deutliche Spuren. Kahle Hänge statt grüner Fichtenwälder verändern das Landschaftsbild drastisch. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht, sondern mindert auch das touristische Naturerlebnis, das viele Besucher suchen.

„Der Harz verliert sein grünes Gesicht.“

Ein Forstwirt aus dem Südharz beschreibt die Situation drastisch: „Wir verlieren pro Jahr Tausende Hektar Fichtenbestand. Die Gäste fragen uns immer öfter, was mit dem Wald passiert ist – viele verstehen die Zusammenhänge nicht, sehen aber die Verwüstung.“

Neue Wege: Nachhaltigkeit und Innovation

Angesichts dieser Entwicklungen setzen viele Akteure auf nachhaltige Tourismusformen. Das Harzer Urlaubs-Ticket (HATIX), das kostenloses Busfahren für Übernachtungsgäste ermöglicht, ist ein Schritt hin zur klimafreundlichen Mobilität. In Schierke wurden zudem neue Fahrradstellplätze und Ladesäulen für E-Bikes installiert. Auch E-Carsharing-Modelle gewinnen an Bedeutung.

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Besonders zukunftsweisend ist die Verbindung von Naturschutz und Tourismus: Das Projekt „Klimaschutz trifft Biodiversität“ etwa bringt Gäste aktiv mit Themen wie Wiederaufforstung, Artenschutz und Umweltbildung in Kontakt – und stärkt zugleich das Naturverständnis.

Regionale Stärke durch Bildung und Kultur

Die Hochschule Harz bildet mit dem internationalen Studiengang „Tourism Studies“ gezielt Fachkräfte für den nachhaltigen Tourismus aus. Damit wird nicht nur Wissen in die Region zurückgetragen, sondern auch ein internationaler Austausch gefördert.

Kulturelle Veranstaltungen wie das Mordsharz-Festival setzen zusätzliche Impulse. Mit Krimi-Lesungen, Theater und Diskussionen bringt das Festival internationale Autoren in die Region und etabliert den Harz als Ort für Literaturtourismus.

Der 26. Tourismusgipfel 2025: Bühne für den Harz

Auf dem diesjährigen Tourismusgipfel ist der Harz als Beispielregion für die Transformation des Deutschlandtourismus präsent. Experten diskutieren dort, wie klassische Regionen mit Rückgängen und ökologischen Belastungen umgehen können, ohne an Attraktivität zu verlieren.

Die wichtigsten Themen im Überblick:

Diskussionsfeld Bezug zum Harz
Nachhaltige Mobilität HATIX-Ticket, E-Carsharing, Fahrrad-Infrastruktur
Klimaanpassung im Tourismus Rückgang Schneetourismus, Waldumbauprojekte
Regionale Identität & Kultur Mordsharz-Festival, UNESCO-Welterbe Rammelsberg
Touristische Bildung Hochschule Harz mit internationalem Tourismus-Studiengang

Kritische Stimmen: Zwischen Marketing und Realität

Während viele Entwicklungen positiv bewertet werden, gibt es auch kritische Töne. So warnen Tourismusexperten davor, Nachhaltigkeit lediglich als Marketingbegriff zu nutzen, ohne tiefgreifende strukturelle Veränderungen vorzunehmen. In vielen Gemeinden ist der Rückgang an Übernachtungsangeboten ein Zeichen für schleichende wirtschaftliche Probleme – allein im sachsen-anhaltischen Harz verschwanden in den letzten fünf Jahren über 3.000 Betten.

Die Gefahr besteht, dass touristische Substanz verloren geht, während Werbekampagnen Nachhaltigkeit suggerieren, die vor Ort nicht in dieser Form stattfindet. Für eine glaubwürdige Zukunft braucht es mehr als Einzelinitiativen – es braucht eine koordinierte Gesamtstrategie.

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Fazit: Der Harz als Symbol für touristischen Wandel

Der Harz ist eine Region im Wandel – und ein Spiegelbild der Herausforderungen, vor denen viele deutsche Tourismusregionen stehen. Klimakrise, demografischer Wandel, Mobilitätsverhalten und neue Erwartungen an Nachhaltigkeit treffen hier auf eine historisch gewachsene touristische Infrastruktur und eine starke regionale Identität.

Auf dem Tourismusgipfel 2025 wird der Harz nicht nur als Reiseziel, sondern als Beispiel für Transformation und Lernprozess wahrgenommen. Die Frage lautet nicht mehr, ob sich der Tourismus ändern muss – sondern wie. Der Harz zeigt, dass dieser Weg bereits beschritten wurde. Doch wie konsequent er weiterverfolgt wird, bleibt abzuwarten.

Der Harz spielt eine wichtige Rolle – als Reiseziel, als Modellregion und als Prüfstein für den nachhaltigen Tourismus von morgen.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.